
Telematiksysteme helfen durch die Erfassung von Fahrzeug- und Fahrerdaten, einen ganzheitlichen Überblick über den Fuhrpark in Echtzeit zu erhalten. Mit diesen Daten kann das Management des Fuhrparks optimiert werden, allerdings müssen die Daten erst einmal gesammelt und zu relevanten Insights zusammengefasst werden. Erst dann kennen Flottenentscheider die wichtigsten Parameter und können so jederzeit begründete Entscheidungen treffen, wie Wolfgang Schmid, Webfleet Head of Central Region, erklärt: „Der ‚Blick ins Fahrzeug‘ kann bei der Entscheidungsfindung weiterhelfen. Bereits heute erzeugen Fahrzeuge vermeintlich eine Unmenge an Daten. Sie bleiben jedoch meist ungenutzt. Webfleet bündelt diese Daten zu relevanten Informationen, auf deren Basis die Unternehmen ein klares Bild vom Status quo und von der Aktivität ihrer Flotte erhalten. Entscheidungen für die zukünftige Ausrichtung und die Planung der Digitalisierung bekommen eine fundierte Grundlage.“
Zu den Vorteilen zählt auch die Verringerung der Arbeitsbelastung im Fuhrparkalltag bei Routinearbeiten, die viel Zeit verschlingen, wie Martin Craul, Leiter Vertrieb DeDeNet GmbH, erläutert: „Intelligente, moderne Telematiksysteme punkten heute vor allem mit einer deutlichen Zeitersparnis für Fuhrparkbetreibende. Daraus resultierend – und natürlich abhängig vom Umfang der angebotenen Lösung – sorgen sie durch die Automatisierung zahlreicher Unternehmensprozesse für eine unmittelbare Optimierung der eingesetzten Ressourcen wie Fahrzeuge, Personal, Treibstoff sowie für eine nachhaltige Fuhrparknutzung.“ Aber auch aufseiten der Dienstwagennutzer bewirkt der Einsatz von Telematik eine Vereinfachung des Arbeitsalltags, zum Beispiel wenn diese ein Fahrtenbuch führen müssen.
Darüber hinaus gibt es unzählige weitere mögliche Module im Telematikbaukasten, wie Ulric E. J. Rechtsteiner, Geschäftsführer der AREALCONTROL GmbH, erklärt: „Der Klassiker ist nach wie vor das elektronische Fahrtenbuch und seit 2019/2022 die Arbeitszeiterfassung. Bei zeitkritischen Einsätzen auch Ortung und Tracking. Inzwischen gewinnt jedoch das Thema ‚remote OBD‘ beziehungsweise ‚Ferndiagnose‘ immer mehr an Bedeutung. Der Grund ist in einer weitgehend automatisierten Furhparkverwaltung zu sehen, um Termine, Inspektionen, Wartungsbedarf oder anstehende Reifenwechsel automatisiert anzustoßen.“
Interessant ist in diesem Kontext auch die Frage, welche Rolle das Smartphone im Bereich der Fahrzeugtelematik spielt. Jürgen Schachner, Director Sales DACH bei Samsara, sagt dazu: „Der wahre Wert von Smartphone-Apps kommt zum Tragen, wenn sie mit herkömmlicher Telematik-Hardware oder Automobilhersteller-Integrationen gekoppelt werden. Durch die Zusammenführung von Daten aus mobilen Geräten mit zusätzlichen Eingaben können Informationen direkt an die Fahrer weitergegeben werden. Für Samsara-Kunden hat diese Methode des Remote-Coachings und der Digitalisierung des Papierkrams das Engagement der Fahrer effektiv erhöht.“
Aktuell gehört zu der zukünftigen Planung eines Unternehmens sicherlich auch der Umstieg auf Elektromobilität. Für diesen sind Telematikdaten genauso hilfreich, wie Gion Baker, CEO Vodafone Automotive, weiß: „Dabei ist es wichtig, dass Fuhrparkmanager wissen, ob sich die Elektrifizierung der Flotte aus finanzieller und operativer Hinsicht lohnt. Tools wie unser EV Suitability Assessment (EVSA; Eignungsbewertung von E-Fahrzeugen) sind genau darauf ausgelegt: Es zeichnet Fahrdaten hinsichtlich der Reichweite, der Kosteneinsparungen und des Nutzungsverhaltens auf, analysiert diese und kann anschließend Fahrzeugempfehlungen bereitstellen, die an die Anforderungen des Flottenmanagers angepasst sind.“
Wesentliche Herausforderungen bei der Elektrifizierung liegen weiterhin in den Bereichen Energieverbrauch und Reichweite der Fahrzeuge und damit auch bei der Ladeinfrastruktur und dem dazugehörigen Lademanagement. „Durch automatische Benachrichtigungen wird der Flottenmanager informiert, wenn der Ladevorgang den vorher festgelegten Sollwert erreicht hat. Und auch wenn das Fahrzeug nicht vorschriftsgemäß angeschlossen wurde, wird das Flottenmanagement benachrichtigt. Zusätzlich bieten wir unser Temperatur-Reichweiten-Tool an, um besser zu verstehen, wie sich unterschiedliche Temperaturen auf die E-Reichweite auswirken, und das EV-Batterie-Degradations-Tool, um die Haltbarkeit ihrer Batterie zu ermitteln“, wie Klaus Böckers, Vice President Nordics, Central and Eastern Europe, Geotab, darlegt.
Doch wie sieht es mit den Telematiksystemen der Hersteller aus, die in immer mehr modernen Fahrzeugen ab Werk verbaut sind? Diese sind zwar hilfreich als Datenlieferant, bei gemischten Flotten mit Fahrzeugen verschiedener Marken ist die Vereinheitlichung ohne externe Dienstleister jedoch schwierig. „Der größte Vorteil von externen Lösungen ist die Unabhängigkeit. Dies ist besonders interessant, wenn die Fahrzeuge nicht alle vom selben Hersteller bedient werden. Selbst wenn es nur ein Hersteller sein sollte, gibt es meistens zwischen den Modellen diverse Unterschiede, was eine Vereinheitlichung schwer macht. Auch weil viele OEMs ihre Schnittstellen nicht freigeben“, so Clemens Herzig, Junior Sales Manager Mobility bei der KEMAS GmbH. Dazu haben externe Lösungen aber noch einen weiteren Pluspunkt, wie Jörg Harzmann, Inhaber eh-systemhaus e. K., ausführt: „Der entscheidende Vorteil einer externen Lösung ist der hohe Grad der Individualisierung. So können zum Beispiel Schnittstellen zu Spesen-Abrechnungssystemen, Lohnbuchhaltungen oder Dispositions- und Auftragsverwaltungen kundenspezifisch realisiert werden. Hierbei kann zum Beispiel gezielt auf branchenspezifische Anforderungen eingegangen werden.“
Ist der Siegeszug der Telematik also nicht mehr aufzuhalten? Ulric E. J. Rechtsteiner wagt einen Ausblick: „Die steigende Anzahl vernetzter Fahrzeuge wird zu einer noch größeren Datenverfügbarkeit führen, was zu fortschrittlicheren Telematiklösungen und verbesserten Dienstleistungen für Autofahrer und Unternehmen führen wird. Wir erwarten eine verstärkte Integration von Telematik in Fahrzeugen, um eine effizientere und sicherere Mobilität zu ermöglichen. Die Fahrzeugtelematik wird somit einen wichtigen Beitrag zur zukünftigen Mobilität in Deutschland leisten.“