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Es fühlt sich fast schon ein bisschen historisch an, mit dem Porsche Macan unterwegs zu seien. Er ist zwar ganz frisch modifiziert – doch es ist kein Geheimnis, dass er das erste und letzte Macan-Modell mit Verbrennungsmotor sein wird. Porsche kommuniziert das sogar ganz offen. Entwarnung: Der Konzern wird den klassischen Macan aber auch nach Einführung der elektrischen Variante voraussichtlich im nächsten Jahr weiter anbieten für Kunden, die am Verbrenner festhalten möchten. Und damit wir aber bezüglich des CO2-Ausstoßes den Ball flach halten, rollt der Macan hier mit dem Grundmotor an. Das heißt: Unter der Haube arbeitet ganz schlicht ein zwei Liter großer Vierzylinder (der ausgereifte Konzernmotor EA888), der hier mit ganz ansehnlichen 265 Pferdchen auf alle vier Räder wirkt. Mit dieser Leistung macht das Triebwerk eine gute Figur in einem Produkt aus dem Hause Porsche und dürfte die Interessenten keineswegs enttäuschen.

Selbst nachdem der Schlüssel rechts vom Lenkrad (alte Porsche-Tradition) eingesteckt und gedreht wurde, macht sich immer noch keine Enttäuschung breit. Der Zweiliter dreht kurz hoch, dann folgt der Soundcheck. Die Klangdesigner haben sich ins Zeug gelegt, und das Kraftwerk beherrscht vom sonoren Säuseln bis zum kehligen Schreien so manche Zwischentöne trotz dämpfenden Ottopartikelfilters, aber einen Vierzylinder würden Unwissende aus der Soundfülle nicht zwingend interpretieren. Und die Akustik ist schließlich wichtig – sie ist einer der Hauptgründe, warum man beim Verbrenner bleiben mag. Und natürlich die Tatsache, dass der Tank binnen weniger Minuten wieder gefüllt werden kann, der für viele hundert Kilometer reicht. Doch ob elektrisch oder konventionell – ein Macan muss gleich eine ganze Reihe von Kriterien erfüllen. Er soll bei kompakten Außenabmessungen viel Platz innen bieten, um ein guter Partner sowohl auf langen Autobahnreisen als auch in der City zu sein. Und Sportlichkeit ist natürlich ein großes Thema, Komfort aber auch. Wie gut der Spagat letztendlich gelingt, grundsätzlich einander widersprechende Eigenschaften gleichzeitig zu erfüllen, hängt natürlich vom Kunden ab.

Wenn der beispielsweise die 2.210 Euro (netto) teure Luftfederung ordert, kann er per Knopfdruck selbst entscheiden, lieber sportlich straff oder komfortabel unterwegs zu sein. Grundsätzlich ist der Macan ein fahraktives Auto, was nicht nur am für die Klasse niedrigen Schwerpunkt (1,62 Meter Fahrzeughöhe) liegt. Lenkung und Fahrwerk sind tendenziell auf Performance getrimmt, und insbesondere eine bestimmte Positionen des Konfigurators zeigt, was Sache ist: das sperrbare Hinterachsdifferenzial zu netto 1.250 Euro. Es verteilt das Antriebsmoment zwischen den beiden Hinterrädern abhängig von Lenkwinkel und Grip. Schon auf den ersten Metern fühlt sich der Macan drahtig an mit guter Rückmeldung am Lenkrad. Das ruft förmlich nach einem Abstecher auf die Landstraße am besten mit ausgeprägten Wechselkurven. Denen folgt der Porsche präzise und lange neutral, reagiert sensibel auf noch so geringe Lenkkorrekturen und bleibt beständig auf Kurs. Doch nicht jeder möchte an seiner Rekordzeit für bestimmte Fahrbahnpassagen arbeiten, dafür aber möglichst unbehelligt Fahrbahnschnitzer überrollen. Auch das ist möglich dank adaptiver Dämpfersteuerung. 

