
Welche Gründe sprechen dafür, sich ein Kia- Kompaktmodell zuzulegen? Vor wenigen Jahren noch war diese Frage einfach zu beantworten: der günstige Preis. Okay, ein kundenfreundliches Preis-Leistungs-Verhältnis ist sicher noch immer wesentlich bei der Kaufentscheidung, aber es ist mitnichten das einzige Kriterium. Wer hätte gedacht, dass Design irgendwann ein Merkmal sein würde, das die Kunden in die Schauräume dieses koreanischen Autoherstellers lockt? Kia-Designchef Peter Schreyer, aus dessen Feder beispielsweise der Audi TT stammt, krempelte die Marke um und verlieh ihren Produkten längst ein markantes Gesicht. So ist die berühmte Kühlergrill-Spange längst ein wiedererkennbares Markenzeichen geworden, das alle neuen Modelle ziert. Freilich auch den dieses Jahr installierten cee’d. Aber die alleine macht ihn noch nicht zum Hingucker, hinzu kommen Spannung erzeugende Karosseriewölbungen und markante Leuchteinheiten mit Garantie auf Wiedererkennung.
Und dann wäre da noch ein zweiter wichtiger Grund – Qualität. Kia-Modelle strahlen heute Solidität aus, vor allem gilt das für die Innenräume. Hier rappelt oder klappert nichts, außerdem schickten die Verantwortlichen jene früher von den koreanischen Herstellern bekannten grobschnitzigen Schalter endgültig aufs Altenteil. Der neue cee’d präsentiert sich zwar schlicht, aber keineswegs unattraktiv. Die Bedienung profitiert von den aufgeräumten Konsolen – sämtliche Schalter liegen griffgünstig zur Hand. Demnach kann die Gebrauchsanweisung getrost im Handschuhfach bleiben – es ist problemlos möglich, alle Funktionen im Learning-by-Doing-Verfahren zu erschließen. Darüber hinaus gehen die Platzverhältnisse völlig in Ordnung, wobei man fairerweise auch sagen muss, dass Fahrzeuge jenseits der vier Längenmeter kaum anfällig für eng geschnittene Fahrgastzellen sind. Allein der Fond bleibt spannend – gibt es hinten genügend Beinfreiheit auch für großgewachsene Personen?
Ja, auch hier fällt das Ergebnis positiv aus. Vom Kontakt mit den Vordersitzlehnen bleiben die meisten Knie der hinteren Passagiere verschont, außer, man rückt die vorderen Stühle in die Endstellung. Reisen mit vier Personen ist jedenfalls kein Thema, zumal das straff gehaltene Sitzpolster auch in puncto Langstreckenkomfort nicht geizen. Selbst die Schenkelauflagen sind länger, als man aufgrund der Markenherkunft glauben könnte – in Asien sind die Menschen schließlich kleiner. Aber halt, der cee’d ist gar kein Asiate, sondern ein waschechter Europäer. Das auf unserem Kontinent entwickelte Kompakt-Vehikel läuft in der Slowakei vom Band; es zahlt sich eben aus, die Fahrzeuge nah am Kunden entstehen zu lassen, um optimal auf ihre Bedürfnisse eingehen zu können. Für die Triebwerke gilt das fast noch ein bisschen mehr – erst recht bei Dieselmotoren, schließlich ist kein Markt so sehr auf Selbstzünder zugeschnitten wie der europäische.
Der 1,6-Liter, den Kia für den cee’d im neuen Modell zunächst nur in einer Leistungsstufe anbietet, ist ideal geeignet für den Flotteneinsatz, da er bei ordentlichem Output sparsam mit dem Kraftstoff umgeht. Der Testwagen rollte in der stärksten Ausführung mit 128 PS an den Start – und weist mit Start-Stopp-Ausführung einen CO2- Ausstoß von rekordverdächtigen 97 Gramm je Kilometer aus, was einem Konsum von 3,7 Litern entspricht. Freilich hängt es vom Gasfuß ab, ob man wirklich eine Drei vor dem Komma erzielt – in unserem Testzyklus mit Autobahn- und Stadtpassagen waren um die fünf Liter fällig. Ist der CRD eine Maschine für die Sinne? Zumindest läuft das Aggregat nach Erreichen der Betriebstemperatur kultiviert und vibrationsfrei. Dass der Vierzylinder seine Verbrennungsart akustisch preisgibt, ist kein Manko. Bei etwas höheren Tempi gewinnt sowieso der Wind die Überhand – Unterhaltungen in Zimmerlautstärke sind aber ohne weiteres möglich.
Wie ist es um die Fahrdynamik bestellt? Mit 290 Nm Drehmoment ab 1.900 Umdrehungen kann man leben – nach leichter Anfahrschwäche setzt sich der stärkste Diesel durchaus munter in Bewegung; allerdings braucht der 1,6er ein wenig Drehzahl, um wirklich hurtig vom Fleck zu kommen – die Ingenieure trimmten den Motor offenbar stark auf sparsamen Kraftstoffkonsum. Richtgeschwindigkeit erreicht der Fronttriebler mühelos – die Vmax von knapp 200 Sachen braucht hingegen schon etwas Anlauf. Das Fahrwerk ist von der angenehmen Sorte und recht milde abgestimmt; selbst hartnäckige Querfugen absolviert die untere Mittelklasse angemessen, während sie langwellige Verwerfungen auf der Autobahn ohnehin gelassen nimmt. Ein exakt schaltbares Sechsgang-Getriebe sowie eine leichtgängige Servolenkung mit dreifach justierbarer Unterstützung runden das Fahrkapitel in positiver Weise ab. Ein kleiner Hinweis für Kunden mit praktischer Ader: Bis zu 1.300 Liter Gepäck nimmt das schicke Alltagsmobil bei umgeklappten Sitzen mit – damit kommt man zurecht.
Ab 16.462 Euro gibt es den 128 PS starken cee’d mit reichhaltiger Ausstattung und vor allem sieben Jahren Garantie respektive 150.000 Kilometer – ein gewaltiges Wort. Stets an Bord der günstigsten Edition 7-Variante sind ein gekühlter Innenraum sowie Radio. Ohne die volle Sicherheitsausrüstung wie sechs Airbags sowie ESP verlässt ebenso kein Exemplar das Werk. Wer in den Genuss von Xenonlicht kommen will, kann es jedoch nicht einfach per Option bestellen, sondern muss eine höhere Ausstattungslinie wählen – gleiches gilt für das Navigationssystem. Dafür sind iPod-Anschluss und USB-Schnittstelle stets serienmäßig. Viele Assistenzsysteme (darunter Spurwarner) sowie eine immer häufiger zum Einsatz kommende Einparkautomatik unterstreichen den Zeitgeist. Wie gut, dass die Handbremse auch noch als mechanische Version lieferbar ist. So schön die elektrische Variante mit Tastendruck auch ist – das spätere Werkstattrisiko ist sie nicht wert. Wer ohne nicht leben kann, bekommt sie auf Wunsch.