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Von der Verlässlichkeit des Fuhrparks hängt oft der ganze Betrieb ab. Die Entscheidung für ein Elektrofahrzeug muss deshalb auf belastbaren Fakten beruhen: Dafür genügt schon der Blick auf die eigene Unternehmensflotte. Anhand der vorhandenen Daten kann man die Ausgangslage sondieren und die Anforderungen an das E-Fahrzeug ermitteln – auch wenn bisher nur Fahrzeuge mit Verbrennungsmotor im Einsatz sind. „Am Thema Elektromobilität kommt heute kein Fuhrpark mehr vorbei. Dabei darf man E-Mobilität nicht auf Fahrzeuge beschränken, sondern sollte auch E-Roller oder Cargobikes für die letzte Meile in emissionsfreien Innenstädten einbeziehen. Kommerzielle Flottenbetreiber müssen diese neuen Mobilitätsformen berücksichtigen und einbinden. Die Umstellung auf Elektrofahrzeuge bedeutet eine beträchtliche Investition. Sie fällt mit einem guten Datenbild deutlich leichter. So lässt sich objektiv anhand der Reichweitenanalyse der vorhandenen Flotte klären, welche Fahrzeuge überhaupt elektrifiziert werden können und welche man besser mit Verbrennungsmotor beibehält. Erfahrungswerte in WEBFLEET-Projekten legen nahe, dass man Fahrzeuge mit Verbrennerantrieb nicht immer 1:1 gegen Elektrofahrzeuge austauschen kann. Es hilft, den notwendigen Laderaum, die verfügbaren Fahrer und die Ladeinfrastruktur in die Entscheidung einzubeziehen. Die angestrebte Fahrzeugmischung in der Flotte hängt auch von den Lieferregionen ab. Mehrere kleinere Fahrzeuge und schnellere Taktraten bei Lieferungen können gerade im urbanen Raum mehr bringen als die Investition in einen Schwerlaster, für den man nur schwer Fahrer findet. So kann man bereits heute in Richtung Smart-CityKonzepte planen. Mit Daten gibt Webfleet Solutions die notwendige Sicherheit bei der Planung. Heute schon können 61 Prozent der Flotten auf E-Mobilität umgestellt werden. Diese Nutzfahrzeuge sind zu 98 Prozent innerhalb der EV-Reichweite unterwegs. Das bedeutet 42 Prozent weniger Benzinverbrauch, 30 Prozent weniger Diesel und 31 Prozent weniger CO2-Ausstoß“, gibt Wolfgang Schmid, Director Central Region (DACH) bei Webfleet Solutions, zu verstehen.

Geotab, ein weltweit führender Anbieter von IoTund vernetzten Transportlösungen, stellte im Mai dieses Jahres eine aktuelle, europaweite Studie vor, die zu dem Ergebnis kommt, dass 60 Prozent der europäischen Pkws und leichten Nutzfahrzeuge in Flotten schon heute durch vollelektrische Alternativen ersetzt werden könnten. Die Ergebnisse stammen aus der Eignungsbeurteilung für Elektrofahrzeuge (Englisch: Electric Vehicle Suitability Assessment, kurz: EVSA) von Geotab, mit der anonymisierte Fahrmuster von 46.000 vernetzten Verbrennerfahrzeugen aus 17 Ländern, darunter Deutschland, Frankreich, Spanien, Italien und Großbritannien, analysiert wurden. Die Studie „Profitable Sustainability: The Potential of European Fleet Electrification“ untersuchte dabei die Betriebskosten und Umweltauswirkungen herkömmlicher leichter kommerzieller Kraftfahrzeuge mit Verbrennungsmotor (einschließlich Pkws, SUVs, Minivans und leichter Nutzfahrzeuge) und verglich diese mit ihren batterieelektrischen Pendants. Durch die Verwendung realer Leistungsdaten von Elektrofahrzeugen liefert Geotab überzeugende Nachweise des Return on Investment (ROI) und der positiven Nachhaltigkeitsauswirkungen von Elektrofahrzeugen. Den Daten zufolge können Flottenmanager über einen Zeitraum von sieben Jahren mit durchschnittlichen Einsparungen von 9.508,47 Euro pro Fahrzeug rechnen, selbst wenn man die Einsparungen durch staatliche Anreize, wie Zuschüsse