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Grundsätzlich gilt, dass jedes motorbetriebene Fahrzeug bei seiner Zulassung in Deutschland über eine Haftpflichtversicherung verfügen muss, damit selbst verursachte Schäden an Fremdeigentum abgedeckt sind. Diese Versicherungspflicht gilt – mit Einschränkungen bei der Mindestdeckungssumme – in allen EU-Mitgliedsstaaten und auch in vielen weiteren Ländern. Alle übrigen Fahrzeugversicherungen gelten als freiwillig. Deren Umfang und Absicherungssummen sind abhängig von individuellen Faktoren, auf die wir im Folgenden näher eingehen. 

Zunächst bestimmt die Art und Anzahl der zu versichernden Flottenfahrzeuge, dann die bisherige Schadenhistorie und die finanzielle Selbstbeteiligung im Schadenfall das Versicherungsmodell. So bieten die befragten Flottenversicherer beispielsweise für Gewerbetreibende und Kleinstflotten ab drei Fahrzeugen sogenannte Kleinstflottentarife, die über einen einheitlichen Beitragssatz je Fahrzeuggruppe – vom Sattelschlepper bis zum Dienstwagen des Geschäftsführers – verfügen. Sogar Fahrzeuge, für die gewöhnlich kein Schadenfreiheitsrabatt besteht, erhalten einen günstigen Beitragssatz.

Das Leistungsportfolio der Flottenversicherer weist teilweise große Unterschiede auf, jedoch leisten alle dargestellten Unternehmen Schutz auch im Falle grober Fahrlässigkeit, ausgeschlossen sind hierbei Schäden aufgrund von Alkohol- und Drogenmissbrauch. Ebenfalls können die Kunden bei allen Anbietern auf eine 24-h-Schadenhotline vertrauen, die im Falle eines Falles zu jeder Zeit Hilfe leistet. Schäden können bei allen genannten Versicherungen über die gängigen medialen Kanäle Telefon, E-Mail, Post, Website oder per App gemeldet werden. Neben dem telefonischen Kontakt erweisen sich in den letzten Jahren auch Apps als Alternative für die Sicherstellung einer unmissverständlichen Kommunikation und einer präzisen Absprache für die unmittelbare Hilfe. Für den Versicherer und den Kunden steht dabei eine möglichst einfache und schnelle Abwicklung im Fokus: „Es genügt eine Kontaktaufnahme per Telefon, E-Mail oder Internet. Wir setzen uns dann umgehend mit dem Kunden in Verbindung, um die Schadenanzeige aufzunehmen, den Sachverhalt zu klären und den Schaden zu regulieren. Für bestimmte Kunden bieten wir zusätzlich einen eigenen Ansprechpartner im Schadenbereich an“, gibt Timon Schneider, Produktmanager und Senior Underwriter Motor bei der Zurich Versicherung, zu verstehen.

Wenn es um den Umfang der Fuhrparkversicherung geht, sollten in jedem Fall alle branchentypischen Risiken abgedeckt sein. So lautet eine Empfehlung, bei einer Vollkaskoversicherung immer eine Erweiterung für Brems-, Betriebs- und Bruchschäden einzubeziehen. Diese Deckung kann schon bei einem Pkw sinnvoll sein und beispielsweise bei einem Reifenplatzer helfen. Ein Augenmerk sollte zudem in der Kaskoversicherung bei Pkw und Nutzfahrzeugen auf die Mitversicherung von Sonderausstattungen und -aufbauten gelegt werden. „Der Fuhrparkleiter sollte sich bei der Auswahl des Versicherungsanbieters vorab über dessen Leistungsumfang informieren. Viele Fuhrparkbetreiber sind in der Vergangenheit dazu übergegangen, Zusatzdienstleistungen wie risikotechnische Begleitung, Schadensteuerung und Schadenreporting vom Versicherungsanbieter zu fordern. Gleichzeitig ist eine steigende Nachfrage nach neuen Mobilitätskonzepten und den passenden Versicherungslösungen in diesem Zeitraum zu verzeichnen. Diese Veränderungen führen zu einer Weiterentwicklung und Anpassung der Versicherungslösungen“, erklärt Matthias Küchemann, Leiter Underwriting Kraftfahrt Deutschland bei der HDI Global SE. Ein Beispiel für die Weiterentwicklung der Versicherungslösungen ist sicherlich die zunehmende Elektrifizierung der Fuhrparks: „Damit einhergehend ergeben sich neue Versicherungsbedarfe, welche es zu schließen gilt (beispielsweise eine Akku-Allgefahrendeckung oder das Abschleppen bei leerem Akku)“, ergänzt Sebastian Kittner, Leiter Kraftfahrt Flottengeschäft bei der ERGO Versicherung AG.

