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„Prognosen sind schwierig, insbesondere wenn sie die Zukunft betreffen.“ Wenngleich nicht sicher ist, von wem dieses Zitat stammt, so lehrt die Erfahrung tausendfach, dass es richtig ist.

Aktuell sprechen tatsächlich viele Dinge dafür, dass das Auto schon in naher Zukunft elektrisch unterwegs sein wird – zumindest Neuwagen. Allein die Tatsache, dass Länder wie Irland, die Niederlande, Schweden und Slowenien ab 2030 keine Neuwagen mehr mit Verbrennungsmotor zulassen wollen, zeigt, wie dringlich die Transformation im Bereich Antrieb geworden ist. Auch ist im Gespräch, dass die EU ein einheitliches Verbot plant, doch ob der Rat der Europäischen Union da mitspielt, sei dahingestellt. 

Fakt ist, dass sich aktuell viele Autofahrer, vor allem Langstrecken-Nutzer, kaum vorstellen können, ihre Fahrten mit einem batterieelektrischen Auto zu bestreiten. Der Continental-Konzern hat mittels einer Studie festgestellt, dass für 59 Prozent der Deutschen der Kauf eines Elektroautos kaum infrage kommt. Natürlich, Flottenmanagement hat bereits in vielen Tests immer wieder bekräftigt: Weite Reisen mit BEV sind möglich, die Ladeinfrastruktur ist aktuell schon leistungsfähig. Richtig ist aber auch, dass der organisatorische Aufwand noch ungleich größer ist. Die Ladezeiten sind länger als die Tankzeiten und es gibt einfach viel mehr Tankstellen als Ladepunkte. 

Und es ist ja so: Wenn aufgrund diverser Förderungen Elektroautos in Massen auf die Straßen strömen, kann dann der Ausbau des Ladenetzwerks überhaupt mit dem wachsenden Bestand an E-Fahrzeugen Schritt halten?

Man kann das Geschehen derzeit so ein bisschen wie eine Wette betrachten. Die Automobilindustrie setzt auf batterieelektrische Antriebe und vertraut darauf, dass das mit dem Laden schon klappen wird. Allerdings gibt es aus ökologischer Perspektive kaum eine Alternative.

Zwar hat Wasserstoff als Energieträger den Vorteil, schnell in den Tank zu gelangen. Doch die energieintensive Gewinnung, die ebenfalls verlustreichen Komponenten Lagerung und Transport sowie die unter schlechtem Wirkungsgrad erfolgende Rückverstromung machen diesen Kraftstoff unattraktiv. 

Eine andere Bedeutung hingegen kommt sogenannten E-Fuels zu: Sie helfen dabei, CO2-Emissionen in der bestehenden Flotte zu sparen. Denn machen wir uns nichts vor – konventionelle Antriebe mit Benzin und Diesel werden noch sehr lange auf den Straßen unterwegs sein. Letztlich ist auch noch nicht klar, wie lange Plug-in-Hybride zulassungsfähig bleiben.

Spannend bleibt auch, wie mit Teil-Restriktionen umgegangen werden wird. Einige europäische Großstädte wollen bereits ab 2025 oder 2030 Einfahrbeschränkungen für Verbrennerfahrzeuge erlassen. Diese gelten dann für alle Fahrzeuge – egal, ob Neuwagen oder Bestandsfahrzeuge. Wer ein BEV fährt, ist in diesem Fall fein raus, Plug-in-Hybride dürfen womöglich im Elektromodus fahren. Doch wer will das eigentlich kontrollieren? 

Gut vorstellbar auch, dass solcherart Verbote zeitlich beschränkt werden. In Paris beispielsweise gilt ja derzeit auch ein Fahrverbot für Autos mit schlechten Emissionsklassen – allerdings nur tagsüber unter der Woche. Ab 20 Uhr darf jedes Fahrzeug die französische Metropole befahren sowie an Wochenenden rund um die Uhr. 

Martin Doppelbauer, Professor am Elektrotechnischen Institut (ETI) in Karlsruhe, glaubt nicht, dass ein Weg an der batterieelektrischen Mobilität vorbeiführt – schon allein mit Blick auf die Wirkungsgrade. Selbstverständlich kann man hier anderer Meinung sein – doch die Produktplanungen namhafter Hersteller unterstützen diesen Kurs.

Kaum jemand spricht von Wasserstoffantrieben, die meisten Marken planen in den kommenden Jahren BEV-Modelle. 

Der Verbrenner spielt indes überhaupt keine Rolle mehr – Audi möchte ab 2035 nur noch elektrisch unterwegs sein, Ford will bereits ab 2030 rein elektrisch fahren im Personenwagenbereich, Mercedes peilt die Mitte der 2030er-Jahre an. Volvo möchte ab 2030 nur noch elektrische Autos verkaufen, also auch keine Hybride mehr. Wie es um den gesamten Volkswagen Konzern steht, wird man abwarten müssen. Allerdings möchte der Fahrzeuggigant im Jahr 2030 in Europa 70 Prozent elektrisch angetriebene Autos verkaufen, und das ist ja schon eine Hausnummer.

Fakt ist, dass nach den aktuellen Gegebenheiten das Gros der Autos bereits in wenigen Jahren batterieelektrisch fahren wird. Diese Bestrebung beruht allerdings auf der Hoffnung, dass sich die Batterietechnik (siehe „Alltagstauglichkeit ist Trumpf“ S. 50) noch drastisch weiterentwickeln muss. Viel mehr Ladepunkte werden nötig sein, um den deutschlandweiten Autobestand mit Energie versorgen zu können, und die Ladezeiten müssen erheblich kürzer werden. Um dieses Ziel zu erreichen, bedarf es eines Kraftakts, doch da Verbrenner im Bestand noch viele Jahre dominieren werden, könnte die Transformation gelingen. Es bleibt jedenfalls spannend.