Besser zwei als einer
Plug-in-Hybride sind der goldene Mittelweg für Autofahrer, die sich noch nicht ganz vom Verbrenner verabschieden wollen, den elektrischen Antrieb aber auch nicht missen. Flottenmanagement erklärt, worauf es ankommt.

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Lange Zeit galten Plug-in-Hybride (PHEV) als Übergangstechnologie – eine Brücke zwischen fossiler Vergangenheit und vollelektrischer Zukunft. Doch während rein batterieelektrische Fahrzeuge (BEV) weiter aufholen, kehren viele Unternehmen, Fuhrparkbetreiber und selbstkritische Nutzer mit neuer Wertschätzung zum Plug-in zurück. Die Technik ist gereift, die Reichweiten steigen, das Nutzerverhalten wird bewusster – und nicht zuletzt locken steuerliche Vorteile, die PHEVs wirtschaftlich besonders interessant machen. Klar ist: Der Hybrid mit Ladebuchse ist kein Auslaufmodell, sondern für viele Anwendungsfälle eine äußerst praktikable Lösung.
Mehr Reichweite, mehr Nutzen – was moderne PHEV leisten
Die erste Generation von Plug-in-Hybriden hatte es schwer. Mit elektrischen Reichweiten um die 30 Kilometer waren sie für viele Nutzer kaum mehr als grün etikettierte Benziner. Wer nicht konsequent lud, sparte weder CO2 noch Geld. Doch das hat sich geändert. Die aktuelle Fahrzeuggeneration bringt realistische ElektroReichweiten von über 80 Kilometern mit – manche Modelle schaffen sogar über 100 Kilometer im WLTP-Zyklus. Das bedeutet: Für viele Pendlerstrecken reicht eine Akkuladung problemlos aus, und auch innerstädtische Dienstfahrten lassen sich rein elektrisch absolvieren.
Allerdings ist es so, dass moderne PHEV-Modelle auf Wunsch sogar schnell mit Gleichstrom geladen werden können. Somit besteht die Möglichkeit, während eines kurzen Einkaufs am Supercharger mal eben auf 80 Prozent zu ziehen. Doch hier ist Augenmaß geboten. Die Ladeleistungen von der Plug-in-Hybrid-Fahrzeuge liegen bei rund 50 kW – daher sollte man sie nicht an eine 300-kW-Säule anschließen. Das funktioniert zwar technisch, kann aber Unmut hervorrufen.
Es gibt auch deutsche Hersteller mit über 30 kWh Akkukapazität und mehr als 130 Kilometern elektrischer Reichweite laut Werksangabe. Realistisch bleiben auch im Alltag meist über 100 Kilometer. Damit lassen sich selbst längere Alltagsfahrten lokal emissionsfrei abdecken – sofern regelmäßig geladen wird.
Große Akkus machen den Unterschied
Der Trend hin zu größeren Akkus ist nicht zufällig. Neben dem gestiegenen Energiebedarf durch mehr Komfortfunktionen und Sicherheitsausstattung liegt das Ziel klar auf der Hand: Die elektrische Nutzbarkeit im Alltag soll maximiert werden. Während frühe PHEV-Generationen mit 9 bis 12 kWh auskamen, verbauen Hersteller heute regelmäßig Batterien mit 18, 20 oder sogar über 30 kWh. Diese Energiemengen reichen nicht nur für den Stadtverkehr, sondern auch für längere Überlandstrecken – und sie qualifizieren die Fahrzeuge für die attraktive 0,5-Prozent-Dienstwagenregelung.

