
Wie ist es eigentlich wirklich um die Elektromobilität bestellt? Zumindest in den Medien wird der Eindruck erweckt, wir seien im Endzeitalter mit unseren Verbrennungsmotoren. Doch das Modellangebot steht dem entgehen. Viele Marken, vor allem die Premium-Labels, denken gar nicht daran, ihre Verbrenner aus dem Programm zu nehmen. Auch der Diesel gehört nach wie vor zum guten Ton. Daher ist es völlig selbstverständlich, dass der neue Mercedes GLC ebenfalls als Diesel zu haben ist. Und Flottenmanagement hat sich entschieden, ihm einmal auf den Zahn zu fühlen — als 300d 4Matic.
Damit trägt die Redaktion dem Bedürfnis Rechnung, dass immer noch viele Menschen gerne mit dem Selbstzünder unterwegs sind. Vor allem Kunden, die aus beruflichen Gründen zehntausende Kilometer pro Jahr zurücklegen, bevorzugen diese Antriebsart. Verdenken kann man es ihnen nicht — zwar verbessert sich die Ladetechnik von Elektroautos kontinuierlich, was die Ladezeiten freilich reduziert. Aber auf dem Level eines Tankvorgangs ist der Ladevorgang noch längst nicht angenommen.
Der GLC 300d mit klassischem Selbstzünder ist natürlich unter dem Blech auch nicht mehr so ganz klassisch. Schließlich bauen die Schwaben bis auf wenige Ausnahmen nur noch elektrifizierte Modelle. Beim Dieselpart handelt es sich weiterhin um den traditionellen OM654 — ein bewährter und ziemlich effizienter Zweiliter-Vierzylinder, den die Ingenieure im Vergleich zur Ausführung im Vorgänger noch einmal stärker machen konnten. Statt 245 leistet er nun 265 PS. Der Startergenerator steuert immerhin 23 PS dazu. Im Alltag merkt man ihn kaum — allerdings fällt auf, wenn er den Verbrenner anwirft. Das geschieht nämlich selbst im Kaltstart binnen Sekundenbruchteilen.
Dann kann die Testfahrt ja starten. Das tut sie, und zwar verzögerungsfrei. Es gibt quasi keine Gedenksekunde, der Dreihunderter legt sofort los, wenn man das Gaspedal niederdrückt. Und das außerdem in einer akustisch angenehmen Weise. Natürlich, Präsenz zeigt der Hightech-Vierzylinder zwar durchaus, vor allem gegen Drehzahlende. Aber das geht in Ordnung. Unter dem Strich verströmt das Mittelklasse-SUV übrigens eine samtige Note. Was die reine Längsbeschleunigung angeht, so darf man aber schon von sportlich sprechen. Hurtige 6,3 Sekunden weist das Datenblatt für den Sprint von 0 auf 100 km/h aus – amtlich. Traktionsprobleme kennt der Untertürkheimer nicht, denn es gibt ihn ausschließlich mit dem Allradantrieb 4Matic.
So schnell ist man also beim Thema Performance angelangt. Ein Punkt, in dem sich vor allem Selbstzünder generell radikal gewandelt haben in den letzten Jahrzehnten. Verschrien als Wanderdünen, nahmen viele Kunden Abstand vom Diesel, seiner Sparsamkeit zum Trotz. Das ist heute anders, und so schiebt auch der GLC 300d kräftig an, sofern man sein Leistungspotenzial nutzt. Demnach ist die Werksangabe für den Spurtwert glaubhaft. Dabei braucht der elektrifizierte Zweiliter nicht einmal hohe Drehzahlen, um souverän unterwegs zu sein. In einer Bandbreite von 1.800 bis 2.200 Touren stehen bärige 550 Newtonmeter zur Verfügung.