Wohlfühlstimmung nennt man das also. An dieser sind viele Komponenten beteiligt, auch die Sitze beispielsweise. Sie geben die Devise aus, zu nachgiebig kann nicht gut sein, also melden Gesäß und Rücken eine angenehme Verbindlichkeit. Und von hier aus genießt man einen Blick auf eine feine Knöpfchenpracht, wie sie Technikfans ein Lächeln auf die Lippen zaubert. Das kann durchaus ein paar Stunden anhalten, so lange kann eine Reise ja schließlich mal dauern. Kein Problem, da in solchen Zeiträumen keine Verschleißerscheinungen für sämtliche Extremitäten und Rücken sichtbar werden. Bevor es vergessen wird – Display kann der 2014 eingeführte Macan natürlich auch. Aber er bleibt dennoch ein bisschen analog und gönnt seinen Zuschauern, also konkret gesagt dem Fahrer, mechanische Lösungen für Drehzahlmesser und Tacho. Der Tourenzähler prangt übrigens prominent in der Mitte, um ein bisschen Mythos 911 in den Macan zu übertragen. Ganz ohne Display kommt dieses Kombiinstrument natürlich nicht aus – die Skala rechts kann dank TFT-Fläche sowohl die Straßenkarte wie auch Bordcomputer-Daten ausgeben.

Noch einmal zurück in die Fahrer-Perspektive. Mit seiner Leistung beschleunigt der Allrad-Porsche nicht ausufernd wild, aber durchaus nachdrücklich. Etwas mehr als sechs Sekunden genügen dem Zuffenhausener bis Erreichen von Landstraßen-Tempo, und der Vortrieb endet erst bei 232 km/h. Keine Frage, dieser Porsche ist mehr Cruiser denn Racer. Zu diesem Eindruck trägt auch das geschmeidige Doppelkupplungsgetriebe mit sieben Fahrstufen bei, dessen Arbeitsweise kaum von der einer Wandlerautomatik zu unterscheiden ist. Selbst unter hoher Last bleibt der Schaltvorgang in erster Linie am Drehzahlmesser auszumachen. Und während man so vor sich hincruist, fällt der Blick unweigerlich auf die Mittelkonsole – bei Porsche traditionell eine Schalteroase. Nur wichen physische Taster hier hochglanzpolierter Schaltflächen. Keine Frage, das Menü auf dem schnell reagierenden und durchaus großzügig bemessenen Display (knapp elf Zoll) mit umfangreicher Gestensteuerung übernimmt einen großen Teil der zu bedienenden Features, aber die alltäglichen Klassiker wie Fahrwerksverstellung oder Temperaturreglung lassen sich direkt auf der Mittelkonsole anwählen.

Ab netto 54.171 Euro startet der Basis-Macan – seine Ausstattung kann sich indes sehen lassen. Frei Haus sind Bluetooth-Freisprecheinrichtung, elektrische Heckklappe, LED-Scheinwerfer, Navigationssystem, Parksensoren, elektrisch verstellbare Sitze, Spurverlassenswarnung und Tempomat. Auch wenn alle wichtigen Positionen abgedeckt sind – die Liste der Sonderausstattungen ist lang und hält manche Verlockung bereit. Definitiv mit an Bord muss der aktive Tempomat zu netto 720 Euro. Zumindest diejenigen Käufer mit Langstreckenprofil mögen nie wieder darauf verzichten, dass das Fahrzeug mit dem fließenden Verkehr mitschwimmt und selbsttätig beschleunigt oder bremst. Auch das 540 Euro (netto) teure schlüssellose Schließsystem sorgt für spürbaren Mehr-Komfort. Mit netto 380 Euro günstig abgegolten sind volladaptive Scheinwerfer, dank deren Hilfe man quasi mit Dauerfernlicht unterwegs ist. Die bessere Lichtausbeute auf nächtlichen Straßen sollte man sich keineswegs entgehen lassen.