Nicht nur bei den Versicherungslösungen hat eine Weiterentwicklung stattgefunden, sondern auch der Schadenprozess funktioniert in vielen Fällen digital: „ERGO nutzt auch im Flottengeschäft einen digitalen Schadenprozess. Mit der Ende-zu-Ende-Digitalisierung in Schaden haben wir den Schadenprozess radikal vereinfacht und beschleunigt. Über die Online-Schadenmeldung können alle notwendigen Informationen hinterlegt und Fotos des Schadens hochgeladen werden. Schadenanlage und Deckungsprüfung werden automatisch ausgeführt. Im Idealfall kann der Schadenprozess in wenigen Stunden abgeschlossen werden — mit verbessertem Service für den Kunden und geringerem Schadenaufwand und Prozesskosten“, gibt Sebastian Kittner zu verstehen. Insbesondere die schnelle Abwicklung über eine App samt Bildmaterial vermeidet für den Dienstwagennutzer wie auch Fuhrparkverantwortlichen zusätzlichen Stress. So erklärt Dr. Tönnjes Eller, Leiter Kraftfahrt und Abteilungsleiter Kraftfahrt Gewerbe bei der VHV Allgemeine Versicherung AG: „Jeder Unfall bedeutet für die Beteiligten eine emotionale Stresssituation, in der bestmöglich unterstützt werden sollte. Bei einer telefonischen Schadenmeldung wird der Unfall durch die VHV umfassend dokumentiert, es wird schnell geholfen und so weit wie möglich auf eine spätere schriftliche Schadenmeldung verzichtet. Die telefonische Schadenmeldung kann auch direkt aus der VHV Kfz-Schaden-App erfolgen.“

Letztendlich hat aber auch die COVID-19-Pandemie wie in vielen anderen Bereichen einen Digitalisierungsschub ausgelöst. „In der Wertschöpfungskette von der Angebotsanfrage bis hin zur Schadenabteilung gibt es einzelne Komponenten, bei denen durch die COVID-19-Pandemie ein Schub in Richtung Digitalisierung zu erkennen ist. Standardisierungen im Flottengeschäft über Rahmenvereinbarungen erlauben zusätzliche Automatisierungseffekte und reduzieren erheblich den administrativen Aufwand bei unseren Kunden und Vertriebspartnern“, erläutert Janina Kalisch, Leiterin Flotte Underwriting bei der AXA Versicherung AG. Doch der Digitalisierungsschub erfolgte nicht nur innerhalb des Schadenprozesses und dessen Administration, sondern ist vor allem in der Kommunikation mit dem Kunden festzustellen: „Unsere gewerblichen Kunden möchten ihre Dokumente idealerweise elektronisch erhalten. So lassen sich aktuell und in der Zukunft trotz Home-Office die Anliegen zeitnah bearbeiten. Es geht keine Zeit verloren, um beispielsweise Post im Büro abzuholen. Als Versicherer sind wir damit maßgeblich dafür verantwortlich, die Digitalisierung und neue Arbeitsmodelle bei unseren Kunden in Zukunft mitzugestalten“, wie Aqib Farooq, Product Owner in der Squad „Neue Mobilität und Rahmenvertrag“ bei der SIGNAL IDUNA Gruppe, abschließend erklärt.