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Alles, was ins Internet beziehungsweise auf die digitale Ebene verlagert wird, bedarf hoher Sicherheitsstandards, schließlich geht es um eine Menge sensibler Daten. Und gerade, wenn es um den Austausch dieser mit Dienstleistern geht, verlangen Unternehmen von ihnen großes Verantwortungsbewusstsein und dennoch einfache Prozesse. Damit auch letzte Medienbrüche bei der Beschaffung von Fuhrparkfahrzeugen beseitigt werden können und auch die Unterschrift unter einem Leasingvertrag digital rechtsgültig ist, aber auch alle rechtlichen Anforderungen der Finanzaufsicht erfüllt sind, haben Leasinggesellschaften mit ausgewählten Projektpartnern passgenaue und vertrauensschaffende Prozesse entwickelt. „KYC – know your customer“ heißt das Zauberwort, mit dem eine insbesondere für Kreditinstitute und Versicherungen vorgeschriebene Legitimationsprüfung von bestimmten Neukunden zur Verhinderung von Geldwäsche bezeichnet wird.

Die Anpassung an die voranschreitende Digitalisierung ist wichtig im Wettbewerb, nicht nur weil die Kunden digitale Produkte nachfragen, sondern weil sich durch Automatisierung auch Prozesskosten einsparen lassen. „Volldigitale Plattformen fördern auch den Einsatz von Technologien wie E-Signing-, E-Identification- und Document-Imaging-Diensten sowie von automatischen Kundenbenachrichtigungen. Die Akzeptanz dieser Integrationen als sicheres und unkompliziertes Mittel zur Beschleunigung von Verwaltungsprozessen in der Vermögensfinanzierung hat zugenommen“, beschreibt der Artikel „Organisiert im Chaos: Technologien und Ansätze, damit Kreditgeber wettbewerbsfähig bleiben“ auf der Webseite von mobility finance platform die aktuelle Situation. Die Umsetzung der volldigitalen Leasingverträge ist demnach gleichfalls ein logischer Schritt wie bei der Buchung anderer Mobilitätsformen, beispielsweise eines Auto-Abos, das sich häufig nur auf rein digitalem Wege abschließen lässt.

Dabei bieten einige Leasinggesellschaften wie ALD Autoleasing D, ARI Fleet, Arval oder Raiffeisen- Impuls Leasing bereits seit geraumer Zeit die elektronische Unterzeichnung von Leasingverträgen an. Einzelleasingverträge werden bei ARI Fleet bereits digital unterschrieben per E-Mail an den Kunden gesendet. Dieser hat dann die Möglichkeit, den Einzelleasingvertrag digital zu unterschreiben und ihn so zurückzusenden. Im Vorfeld muss der Kunde für den unterschriftsberechtigten Personenkreis ein Formblatt mit allen Namen und Unterschriftsproben zwecks Legitimationsprüfung übermitteln. Bei Arval werden diese häufig per E-Mail an Kunden versendet, die diese anschließend digital unterschrieben wieder via E-Mail zurückschicken können. Die einzige Voraussetzung, dass das digitale Vertragsdokument akzeptiert wird, ist die Verwendung des Programms des präferierten Partners, ein Anbieter für eine cloudbasierte elektronische Signatur. Bei Raiffeisen-Impuls ist die Software von Namirial im Einsatz, über die alle Dokumente digital durch die Kunden gegengezeichnet werden können. Aufgrund der hinterlegten Authentifizierungsoptionen sind die Dokumente auch nur für die berechtigten Personen zugänglich. Bei der Toyota Kreditbank befindet sich derzeit ein volldigitaler Leasingvertrag – zunächst für private Kunden – im Pilotbetrieb bei ausgewählten Händlern. Auf dieser Basis plant das Unternehmen – je nach Nachfrage – den Ausbau für alle Zielgruppen und Vertriebskanäle. Voraussetzung hierbei ist die Vorlage von Personalausweis oder Reisepass beim Händler. Dieser wird über eine App des Dienstleisters direkt an das System weitergereicht. Zusätzlich können notwendige Dokumente per App erfasst und hochgeladen werden. Dann kann der papierlose Vertrag erstellt und abgewickelt werden. Zusätzlich wurde die Möglichkeit der Videolegitimation per WebID in die Vertragsprozesse integriert.