beim Erstkauf, nicht berücksichtigt. Betrachtet man die Umweltauswirkungen des Umstiegs auf Elektrofahrzeuge, so entspricht die Einsparung einer durchschnittlichen Reduktion von mehr als fünf Tonnen CO2-Emissionen pro Fahrzeug. „Unternehmen wissen, dass Elektrofahrzeuge die Zukunft ihrer Fuhrparks bestimmen werden, und sind jetzt in der Lage, einige der Vorteile des Umstiegs auf Batteriebetrieb messbar zu machen“, sagt Klaus Böckers, Vice President Nordics, Central & Eastern Europe bei Geotab. „Unsere Studie stellt einen Durchbruch dar, der die Rentabilität eines Umstiegs auf Elektrofahrzeuge veranschaulicht, was Flottenbetreibern helfen wird, ihre Nachhaltigkeitsziele zu erreichen. Sie zeigt auch, dass staatliche Anreize einen erheblichen positiven Einfluss auf die Elektrifizierung von Flotten haben können.“ Telematiklösungen und die daraus gewonnenen Daten liefern somit einen guten Überblick über das Elektrifizierungspotenzial einer Flotte: „Der große Vorteil von Telematiklösungen ist eine klare Übersicht über die gefahrenen Strecken und das Parkverhalten. Wir kombinieren dieses Wissen intelligent und bieten eine Elektrifizierungsanalyse an. Sie beantwortet genau diese Fragen: Welches Fahrzeug ist elektrifizierbar? Können wir eine Wallbox für das Fahrzeug installieren und wenn ja, wo und welche Art?“, so Jakob Schubert, Projektmanager Strategy & Markets bei Vimcar.

Daten in Echtzeit 
Aber auch nach der Elektrifizierung der Unternehmensflotte ist die Nutzung von Fahrzeugdaten über Telematiklösungen unerlässlich, um reibungslose Betriebsabläufe zu garantieren. „Gerade für Elektrooder Hybridfahrzeuge ist Telematik nicht wegzudenken. Denn Informationen zu Lademanagement und Poolverfügbarkeit erhält man nur durch Daten, welche Telematik liefern. Schließlich macht es nur Sinn, in ein Elektrofahrzeug zu steigen, wenn auch genug Batteriekapazität für die anstehende Fahrt zur Verfügung steht“, erläutert Clemens Herzig, Junior Sales Manager Mobility bei KEMAS. Die Angst vor einer zu geringen Reichweite für die anstehende Fahrt hält Ulric E. J. Rechtsteiner, Geschäftsführer der AREALCONTROL GmbH, unter Einsatz von Telematik für unbegründet: „Die Besonderheit liegt in der ‚Reichweitenangst‘ und Bedenken wegen der ‚Lade-/Wartezeit-Verschwendung‘ begründet, was im ungünstigsten Fall zur Nichteinhaltung von Servicelevelvereinbarungen des Flottenbetreibers führen kann. Die AREALCONTROL Telematik liefert in Realtime den Ladezustand, die verbleibende Reichweite und weitere relevante Parameter aus Elektrofahrzeugen. Dadurch ist eine optimale Disposition möglich. Interessant ist, dass etwa 80 Prozent der leichten Servicefahrzeuge (LCV – Light Commercial Vehicle) weniger als 160 Kilometer täglich fahren. Von daher ist die Reichweitenangst unbegründet. Wichtig ist jedoch, dass die Fahrzeuge ähnlich der Handhabung eines Smartphones abends wieder geladen werden.“ Nicht zu unterschätzen ist hierbei, dass die genutzte Telematiklösung immer zum Unternehmen und zu der jeweiligen Fuhrparkstruktur passen sollte: „Elektrofahrzeuge generieren spezifische Kennzahlen, wie die verbleibende Reichweite, Ladezustand und Ladezeit. Diese Daten sollten live einsehbar sein, da es nicht nur um die Optimierung von Reichweiten geht, sondern auch um den Erhalt der Produktivität. Hat die Disposition zum Beispiel Einsicht in die aktuellen Akkubeziehungsweise Ladezustände der Flotte, ist es möglich, die Fahrzeuge/Fahrer entsprechend der Batteriekapazität und der zu fahrenden Fahrtstrecke zu disponieren“, erörtert Maria Johanning, Geschäftsführerin der Ctrack Deutschland GmbH.

