
Land Rover hat derzeit einen Lauf, da besteht kein Zweifel. Welch Wunder, die Briten stellen in der letzten Zeit einen Hingucker nach dem anderen vor. Das jüngste Familienmitglied, der neue Discovery Sport, ist wieder einmal so ein Publikumsmagnet. Obwohl man von der Sparte Land Rover im Gegensatz zum Range Rover-Lineup eher sachlich-nützliche Ware erwartet, macht er seinem lifestyle-angehauchten Bruder Evoque kräftig Konkurrenz, wenn man sein extrovertiertes Styling so betrachtet. Und nach Basis-Automobilität wirkt der 4x4 wahrlich nicht, ist er doch eigentlich die Einsteiger-Variante der Marke. Diese Rolle konnte man dem zierlich wirkenden Freelander schon eher abnehmen. Rund zehn Zentimeter hat der Baby-Disco im Vergleich zum Freelander zugelegt und ist rund zwei Zentimeter flacher geworden. Richtig ins Kontor geschlagen hat indes der Breiten-Zuwachs: Hier sind es rund sieben Zentimeter, die sich in der Praxis ordentlich bemerkbar machen. Das Auto steht satter da und wirkt aus der Fahrer-Perspektive einfach deutlich erwachsener als der Vorläufer.
Flottenmanagement hat sich für den 2,2 Liter großen Diesel entschieden, der ja bereits bekannt ist und auch im Evoque werkelt. Analog zu diesem leistet er im Discovery Sport ebenfalls 190 PS als Spitzenausführung – damit ist der Geländewagen gut unterwegs. Hat der SD4 seine 420 Nm Drehmoment erst einmal aufgebaut, mimt er das Souveräne Zugpferd. Und in Kombination mit der Neungangautomatik arbeitet das Triebwerk stets im optimalen Betriebsbereich. Ein gängiges Vorurteil, dass der Automat angesichts einer so großen Übersetzungsauswahl ständig hektisch hin- und herschalte, bestätigt sich im praktischen Fahrbetrieb nicht. Er verrichtet seine Arbeit vielmehr unauffällig, reagiert aber spontan und gleichermaßen sanft auf Kickdown-Anfragen: Dann geht es flugs in den kleinstmöglichen Gang und behände nach vorn. Das Werk nennt 8,9 Sekunden für den Standard-Sprint, was für ein Auto dieser Kategorie absolut in Ordnung ist. Der kleine Discovery fühlt sich ohnehin wohler in der Rolle des kommoden Gleiters als in jener eines wilden Sprinters.
Eines kann man dem Insulaner bescheinigen: Lange Strecken sind seine Stärke. So treffen die Passagiere auf betont komfortable Sitze, die selbst nach mehreren Stunden Fahrt noch immer angenehm erscheinen. Außerdem ist das Fahrwerk fein und ganz auf Komfort getrimmt. In diesem Segment wird man keineswegs schräg angeschaut, wenn die Fuhre ein bisschen weicher abgestimmt ist und man nicht bei jeder milden Bodenwelle schon einen Tritt ins Kreuz verpasst bekommt. Der Discovery schluckt selbst harte Verwerfungen, als seien sie gar nicht existent, daran ändert auch die Zusatzbezeichnung „Sport“ nichts. Darüber hinaus zieht er stoisch seine Bahnen auf der schnellen Piste – das gilt auch, wenn man zügiger als Richtgeschwindigkeit unterwegs ist. Dass die Lenkung anno 2015 nur elektrisch unterstützt sein kann, liegt auf der Hand. Die Abstimmung gelang den Konstrukteuren ausgezeichnet – der Disco ist in der City leicht rangierbar und sorgt auch auf der Landstraße für reichlich Spaß dank präzise auszuführender Manöver.
Eine geräumige Fahrgastzelle unterstützt das Wohlbefinden an Bord. Die Reisefähigkeit beschränkt sich nicht auf die erste Reihe – auch hinten lässt es sich lange aushalten. Und obwohl der neueste Land Rover ein wenig flacher ausfällt als sein Vorgänger, ist er bequem zu entern. Darüber hinaus haben die Entwickler auch Wert auf praktischen Nutzen gelegt. So lassen sich die Lehnen der zweiten Reihe kurzerhand per Hebel wegklappen, um dann fast 1.700 Liter Stauvolumen freizugeben. Umgekehrt wandert gegen 1.092 Euro netto eine dritte Sitzreihe an Bord, so dass insgesamt bis zu sieben Personen transportiert werden können. Und das gelingt sogar über unwegsames Gelände hinweg, denn der 1,9-Tonner verfügt über ernstzunehmende Klettereigenschaften. Der Hersteller verspricht, dass er Steigungen bis zu 45 Grad erklimmen kann. Je nach Ausführung gibt es einen permanenten Allradantrieb mit diversen, elektronisch gesteuerten Fahrprogrammen oder einen automatisch zuschaltbaren 4x4, der die zweite Antriebsachse je nach Untergrund selbsttätig aktiviert.
Selbstredend kann man die Antriebsflüsse über den großen Bordmonitor verfolgen. Der Touchscreen übernimmt auch einen Teil der Fahrzeugsteuerung – andererseits haben die Architekten noch genügend Knöpfchen übrig gelassen, um die Bedienung möglichst angenehm zu gestalten. Beim Tacho gehen die Verantwortlichen noch den klassischen Weg und spendieren dem kompakten Kraxler mechanische Anzeigen statt einer TFT-Fläche, die an Ablesbarkeit kaum zu überbieten ist. Je nach Order gibt es nicht nur für die Sitzbezüge weiches Leder, sondern es prangt auch im Bereich des Armaturenbretts. Ordentlich dimensionierte Ablagefläche macht den alltäglichen Umgang mit dem solide verarbeiteten Briten angenehmer. Der ist übrigens ein ganz schönes High-Tech-Gefährt und bietet inzwischen eine Vielzahl an Assistenten und Infotainment- Annehmlichkeiten, wozu neuerdings auch ein Headup-Display zählt, das den Blick des Fahrers möglichst lange auf der Straße hält.
Ab netto 36.429 Euro steht der SD4 mit Neunstufenautomatik zur Verfügung und bringt bereits ab Werk eine reichhaltige Ausstattung mit. Dazu gehören Bluetooth-Freisprechanlage, ein autonomes Bremssystem, das bis 80 km/h arbeitet, Navigationssystem, Parksensor sowie Tempomat. Und da die Kamera wegen des Bremsassistenen bereits an Bord ist, sind weitere Funktionsumfänge wie beispielsweise eine Verkehrszeichen- Erkennung (226 Euro netto) günstig zu haben. Das beheizbare Lenkrad gibt es gegen 210 Euro (netto) Aufpreis und leistet vor allem im Winter vorzügliche Dienste. Selbst klimatisierte Sitze sind für den Disco Sport bestellbar, erfordern mit 1.243 Euro netto allerdings schon etwas mehr Budget. Unbedingt an Bord sollte das schlüssellose Schließsystem (546 Euro netto), und für Technik-Fans ist der integrierte Hotspot unabdingbar – 294 Euro netto gehen in Ordnung. Ach ja, zum Schluss noch ein kleiner Hinweis für Kunden, die Wert auf höchste Effizienz legen: Natürlich ist der neue Discovery Sport auch mit Frontantrieb lieferbar – dann muss man sich aber mit 150 PS begnügen.