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Flottenmanagement: Herr Krösche, seit gut einem Jahr sind Sie nun für die Internationalisierung des Flottengeschäfts bei der Volkswagen Financial Services AG zuständig. Was hat sich seitdem schon geändert, welche sind die nächsten angestrebten Meilensteine?

Knut Krösche: Die Ausgangssituation war sehr interessant. Die Volkswagen Leasing GmbH ist zwar Europas größte automobile Leasinggesellschaft. Allerdings profitieren wir dabei vorwiegend von dem starken deutschen Markt. Im Rest von Europa haben wir dagegen noch großes Potenzial, um uns stärker zu positionieren. Gestartet sind wir deshalb zunächst mit der Umbenennung der Abteilung von „Internationaler Koordination“ in „International Fleet“, denn es geht nicht zuletzt um internationalen Flottenvertrieb. Dazu müssen wir natürlich auch handlungsfähig sein. Denn wir können nicht während der Verhandlungen mit einem Kunden die Konditionen eines Serviceprodukts in verschiedenen Ländern anfragen, sondern müssen sofort aussagefähig sein. Aus diesem Grund haben wir ab dem nächsten Jahr die Preishoheit in den EU 5. Für die anderen Länder haben wir ein Verfahren entwickelt, das uns in die Lage versetzt, ohne Rückfrage je nach Kundengröße direkt beim Vertriebsgespräch über die Konditionen zu entscheiden. Hierzu mussten wir aber zunächst Produkte und Prozesse harmonisieren und entsprechendes Personal aufbauen.

Flottenmanagement: Wie sind Sie dabei konkret vorgegangen?

Knut Krösche: Bei den Produkten haben wir beispielsweise die Standards bei der Fahrzeugrückgabe und den Freikilometern angeglichen – denn zuvor gab es in den meisten Ländern unterschiedliche Konditionen. Ebenso haben wir die gesamten Prozesse aufeinander abgestimmt und vereinheitlicht. So weiß jeder Kunde sofort, wie in den verschiedenen Ländern der Prozess abläuft, was er erwarten kann und was wir an Services liefern können. Beim Personal haben wir in Ergänzung zu unserem internationalen Key Account Management speziell die Abteilung „International Implementation and Consulting“ gegründet.

Die jeweiligen Implementierungsmanager sind allesamt Muttersprachler und damit die jeweiligen Ansprechpartner vor Ort. Selbstverständlich verfügen alle über jahrelanges Know-how und kennen die Gegebenheiten des jeweiligen Flottenmarktes. Wir sind eine der wenigen Leasinggesellschaften, die dieses Konzept verfolgen, halten diesen Ansatz aber für essentiell. Aus unserer Sicht darf der Prozess nämlich nach der Vertragsunterschrift des Kunden nicht aufhören. Besonders wichtig im internationalen Flottenmanagement ist die professionelle Abwicklung und die Generierung von Schnittstellen, welche vor einem Go-Live während einer Implementierungsphase sauber aufgesetzt sein und kontinuierlich betreut werden müssen.

Insgesamt sehen wir hier auch die Chance, unser breites Markenspektrum als Konzern international in allen Märkten zu positionieren, und dementsprechend die Volkswagen Konzernmarken beim internationalen Absatz zu unterstützen. Außerdem arbeiten wir an einem internationalen, grenzüberschreitenden Reporting. Das ist ein ganz wichtiges Thema für die Fuhrparkmanager. Der Bedarf und die Nachfrage ist auch dementsprechend hoch. Und last but not least haben wir ein internationales Master-Agreement erstellt, das mit all unseren europäischen Partnergesellschaften verabschiedet wurde. Damit haben wir eine international einheitliche Basis, die dem Kunden erheblichen Aufwand erspart, weil er das Vertragswerk auf seiner Seite nur noch einmal prüfen muss. Sie sehen, wir haben bereits vieles geschafft und vieles wird noch folgen.

Flottenmanagement: Was sind die Hauptangebote der Abteilung „International Fleet“, welche Unternehmen sprechen Sie an, welche Vorteile bietet die gebündelte grenzüberschreitende Abwicklung für den Fuhrparkleiter?

Knut Krösche: Wir gehen proaktiv auf die Kunden zu, die mindestens in zwei Ländern vertreten sind und dabei mindestens 100 Autos pro Land einsetzen. Dabei mischen wir uns nicht in das lokale Geschäft unserer ausländischen Partnergesellschaften ein. Wenn ein Kunde also beispielsweise in Spanien 200 Autos oder mehr hat, liegt die Zuständigkeit nach wie vor bei unseren ausländischen Kollegen. Wir kommen ins Spiel, wenn mindestens zwei Länder beteiligt sind.

Unsere Abteilung koordiniert dann die verschiedenen Fuhrparkmanagement- und Beschaffungsprozesse in den einzelnen Ländern, bietet einen Ansprechpartner für alle Fragen und kann dann auch die Bestellungen in den jeweiligen Ländern auslösen. Schließlich haben wir lokale Mitarbeiter vor Ort, die dort gut vernetzt sind und die länderspezifischen Besonderheiten genau kennen. Im Endeffekt profitiert der Fuhrparkmanager von einem effektiven internationalen Fuhrparkmanagement aus einer Hand.