Kein Wunder, dass der neunstufige Wandlerautomat im Alltag nicht sonderlich viel Schaltarbeit leisten muss, wenn der Vierzylinder im großen Gang entspannt auf der breiten Drehmomentwelle surft. Eigentlich schafft man es, gefühlt 90 Prozent aller Verkehrssituationen in den oberen beiden Gängen abzuhandeln, sobald der Zweitonner rollt.
Was spricht eigentlich dafür, Mercedes-Mittelklasse als SUV zu wählen? Beispielsweise sein Hightech-Fahrwerk. Mit dem netto 2.790 Euro teuren Technik-Paket lenkt der GLC nicht nur mit allen vier Rädern, sondern liegt außerdem auf Luftbälgen. Das hat den charmanten Vorteil, auch bei voller Beladung ein gleichbleibendes Fahrverhalten zu erzielen. Und der GLC ist kultiviert, kann aber auch gut etwas wegarbeiten. Knapp 1.700 Liter lassen sich einpacken, nachdem die Rücksitzbank umgelegt wurde. Zu den praktischen Fertigkeiten gehört übrigens auch, dass sich der Wendekreis mit der Allradlenkung mal eben um einen knappen Meter reduziert. Damit fährt der GLC dann gefühlt so wendig wie ein Kleinwagen – genau richtig, wenn man in engen urbanen Gefilden unterwegs ist. Innen ist der 4,72 Meter lange Schwabe richtig geräumig, perfekt zum Kilometerfressen. In der zweiten Reihe lässt sich ebenso gut Strecke abspulen. Und die Extremitäten selbst größer gewachsener Personen stoßen so leicht nicht an Grenzen. Geschmeidige Polster erleichtern das Reisen überdies dergestalt, dass die Passagiere nach einer ganztägigen Fahrt glücklich aussteigen.
Und falls es unterwegs einmal droht langweilig zu werden, gibt es ja vielfältige Betätigungsfelder. Beispielsweise das Erkunden der Mercedes-Infotainmentwelt. Das spielt sich vorwiegend auf dem ziemlich ausladenden Touchscreen ab. Selbsterklärend. Dieser ist übrigens ein ausgezeichnetes Beispiel dafür, dass virtuelle Bedienung auch intuitiv und praktisch sein kann. Der Trick ist simpel: Man kreiere einfach betont große Schaltflächen – verfehlen der Zielbuttons: ausgeschlossen. Das sogenannte Fahrerdisplay bietet aber ebenfalls viel Spielwiese und lässt sich mannigfaltig personalisieren. Allerdings! Bitte unbedingt mit dem GLC sprechen, denn der versteht akustische Befehle ausgesprochen gut. Darunter auch Navigationsziele, artikuliert man sie noch so undeutlich.
Ein Schnäppchen ist der intern auf die Bezeichnung X254 hörende Multifunktionsmercedes kaum. Als Dreihunderter avanciert der Mittelklässler zum noblen Gefährt – Kostenpunkt: mindestens 59.395 Euro netto. LED-Scheinwerfer, Smartphone-Integration und Tempomat sind freilich ab Werk vorhanden. Plus diverse Komfort- und Sicherheitsassistenten wie Rückfahrkamera oder Spurhaltewarner. Für Fans aufregender Innovationen stellt das 1.350 Euro teure Digital Light eine ganz besondere Verlockung dar. Nicht nur, dass der Lichtkegel hochadaptiv gesteuert wird. Die Hightech-Scheinwerfer sind in der Lage, nachts Warnsymbole auf die Fahrbahn zu projizieren. Empfehlenswert für LangstreckenFahrer ist das Fahrassistenz-Paket Plus. Es bietet zum Extratarif von 2.430 Euro einen adaptiven Geschwindigkeitsregler, der den GLC selbstverständlich bis zum Stillstand herunterbremst im Stop-and-Go-Verkehr. Dieses Extra ist ein Muss, weil es Komfort und Sicherheit massiv erhöht. Und Komfort kann der GLC. Sicherheit auch, das ist schließlich einer der Grundwerte der Marke.