
Ladekarten haben im Grunde die gleiche Funktion wie die schon bekannten Tankkarten. Während an Tankstellen jedoch direkt Sprit aus dem Hahn fließt und verschiedene Zahlungsmittel zulässig sind, lässt sich der Ladevorgang an der Säule erst mit einer speziellen Karte freischalten und mit dieser kann dann auch bezahlt werden. Ziel der Anbieter ist es dabei, den Lade- und Bezahlvorgang für den Kunden so einfach wie möglich zu gestalten. So soll nicht nur an öffentlichen Ladestationen, sondern auch bei der Firma oder zu Hause mit derselben Karte bezahlt werden können. Dazu kommen noch sogenannte Hybridkarten, mit denen sowohl herkömmlicher Kraftstoff getankt als auch Strom geladen werden kann, sodass diese Karten den Einstieg in die Elektromobilität für Flotten erleichtern. Marc Fasel, BU Mobility bei der Westfalen AG, meint hierzu: „Unser Ziel ist es, Elektromobilität noch attraktiver zu gestalten und vor allem Unternehmen das problemlose Laden unterwegs, am Arbeitsplatz und zu Hause zu ermöglichen, ohne dass dies zusätzlichen Aufwand erfordert. Mit unseren Hybridkarten zum Tanken, Waschen und Laden bieten wir unseren Kundinnen und Kunden darüber hinaus eine ganzheitliche Lösung, die Transparenz schafft.“ Mit einer zusätzlichen App lassen sich zudem Ladepunkte finden und es kann deren Verfügbarkeit geprüft werden. Des Weiteren kann der Ladevorgang kontrolliert werden, sodass es dem Kunden so bequem wie möglich gemacht wird.
Doch an wen richten sich die Ladekarten genau? Richard Röhr, Sales Director DACH bei UTA Edenred, gibt die Antwort: „Unser Ziel ist es, mit UTA eCharge eine komplette Lösung für die Elektrifizierung der Unternehmensflotte anbieten zu können. Das Angebot richtet sich an Fuhrparkbetreiber jeglicher Flottengröße. Unsere UTA eCard ist dabei der Einstieg in das öffentliche Laden. Ladevorgänge können per klassischer Karte und per Smartphone-App gestartet und gestoppt werden.“ Bei der Entwicklung der verschiedenen Produkte stehen die Anbieter in engem Kontakt mit dem Kunden und können die Eigenschaften dabei an die jeweiligen Bedürfnisse anpassen: „Unsere Lösungen beinhalten verschiedene Nutzeroberflächen und Zugriffsmöglichkeiten – sowohl für den Dienstwagenfahrer als auch für den Flottenmanager. Dahinter steht vor allem aber eine noch größere Produktwelt, die wir auf unsere Zielgruppen zuschneiden. So gibt es eine Lösung für kleine und mittelständische Unternehmen, die einfach schnell eine gute Flottenlösung brauchen und direkt loslegen möchten. Über die Integration von Home- und Workplace-Charging kann das Set-up zu einer 360-Grad-Lösung ausgebaut werden. Für die größeren Unternehmen und Leasinganbieter kann diese zusätzlich erweitert und im Branding angepasst werden“, so Mateo Sotomayor, Director Fleet Services der Digital Charging Solutions GmbH.
Für Pendler, die zwischen ihrem Arbeitsund Wohnort unterwegs sind, dürften die öffentlichen Lademöglichkeiten entlang des Weges bekannt sein. Hier reicht die Ladekarte des regionalen Stromanbieters, der diese Ladestationen betreibt, aus. Doch für Mitarbeiter im Außendienst sieht die Lage schon ganz anders aus: Für den gewerblichen Einsatz einer E-Flotte muss eine lückenlose Energieversorgung gewährleistet sein. Deshalb spielt hier nicht nur die Größe des eigenen Ladenetzes des Anbieters eine Rolle, sondern auch das Roaming-Netzwerk im Inund Ausland mit öffentlich zugänglichen Ladesäulen verbundener Anbieter. Peter Siegert, der als Leiter Vertrieb bei der EnBW das Flottengeschäft verantwortet, führt dazu aus: „Aktuell befinden sich über 400.000 Ladepunkte in 17 Ländern in Europa im Angebot der EnBW mobility+. Damit haben die Kund*innen Zugang sowohl zum größten Schnellladenetz in Deutschland, das die EnBW selbst betreibt, als auch zu den Ladepunkten der vielen Roaming-Partner in Deutschland und im Ausland. Das sorgt für eine bestmögliche Netzabdeckung im Alltag der Kund*innen, die geschäftlich reisen, aber auch derjenigen, die privat unterwegs sind.“ Michael Brell, Senior Sales Manager Deutschland, Österreich, Schweiz (DACH) bei bp/Aral, weist zudem auf die Relevanz der Art des Ladenetzes hin: „Eine wesentliche Rolle spielt neben der generellen Verfügbarkeit auch die Ladegeschwindigkeit. Deshalb setzt Aral an den unternehmenseigenen Tankstellen auf ultraschnelle Ladeangebote. Die entsprechende Technik am Fahrzeug vorausgesetzt, kann dort innerhalb von rund zehn Minuten die Energie für eine Reichweite von bis zu 300 Kilometern geladen werden.“
