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Nach den ersten sechs Zulassungsmonaten des Jahres 2022 liegen laut KBA-Angaben alternative Antriebe insgesamt (Elektro (BEV), Hybrid, Plug-in-Hybrid, Brennstoffzelle, Gas und Wasserstoff) mit einem Zuwachs von 14,2 Prozent über dem Niveau des Vorjahreszeitraums. Das ist umgerechnet ein Anteil von 44,3 Prozent an allen Pkw-Neuzulassungen des ersten Halbjahrs 2022 in Deutschland. Im Vergleich dazu lag deren Anteil im ersten Halbjahr 2020 noch bei unter zwanzig Prozent; also mehr als eine Verdoppelung. Doch woher kam der enorme Anstieg? Vor allem aus dem Bereich der Fahrzeuge mit Elektroantrieb. Denn während sich deren Anteil noch im Juni 2020 auf nicht einmal zehn Prozent belief, kletterte er in den folgenden Monaten auf einen Höchststand von 35,7 Prozent (Dezember 2021), bevor auch hier Lieferengpässe dem rasanten Wachstum einen Dämpfer versetzten. Doch auch die 24,7 Prozent für Neuwagen mit Elektroantrieb zeigen deutlich einen Trend zur klimaneutralen Mobilität.

Anno 2022 befinden wir uns aber gerade erst am Anfang eines langen Weges zur klimaneutralen Mobilität. So ist die ausschließliche Zulassung von CO2-neutral betriebenen Neuwagen erst für 2035 vorgesehen, wenn es nach den Plänen der Europäischen Union geht. 2035 markiert aber auch für viele Automobilhersteller den Zeitpunkt, ab dem sie ausschließlich vollelektrische Fahrzeuge anbieten wollen. Das Marktforschungsinstitut DATAFORCE hat Daten zu denjenigen Herstellern zusammengetragen, die aus der Produktion von Verbrennern aussteigen wollen und sich auf 100 Prozent BEV in ihren Planungen festgelegt haben. Dabei kommt das Institut bei seiner Hochrechnung zu dem Schluss, dass 2035 ein BEV-Anteil von mindestens 80 Prozent bei den Neuzulassungen erreicht wird. Allerdings muss im Hinterkopf behalten werden, dass geopolitische Einflüsse die Entwicklung verzögern könnten, falls etwa die verfügbaren Mengen für Lithium, Kobalt und Nickel fehlen, welche für den Bau von Batterien benötigt werden. Ebenfalls muss eine ausreichende Ladeinfrastruktur zur Verfügung stehen.

Die Versorgung der Fahrzeuge mit Energie ist jedoch ein Thema, welchem sich Unternehmen schon heute widmen (müssen). Denn ein neues Elektroauto nützt dem Mitarbeitenden wenig, wenn ihm keine Möglichkeiten zum Laden zur Verfügung stehen. Aber halt: keine Möglichkeiten zum Laden? 

Ladeinfrastruktur hat im Vergleich zu Tankstellen den entscheidenden Vorteil, dass sie nahezu überall realisiert werden kann – es wird nur ein Stromanschluss benötigt. Daher lässt sich das Elektrofahrzeug auch bequem zu Hause oder am Unternehmensstandort an einer Wallbox laden (S. 90), und das während der Zeit, in der es ohnehin nicht genutzt wird. Doch schon vor dem Durchbruch der Elektromobilität musste sich diese mit einem Phänomen auseinandersetzen – der Reichweitenangst. Ja, das Laden eines Elektroautos nimmt mehr Zeit in Anspruch als die Betankung des Verbrenners. Aber hier kommt wieder der große Vorteil der Elektromobilität zum Tragen, denn Ladeinfrastrukturen lassen sich einfacher realisieren. Für Deutschland bedeutet das, dass laut Angaben der Bundesnetzagentur am 1. Juni 2022 insgesamt 52.605 Normalladepunkte sowie 9.395 Schnellladepunkte öffentlich zugänglich waren und damit auch unterwegs eine lückenlose Versorgung mit Strom sichergestellt war (S. 82). Im Vergleich hierzu waren per Ende 2021 gerade einmal 14.459 Tankstellen in Deutschland gemeldet. Auch eine Fahrt ins Ausland (S. 85) müssen „Elektromobilisten“ keinesfalls scheuen, denn auch in unseren Nachbarländern sind öffentlich zugängliche Ladepunkte keine Seltenheit mehr. Wenn wir gerade beim Thema Ausland sind: Ein weiterer Vorteil des Ladens offenbart sich bei der Verrechnung – diese kann bequem über sogenannte Ladekarten beziehungsweise RFID-Chips sowie Apps erfolgen (S. 74), und das je nach Anbieter an über 300.000 Ladepunkten in Europa.

Welche Erfahrungen Unternehmen im Bereich Elektromobilität gesammelt haben, ist Schwerpunkt unserer Online-Umfrage (S. 87). Es zeigt sich hier, dass auch Flotten sich auf dem Weg zur klimaneutralen Mobilität befinden. Dennoch müssen viele Unternehmen den Spagat zwischen verbrennerlastigem Fahrzeugbestand und neuen CO2-neutral betriebenen Elektromobilen wagen. Um nicht von der Komplexität der Abrechnung der verschiedenen Energiequellen erschlagen zu werden, wird oftmals auf sogenannte Hybrid-Tankkarten (S. 78) zurückgegriffen. Diese vereinen die Vorteile der Akzeptanz in einem flächendeckenden Netz an Tankstellen mit dem Zugang zu mehreren Hunderttausend Ladepunkten in Europa. Somit ist der Mitarbeitende, egal ob er mit einem Fahrzeug mit Verbrenner oder (teil-)elektrischem Antrieb unterwegs ist, bestens versorgt.