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Im Vorfeld der Veranstaltung konnten sich die Teilnehmer des Fuhrpark-Treffs auch für ein Fahrsicherheitstraining anmelden und so drehten auf der kleinen Teststrecke in Grevenbroich seit dem frühen Morgen manche der Fuhrparkleiter einige Runden und Pirouetten, um die Grenzen der eigenen Reaktionsfähigkeit und des Fahrzeugs kennenzulernen. Grenzerfahrungen wie Aquaplaning oder Blitzeis unter strahlendem Sonnenschein machen zu können und dabei genügend Ausrollfläche zu haben, ist eine spannende und im Ernstfall eventuell lebensrettende Maßnahme. Fahrsicherheitstrainings sind daher vor allem auch für Vielfahrer und Flotten interessant.

Es scheint somit fast nahe liegend, dass ein Vortrag des Branchentreffs die Vorteile von Fahrsicherheitstrainings für den Fuhrpark in den Blick nahm. Dabei schilderte Frank Santen, Firmenkunden Vertrieb der A*B*S Fahrsicherheitszentrum GmbH, die Bedeutung dieser Trainingsmöglichkeiten für die Unfallvermeidung. Interessanterweise wird der größte Schadenposten im Fuhrpark nicht etwa durch Highspeed-Unfälle mit Totalschaden verursacht, sondern in der Summe sind es vor allem Parkschäden, welche die meisten Kosten nach sich ziehen. Es lohne sich in Flotten daher immer, eine genaue Schadenanalyse zu betreiben, um daraus abgeleitet Präventivmaßnahmen zu ergreifen. So werden neben den klassischen Fahrsicherheitstrainings auch Parktrainings angeboten. Besonders interessant dürfte auch die Förderung solcher Fahrseminare durch die Berufsgenossenschaften sein. Neben der Unfall- und Schadenvermeidung kann ein Fahrtraining natürlich einfach auch Spaß machen und die firmeninterne Teammotivation steigern.

Ein ganz anderes Thema nahm der Fachanwalt für Verkehrsrecht, Christian Fuhrmann, unter die Lupe. Unter der Überschrift „Bußgeldreform 2014, was passiert wirklich?“ durchleuchtete der Rechtsanwalt die Änderungen des ab dem 1. Mai in Kraft tretenden neuen Acht-Punkte-Systems. Dabei deckte er erstaunliche Widersprüche und Lücken auf: So gibt es beispielsweise eine Empfehlung zu einem Fahreignungsseminar ab einem Punktestand von vier Punkten. Dadurch kann das Punktekonto um einen Zähler reduziert werden, sofern der Fahrer nicht mehr als fünf Punkte besitzt. Faktisch wird sich jedoch niemand, der mehr als fünf Punkte hat, dazu bereit erklären, ein kostenpflichtiges Seminar zu besuchen, wenn er dadurch nicht wie zuvor seinen Punktestand reduzieren kann. Zumal eine Reduzierung auch nur ein Mal in fünf Jahren möglich ist. Darüber hinaus, resümiert Christian Fuhrmann, wird die Fahrerlaubnis nach dem neuen System sehr viel schneller entzogen werden, als dies bislang der Fall gewesen ist. Ein einfaches Beispiel ist das Fahren mit dem Handy am Ohr. Das Vergehen wird weiterhin mit einem Punkt und einer Geldstrafe geahndet, obwohl die Punkteskala insgesamt auf acht Punkte reduziert worden ist. Das heißt, theoretisch darf ich nur noch sieben Mal mit dem Handy am Steuer erwischt werden.

Grau ist alle Theorie – das dachten sich wohl auch die Veranstalter des A.T.U Fuhrpark-Treffs und rundeten die beiden theoretischen Vorträge mit einer rasanten Taxifahrt in einem Bentley Flying Spur ab. Auch wenn dieser mit 625 PS und einem Drehmoment von 800 Nm nicht unbedingt zur Alltagserfahrung der Fuhrparkmanager gehört. Insgesamt war der 13. A.T.U Fuhrpark-Treff ein gelungener Auftakt der drei Mal im Jahr stattfindenden Veranstaltung. Das nächste Treffen wird im Borussia-Park in Mönchengladbach stattfinden und sich unter anderem mit dem Thema Reifendruckkontrollsysteme befassen.

 

 

Kurzinterview mit Guido Grewe

Flottenmanagement: Seit 2010 gibt es den A.T.U Fuhrpark-Treff. Welche Entwicklung hat das Branchentreffen seitdem genommen?