Die Tarifstrukturen der einzelnen Anbieter sollen für den Fuhrparkverantwortlichen so aufgestellt sein, dass ersichtlich ist, mit welchen Kosten zu rechnen ist. So kann dieser eine genaue Kostenaufstellung für den Fuhrpark ausarbeiten. Dies unterstreicht auch Fabian Guse, Head of Fleet Solutions Elli: „Auch mit unserem Ladetarif möchten wir uns an die individuellen Mobilitätsbedürfnisse unserer Kund:innen anpassen. Unser Modell zeichnet sich durch Einfachheit und Transparenz aus – es gibt keinen Tarifdschungel oder versteckte Kosten.“ Dass dabei für den geladenen Strom gezahlt werden muss, ist klar, doch welche zusätzlichen Kosten gibt es noch? Die sogenannte Stand- oder Blockiergebühr soll zur bestmöglichen Auslastung beitragen, damit die Ladesäule nicht als Parkplatz genutzt wird. Daneben fällt meist eine Grund- oder Kartengebühr an, so auch bei der DKV Mobility GmbH, wie Sven Mehringer, Managing Director Energy & Vehicle Services, erzählt: „Wir bieten ab April 2023 bundesweit zwei Einheitspreise an: einen festen AC-Preis und einen festen DC-Preis. Hinzu kommt die monatliche Cardgebühr. Eine Blockiergebühr wird nur dann erhoben, wenn das Fahrzeug den AC-Ladepunkt länger als 210 Minuten oder den DC-Ladepunkt länger als 90 Minuten nutzt.“ Weiter werden dem Fuhrparkleiter natürlich alle Informationen betreffend der Ladekarte zur Verfügung gestellt: Zum Beispiel mit einer Einbindung in das Fuhrparkmanagementsystem des Unternehmens über eine Schnittstelle wie bei der euroShell Deutschland GmbH & Co. KG. Die Geschäftsführerin Silke Evers erklärt: „Um den Wechsel zur Elektromobilität zu erleichtern, legt Shell Wert darauf, dass alle Lösungen ineinandergreifen und das gesamte Spektrum abdecken. Für Unternehmen, die Ladedaten direkt in ihr System einspeisen möchten, bieten wir auch für Ladungen und Ladepunkte eine API-Schnittstelle an.“ Des Weiteren können die Daten dem Kunden zur Verfügung gestellt werden, wie Manja Reichenbacher, Marketingreferentin im Bereich Fleet & Mobility von TotalEnergies Deutschland, erläutert: „Selbstverständlich stehen die Rechnungs- und Transaktionsdaten in den gängigen Datei-Formaten als Download im Kundenportal bereit und können somit auch in Softwarelösungen hochgeladen werden.“ Auch der Geschäftsführer der AVIA Plus GmbH & Co. KG, Holger Mark, weist auf diese Möglichkeit hin: „AVIA bietet ein Kundenportal für das Verwalten der Tankund Ladekarten beziehungsweise zukünftig der Hybridkarte. Damit haben die Fuhrparkmanager eine Datenbasis für eine detaillierte Übersicht.“
Neben den Informationen sind auch verschiedene Services rund um das Thema Ladekarten von Bedeutung für den Fuhrpark. Diese Dienstleistungen werden teilweise von den Anbietern übernommen, wie Eva Rothe, Commercial Director bei der Arval BNP Paribas Group, berichtet: „Die Kunden wählen alle eingebundenen Services abgestimmt auf die Bedürfnisse der Mitarbeitenden und des Unternehmens aus und Arval kümmert sich um die gesamte Abwicklung. Dazu zählen unter anderem das komplette Tankkartenhandling, automatische Sperren und Neubestellungen bei Leasingverträgen, detaillierte Reports über Verbrauch und Kosten sowie das Handling aller Abrechnungen. Die Kunden haben dabei keinerlei Administrationsaufwand für die eigene Kartenverwaltung oder die Kostenzuordnung.“
Zuletzt soll noch der Punkt Rechnungen angesprochen werden: Auch hier wird bei den Anbietern Wert auf Einfachheit gelegt. Dazu zählt zum Beispiel, dass auf der Rechnung alle Ladevorgänge an verschiedenen Standorten erscheinen. Hierzu sagt Marcel Heinze, Leiter Profitcenter Digital Mobility bei der BayWa Mobility Solutions GmbH: „Mit dem neuen Produkt fleet@all der BayWa Mobility Solutions können Dienstwagenfahrer ihren Strom oder Kraftstoff bequem mit der BayWa Tankund Ladekarte Hybrid bezahlen. Alle Tankund Ladevorgänge werden auf nur einer Abrechnung abgebildet – egal ob der Karteninhaber sein Fahrzeug an einer Tankstelle tankt oder an einer öffentlichen Ladestation, in der Firma oder an der Wallbox zu Hause auflädt.“ Auch bei der Frage nach den Formen der Abrechnung, ob monatliche Einzelrechnung oder quartalsweise Sammelrechnung, passen sich die Anbieter an die Kundenwünsche an: „Wir bieten eine Rechnung per Schnittstelle, per E-Mail oder per Post an, die Rechnungsstellung kann monatlich oder quartalsweise erfolgen. Unterschiedliche Abrechnungsformate wie beispielsweise Sammelrechnungen können ebenfalls erstellt werden“, so Christoph Ebert, Geschäftsführer der E.ON Drive GmbH.