
Bereits seit einigen Jahren ist der Umweltgedanke und vor allem der Kosteneinsparungswille in vielen Fuhrparks nicht mehr wegzudenken. Strenger werdende unternehmensinterne CO2-Obergrenzen für die Fahrzeugflotte oder Bonus- Malus-Systeme für den User-Chooser-Bereich verlangen immer umweltfreundlichere Motoren von den Automobilherstellern. Daneben sieht auch die Politik – in Form einer EU-Verordnung – vor, dass bis 2020 der CO2-Ausstoß auf durchschnittlich 95 Gramm pro Kilometer gesenkt werden soll. Schon 2015 soll der Flottenausstoß aus Sicht der EU auf durchschnittlich 130 Gramm pro Kilometer gesenkt werden, ansonsten drohen den Automobilherstellern Geldbußen. Neben den sogenannten Eco-Modellen sind vor allem alternative Antriebskonzepte die Antwort der Automobilbranche auf die wachsenden Forderungen nach umweltfreundlichen Fortbewegungsmitteln.
Aus diesem Anlass hat Flottenmanagement im Rahmen dieses Specials alle derzeit verfügbaren Modelle mit diesen umweltfreundlichen Antriebskonzepten zusammengestellt. Insgesamt kamen so etwas mehr als 120 Modelle von allen fuhrparkrelevanten Automobilherstellern zusammen. In Zukunft ist eine weitere Zunahme von Modelle mit alternativen Antriebskonzepten zu erwarten.
Autogas
Laut „Well-to-Wheel“-Analysen, welche die klimawirksamen Schadstoffemissionen von der Gewinnung und Produktion über den Transport zur Tankstelle bis zur Abgabe an der Zapfsäule beurteilen, liegen Autogasfahrzeuge um rund 18 Prozent unter den äquivalenten CO2-Emissionen von Benzinfahrzeugen. Diese drastische Reduzierung der Kraftstoffemissionen wird noch bis zum Jahr 2018 seitens der Bundesregierung durch einen deutlich ermäßigten Steuersatz für Autogas subventioniert. Daneben spricht für diesen alternativen Kraftstoff auch die wesentlich geringere Belastung durch die Ökosteuer im Vergleich zu Benzin oder Diesel.
Ein weiterer Vorteil liegt bei der relativ unkomplizierten Nachrüstung: Ottomotoren können durch Nachrüstung einer speziellen Gaseinspritztechnik betrieben werden. Ein zusätzlicher Tankbehälter lässt sich zudem gut in der Reserveradmulde verstauen, was jedoch die Mitnahme eines Reifenpannen-Sets erfordert. Da der volumetrische Heizwert von Autogas etwa 25 Prozent geringer als der von Benzin ist, steigt der Verbrauch beim Betrieb mit Autogas je nach Motor um circa 20 Prozent. Angesichts eines Literpreises von lediglich 75 Cent (Stand: Mitte Mai 2013) ist dieser Mehrverbrauch jedoch relativ schnell amortisiert. Letztlich bieten auch die über 6.500 Autogastankstellen dem Dienstwagennutzer eine flächendeckende Versorgung mit diesem alternativen Kraftstoff.
Mit fast 50 Modellen ist der Autogasantrieb das am stärksten vertretene alternative Antriebskonzept in unserer Marktübersicht. Das liegt insbesondere daran, dass einige Automobilhersteller nahezu ihre komplette Modellpalette bereits ab Werk mit Autogasantrieb anbieten. Ein absolutes Novum ist der Kia Optima Hybrid, dieser kann über die Firma ecoengines bereits ab Werk auf LPG umgerüstet werden. In Absprache mit dem südkoreanischen Automobilhersteller wird auch auf die Autogasanlage eine Garantie von sieben Jahren gewährt.
