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Markttrend
Nur noch maximal ein Viertel aller Fahrzeugteile wird vom Autohersteller selbst produziert, zumeist sind das Karosserie und Motor. Die Hauptaufgabe des Fahrzeugherstellers ist daher, neben Konstruktion und Design des Autos, vor allem das Zusammensetzen der einzelnen Teile, die wiederum von anderen Firmen hergestellt werden. Ein Großteil des fertigen Automobils stammt somit von Zulieferern. So werden beispielsweise die Originalscheinwerfer vieler Fahrzeuge von Hella produziert und sind auch als solche gekennzeichnet. Ist es notwendig, einen solchen Scheinwerfer auszutauschen, kostet dieser im Zubehörhandel rund 230 Euro, während in der Vertragswerkstatt 280 Euro bezahlt werden müssen. Es stellt sich somit die Frage, weshalb der Kunde bei baugleich hergestelltem Zubehör zum teureren Teil greifen sollte.

Dieser Logik scheint auch der Markt für Pkw-Reparaturen schon seit mehreren Jahren zu folgen. Laut einer im Auftrag führender Zulieferbetriebe erstellten Studie liegt der Marktanteil der freien Werkstätten im Segment der Pkw-Reparaturen mittlerweile bei weit mehr als 50 Prozent. Gleichzeitig ist allerdings auch das Durchschnittsalter der Pkw gestiegen. Es gibt somit mehr Fahrzeuge außerhalb der Herstellergarantie und da sind dann freie Werkstätten einfach günstiger. Doch nicht allein der Preis spricht für freie Werkstätten, auch die Servicequalität hat sich in den letzten Jahren stetig verbessert. So unterzieht sich A.T.U regelmäßig einer freiwilligen Selbstkontrolle in den Punkten Servicequalität und Beratung durch den TÜV SÜD.

Großes Leistungsspektrum
Das Leistungsangebot der meisten Ketten umspannt Inspektionen und Wartung nach Herstellervorgaben, die Hauptuntersuchung und Abgasuntersuchung sowie einen Reifenservice und Smart-Repair-Lösungen. Auch Firmen wie IDENTICA sind längst nicht mehr nur auf Karosserie- und Lackschäden spezialisiert, sondern bieten dazu noch weitere Leistungen rund um den Autoservice an. Manche Anbieter wie Global Automotive Service nehmen auch Umrüstungen, beispielsweise auf Autogas, vor. Darüber hinaus erstreckt sich ein breites Netz an Werkstätten über das gesamte Bundesgebiet hinweg. So ist die Global Automotive Service GmbH an insgesamt 1.300 Standorten in Deutschland mit Partnern vertreten. Diese hohe Servicedichte wird in manchen Fällen durch den Zusammenschluss verschiedener freier Werkstätten erreicht. Beispielsweise sind bei AC AUTO CHECK, autoPARTNER sowie den Meisterhaft- Werkstätten diese Partner selbstständige Unternehmer. Daher kann deren Leistungsangebot im Einzelfall variieren.

Dennoch kann der Flottenkunde von diesem System der freien Werkstattketten profitieren, da er hier für einen geringen Preis eine mit Vertragswerkstätten vergleichbare Qualität und Leistung geboten bekommt. Dass die freien Werkstattketten dies leisten können, liegt vor allem wohl an der Möglichkeit einer preisgünstigeren Kalkulation. Investitionen in Maschinenpark, Testgeräte und Spezialwerkzeug fallen bei ihnen weniger umfangreich aus. Zudem sind die Auflagen für ein äußerlich identisches Erscheinungsbild der einzelnen Vertragswerkstätten deutlich größer als bei manch freier Werkstatt. Auch dieser Punkt spiegelt sich letztlich im Preis wider. Hinzu kommt, dass einige der freien Ketten einen angeschlossenen Fachhandel mit Ersatzteilen betreiben, wie beispielsweise autoPARTNER oder A.T.U, und dadurch in der Lage sind, besonders preiswert qualitative Ersatzteile beschaffen zu können.

