
Eigentlich ist der Volkswagen Tiguan das perfekte Allround-Auto: Denn er ist mit seinen 4,49 Metern Länge noch kompakt genug, um seinen Fahrer bei der Parkplatzsuche in der Stadt nicht in die Verzweiflung zu treiben und bietet innen ordentliche Platzverhältnisse. Nur wer häufig sehr lange Strecken mit mehr als zwei Personen unterwegs ist, würde sich über noch mehr Raum freuen. Volkswagen hat diesen Wunsch erhört und den so genannten Allspace hinterhergeschoben. Der ist mit 4,70 Metern Länge bereits ganz schön stattlich, bietet aber nicht nur äußerlich das größere Format. Denn auch der Radstand wuchs in diesem Zuge um elf Zentimeter auf ansehnliche 2,79 Meter – Platzprobleme sind hier also nicht zu erwarten. Wer möchte, kann gegen 630 Euro netto noch eine dritte Sitzreihe installieren lassen, um die Flexibilität weiter zu erhöhen. Doch der Reihe nach.
Flottenmanagement hat sich für die 150 PS starke Dieselversion mit Allradantrieb und Automatik entschieden. Damit wird der große Tiguan zwar nicht zum Sportwagen, aber ist doch souverän motorisiert, ohne dem Besitzer während des laufenden Betriebs die Haare vom Kopf zu fressen. Dieses Antriebspaket lassen sich die Wolfsburger mit 30.987 Euro netto bezahlen. Wer selbst schalten möchte, aber auf die 4Motion-Variante verzichten kann, hat 1.680 Euro netto auf der Habenseite. Gegenüber der Frontantrieb-Ausgabe mit manuellem Getriebe kostet der automatisch schaltende Kraxler sogar netto 3.382 Euro mehr. Doch wer bei Wind und Wetter unterwegs ist, sollte auf diesen Benefit keineswegs verzichten. So kann sich der 4Motion auch weit außerhalb von Offroad-Gebiet nützlich machen. Straßenglätte oder selbst regennasse Straßen meistert der 4x4 deutlich souveräner als die einfach angetriebene Ausführung. Auch Waldböden oder nasse Wiesen treiben dem Fahrer eines Tiguan 4Motion ganz sicher keine Schweißperlen auf die Stirn. Starten wir zu einer Ausfahrt. Der Selbstzünder erwacht natürlich per Knopfdruck – so viel Komfort muss sein.
Sofort fällt auf, dass der Zweiliter-Vierzylinder recht kultiviert läuft – dieselige Geräusche dringend nur entfernt klingend in die Fahrgastzelle.
Auf „D“ gehts los, kriechend setzt sich der Allrounder in Bewegung. Wer genau drauf achtet, registriert eine winzige Anfahrschwäche, aber nur bei beherztem Druck aufs Gas – sonst erfolgt die Initialbeschleunigung linear. Im Grunde reichen 150 PS schon, um den stattlichen 1,8-Tonner behände anzutreiben. Immerhin bescheinigt ihm das Werk mit 9,9 Sekunden von 0 auf 100 km/h einen durch und durch attraktiven Wert. Und die sieben Fahrstufen splitten das Motormoment fein abgestuft auf, so dass man unten herum mal die Muskeln spielen lassen kann, während die Drehzahl um Richtgeschwindigkeit niedrig ausfällt. Der TDI ist außerdem ein elastischer Motor. Schließlich stemmt er satte 340 Nm Drehmoment – dieser Wert steht als Plateau über einen weiten Drehzahlbereich von 1.750 bis 3.000 Touren zur Verfügung. Somit muss der sanft agierende Doppelkuppler nicht ständig Höchstperformance bringen, um gelassen unterwegs zu sein.
Gelassen ist ein gutes Stichwort. Denn was ein Tiguan ganz sicher macht, ist, die Passagiere mit Gelassenheit an jegliche Ziele zu bringen. Obwohl er formal irgendwo am oberen Ende der Kompaktklasse rangiert, vermittelt er locker gehobene Mittelklasse. So gibt es nicht nur niedrige Fahrgeräusche, sondern auch hohen Federungs- und Sitzkomfort. Und wer besonderen Wert auf letzteres legt, bekommt gegen netto 747 Euro Aufpreis eine elektrische Lendenwirbelstütze inklusive Massagefunktion. Etwas teurer wird es, wenn man die Dämpfer-Kennline verändern möchte (878 Euro netto). Generell ist das Tiguan-Fahrwerk allerdings milde ausgelegt und pariert lange wie kurze Bodenwellen wirkungsvoll. Allerdings zirkelt das SUV dennoch sicher um Kehren, folgt der Richtungsvorgabe der präzisen Servolenkung mit stoischem Gehorsam. Und die übrigen Passagiere? Genießen den Komfort an Bord, der auf die luftige Beinfreiheit in der zweiten Reihe zurückzuführen ist. In diesem Punkt kann der Tiguan locker mit einschlägigen Oberklassen mithalten.
Stark ist er auch in puncto Infotainment. Auch wenn es der eine oder andere Volkswagen-Fan schon weiß, sei dennoch darauf hingewiesen, dass die Glasscheibe des großen Zentralbildschirms dem Interieur einen feinen Touch verleiht. Und überhaupt, die Anzeigefläche ist groß und vielfältig konfigurierbar. Gegen 428 Euro netto kann man ja das ganze Kombiinstrument zu einem einzigen Display machen und so einiges Konfigurieren. Zum Beispiel, ob man lieber auf große Rundskalen (virtuell) für Drehzahlmesser und Geschwindigkeit blicken oder der digitalen Straßenkarte mehr Platz einräumen mag. Ach ja, Platz ist natürlich auch für allerhand Kleinkram vorhanden, der auf ausgedehnten Touren so anfällt. Als da wären das tiefe Fach in der Mittelkonsole, Cupholder, die man mit einer schicken Jalousie auf Wunsch einfach verschwinden lässt sowie die klassische Ablage in der Mittelkonsole. Toll beim Allspace ist auch, dass man bei umgeklappten Sitzen fast 2.000 Liter Gepäck einladen kann. Eine aufgeräumte Tastenlandschaft ist nicht zuletzt der Tatsache geschuldet, dass ein großer Teil der Funktionselemente über das Bildschirmmenü abgehandelt wird.
Wem das 474 Euro (netto) kostende, integrale Navigationssystem übrigens zu teuer sein sollte, kann gegen netto 189 Euro auch die Option wählen, die Oberfläche seines Smartphones zu spiegeln. Allerdings ist der Elektroniklotse eine Investition wert, zumal er ziemlich präzise und schnell arbeitet. Ein bisschen Budget kann auch gut und gerne in die Aufwertung der Sicherheitsausrüstung wandern. Dann wird der Tiguan zum Assistenzen-Wunder mit autonomer Bremsung, aktiver Lenkung, Spurwechsel-Hilfe sowie aktivem Tempomat inklusive Stau-Unterstützung. In diesem 1.861 Euro (netto) teuren Paket sind auch noch Head-up-Display plus vollvariable LED-Scheinwerfer enthalten. Fußgänger-Erkennung, Klimaanlage und Radio sind dagegen immer selbstverständlich beim Tiguan. Viel Licht im Innenraum spendet das 1.075 Euro (netto) teure Panorama-Glasdach, noch etwas mehr Komfort die netto 785 Euro teure Einparkautomatik samt Trailerassist und einen Tick Luxus die Standheizung mit Fernbedienung gegen einen Aufpreis von netto 1.025 Euro.