
Aha, schon wieder ein neuer Plug-in-Hybrid. Diesmal von Mazda also. Dabei schimpfen ja viele Menschen auf diese Antriebsgattung, aber sie scheint dennoch gefragt zu sein. Zurecht, denn es gibt einfach Anwendungsfälle, die auf langen Strecken keine Verzögerung dulden (tanken geht schneller als laden). Und anderseits möchten manche Autofahrer eben in der Stadt oder im persönlichen täglichen Umkreis elektrisch fahren. Werfen wir einen Blick auf die Batterie des neuen Mazda CX-60: knapp 18 kWh. Damit kommt der Brocken in der gemittelten WLTP-Disziplin 63 Kilometer weit, im städtischen Verkehr sogar knapp 70 – genug also für tägliche Besorgungen. Natürlich ist der PHEV ein stark auf spezifische Zielgruppen ausgerichtetes Auto – beziehungsweise: Wenn er artgerecht (also meistens elektrisch) bewegt werden soll, erfordert es Kunden mit entsprechender Lademöglichkeit. Man muss schon zu Hause oder auf der Arbeit eine Steckdose finden, sonst wird es schwierig. Städtische Typ 2-Säulen sind auch fein, aber dann müssen sie auch in der Nähe des Ziels stehen, zu dem man ohnehin möchte und dort auch eine gewisse Zeit verweilen.
Aber jetzt wird erst einmal ein Blick auf den Neuen geworfen. Auffällig ist die wuchtige Front, die den CX-60 in Kombination mit der hohen Gürtellinie solide aussehen lässt. Gegen den Trend verzichtet das Team aus Hiroshima auf viele Sicken und schafft damit eine weitgehend cleane Optik. Und dann kommt auch der Kniff mit den leicht abgeflachten Radhäusern besser zur Geltung. Wer Lichtspiele mag, bekommt nett designte LED-Einheiten – oder vielmehr diejenigen hinterherfahrenden Menschen. Überdies nutzen die Japaner gleich noch die Kommunikationsmöglichkeit mit dem Auspuff. Angedeutete Doppelrohre lassen eine gewisse Potenz erwarten, die sich sogar bewahrheitet. Doch das wird später noch Thema. Dezente Chromapplikationen bringen einen Schuss Noblesse in den Designcocktail. Eine ganze Reihe verschiedener Leichtmetallräder (überwiegend 20 Zoll groß) unterstreichen den Chic des Mittelklässlers. Dem Testwagen gönnte man selbstverständlich das feinste Rad im sogenannten Diamantschliff – gibt es natürlich nur für die höheren Lines.
Eine Schippe drauf legt Mazda außerdem bei der Anmutung des Innenraums. Da erblickt das Auge feinstes Ahornholz, säuberlich gearbeitet, haptisch solide. Fancy gestaltete Türverkleidungen bestehen aus einem grauweißen Stoff, der sich übrigens auch über die Armaturen zieht und diese mit einem interessanten Muster verziert nach der japanischen Nähtechnik Kakenui. Und definitiv einen Exkurs verdienen die Sitze, die diesmal wirklich üppig ausfallen. Deutlich wird das an den hohen Flanken der Fondsitzbank, das ist wirklich ein Sofa zum reinfläzen. Wobei, die Bank ist nicht nachgiebig-weich, sondern eher anschmiegsam-straff gehalten – reisen in der zweiten Reihe wird jedenfalls zur erfreulichen Sache. Und in der ersten natürlich sowieso, zumal die vorderen Stühle auf Wunsch belüftet werden können. Zahlreiche USB-Anschlüsse im gesamten Auto verteilt tragen dem Umstand Rechnung, dass wir nun einmal im digitalen Zeitalter angekommen sind. Was die Bedienung betrifft, geht Mazda eigene Wege und stellt neben der Möglichkeit, mit dem Touchscreen zu hantieren, einen „Multi Commander“ zur Verfügung. Dabei handelt es sich um einen Dreh-Drück-Steller, mit dem man durch die Menüs streifen kann.