Clever kombiniert
Neben den klassischen Reparaturen werden auch Dienstleistungen wie ein Hol- und Bringservice, ein Werkstattersatzwagen oder eine Online- Terminverwaltung von den Werkstattketten angeboten. Ein Rundum-Service ist demnach nicht an die markenabhängigen Reparaturservice-Anbieter gebunden. Dies ist vor allem nach Ablauf der Herstellergarantie interessant und somit im verstärkten Maße für Unternehmen mit einem Kauffuhrpark, bei dem der Dienstwagen auch mal sechs Jahre lang bewegt wird. Besonders interessant sind auch kombinierte Dienstleistungen, wie sie beispielsweise bei EUROMASTER angeboten werden. Fährt man zum Reifenwechsel in eine der mehr als 300 Servicecenter, kann man dort auch gleich seinen Führerschein mithilfe eines elektronischen Verfahrens kontrollieren lassen. Gerade die Kombination mit dem jährlich zweimal stattfindenden Reifenwechsel eignet sich hervorragend für diese Kontrolle, da die Fahrerlaubnis vom Fuhrparkverantwortlichen auch mindestens zweimal im Jahr überprüft werden muss. Darüber hinaus wird von vielen Anbietern eine UVV-Prüfung angeboten. Diese Überprüfung der Betriebssicherheit der Flottenfahrzeuge gehört zu den lästigen Halterpflichten im Fuhrparkalltag, daher wird die Verwaltung und Organisation dieser Termine sehr gerne abgegeben.

Einen ebenfalls interessanten Nebenservice hat die Bosch Tochterfirma Drivelog mit ihrem Online- Portal entwickelt. Hier kann der Autofahrer alle Informationen und Betriebskosten bezüglich seines Fahrzeugs online einsehen. Seit Neuestem lassen sich dort auch, über eine Kooperation mit TÜV Rheinland, die häufigsten Fehler des eigenen Fahrzeugtyps abrufen oder ein Termin für eine Hauptuntersuchung abschließen.

Vertragswerkstatt oder freie Wahl?
Die Vorzüge einer freien Werkstatt sind wie zuvor beschrieben zahlreich, auch wenn dies nicht heißt, dass damit Vertragswerkstätten im Flottenalltag unwichtig würden. Die Vorteile einer solchen Vertragswerkstatt bleiben nach wie vor bei komplizierteren Problemen offensichtlich. Meist sind die Mechatroniker der Markenwerkstatt besser mit fahrzeugspezifischen Problemen vertraut, da sie spezielle Schulungen auf die entsprechenden Fahrzeuge durchlaufen haben. Des Weiteren besitzen diese Werkstätten alle nötigen Diagnosegeräte und eine umfangreiche Fehlerdatenbank zur Problemfindung und Reparatur. Dies erscheint vor dem Hintergrund der immer komplexer werdenden Autos ein durchaus relevanter Faktor zu sein.

Allerdings ist der Reparaturservice-Unterschied nicht mehr so groß, wie er vielleicht vor Jahren noch war. Beispielsweise hat Bosch kürzlich eine mobile Softwarelösung für den Werkstattalltag entwickelt. Mit der App How2Fix können die Werkstattmitarbeiter auf die mit 60.000 Reparaturlösungen weltweit umfangreichste Wissensdatenbank von Bosch zurückgreifen. Diese schnelle mobile Lösung lässt den vermeintlichen Wissensvorsprung der Markenwerkstätten zunehmend schmelzen und zeigt, dass vor allem digitale Prozesse auch einen verbesserten Wissenstransfer möglich machen. Gerade im Kauffuhrpark bieten freie Werkstattketten dem Flottenkunden aufgrund der günstigeren Preise mit einer vergleichbaren Qualität eine interessante Alternative zu den markenabhängigen Werkstätten. Dies gilt vor allem für die Zeit nach der Sachmängelhaftung. Zudem können viele Zusatzservices wie eine elektronische Führerscheinkontrolle oder ein UVV-Check einen Routinebesuch doppelt lohnend machen.