
Man hat bekanntermaßen nur eine einzige Chance, den ersten Eindruck nicht zu vermasseln. Da hat der Maserati also schon gepunktet – nämlich in dem Moment, da der Kenner den Dreizack erblickt. Ein Maserati in Form eines SUV – wie geil ist das denn? Dieser Gedanke dürfte so manchem potenziellen Kunden schon früh durch den Kopf gegangen sein bei der bestätigten Info, dass die Italiener den Levante tatsächlich bringen würden. Jetzt steht er da – satt, groß und ausladend. In Zahlen: Fast zwei Meter breit und gute fünf Meter lang erstreckt sich der Allradler auf dem Asphalt – dies nur zur Information vor der Fahrt, damit man gewarnt ist, wenn der schicke Riese durchs Wohngebiet oder die Baustellen-Spur bugsiert werden will. Okay, steigen wir ein. Oder vielmehr erklimmen wir den Geländegänger, der mit knapp 1,70 Metern zwar sicher nicht der höchste Geländewagen ist, aber schon weit mehr Überblick bietet, als die meisten Verkehrsteilnehmer gewährt bekommen. Und vom Fahrerplatz aus wirkt der 4x4 auch gar nicht mehr so riesig. In Vorfreude auf die bevorstehende Fahrt sucht man die Möglichkeit, um das Triebwerk anzulassen.
Ah, links hinter dem Lenkrad – ein wenig versteckt – findet sich der Startknopf. Das Geräusch nach der Betätigung kommt uns schwer bekannt vor – na klar, unter der Haube des flottenrelevanten Levante werkelt ein effizienter Selbstzünder. Aber was für einer! Er schenkt drei Liter ein, die säuberlich auf sechs Zylinder verteilt genügend Raum bieten, um aus dem Kraftstoff- Luft-Gemisch Energie für 275 PS zu entnehmen. Anders ausgedrückt sind das 600 Nm über ein Drehzahlband von 2.000 bis 2.600 Umdrehungen. Für die Nutzer, denen der Dieselsound irgendwie zu profan klingt, kommt die Sporttaste wie gerufen. Dann legt der Generator ein wahrlich echt klingendes Achtzylinder-Timbre auf das Schnarren, das seine schönste Melodie in der Teillast zum Besten gibt. Fein auch, dass die Klangmaschine ebenso außen aktiv ist und autointeressierte Passanten teilhaben lässt an der Tonart der rassigen SUV-Kreation. In Sportstellung verändert sich außerdem die Arbeitsmoral der achtstufigen Wandlerautomatik.
Die hält dann nämlich eher mal einen kürzeren Gang vor, um den 2,2-Tonner nach der Kurve wieder hurtig auf Tempo zu bringen. Wie hurtig denn eigentlich genau? Naja, wer den Levante als Alltagswagen nutzt und zu Hause noch einen GranTurismo in der Garage parkt, wird nun keinen Kulturschock erleben. Doch die Fahrwerte lesen sich stramm und fühlen sich durchaus so an. Für den Standard-Sprint auf 100 km/h vergehen laut Werk lediglich 6,9 Sekunden, und die Höchstgeschwindigkeit ist mit 230 Sachen mehr als ordentlich. So hat der Levante das Zeug, den Passagier mit sanftem Druck in die feinen Leder-Fauteuils zu pressen, während die Tachonadel fix über die Skala wandert. Dabei geht er keineswegs brutal oder hektisch vor, sondern die Ingenieure haben den Offroader bewusst entspannt und entspannend ausgelegt. Demnach fällt auf, dass er sich durch leise Fahrgeräusche auszeichnet, und zwar so ausgeprägt, dass selbst jenseits der 200 km/h noch Gespräche in Zimmerlautstärke möglich sind – sogar von den hinteren Plätzen aus in Richtung Bug.
Auch das Fahrwerk trägt zum Wohl der Insassen bei. Dabei verfügt der Levante serienmäßig über adaptive Luftfedern, die nicht nur in der Lage sind, sich blitzschnell auf sämtliche Fahrbahnzustände einzustellen, sondern das Wagenniveau auch per Knopfruck zu verändern. Dadurch kann der Allradler durchaus Passagen durchqueren, bei denen selbst manch andere SUV passen müssten. Dennoch – ein Hardcore-Geländegänger ist dieser Maserati keineswegs – so verzichtet er beispielsweise auf eine Geländereduktion, zumal ohnehin kaum ein Kunde in unwegbares Terrain fahren dürfte. Und natürlich hat der Allrad im täglichen Umgang mit dem Luxusgefährt seine Berechtigung. Man denke an Schnee und Eis – und selbst bei Regennasser Straße vermittelt der potente Allrounder ein sicheres Fahrgefühl. Auf kräftiges Anfahren mit dem Drehmoment-Profi folgen keinerlei Traktionsprobleme, und damit bringt der Levante weder Mensch noch Maschine aus der Ruhe. Außerdem ist er auch für die eine oder andere dynamische Einlage auf der windungsreichen Landstraße zu haben.
Doch es gibt noch mehr Gründe, sich für den Levante zu entscheiden. Schöner wohnen heißt es, sobald man die feine Architektur entert – die roten Lederbeschläge des Testwagens fallen ins Auge, kein Wunder, selbst das Armaturenbrett ist damit ausgeschlagen. Und wie ist das mit dem modernen Wohnen? Infotainment wird über den mehr als acht Zoll großen Touchscreen abgehandelt, und seit die Elektronikverantwortlichen nicht mehr auf Magnetti Marelli setzen, funktioniert auch die übrigens aufpreispflichtige (ab 1.806 Euro netto) Navigation tadellos. Beim Kombiinstrument setzt Maserati auf eine Mischung aus klassischer Analogware mit mechanischen Zeigern plus einem durchaus großen TFTFeld, in das man sich die Infos laden kann, die für das tägliche Autofahrerleben so nötig sind. Darüber hinaus überzeugt der 4x4 durch sein überbordendes Platzangebot – angesichts der Außenabmessungen jedoch auch kein Wunder. Außerdem beweist der Edel-4x4 auch praktische Fähigkeiten mit einer maximalen Zuglast von 2,7 Tonnen beispielsweise.
Der Grundpreis von 59.243 Euro netto erscheint absolut fair angesichts dieses prestigeträchtigen Fahrzeugs und der gehobenen Serienausstattung. Nicht nur, dass gewichtige Details wie Luftfahrwerk und Sperrdifferenzial serienmäßig wären – auch Features wie Bluetooth-Freisprechanlage, der automatisch abblendende Außenspiegel, elektrisch verstellbare Ledersitze, E-Heckklappe, schlüsselloses Schließsystem, Tempomat sowie Xenonlicht befinden sich immer an Bord. Beim Thema Individualisierung dürfte Maserati einen der Spitzenplätze belegen – so lassen sich nicht nur weitere technische Optionen einkaufen, sondern auch optische Aufwertungen. Demnach steht eine große Auswahl an verschiedenen Rädern zur Verfügung von 18- bis 21-Zöllern. Da kann es je nach Geschmack auch schonmal kostenintensiver werden – bis zu 3.700 Euro netto ruft der Hersteller auf. Auch diverse Sonderlacke müssen mit Extrakosten zwischen 991 und 1.848 Euro netto kalkuliert werden. Doch wie war das noch? Wer schön sein will, muss leiden oder eben dessen Portemonnaie.