Flottenmanagement: Welche Prozesse und Arbeiten kann der International Fleet Service dem Fuhrparkleiter abnehmen, wenn er auch Mitarbeiter mit Dienstfahrzeugen außerhalb Deutschlands verwalten muss? Ab wie vielen Fahrzeugen außerhalb Deutschlands lohnt sich der Einsatz für den Fuhrparkleiter?

Knut Krösche: Hier gilt ganz klar: Neben den ganz großen international aufgestellten Fahrzeugflotten konzentrieren wir unser Geschäft auch auf die sogenannten „Small und Medium Internationals“. Deren durchschnittliche Fuhrparkgröße liegt jeweils zwischen 400 und 2.000 Fahrzeugen europaweit. Auch für sie ist ein professioneller internationaler Support äußerst wichtig. Viele denken bei International Fleet immer nur an die ganz großen Flotten, von denen es natürlich auch einige gibt. Aber gerade für die kleinen bis mittelgroßen Fahrzeugflotten ist es oftmals schwierig, auch auf Herstellerseite als groß und international wahrgenommen zu werden. Und ich bin mir sicher, dass wir es mit unserem Produktangebot schaffen, auch diese Kundengruppe adäquat zu betreuen. Denn auch hier bieten wir Beratung, Services und Reportings auf kontinuierlich hohem Niveau. Dabei haben wir nicht das Cross-Border- Leasing, sondern das lokale Business im Auge. Wir koordinieren also verschiedene lokale Strukturen.

Zusätzlich bieten wir dem Fuhrparkleiter international harmonisierte Prozesse von Auslieferung, Service, Reifen und Bewertung bis hin zur Fahrzeugrücknahme. Der Flottenleiter kennt die Abläufe üblicherweise in seinem Heimatland sehr genau, aber nicht unbedingt in allen Ländern. Anhand unserer Prozesse können wir seine Flotte international sauber aufstellen, mit einem standardisierten Weg, der ihm auch konkret Kosten und Arbeit spart. Dabei beraten wir den Fuhrparkmanager auf kontinuierlicher Basis, inwiefern er seinen Prozess verschlanken kann. Ein Beispiel: Manchmal gibt es Fuhrparkleiter, die für einen bestimmten Bestellprozess fünf Unterschriften benötigen. Wir gehen auf ihn zu und sagen: Schau dir den Vorgang noch einmal genau an. Einige deiner Kollegen brauchen nur zwei Unterschriften. Vielleich schaffen wir diese Prozessoptimierung auch bei dir!

Flottenmanagement: Welches sind die räumlichen Grenzen des International Fleet Service? Bieten Sie den Service in ganz Europa oder sogar noch darüber hinaus an?

Knut Krösche: Wir konzentrieren uns schwerpunktmäßig auf ganz Europa. Allerdings sind wir im Prinzip weltweit zuständig – sofern vor Ort Partner- beziehungsweise Eigenbetriebe der VW FS AG vorhanden sind. In den verschiedenen Märkten gibt es natürlich noch qualitative Unterschiede, aber genau dafür sind wir ja auch da, um das lokale Know-how zu generieren und den Fuhrparkleitern zur Verfügung zu stellen.

Flottenmanagement: Sie planen gerade ein grenzüberschreitendes Reporting-System. Welche Vorteile wird das System bieten und wann wird es verfügbar sein?

Knut Krösche: Besonders wichtig für einen international tätigen Flottenmanager sind die Transparenz und Gesamtkontrolle über seinen Fuhrpark. Mit unserem internationalen Reporting, dessen Einführung für das erste Halbjahr 2013 geplant ist, wollen wir ihm genau das bieten. Insgesamt haben wir uns für das Reporting folgende Devise vorgenommen: Weniger ist mehr. Unser Hauptaugenmerk liegt nicht auf möglichst vielen verschiedenen Funktionen, sondern auf ausgewählten und wichtigen Standard-Reports. Darin enthalten sind die Anzahl der Fahrzeuge, Fahrzeughersteller, Leasinggesellschaften, Antriebsarten sowie die Entwicklung der Flotte von Quartal zu Quartal. Je nach Bedarf und Anfrage werden wir dann gemeinsam mit dem Kunden das Reporting sukzessive weiterentwickeln.

Im Rahmen des zweiten Release werden auch ein TCO-Report mit und ohne Kraftstoffangaben sowie ein CO2-Report enthalten sein. Der Clou: Alle Reports folgen dem Top-Down-Ansatz. Ziel ist es, mit nur drei Klicks von der obersten aggregierten internationalen Ebene über die Landesebene bis hin auf die jeweilige Fahrzeugebene zu gelangen. Auf diese Weise bekommt der Fuhrparkmanager einen schnellen Mehrwert. Schlussendlich kommt es darauf an, inwieweit die Reports schnelle, aussagefähige und strukturierte Inhalte für den Fuhrparkmanager liefern. Wir sind überzeugt davon, dass wir genug Know-how haben, um unseren Kunden dieses Serviceplus zu bieten. Beispielsweise sieht der Fuhrparkleiter beim Diesel-/ Benziner-Anteil direkt, wie die jeweilige Flotte in einem speziellen Land im Vergleich zu den anderen Ländern aufgestellt ist. Und mit einem weiteren Klick kann er diese Information sogar bis auf die Fahrzeugebene herunterbrechen. Mit dieser Transparenz kann er dann auch die Umsetzung der Car Policy gegenüber seinen lokalen Kollegen gut kontrollieren und damit besser durchsetzen.