
Bei Temperaturen konstant über 7 Grad Celsius mit Winterreifen zu fahren ist in gleichem Maße fahrlässig wie unterhalb dieser Temperaturen mit Sommerreifen. Die Fahrlässigkeit bezieht sich sowohl auf die eigene Sicherheit beziehungsweise die der eventuell betroffenen Verkehrsteilnehmer als auch auf den Verschleiß und die Haltbarkeit der Reifen. Auch wenn es einen Spielraum gibt, der bestimmte Witterungen und einen bestimmten Temperaturbereich rund um die 7-Grad-Marke einschließt, und auch die Leistungsfähigkeit der modernsten Materialmischungen sowie der technischen Konstruktionen der Reifen immer hochwertiger wird, ist einem Wechsel dringend anzuraten. Die jeweiligen Saisonreifen sind schließlich auf die vorherrschenden Bedingungen angepasst, sprich Winterreifen für gutes Fahrzeughandling auf Eis und Schnee beziehungsweise bei frostig-kalten Temperaturen, Sommerreifen für optimales Fahr- und nicht zuletzt Bremsverhalten bei Regen oder auch bei hohen Temperaturen. Im Idealfall erinnern Fuhrparkverantwortliche und/oder Reifendienstleister frühzeitig an die Terminvereinbarung. Und der sollte dann auch gemacht werden, selbst wenn das Fahrzeug aufgrund der Corona-Pandemie seltener als sonst bewegt wird.
EU-Reifenlabel
Eventuell haben die Dienstleister bereits beim vergangenen Wechsel auf den Bedarf einer neuen Reifengarnitur hingewiesen, dann wird es nun allerhöchste Zeit, die „Neuen“ zu bestellen. Immer häufiger spielen für Fuhrparkmanager gute Energieeffizienzwerte in Kombination mit hohen Sicherheitsstandards eine wichtige Rolle bei der Wahl der Pneus. Sprich, das Verhältnis von Rollwiderstand und Nasshaftung muss ausgewogen sein und vorteilhafte Werte widerspiegeln. Denn hier liegt nämlich auch der Zielkonflikt: Gute Werte beim einen bedeuten Abstriche beim anderen. „Die Leistungen beim Nassbremsen sind ein wichtiges Kriterium für die Sicherheit. Deshalb erscheinen auch sie auf dem Label“, erklärt der Reifenexperte Lars Netsch von TÜV SÜD. Das Abrollgeräusch wiederum trägt maßgeblich zur Lärmbelastung durch den Verkehr bei. Angaben dazu ermöglichen es Verbrauchern, bewusst einen leiseren Reifen zu kaufen. Der Rollwiderstand ist ebenfalls ein wichtiges Kriterium für die Kraftstoffeffizienz zum Schutz der Umwelt und zur Einsparung von Energie. Das EU-Reifenlabel hat sich seit 2012 als Wegweiser bei der Reifenbeschaffung erwiesen. Nun, wo die EU-Kommission unter der Leitung von Ursula von der Leyen den Klimaschutz und insbesondere im Verkehrssektor die Reduktion der Treibhausgase zur Chefsache erklärt hat, wurde ein Hebel bei den Reifen angesetzt. Das neue EU-Reifenlabel soll den Verbraucher unterstützen, kraftstoffeffiziente Reifen einfacher zu erkennen. Hieraus ergeben sich nicht nur Emissionseinsparungen, sondern auch geringere Kraftstoffkosten. Künftig enthält die Kennzeichnung auch Informationen über Laufleistung, Abrieb, runderneuerte Reifen sowie die Haftung auf Schnee und Eis. Allerdings werden Informationen zur Laufleistung und zum Abrieb erst dann aufgenommen, wenn eine geeignete Prüfmethode zur Verfügung steht.
Was ist neu?
Optisch nähert sich das neue Label demjenigen an, das es für Elektrogeräte gibt. Die Werte des Reifenlabels gelten jeweils für exakt den angegebenen Reifentyp, die genaue Dimension, den Geschwindigkeitsindex und die Tragfähigkeit. Die Angaben werden individuell ermittelt. Der gleiche Reifentyp in einer anderen Größe, mit anderer Tragfähigkeit oder Höchstgeschwindigkeit könnte also unterschiedliche Label-Werte aufweisen. Ähnliches gilt für speziell nach den Spezifikationen der Fahrzeughersteller konstruierte und markierte Reifen.
Die Einstufungen für den Rollwiderstand und die Nasshaftung sind nahezu geblieben. Für den Rollwiderstand wird nach wie vor der Kraftstoffverbrauch bei 80 km/h gemessen, pro Klasse erhöht sich der Verbrauch um 0,1 Liter auf 100 Kilometer. Für die Nasshaftung wird der Bremsweg auf nasser Strecke bei 80 km/h gemessen. Der Unterschied zwischen zwei Reifenlabel-Klassen beträgt circa 4,5 Meter Bremsweg. Bei beiden bleiben die Kategorien A bis C bestehen, D wird nun ebenfalls für Pkw vergeben und in der Kategorie E werden die ehemaligen Klassen F und G fusioniert. Das Abrollgeräusch eines Reifens wird in Dezibel gemessen und bewertet. Die schwarzen Streifen wiesen bisher auf eine entsprechende Geräuschentwicklung des Reifens hin. An deren Stelle tritt nun eine Skala von A bis C. Weitere Kennzeichnungen des Labels: die Piktogramme (3PMSF und Eis-Symbol) für die Schnee- und Wintereignung, Reifentypkennung beziehungsweise Artikelnummer zusätzlich zur Herstellerangabe und ein QR-Code für den einfachen Zugang zur EU-Produktdatenbank EPREL (European Product Registry for Energy Labelling). Hier können Verbraucher künftig das neue Produktdatenblatt (PIS) mit allen relevanten Produktinformationen, -spezifikationen und Produktionsdaten einsehen.
Sommerreifenübersicht
Vielleicht liegt es an der derzeit alle Bereiche beeinflussenden Pandemie. Ausgefallene Messen und abgesagte Fahrzeugvorstellungen verhindern eine publikumswirksame Präsentation neuer Produkte, sowohl im Bereich des Automobilsektors als auch im Bereich der Reifen. Eine Bühne für bahnbrechende Innovationen und schillernde Premieren ist derzeit nicht in Sicht. Die vorgestellten Reifen in der Übersichtstabelle beziehen sich auf die gängige Rädergröße 205/55 R16. Dabei haben wir die Modelle mit einem Geschwindigkeitsindex von bis zu 240 km/h gewählt, die die beste Kombination aus Rollwiderstand und Nasshaftung aufweisen. Neue Sommerreifenmodelle finden Sie in den Nachrichtenrubriken.