Infotainment zählt mittlerweile zu den Grundpfeilern automobiler Begehrlichkeiten – wer hier also oben mitspielt, hat den Trumpf. Daher war es Mazda beispielsweise schon immer wichtig, die vom Head-up-Display ausgegebenen Daten in die Windschutzscheibe und nicht in eine kleine, vorgelagerte Plexiglasscheibe zu projizieren. Sieht einfach höherwertig aus. Und selbstverständlich haben die Ingenieure aus Hiroshima so viel Display in den CX-60 gepackt, wie irgend möglich. Als da wäre das Kombiinstrument plus das Widescreen-Touchdisplay hoch oben auf der Mittelkonsole, um es gut zu erreichen. Weiterhin erhalten bleibt aber auch das traditionelle Tastenfeld für die Klimaautomatik, auf dem man nicht nur die Temperatur steuern kann, sondern auch erweiterte Funktionen. Dazu gehören unter anderem die Luftintensität und -verteilung. Des Weiteren kommt das Lenkrad mit einem gerüttelt Maß an Knöpfchen – irgendwo will schließlich auch die Steuerung für den Tempomat untergebracht werden. Außerdem lässt sich hier die Sprachbedienung aktivieren – heute auch nicht mehr ganz unwichtig.
Aber nun endlich zum Antrieb. Mit vollem Akku geht es los, der Verbrenner wird nicht gebraucht. Und das klappt nicht zuletzt so gut, weil die lautlose Maschine mit 175 PS ganz schön Power hat. Es reicht jedenfalls, um auch mal ordentlich überholen zu können. Die Höchstgeschwindigkeit im elektrisch betriebenen Modus beträgt stattliche 140 km/h. Aber richtige Dramatik kommt natürlich erst auf, wenn beide Motoren gemeinsam an den Rädern zerren. Mit einer Systemleistung von 327 PS gehört der Mazda zur bisher stärksten Ausführung der Markengeschichte. Und entsprechend hurtig sprintet der 2,1-Tonner auf 100 km/h – nämlich laut Werk innerhalb von 5,8 Sekunden. Bei sportlicher Gangart untermalt der 2,5 Liter große Vierzylinder den Vortrieb mit kerniger Kulisse. Schön, dass er dazu in der Lage ist. Dennoch bleibt der CX-60 ein komfortabler Tourer, der in erster Linie dadurch auffällt, wohligen Federungskomfort zu spendieren. Dieser passt dann ja auch wieder zu den bequemen Stühlen – so wird aus dem CX-60 eine runde Angelegenheit, vor allem für Langstreckennutzer.
Und eine, die in der Basis sogar noch wohlfeil zu haben ist. Denn mit netto 39.824 Euro ist der große Japaner gar nicht mal überbezahlt. Immerhin gibt es das volle Arsenal an Assistenten serienmäßig, wozu neben Notbrems- und Spurhalteassistent auch die Verkehrszeichen-Erkennung gehört. Darüber hinaus rollt kein CX-60 ohne LED-Scheinwerfer vom Hof – auch an Bord sind Navigationssystem und Smartphone-Integration. Auf keinen Fall verzichten sollte man auf das sogenannte „Driver Assistance-Paket“ zu netto 1.344 Euro. Es beinhaltet adaptive Matrix-LED-Scheinwerfer, die Teilbereiche ausblenden können: Auf diese Weise kann das Fernlicht aktiv bleiben, auch wenn Verkehrsteilnehmer entgegenkommen. Der adaptive Tempomat gehört ebenso zum Paketinhalt. Er sorgt dafür, dass der Allradler in geschmeidiger Weise bremst, wenn der Vordermann mit dem Tempo heruntergeht und sogar anhält. Immer beliebt auch das wirklich ausladende Panoramaglasdach, das vor allem viel Licht ins Innere des CX-60 bringt. Für netto 1.092 Euro zu haben und auch zu öffnen.