Erdgas
Nicht nur ökonomisch, sondern auch ökologisch ist Erdgas eine echt Alternative zu konventionellen Antrieben. Rund 25 Prozent der CO2-Emissionen lassen sich durch diesen Kraftstoff im Vergleich zu einem Benziner vermeiden. Was sich auf den ersten Blick an der Tankstelle nicht zeigt – Erdgas ist günstiger als Autogas: Denn Erdgas wird in Kilogramm gemessen, Autogas in Litern und der Preis für ein Kilogramm Erdgas liegt etwa 30 Cent höher als der für einen Liter Autogas. Allerdings ist der Brennwert von CNG etwa doppelt so hoch wie der von LPG. Ein Kilogramm Erdgas bringt den Dienstwagennutzer also doppelt so weit. Viele große Hersteller bieten heute Serienmodelle mit Erdgasantrieb, für den Autogasantrieb gibt es günstige Nachrüstungsangebote.
In puncto Reichweite sind die Antriebe mit etwa 400 Kilometern beim serienmäßigen Erdgasfahrzeug mit Unterflurtank beziehungsweise 500 Kilometern für das mit Autogas betriebene Fahrzeug nahezu gleichwertig. Ein bivalenter Antrieb, bei dem zusätzlich der Benzinbetrieb zur Verfügung steht, erweitert die Kapazität von beiden Varianten jedoch deutlich.
Mit 22 Modellen ist die Auswahl zwar fast genau halb so groß wie bei Autogas – bei dem im Regelfall nur ein normaler Benzinmotor für die Nutzung von LPG umgerüstet wird –, jedoch sind deren Motoren für die Nutzung von Erdgas optimiert. Mit dem Audi A3 Sportback g-tron, Škoda Octavia CNG und dem Volkswagen Golf TGI erweitert sich das Angebot ab Mitte 2013 um drei besonders flottenrelevante Modelle.
Hybridantrieb
Auch wenn der Hybridantrieb keine regenerativen Treibstoffe nutzt, kann er doch einen wesentlichen Beitrag zur Reduzierung der Emissionen und des Kraftstoffverbrauchs leisten. Der Grundgedanke bei Benzin/Diesel-Elektro- Hybridfahrzeugen ist, den Verbrennungsmotor nur dann einzusetzen, wenn er mit gutem Wirkungsgrad arbeitet. Überschüssige Leistung des Verbrennungsmotors wird in elektrische Energie umgewandelt und in einer Batterie gespeichert. Letztere wiederum speist bei Bedarf den Elektromotor.
Daraus ergeben sich vier unterschiedliche Hybridvarianten: Mild-, Voll- und Plug-In-Hybrid sowie Range Extender. Beim Mild-Hybrid erzeugt ein kombinierter Starter-Generator einerseits beim Rollen und Bremsen Strom, welcher in einer Batterie gespeichert wird. Andererseits unterstützt der Elektromotor bei Bedarf den Verbrennungsmotor. Zwar entspricht das Antriebskonzept des Voll-Hybrids dem des Mild-Hybrids, jedoch ist zusätzlich auch das Fahren allein mit Elektromotor möglich. Zudem ist die Leistung des verwendeten Elektromotors meist deutlich höher als beim Mild-Hybrid. Lässt sich bei einem Hybridfahrzeug die Batterie zum Antrieb des Elektromotors auch über das Stromnetz aufladen, so spricht man vom „Plug-In-Hybrid“. Auch Elektrofahrzeuge mit Range Extender zählen zu den Hybridfahrzeugen, da sie zum Antrieb zwei verschiedene Energiequellen nutzen. Der direkte Antrieb erfolgt zwar in der Regel nur über den Elektromotor, ist die über das Stromnetz geladene Batterie jedoch leer, so wird diese über einen Verbrennungsmotor geladen, um die Reichweite zu verlängern.
