Die Möglichkeiten des Wandels ergreifen
Zum 18. Mal versammelten sich Mitglieder und Partner des Verbands markenunabhängiger Mobilitäts- und Fuhrparkmanagementgesellschaften e. V. (VMF) zu einem Branchenforum. Dieses Mal führte die Reise die Mobilitätsexperten nach Mannheim, wo sie sich mit der zentralen Frage „Welche Auswirkungen haben die Herausforderungen der deutschen Fahrzeughersteller auf herstellerunabhängige Mobilitätsanbieter und Unternehmen des Auto-Ökosystems?“ auseinandersetzten. Gemeinsam mit rund 70 Teilnehmern folgte auch das Flottenmanagement der Einladung in die ehemalige Residenzstadt der Kurpfalz.

PDF Download
Eine Reise nach Mannheim ist auf jeden Fall lohnenswert: Die Schwesterstadt von Ludwigshafen am Rhein (Anm. d. Red.: bilden ein zusammenhängendes Stadtgebiet, das durch den Rhein getrennt wird) wurde erstmals im Jahr 766 im Lorscher Codex urkundlich erwähnt. Im Jahr 1607 erhielt Mannheim die Stadtrechte, nachdem Kurfürst Friedrich IV. von der Pfalz den Grundstein für die Festung Friedrichsburg gelegt hatte. Das damals für die mit der Festung verbundene Bürgerstadt angelegte gitterförmige Straßennetz mit Häuserblöcken anstelle von Straßenzügen ist bis heute in der Innenstadt erhalten geblieben, was zur Bezeichnung „Quadratestadt“ geführt hat. Die ehemalige Residenzstadt der Kurpfalz (1720 bis 1778) ist zudem durch das beeindruckende Barockschloss Mannheim geprägt, das nach dem Schloss Versailles mit einer umbauten Fläche von sechs Hektar den zweitgrößten Barockschlosskomplex Europas darstellt. Seit 1896 ist Mannheim eine Großstadt und hat sich zu einer bedeutenden Industrie- und Handelsstadt entwickelt. Außerdem ist sie Universitätsstadt und ein wichtiger Verkehrsknotenpunkt zwischen Frankfurt am Main und Stuttgart, unter anderem mit einem ICE-Knotenpunkt, dem zweitgrößten Rangierbahnhof Deutschlands und einem der bedeutendsten Binnenhäfen Europas.
Für viele Automobilisten ist Mannheim vor allem bekannt für den „Benz Patent-Motorwagen Nummer 1“, das erste Automobil mit Verbrennungsmotor, das von Carl Benz entwickelt wurde. Das Patent für das dreirädrige „Fahrzeug mit Gasmotorenbetrieb“ reichte Benz am 29. Januar 1886 ein und erhielt am 2. November 1886 die DRP Nr. 37435. Am 3. Juli 1886 führte Benz in Mannheim die erste öffentliche Probefahrt mit diesem einzigartigen Fahrzeug durch. In der facettenreichen Geschichte des Automobils gilt er als der erste praxistaugliche Kraftwagen der Welt und markiert somit die Geburtsstunde des Automobils mit Verbrennungsmotor. Es ist daher sehr passend, dass der VMF im Rahmen seines 18. Branchenforums diesen geschichtsträchtigen Ort gewählt hat, um zentrale Zukunftsthemen der Branche zu erörtern. Angesichts der massiven strukturellen Veränderungen bei Fahrzeugherstellern, der zunehmenden Regulierung und der wachsenden Digitalisierung standen insbesondere die Auswirkungen auf Mobilitätsanbieter im Mittelpunkt der Diskussion.
Ende April eröffnete Frank Hägele, Vorsitzender des Vorstands des VMF, das 18. Branchenforum des VMF mit einem Ausblick auf die Tagesordnung sowie der Vorstellung neuer Mitglieder und Premiumpartner. Der zweite Programmpunkt in Mannheim beinhaltete den Statusbericht der Geschäftsstelle des VMF, der von Geschäftsstellenleiter Dieter Brandl präsentiert wurde. Dabei wurde auch das erste „VMF Future Mobility Summit“ angekündigt, das Ende Oktober am DEKRA Lausitzring in Brandenburg stattfinden wird und in gewisser Weise von der Tradition des VMF Branchenforums abweicht.
Ein weiteres Highlight bot Dieter Jacobs von der Geschäftsstelle des VMF, der den Keynote-Sprecher Prof. Dr. Stefan Bratzel vom Center of Automotive Management (CAM) vorstellte. Er erläuterte die Hintergründe der im Auftrag des VMF erstellten Studie zur Frage: „Welche Auswirkungen haben die Herausforderungen der deutschen Fahrzeughersteller auf herstellerunabhängige Mobilitätsanbieter und Unternehmen des Auto-Ökosystems?“. Bei der Präsentation der Studienergebnisse durch Institutsleiter Prof. Dr. Stefan Bratzel wurde eindrucksvoll aufgezeigt, wie die tiefgreifende Transformation der Automobilindustrie auch indirekt das Dienstleister-Ökosystem beeinflusst. Laut CAM stehen die OEMs vor einem historischen Umbruch: Absatzrückgänge in Europa, hohe Kapitalbindung durch Elektromobilität und Softwareentwicklung sowie strategische Unsicherheiten in wichtigen Exportmärkten führen zu einer sinkenden Resilienz.
Transformation bringt sowohl Herausforderungen als auch neue Dynamiken mit sich Prof. Dr. Bratzel analysierte in seiner umfassenden Untersuchung zentrale Aspekte der gegenwärtigen Transformation in der Automobilindustrie. Der Übergang zur Elektromobilität, zu softwaredefinierten Fahrzeugen und zum automatisierten Fahren bringt erhebliche Umstrukturierungskosten mit sich – sowohl für OEMs als auch für Zulieferer. Zudem stehen Arbeitsplatzverluste, ungelöste Fragen zu Strompreisen und Ladeinfrastruktur sowie Unsicherheiten durch CO2-Regulierungen und mögliche Elektroquoten für Flottenbetreiber im Raum. Gleichzeitig wächst der Druck durch neue Wettbewerber, insbesondere aus China, die nicht nur ihren Heimatmarkt dominieren, sondern auch zunehmend in Europa Fuß fassen. Bratzel betont: „Deutsche Automobilhersteller müssen mindestens so innovativ und leistungsfähig sein, wie sie teuer sind. Doch seit einigen Jahren beobachten wir eine deutliche Verschiebung der Innovationskraft zugunsten chinesischer Automobilhersteller.“ Die Fähigkeit, sich flexibel an regulatorische Vorgaben, Marktveränderungen und technologische Entwicklungen anzupassen, ist daher von entscheidender Bedeutung. Für unabhängige Mobilitätsanbieter ergeben sich sowohl Herausforderungen als auch Chancen: Einerseits verschärft sich der Wettbewerb mit Captives, insbesondere durch OEM-eigene Mobilitätsplattformen und den Trend zur vertikalen Integration. Andererseits, so Frank Hägele, Vorstandsvorsitzender des VMF, bietet die unabhängige Positionierung Vorteile: „Unsere strategische Ausrichtung als unabhängige Anbieter wird immer wertvoller. Wir können flexibler agieren und besser auf die individuellen Mobilitätsbedürfnisse unserer Kunden eingehen.“