Guido Grewe: Ich hatte im Vorfeld zur ersten Veranstaltung mein Vorhaben einmal mit guten Kunden diskutiert und sie gefragt: Wenn ich solch eine Veranstaltung ins Leben rufe, wäre das interessant für Sie? Daraufhin antworteten etwa neun von zehn mit Begeisterung und Zustimmung. Mit diesem positiven Feedback habe ich das Treffen dann im März 2010 ins Leben gerufen. Bei der ersten Veranstaltung im Kölner Fußballstadion hatten wir etwas mehr als 20 Teilnehmer. Über die Jahre hat sich das Event stetig weiterentwickelt, sodass wir in den letzten Jahren zwischen 50 und 60 Teilnehmer hatten. Darunter sind knapp 50 Fuhrparkleiter mit insgesamt etwa 80.000 bis 100.000 Fahrzeugen. Das heißt, es kommt schon ein repräsentativer Querschnitt zur deutschen Fuhrparklandschaft zusammen. Unter den Anmeldungen gibt es viele, die bereits öfter da waren und immer wieder kommen. Ein Fuhrparkleiter hat sogar alle Treffen mitgemacht und ist nun schon zum 13. Mal dabei. Auf der anderen Seite sind heute auch insgesamt 15 neue Teilnehmer angemeldet.

Flottenmanagement: Jede Veranstaltung findet in einem anderen Umfeld statt. Welche Bedeutung haben die wechselnden Rahmenbedingungen für die Flotten-Plattform?

Guido Grewe: Ein wichtiger Bestandteil des Konzeptes sind die wechselnden Locations. Ein Großteil der anderen Veranstaltungen findet in Hotels in einem großen Saal statt, wo dann eine Tagesordnungsliste an Themen abgearbeitet wird. Mit dem A.T.U Fuhrpark- Treff wollten wir jedoch einen anderen Weg gehen. Die wechselnden Locations bilden immer einen neuen Rahmen und machen die Veranstaltung abwechslungsreich. Eine Umfrage unter allen Teilnehmern hat ergeben, dass unter anderem die Kombination aus den ausgewählten Themen und den Locations gleichermaßen für die Teilnehmer interessant ist. Dennoch muss man sich immer etwas Neues einfallen lassen. Zum Beispiel wird es bei der Veranstaltung im Sommer im Borussia- Park im Anschluss an den Fuhrpark-Treff die Möglichkeit geben, das WM-Spiel Italien gegen Uruguay gemeinsam im Stadion über die Anzeigentafel anzuschauen. So können wir in entspannter Atmosphäre den Fuhrpark-Treff ausklingen lassen.

Flottenmanagement: Das erste Treffen in diesem Jahr behandelt unter anderem das Thema der Bußgeldreform 2014. Nach welchen Kriterien werden die Treffen inhaltlich gestaltet?

Guido Grewe: Wir versuchen, so weit möglich, aktuelle Themen aus dem Bereich Fuhrpark aufzugreifen. Dass wir hier und heute über die neue Bußgeldreform sprechen, die ab dem 1. Mai greifen soll, ist da ein gutes Beispiel. Für den Sommer ist das Thema Reifendruckkontrollsystem in Zusammenarbeit mit Continental geplant. Auch hier steht die Aktualität bei der Themenauswahl im Vordergrund. Denn ab dem 1. November dieses Jahres sind diese Systeme bei Neufahrzeugen verpflichtend. Wir versuchen darüber hinaus auch im engen Dialog mit den Kunden, immer neue Themenfelder zu erschließen. Es ist uns wichtig, den A.T.U Fuhrpark-Treff nicht als Verkaufsveranstaltung auszulegen, sondern als Plattform mit Informationscharakter und der Möglichkeit, das Netzwerk in der Branche auszubauen. Dies wird bei der Auswahl der Themen immer berücksichtigt.

Flottenmanagement: Welchen Mehrwert bietet die Veranstaltung neben den Vorträgen für Fuhrparkentscheider? Wie wichtig ist Ihnen der informelle Austausch untereinander?

Guido Grewe: Es hat sich herauskristallisiert, dass bei Fuhrparkleitern ein Bedarf für einen Austausch auf einer gemeinsamen Plattform besteht. Denn die Grundproblematiken eines Fuhrparks sind immer dieselben. Egal, ob ich 50, 500 oder 5.000 Fahrzeuge habe. Jeder versucht, in seinem Bereich die bestmögliche Entscheidung zu treffen, aber wenn man die Möglichkeit hat, über dieses und jenes auch mit anderen Entscheidern zu diskutieren oder einfach nur einmal Erfahrungen auszutauschen, dann kann dies oft helfen. Daher versuchen wir, auch die Veranstaltung möglichst locker ablaufen zu lassen, damit eben genau diese Gespräche zustande kommen.