Mit 34 Modellen stellen die Hybridantriebe das zweitgrößte Segment der alternativen Antriebe dar. Auffallend ist, dass insbesondere Premiumhersteller in diesem Segment zu finden sind. Neben Audi, BMW, Mercedes-Benz und Porsche sind hier eben auch die asiatischen Nobelmarken Infiniti und Lexus vertreten. Mit dem Infiniti Q50 Hybrid erscheint im Herbst das zweite Hybridmodell des japanischen Automobilherstellers. Dieser soll mit einer geschätzten Beschleunigung von 0 auf 100 Stundenkilometer in unter 5,5 Sekunden, den momentanen Guinness-Weltrekordhalter M35h als beschleunigungsstärkste Voll-Hybrid-Limousine ablösen. Trotz dieses beeindruckenden Wertes verfügt der Q50 aber auch über ein praxisgerechtes Kofferraumvolumen von 400 Litern.
Ein weiterer Neuzugang auf dem Hybridmarkt wird für Ende 2013 bei Mazda erwartet, jedoch zunächst nur auf dem japanischen Markt. In Zusammenarbeit mit der Toyota Motor Corporation (TMC) soll der effektive Mazda SKYACTIV-Verbrennungsmotor mit Komponenten der Hybridtechnologie, wie sie im derzeitigen Toyota Prius zum Einsatz kommt, kombiniert werden.
Elektroantrieb
Das Ziel ist ambitioniert: Bis zum Jahr 2020 sollen nach dem Willen der Bundesregierung auf deutschen Straßen eine Million Elektroautos fahren. Doch ein solches Ziel scheint angesichts der geringen Zulassungen von Elektrofahrzeugen in weite Ferne zu rücken, denn gerade einmal 2.956 Elektroautos wurden im vergangenen Jahr für deutsche Straßen zugelassen. Aber auch hier kann man dem Ganzen etwas positives abgewinnen, so stiegen in relativen Zahlen ausgedrückt die Zulassungen im Vergleich zum Vorjahr um satte 37 Prozent.
Ein Grund für die steigenden Verkaufszahlen ist sicherlich die Auswahl, so waren in der Vergangenheit oft nur kleine elektrische Stadtflitzer zu sehen. Heute stehen dem Käufer daneben auch Limousinen, Vans, Transporter oder sogar Sportwagen zur Auswahl. Insbesondere Mercedes- Benz bietet mit dem Vito, der sowohl als Kombi wie auch als Kastenwagen erhältlich ist, gerade Fuhrparks eine Alternative zu Verbrennungsmotoren. Zugegeben, das SLS AMG Coupé Electric Drive wird abseits des Showrooms oder von Präsentationszwecken den Weg selten in die Unternehmensflotte finden, jedoch zeigt es in beeindruckender Weise welche Leistungen heute in einem Elektrofahrzeug erzielbar sind. Aber auch Renault bietet heute angefangen vom zweisitzigen Twizy über die Elektrolimousine Fluence Z.E. bis zum Transportervariante Kangoo Maxi Z.E. gleich fünf Modelle, die durchaus auch für den Flotteneinsatz geeignet sind.
Die Auswahl an Elektrofahrzeugen wird auch in Zukunft steigen, so stehen beispielsweise mit dem BMW i3 ab Herbst und dem BMW ActiveE innerhalb der DriveNow-Flotte gleich zwei weitere Elektrofahrzeuge in den Startlöchern. Daneben bereichert auch Volkswagen mit dem e-up! ab Herbst und dem e-Golf ab Ende 2013 die Palette der Elektrofahrzeuge.
Fazit
Auch nach heutigem Erkenntnisstand ist nicht abzusehen, in welche Richtung sich das Umfeld der alternativ angetriebenen Fahrzeuge in Zukunft entwickeln wird. Jedoch hat sich insgesamt in den letzten Jahren einiges getan, sodass mittlerweile nahezu alle Fuhrparkanforderungen auch durch Fahrzeuge mit alternativen Antrieben abgedeckt werden können. Daneben steht mit der Brennstoffzelle eine weitere Möglichkeit der umweltfreundlichen Antriebskonzepte bereits in Forschungsprojekten zur Verfügung.