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Das Problem
In einer anderen Zeit, da haben die Menschen ihre Arbeit in dem Ort gesucht, wo sie lebten und oft auch aufgewachsen sind. So verließ Ende des 19. Jahrhunderts gerade einmal jeder zehnte Erwerbstätige auf dem Weg zur Arbeit seinen Wohnort. Heute fahren 63 Prozent der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten mindestens fünf Kilometer (für eine Strecke), nur um zu arbeiten – in Deutschland sind das mehr als 26 Millionen Menschen (Quelle: Statistisches Bundesamt). Allein 1,9 Millionen Menschen legen in Deutschland täglich mehr als 50 Kilometer für den Arbeitsweg zurück. Die Folgen sind Staus und überfüllte Züge. Ein Beispiel dafür ist Köln: Dort wollen jeden Tag mehr als 305.000 Menschen allein aus den umliegenden Orten in die Innenstadt, um dort zu arbeiten. Diese müssen noch zu den Kölnern hinzugerechnet werden, die natürlich ebenfalls die Verkehrsinfrastruktur der Stadt zu den Stoßzeiten nutzen. Kein Wunder also, dass Köln zu den staureichsten Städten in Deutschland gehört.

Die meisten Pendler, die im Stau stehen, leiden unter typischen Stresssymptomen als Resultat des Drucks, pünktlich zur Arbeit zu kommen. Die Folge sind Ausfallzeiten durch Krankheit und Unzufriedenheit durch weniger Privatleben, was vor allem für Familien eine Belastung darstellt. Ein stressiger Arbeitsweg kann sogar eine ungesunde Ernährung fördern, wenn aus Zeitmangel und Stress häufiger zu Fast Food gegriffen wird. Hinzu kommt die verlorene Zeit im Stau, in welcher der Arbeitnehmer weder produktiv sein noch privaten Interessen nachgehen kann. Einfach die Wohnung und den Arbeitsplatz aufeinander abstimmen ist jedoch für die wenigsten eine Lösung. Denn bei steigenden Mietpreisen und befristeten Arbeitsverträgen ist dies schlicht eine Frage des Geldes beziehungsweise des Jobs. Der Arbeitgeber kann jedoch einiges tun, um den Angestellten zu entlasten, damit dieser nicht schon genervt im Büro erscheint.

Viele Arbeitgeber sind bemüht, den Angestellten ein gutes Arbeitsklima zu bieten, vor allem um Fachkräfte an das Unternehmen zu binden. So bieten Unternehmen beispielsweise ein Sportangebot, Kinderbetreuung oder besonders durchdachte Bürokonzepte an. Der Arbeitsweg wird jedoch von den wenigsten Arbeitgebern als Ansatzpunkt für ein besseres Arbeitsklima gesehen. Dies mag daran liegen, dass der Weg zur Arbeit eine Privatangelegenheit ist. Wenn die vielen Pendler im Unternehmen jedoch gestresst zur Arbeit kommen, dann entwickelt sich aus der privaten Sache schnell ein Problem für das gesamte Unternehmen.

Alternativen
Wie also kann der Arbeitgeber den pendelnden Angestellten unterstützen? Eine einfache Lösung wären flexiblere Arbeitszeiten. So kann der Arbeitnehmer die An- und Abreise besser planen und steht nicht unter dem Druck, pünktlich da sein zu müssen. Jedoch ist diese Lösung nicht für alle Branchen und Bereiche geeignet. Für Morgenmuffel hätte es zudem den Vorteil nicht ganz so früh im Büro sein zu müssen und wären somit deutlich produktiver. Wenn die Zeiten nicht angepasst werden können, sollte man den Arbeitsweg selbst verändern. Dabei stellt sich zunächst einmal die Frage nach dem geeigneten Verkehrsmittel. Ist beispielsweise der Dienstwagen alternativlos? Oder bieten sich dem Angestellten andere Möglichkeiten? Der öffentliche Personennahverkehr (ÖPNV) ist eine beliebte Alternative zum Pkw. Im besten Fall fahren Bus und Bahn am Stau vorbei und der Fahrgast kann die Reisezeit nutzen, um zu lesen, zu arbeiten oder privaten Interessen nachzugehen. Darüber hinaus kann der Arbeitnehmer ein Jobticket auch privat nach Feierabend und an Wochenenden nutzen. Allerdings bringt der ÖPNV auch Nachteile mit sich: überfüllte Züge, häufige Verspätungen und schlechte Anbindungen gehören leider auch zur Realität in vielen Orten in Deutschland. Das angesprochene Stressproblem ist damit nur teilweise gelöst. Zudem ist ein Jobticket der Bahn erst ab einer Unternehmensgröße von mindestens 20 Personen möglich. Für kleinere Firmen also keine wirkliche Option.

