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Ein flüchtiger Blick ins Innere dieses gerade frisch renovierten Kombi-W212 lässt kurz stutzen und noch einmal genau hinsehen: Richtig, hier müssen die sechs Vorwärtsgänge manuell sortiert werden. Auch anno 2013 keine Seltenheit, doch in der oberen Mittelklasse nicht mehr ganz gewöhnlich. Demnach ist klar, dass dieses T-Modell keinen Sechszylinder unter der Haube trägt, denn die nobleren Ausführungen verfügen frei Haus über eine Getriebeautomatik. Es ist also der E 220 CDI – nicht die absolute Basis, aber auch keineswegs abgehoben. Mit 170 PS aus 2,1 Liter Volumen reißt der Praxisprofi keine Bäume aus, ist aber alles andere als untermotorisiert. Längst gibt es bei den großen Baureihen nur noch eine Hubraumstufe des bürgerlichen Selbstzünders mit der Kennung OM651, der in der Spitze immerhin 204 ausgewachsene Pferde sattelt und sodann für giftigen Vortrieb sorgt.

Aber jetzt heißt es Platz nehmen im Zwozwanziger. Im Gegensatz zur Bezeichnung ist der Schalthebel nicht mehr ganz so klassisch – dennoch liegt der rundliche Griff gut in der Hand. Schade nur, dass die Rückwärtsgangsperre ausgerechnet beim Traditionsmodell nicht mehr nach alter Tradition funktioniert: Statt den Knüppel nach oben zu ziehen, muss er einfach kräftig nach links gedrückt werden. Der gerade vorgestellte CLA dagegen beweist, dass es auch anders geht – dort nämlich muss nach oben gezogen werden. Wenigstens verzichtet Mercedes beim Serie-IIW212 auf die elektrische Parkbremse; dennoch gibt es keinen Hebel in der Mitte, sondern die berühmte Fußfeststellbremse. Manche eingebürgerten Dinge sterben eben nicht so schnell aus. Übrigens wird die geniale Hold-Funktion auch ohne Automatik verbaut. Bremspedal etwas fester durchtreten an der Ampel, und das System hält die E-Klasse zuverlässig bis zum Anfahren.

Wie schlägt sich der Diesel nun in Eintracht mit der klassischen Sechsgangbox? Jedenfalls kann der 170-PS-Kandidat seine Verbrennungsart kaum verleugnen; ein bisschen rustikal knurrend, aber dennoch charmant in der Akustik strömt die Nadel der linken Rundskala der 4.000er-Marke entgegen, ohne auch nur ansatzweise zu stören, selbst in hohen Sphären. Mit der Kupplungsabstimmung kommt man gut zurecht, und der Taktstock in der Mittelkonsole verrichtet seine Arbeit geschmeidig, aber erwartungsgemäß nicht sportlich. Das verpasst dem Fahrcharakter ein komfortbetontes Naturell. Und 400 Nm Drehmoment ab 1.400 Touren tragen darüber hinaus zur Entspannung bei. Da die Zugkraftspitze erst jenseits der 2.800 Umdrehungen abebbt, ist entspanntes und schaltfaules Gleiten Alltag im nützlichsten Schwaben. Hektisches Ausdrehen steht ihm nicht zu Gesicht und würde in diesem Fall auch wenig bringen, außer einem verkürzten Tankintervall. Immerhin nennt das Werk sportive 8,8 Sekunden für den Sprint auf 100 Sachen – nicht von schlechten Eltern.

Noch wichtiger als das Spurtvermögen aber dürfte den potenziellen Kunden das Thema Verbrauch sein. Exakt fünf Liter nennt der Hersteller für den gemittelten Konsum; etwas über sechs offenbart die Testrunde – allerdings ist dem Edellaster das „A“ bei der Energieeinstufung sicher. Und die 132 Gramm CO2 je Kilometer sind eine ambitionierte Marke gemessen an der gehobenen Kategorie, immerhin wiegt der Businessgleiter runde 1,8 Tonnen leer. Das Komfortkapitel schneidet zweifelsohne exzellent ab. Niedrige Fahrgeräusche selbst deutlich oberhalb von Richtgeschwindigkeit lassen Unterhaltungen in Zimmerlautstärke zu, und zwar zwischen sämtlichen Insassen. Das sanfte Fahrwerk eliminiert Bodenwellen jeglicher Art und wird damit seiner Bezeichnung in der Preisliste gerecht – „Komfort-Fahrwerk“ ist die serienmäßig gelieferte Option. Dazu gesellt sich eine leichtgängige Servolenkung mit elektrischem Antrieb, um den Hecktriebler präzise über windungsreiches Geläuf zu dirigieren.

Feine Sitze machen den Stern-Kombi zum perfekten Langstreckenexperten. Die Sessel dürfen mit Fug und Recht als Vorstufe zu den S-Klasse- Fauteuils betrachtet werden; angenehme Polster mit der gekonnt dosierten Mischung zwischen flauschiger Sänfte und hinreichender Straffheit sorgen für einen bequemen Aufenthalt. Enge ist in der E-Klasse übrigens absolut kein Thema – erste Reihe bedeutet erste Klasse, der Fond offeriert ordentlich Raum selbst für die Beine groß gewachsener Personen. Eine saubere Verarbeitung rundet den gelungenen Eindruck ab. Zudem haben die Verantwortlichen versucht, die Tastenlandschaft aufgeräumt zu halten, ohne zu viele Funktionen auf das Menü zu übertragen. So sind sämtliche Grundfeatures ohne Controller in der Mitte zu bewältigen. Wer jedoch die komplette Bandbreite der Entertainment- und Telematikmöglichkeiten beherrschen will, kommt um ein Studium der Gebrauchsanweisung kaum herum.

Ab netto 39.075 Euro gibt es den E 220 CDI als T-Modell, der ab Werk bereits eine reichhaltige Ausstattung bietet. Das schönste Merkmal ist für praktisch orientierte Kunden sicher das maximale Laderaumvolumen von fast 2.000 Litern, das kein Wettbewerber übertrifft. Selbstverständlich sind darüber hinaus Bluetooth-Freisprechanlage, Klimaautomatik, Radio, elektrisch einstellbare Vordersitze sowie Tempomat. Viel LED-Technik inklusive einem markanten Lichtdesign vorn und hinten dienen der Sicherheit und erzeugen Hingucker- Faktor. LED-Hauptscheinwerfer mit variabler Lichtverteilung erfordern dagegen 1.450 Euro (netto) Mehrpreis. Zahlreiche Assistenzsysteme wie Spurhalte-Kontrolle (450 Euro netto) und Totwinkel-Warner (ebenfalls 450 Euro) kosten außerdem Aufpreis. Wer das Komplettpaket mit aktiver Bremse und Lenkung sowie aktivem Tempomat ordert, muss 2.250 Euro (netto) extra bezahlen. Eine umfangreiche Sicherheitsausrüstung ist natürlich obligat.