
Das gilt auch für den Firmen-Fuhrpark. Wenn der sich an Standorten innerhalb eines Landes befindet, gestaltet sich die Versicherung der Flotte sehr einfach. Alle Fahrzeuge können ohne großen Administrationsaufwand zu einheitlichen Konditionen in der Haftpflicht, Voll- und Teilkasko versichert werden. Bei der Anschaffung weiterer Fahrzeuge erhielten diese denselben Tarif, der schon für den gesamten Fuhrpark galt.
In international tätigen Unternehmen ist die Flotte nun nicht mehr zentral in einem Land angesiedelt. Stattdessen verteilt sie sich über viele verschiedene Standorte weltweit. Global agierende Unternehmen müssen gerade ihre Haftpflichtrisiken in den einzelnen Ländern entsprechend absichern. Doch vor allem im Kfz- Haftpflichtbereich sind die gesetzlichen Bestimmungen und Marktgegebenheiten von Land zu Land sehr unterschiedlich. Deckungsumfang und -summen oder Schadenregulierung sind beispielsweise abhängig von lokalen rechtlichen Gegebenheiten wie dem Schadenersatzrecht im jeweiligen Land. Große Unterschiede gibt es innerhalb Europas. So sind beispielsweise in Tschechien Umweltschäden nicht in gleichem Umfang versichert wie in Deutschland.
Hingegen wird in Nordamerika ein großer Teil der Versicherungsverträge staatlich geregelt, in den USA hat jeder Bundesstaat sein eigenes Gesetz. Hat ein Unternehmen mehrere Niederlassungen, muss an all diesen Orten der Versicherungsschutz gleichermaßen für die gesamte Flotte greifen. Außerdem möchten Firmenkunden nach dem gewohnten Prinzip der Flottenversicherung unter dem Dach eines (Rahmen-) Vertrages betreut werden. Das erfordert einen weltweit anwendbaren Versicherungsschutz, der gleichzeitig auf regionale Besonderheiten der Haftpflichtversicherung von Fuhrparks an den jeweiligen Standorten eingeht.
Zentrale Vertragskomponenten verbunden mit einer lokalen Umsetzung in den einzelnen Ländern bieten „internationale Versicherungsprogramme (IVP)“. Sie stellen eine Kombination aus lokalen Policen und einem Mastervertrag („Master Cover“) dar, der länderübergreifend einen einheitlichen Deckungs- und Servicestand festlegt. Für die Kunden entstehen dadurch maßgeschneiderte Deckungskonzepte. Internationale Versicherungsprogramme vereinen eine zentrale Steuerung mit einer optimalen Betreuung vor Ort.
Prämien, Deckungen, Berichtswesen und Schadenkontrolle werden zentral für den gesamten Fuhrpark vereinbart. Diese zentrale Lenkbarkeit ermöglicht eine optimale Abstimmung im In- und Ausland. Der Kunde hat einen zentralen Ansprechpartner für alle Länder, mit dem auch die Renewalverhandlungen zentral geführt werden. So können auftretende lokale Probleme von Deutschland aus behoben werden, was den Verwaltungsaufwand für den Kunden minimiert.
Gleichzeitig setzt diese internationale Form der Flottenversicherung den Versicherungsschutz regional um. Abrechnungen erfolgen beispielsweise direkt zwischen dem jeweiligen Versicherer vor Ort und der entsprechenden Kundenniederlassung, zudem werden Schäden lokal bearbeitet. Internationale Versicherungsprogramme schließen somit nicht nur Deckungslücken in der Kfz-Haftpflichtversicherung aus, sondern ermöglichen auch Versicherungslösungen, die exakt auf die globalen Sicherheitsbedürfnisse der jeweiligen Firmenkunden ausgerichtet sind. Hierfür werden regionale Bedürfnisse im Vorfeld genau analysiert und entsprechend in der Versicherungsdeckung der gesamten Flotte berücksichtigt.
Darüber hinaus können internationale Versicherungsprogramme für weltweit agierende Unternehmen durch ein länderübergreifendes einheitliches Reporting Transparenz schaffen. Werden dem Kunden regelmäßige Reports nach individuellen Anforderungen zur Verfügung gestellt, ermöglicht dies dem Kunden eine genaue Beurteilung seiner bestehenden Verträge und eine entsprechende Anpassung des Risk-Managements, um die Schadenfrequenzen zu senken und dadurch länderübergreifend auch die Kosten zu senken, die im Schadenfall nicht von der Versicherung bezahlt werden. Beispiele sind der Ausfall von Fahrzeugen und Fahrern, die Abwicklungskosten oder die Selbstbeteiligungen. Viele Versicherer bieten den Kunden nachhaltige Unterstützung an, um die Schadenfrequenz zu senken. Hierfür stellen sie ihren Kunden professionelle Risk-Manager an die Seite. Sie analysieren die einzelnen Posten der Reports und koordinieren mögliche Maßnahmen mit den Verantwortlichen. Idealerweise sind in solchen Reports Details zum Verlauf aller am Programm beteiligten Ländereinheiten enthalten. Neben einer detaillierten Einzelschadenliste des Fuhrparks können die entrichteten Beiträge, die Anzahl der Schäden und die Höhe der Schadenzahlungen ausgewertet werden, auch Schadenfrequenz oder Schadendurchschnitt können Bestandteile des Berichts sein. Die Reports sollten einheitlich in Euro ausgewiesen sein, um die beteiligten Länder miteinander vergleichbar zu machen.
Der Abschluss von internationalen Flottenversicherungsprogrammen ist meist an bestimmte Anforderungen, sogenannte Eingangshürden, geknüpft. So setzt beispielsweise die Allianz für die Aufnahme in das Programm ein Prämienvolumen in der Kraft-Flotte von mindestens 100.000 Euro voraus. Zudem müssen im Ausland mindestens 50 Fahrzeugeinheiten je Land bestehen. Auch sind die Verträge auf eine langjährige Zusammenarbeit ausgelegt.
Wirklich internationale Unterstützung wie zum Beispiel einen weltweit einheitlichen Rahmenvertrag können im Bereich der Flottenversicherung bis jetzt nur wenige Versicherer anbieten. Weil die Allianz international in den wichtigsten Märkten vertreten ist, verfügt sie über entsprechende internationale Versicherungsprogrammen für Großflotten. Dadurch stellt sie ihren Kunden in jedem Betriebsgebiet speziell geschulte und benannte Ansprechpartner in Betrieb und Schaden zur Verfügung oder bietet mit Hilfe von ausgewählten Kooperationspartnern Flottenversicherungen selbst in den Ländern, in denen sie keine Kraft-Zulassung besitzt.
Autorin
Nicole Fischer ist Underwriterin der Allianz Versicherungs-AG und zuständig für internationale Programme in der Flottenversicherung.