Weitere Alternativen wären beispielsweise Fahrräder, E-Bikes oder Elektroscooter. Der durchschnittliche Arbeitsweg eines deutschen Angestellten beträgt etwa 15 Kilometer. Eine Distanz, die von einem Fahrradfahrer unter Umständen sogar schneller zurückgelegt werden kann als mit einem Pkw, wenn man die durchschnittliche Fahrgeschwindigkeit von Pkw in einer deutschen Großstadt berücksichtigt. In Berlin oder Düsseldorf fließt der Verkehr im Schnitt nur mit 23 Kilometern in der Stunde. Diese Geschwindigkeit ist mit einem E-Bike locker zu erreichen. In einer vom Bundesministerium für Verkehr, Bau und Stadtentwicklung geförderten Studie des Kompetenzzentrums für ländliche Mobilität der Universität Wismar zeigt sich deutlich, dass das Pedelec von Haustür zum Arbeitsplatz nur minimal langsamer ist als der Pkw. Grund dafür sind, neben der geringen Fließgeschwindigkeit des Verkehrs, kürzere Standzeiten und eine direktere Wegstrecke (Grafik). So fällt der direkte Geschwindigkeitsvergleich zwischen Pkw und Fahrrad nicht wirklich ins Gewicht. Denn der schnellste Fahrradweg zum Zielort verläuft nicht zwangsweise parallel zur Straße, die man mit dem Pkw nutzen würde. So wird im Ruhrgebiet gerade ein Rad-Highway gebaut, der die Städte Duisburg und Hamm verbinden soll. Diese kreuzungsfreie Strecke sollen in ein paar Jahren tausende Pendler nutzen können. Vorbild für dieses Projekt sind bereits Fahrradschnellstraßen in den Niederlanden oder Dänemark, wo ein ähnliches Infrastrukturkonzept seit Jahren greift. Die Vorteile des Fahrradpendelns liegen auf der Hand: weniger Staus, keine Parkplatznot, gesunde Bewegung, Stressabbau und Umweltbewusstsein sind nur einige der positiven Nebenwirkungen. Durch die pauschale Ein-Prozent-Versteuerung von Dienstfahrrädern ist es überdies möglich, dass ein fahrradaffiner Mitarbeiter sein Traumbike über das Unternehmen least und nach Ablauf der Leasingzeit übernimmt. Die steigende Zahl von Anbietern in diesem Bereich zeigt, dass dieses Konzept durchaus auch die Mitarbeitermotivation steigern kann.

Allen Vorteilen zum Trotz wird sich nicht jeder Dienstwagenberechtigte davon überzeugen lassen, demnächst auf ein Fahrrad umzusatteln. Doch für die, die es in Anspruch nehmen wollen, kann das Unternehmen Strukturen schaffen, die flexiblere Mobilität fördern. Ein Beispiel für ein solches flexibles Modell ist der Fuhrpark von Daiichi Sankyo. Das Pharmaunternehmen stellt jedem Mitarbeiter ein Mobilitätsbudget bereit, das der Angestellte für seinen Arbeitsweg und für Dienstreisen verwenden kann. Welches Verkehrsmittel er dabei nutzt, ist ihm überlassen. Umweltfreundliche und gesundheitsfördernde Verkehrsmittel werden finanziell besonders unterstützt. Natürlich hat der Mitarbeiter auch die Möglichkeit, weiterhin einen klassischen Dienstwagen zu nutzen. Aber es steht ihm auch frei, einen Mobilitätsmix aus Jobticket, Fahrrad und kleinerem Auto zu nutzen. Auch LeasePlan hat ein solches Mobilitätsbudget eingeführt und berät Flotten auch in der Umsetzung solcher Konzepte. (Mehr zu diesem Thema auf Seite 82.)

Fazit
Die perfekte Lösung gibt es nicht. Egal ob Pkw, ÖPNV oder Fahrradweg – alle Verkehrsmittel haben Vor- und Nachteile. Daher scheint es am besten zu sein, die Mobilität flexibel zu gestalten und je nach Anforderung die Verkehrsmittel zu verbinden. Dazu benötigt man jedoch ein Flottenmanagement, das diese Form der Mobilität ermöglicht. Hier ist der Fuhrparkleiter als Berater für den Mitarbeiter gefragt, das ideale Beförderungsmittel für den Arbeitsweg zu finden. Der Arbeitsweg sollte dabei immer auch im Blick der Unternehmen bleiben, wenn es um die Verbesserung des Arbeitsklimas geht.