Aktuelles Magazin
Ausgabe 3/2025

Sonderausgabe Elektro
Das neue Jahresspecial Elektromobilität.
Impulse aus dem Mobilitätsmarkt
In zwei Impulsvorträgen erläuterten Jürgen Lobach, Geschäftsführer von FINN, den aktuellen Stand von Abo-Modellen und digitalen Plattformen. Andreas Berger von AON/SG IFFOXX Assekuranzmaklergesellschaft gab zudem wertvolle Einblicke in die Veränderungen bei Kfz-Versicherungsprämien.
Jürgen Lobach betonte, dass sich die Bedürfnisse der Kunden schneller entwickeln als die Angebotsstrukturen etablierter Anbieter. Flexibilität, Nachhaltigkeit und Komfort sind heute die entscheidenden Erfolgsfaktoren – nicht mehr der Besitz. Auch im Versicherungsbereich sind klare Trends erkennbar, wie Andreas Berger erklärte: Neue Risikostrukturen, steigende Schäden durch Hochtechnologie in Fahrzeugen und datenbasierte Tarifierungsmodelle führen zu einer grundlegenden Neuausrichtung der Policen. Für Flottenbetreiber sind transparente und flexible Lösungen, Prävention sowie ein professionelles Schadenmanagement von zentraler Bedeutung.
Präsentation der neuen Mitglieder und Premiumpartner
Das Branchenforum bot zudem eine hervorragende Gelegenheit für den Austausch innerhalb des VMF-Netzwerks. Hannes Beyer von CHOICE stellte sein Unternehmen als neues Mitglied vor, während Marco Gälweiler und Jerome Daoudi von Euromaster sowie Arndt Hüsges von der Hüsges Gruppe ihre Unternehmen und Dienstleistungen als neue Premiumpartner präsentierten. Weitere wertvolle Impulse lieferten Philipp Haac von Repareo, Dr. Andreas Mussmann von Voigt und Leon Aink von Geotab in ihren Kurzvorträgen zu digitalen Buchungsprozessen, rechtlichen Rahmenbedingungen und datengetriebener Mobilitätssteuerung.
Fazit: Den Wandel begleiten und aktiv mitgestalten
Frank Hägele, der Vorstandsvorsitzende des VMF, betonte in seiner Zusammenfassung die Bedeutung des Jahres 2025: „Die Branche muss sich dynamisch an neue Rahmenbedingungen anpassen – sei es wirtschaftlich, regulatorisch oder technologisch. Der VMF wird diesen Wandel weiterhin begleiten und aktiv mitgestalten.“ Der Verband bleibt eine zentrale Plattform für Vernetzung, Strategieentwicklung und Wissenstransfer. Mit dem 18. Branchenforum hat der VMF erneut seine Rolle als Impulsgeber und Brückenbauer im sich verändernden Mobilitätsmarkt unterstrichen.

Aktuelles Magazin
Ausgabe 3/2025

Sonderausgabe Elektro
Das neue Jahresspecial Elektromobilität.
Der nächste „Flotte!
Der Branchentreff" 2026
0 Kommentare
Zeichenbegrenzung: 0/2000