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Denn: Um vom halbierten geldwerten Vorteil zu profitieren, müssen PHEV entweder mindestens 80 Kilometer rein elektrisch fahren oder maximal 50 Gramm CO2 pro Kilometer emittieren. Beides ist ohne größeren Akku nicht zu schaffen – und genau deshalb investieren Hersteller in diese Komponente. Die größere Batterie erhöht nicht nur die Förderfähigkeit, sondern reduziert auch den Verbrauch im hybriden Fahrbetrieb, weil der Verbrenner seltener einspringen muss.
0,5-Prozent -Regelung:
wirtschaftlich ein echter Hebel
Gerade im Unternehmenskontext entfaltet der Plug-in-Hybrid seine Stärke, wenn man steuerliche Aspekte berücksichtigt. Die 0,5-Prozent -Regelung halbiert den geldwerten Vorteil bei der privaten Nutzung eines Dienstwagens – was bei teureren Fahrzeugen schnell mehrere hundert Euro Netto-Vorteil pro Monat bedeuten kann. Voraussetzung: Der PHEV erfüllt die oben genannten Kriterien – und wird im Alltag möglichst oft elektrisch betrieben.
Viele Unternehmen fördern deshalb eine „Ladekultur“: Sie installieren Wallboxen auf dem Firmengelände, ermöglichen das Laden beim Mitarbeiter zu Hause oder schließen LadeAbos ab, um die Motivation zum Stromtanken zu steigern. Denn klar ist – nur wer lädt, fährt elektrisch. Und nur dann lohnt sich der PHEV ökologisch und wirtschaftlich wirklich.
Fahrspaß durch Systemleistung:
die neue Stärke
Was häufig vergessen wird: Moderne Plug-in-Hybride sind fahrdynamisch sehr attraktiv. Die Kombination aus kräftigem Verbrenner und zusätzlichem Elektromotor ergibt Systemleistungen, die viele rein konventionelle Modelle übertreffen. Werte von 250 bis über 400 PS sind keine Seltenheit. Gleichzeitig steht das volle Drehmoment der E-Maschine sofort zur Verfügung – ideal für den Ampelstart oder Überholmanöver.
Solche Modelle vereinen Dynamik mit Alltagstauglichkeit. Und auch in der Mittelklasse zeigen Fahrzeuge, dass effizientes Fahren und Fahrspaß kein Widerspruch sein müssen.
Downsizing neu interpretiert
Ein weiterer Aspekt: Durch den elektrischen Boost ist Downsizing heute eleganter umsetzbar. Ein 1,6-Liter-Motor, der allein etwas überfordert wäre, erhält durch den E-Motor spürbare Unterstützung. Das senkt den Verbrauch, reduziert Emissionen – und sorgt dennoch für souveräne Fahrleistungen. Das klassische „klein = schwach“ hat ausgedient. Vielmehr zeigt sich, wer intelligent kombiniert, kann mit weniger Hubraum mehr erreichen. Der Plug-in-Hybrid wird so zum Paradebeispiel für modernes Antriebsdenken.
Praxisbeispiele aus Flottenbetrieb
Viele Unternehmen setzen heute auf Plug-in-Hybride – ob im Außendienst, im mittleren Management oder sogar bei Behörden. Der Vorteil – während rein elektrische Fahrzeuge noch Ladeinfrastruktur benötigen und klassische Diesel bei Nachhaltigkeitszielen schlecht abschneiden, bietet der PHEV eine Brücke zwischen beiden Welten. Ein Außendienstmitarbeiter, der regelmäßig 300 Kilometer am Tag fährt, kann morgens elektrisch starten, den Großteil sparsam zurücklegen – und abends wieder an der Ladesäule aufladen.
Auch kommunale Flotten nutzen zunehmend PHEV-Fahrzeuge, etwa für Stadtverwaltungen, Energieversorger oder Polizei. Dort, wo klare Einsatzprofile bestehen, können PHEV durch bewusstes Ladeverhalten fast vollständig elektrisch bewegt werden – etwa bei kurzen Fahrten mit hoher Parkzeit. Und das spart Kosten, Emissionen und verbessert das Umweltimage der Organisation.
Internationale Perspektive:
wo PHEV boomen
Interessant ist auch der Blick ins Ausland. Während in Deutschland vor allem die steuerliche Betrachtung dominiert, setzen Länder wie Frankreich, die Niederlande oder China ganz eigene Impulse. In China etwa sind PHEV teilweise Voraussetzung für die Zulassung in Metropolen. In den Niederlanden wurde der PHEV nach der ersten Förderwelle kritisch gesehen – inzwischen kehrt man mit klareren Vorgaben zurück. Und in Frankreich genießen besonders sparsame Modelle staatliche Unterstützung.
Auch hier zeigt sich, dass der Erfolg der Plug-in-Technik stark von der Einbettung in politische Rahmenbedingungen abhängt. Und davon, wie bewusst Unternehmen und Privatleute die Technik nutzen.
Gebrauchtmarkt: Lücken und Chancen
Der Plug-in-Hybrid ist inzwischen auch im Gebrauchtwagenmarkt angekommen. Und das eröffnet neue Möglichkeiten – aber auch Herausforderungen. Wichtig ist hier: Wie wurde das Fahrzeug genutzt? Wurde regelmäßig geladen? Ist die Batterie noch leistungsfähig? Eine gute Gebrauchtwagenberatung kann hier helfen, denn richtig gepflegte PHEV sind attraktive Alternativen zu klassischen Benzinern – besonders für Pendler mit festen Routen.
Und weil viele Dienstwagen nach drei Jahren in den Gebrauchtmarkt kommen, wird das Angebot zunehmend breiter. Für viele Käufer heißt das moderne Technik, hoher Komfort und steuerliche Vorteile – zu vergleichsweise günstigen Konditionen.
Fazit
Ob als Langstreckenfahrzeug mit Stromanteil, als Dienstwagen mit steuerlichem Vorteil oder als Allrounder für die Mischwelt zwischen Ladeinfrastruktur und Kraftstoffförderpumpe: Der Plug-in-Hybrid ist wieder relevant. Wer ihn richtig einsetzt, spart Kosten, fährt oft elektrisch – und profitiert zusätzlich von Komfort und Leistung. Klar, nicht jeder PHEV wird optimal genutzt. Aber wer ein Auge auf Reichweite, Ladeverhalten und Einsatzprofil hat, kann mit modernen Modellen ein echtes Effizienzpaket schnüren – ganz ohne Verzicht. Und die mittlerweile häufig zum Einsatz kommende Schnelllademöglichkeit erweitert den Einsatzbereich sogar noch. Außerdem nimmt die DC-Lademöglichkeit so manchem Kunden die Scheu vor dem PHEV, der sich fragt, wann er überhaupt laden soll. Somit wird diese Antriebsart plötzlich auch für Kunden interessant, die weder auf der Arbeit noch zu Hause laden können.

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