Neben Unternehmensflotten werden insbesondere auch Sharing-Dienste zunehmend elektrifiziert, was ganz andere Herausforderungen mit sich bringt: „Aus der Perspektive der Shared-Mobility-Branche sind E-Fahrzeuge nicht nur interessant, weil sie in hohem Maß vernetzt sind. Sie sind vor allem stark nachgefragt und in Sharing-Flotten überproportional häufig vertreten: Der Bundesverband CarSharing e. V. weist aus, dass die E-Quote unter den Carsharing-Fahrzeugen in Deutschland im vergangenen Jahr um fast fünf Prozent auf insgesamt 23,3 Prozent gestiegen ist. Offensichtliche Herausforderungen beim Einsatz von E-Autos im SharingBetrieb sind dabei das Sicherstellen der Konnektivität und das Tracking der Ladekabel. Viele E-Fahrzeuge sind über integrierte Herstellertelematik nicht mehr erreichbar, sobald sie ausgeschaltet werden. Gerade für Sharing-Betreiber stellt das ein Problem dar. Wichtig ist für Betreiber außerdem festzustellen, dass das Ladekabel im Fahrzeug ist. Spezifische Sensorik und dedizierte Sharing-Telematik ermöglichen ein LadekabelTracking“, erläutert Alexander Gmelin, Chief Product Officer bei INVERS.

Fazit: Bei der Umstellung von Fahrzeugen mit Verbrenner auf elektrifizierte Modelle ergeben sich für Flottenverantwortliche und Dienstwagenberechtigte viele Fragen, auf die Telematiklösungen bereits heute Antworten liefern können. „Wer über eine Umstellung nachdenkt, sollte keine Entscheidung aus dem Bauch heraus treffen, sondern strategisch und auf Basis verlässlicher Daten handeln. Telematiklösungen, die eine gesunde Datenbasis herstellen, geben die dazu nötige Sicherheit. Ein erster Schritt kann es sein, die Telematiklösung zur Dokumentation der Fahrten mit einem Verbrenner zu nutzen: Tripdaten, Standzeiten und weitere Informationen unterstützen bei der Einschätzung, welches E-Fahrzeugmodell ein adäquater Ersatz sein kann und ob eine Umstellung mit Einschränkungen bei den Nutzungsmöglichkeiten verbunden ist. [...] Ist die Entscheidung für eine Umstellung getroffen, sind die Daten wichtige Indikatoren zur Planung der Ladeinfrastruktur. Mit der Telematiklösung Remote Vehicle Data (RVD) Platform von Continental lässt sich das reale Fahrverhalten in einem gesetzten Zeitraum pro Fahrzeug dokumentieren. Zu den erfassten Daten zählen zum Beispiel: Standund Fahrzeiten, Streckenverlauf via GPS, Kilometerstand und Spritverbrauch, Geschwindigkeit und Beschleunigung und Umgebungsdaten. Diese Tripdaten helfen, die Anzahl der Ladepunkte und die Leistung der Ladeinfrastruktur abzuschätzen. Und sind somit eine solide Datenbasis für eine Investitionsentscheidung“, fasst Maximilian Drentschew, Head of Product Management – Connected Solutions: Value Streams bei der Continental Automotive GmbH, abschließend zusammen.