Auch bei der Santander laufen viele Geschäfte über den Handel beziehungsweise Key-Account-Manager kalkulieren Angebote beim Flottenkunden vor Ort. In beiden Fällen hat der Kunde die Möglichkeit, zwischen dem klassischen Vertrag (Papier) und dem Fernabsatzvertrag zu wählen. Die Anfragen werden automatisiert in die Systemstrecke von Santander geleitet und genehmigt. Der Händler ist nach der genehmigten Fahrzeugbestellung wieder automatisiert im System integriert. Im Flottenbereich ist der Leasinggeber mit dieser digitalen Antragsstrecke laut eigener Aussage einer der Vorreiter in der Branche gewesen. Bereits seit 2018 bietet die FCA Bank Deutschland GmbH ebenfalls als eine der ersten Herstellerbanken ihren Privat- und Gewerbekunden einen digitalen Vertragsabschluss für Finanzierungs- und Leasingverträge im Autohaus an. „Dabei reagieren wir auf die Anforderungen aus dem Handel und eines sich schnell wandelnden Marktumfeldes“, berichtet Federico Berra, CEO der FCA Bank Deutschland GmbH. Der komplette Prozess von der Anfrage über die Genehmigung bis zum Abschluss des Vertrags wird digital durchgeführt. Ein PIN-Verfahren per SMS ersetzt hier die eigenhändige Unterschrift vor Ort beim FCA-Händler. Das heißt, für den digitalen Vertragsabschluss ist lediglich ein Handy sowie eine E-Mail-Adresse nötig.

Eine signifikante Nachfrage nach unkomplizierten Prozessen und schnellen Bestellverfahren bestand bereits vor der Pandemie, teilt die ALD AutoLeasing D GmbH mit. Durch Covid-19 seien digitale Lösungen und damit auch der Online-Vertragsabschluss jedoch gefragter denn je. „Wir erwarten auch, dass die Nachfrage weiter zunehmen wird und Flottenkunden in Zukunft einen digitalen Prozess als Standard voraussetzen. Lediglich Kunden, die eine hohe Anzahl gleicher Fahrzeuge beschaffen möchten, die en bloc bestellt werden, präferieren derzeit noch einen semi-digitalen Prozess. Vor allem User-Chooser-Fuhrparks mit mehr als 100 Fahrzeugen nutzen schon heute unseren volldigitalen Abschluss von Leasingverträgen über unser Online-Kundenportal My ALD“, so Geschäftsführer Karsten Rösel.

Anerkannte Dienstleister zur Verifikation von natürlichen Personen unterstützen diese Prozesse. Bei der Deutschen Leasing arbeitet man mit dem PostIdent- und VideoIdent-Verfahren der Deutschen Post. Dieses ist zertifiziert und GwG-konform und genügt damit den höchsten Ansprüchen eines Finanzdienstleisters an Geldwäsche- und Datenschutzregularien. Auch Arval setzt auf dieses Verfahren. Im Rahmen der Weiterentwicklung zur Nutzung des Programms für den Signierprozess von Rahmenverträgen wird das Unternehmen künftig eine weitere Partnerschaft eingehen, die den Prozess nochmals vereinfacht. Santander nutzt im Bereich Ident-Verfahren das Produkt von Web ID oder bietet ganz klassisch das PostIdent-Verfahren an.

Auch wenn die Leasinggeber in Zukunft mit steigender Nachfrage nach rein digitalen Vertragsabschlusslösungen rechnen, bleibt in absehbarer Zeit das Autohaus ein wichtiger Stützpunkt für Beratung und Testgelegenheiten. Nicht zuletzt die haptischen Erfahrungen in und an einem Fahrzeug lassen sich erst einmal nicht virtuell machen. So wird es zunehmend wichtig, den digitalen Kaufprozess in den Verkaufsraum zu integrieren. Bei der Deutschen Leasing ist man bereits mitten in der Pilotphase eines neuen Händler-POS-Systems, das bereits sehr gut angenommen wird, informiert Frank Hägele, Mitglied der Geschäftsleitung Deutsche Leasing AG Geschäftsfeld Mobility. „Mit diesem ,Point of Sale‘-System können Händler direkt im Kundengespräch ein Angebot kalkulieren und zum Abschluss bringen. Die digitale Vertragsstrecke wird nach Beendigung der Pilotphase konzipiert und mit dem Handel besprochen.“ Auch das Verfahren der ALD, ein Online-Tool für den Vertragsabschluss im Autohaus, ist heute bundesweit bei mehreren Tausend Handelspartnern im Einsatz. Auch hier arbeitet das Unternehmen stetig an Verbesserungen mit dem Ziel, die Prozesse immer weiter zu digitalisieren und für den Kunden und den Handel zu optimieren. 

Fazit: Prozesse ohne Medienbrüche werden immer wichtiger. Sofern sensible Daten hierbei ausgetauscht werden, müssen Anbieter hohe Anforderungen im Bereich des Datenschutzes erfüllen. Erfolgreiche Produkte werden diesen Anforderungen gerecht und punkten mit Anwenderfreundlichkeit. Damit bewirken sie ebenfalls eine steigende Nachfrage. Zeit also für sämtliche Unternehmen, sich im Wettbewerb dieser Herausforderungen anzunehmen.