Schutz für die Flotte

Während private Fahrzeughalter statistisch gesehen nur selten in Unfälle verwickelt sind, sieht die Situation bei Flotten ganz anders aus. Die hohe Anzahl an Fahrzeugen und die intensive Nutzung führen zwangsläufig zu einer höheren Unfallrate. Eine umfassende Versicherung ist daher unerlässlich. Doch welche Versicherungslösungen bieten die Anbieter an und welche Absicherungen sind sinnvoll?

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Zuerst einmal die Vorschriften: In Deutschland ist der Besitzer gesetzlich verpflichtet, für jedes motorbetriebene Fahrzeug eine Haftpflichtversicherung abzuschließen. Ohne diese Versicherung ist eine Zulassung des Fahrzeugs auch gar nicht möglich. Diese Pflichtversicherung gemäß § 1 PflVG deckt Schäden ab, die der Fahrer anderen zufügt. Auch in allen EU-Mitgliedsstaaten ist diese Art der Versicherung obligatorisch, wenn auch mit unterschiedlichen Mindestdeckungssummen. Doch welche weiteren Versicherungen sind darüber hinaus sinnvoll? Hier empfiehlt sich eine individuelle Beratung mit einer kundenbedarfsbezogenen Analyse, um den konkreten Versicherungsbedarf zu ermitteln. Ziel ist es, eine Lösung zu finden, die sowohl wirtschaftlich ist als auch alle Risiken abdeckt.

Die Ausgestaltung der Versicherung
Der Umfang einer Flottenversicherung kann sehr unterschiedlich sein, doch sollten möglichst alle bestehenden Risiken abgedeckt werden. Die Rahmenbedingungen variieren hier je nach Fahrzeuggruppe und Branche. Generell lässt sich aber festhalten, dass es neben der Haftpflichtversicherung die Möglichkeit gibt, eine Teil- oder Vollkaskoversicherung abzuschließen, die noch durch individuelle Zusatzleistungen ergänzt werden kann. Florian Weiß, Leiter Firmen Kraft bei der Allianz Versicherungs-AG, führt hierzu aus: „Für unsere Flottenkunden gilt, wenn es um die Absicherung ihres Fuhrparks geht, selbstverständlich immer die gesetzlich vorgeschriebene Kfz-Haftpflichtversicherung als Grundlage. Je nach Risikoprofil kann die Flottenversicherung um Voll- und Teilkasko sowie individuelle Zusatzdeckungen sinnvoll ergänzt werden. Der Zusatzbaustein Schutzbrief wird bei Pkw-Flotten häufig nachgefragt; im Güterverkehr ist das eher der Schutz vor Brems-, Betriebs- und Bruchschäden.“ Des Weiteren lohnt sich ein Auslandsschadenschutz bei vermehrten Dienstfahrten ins Ausland oder eine Umwelthaftpflicht, die gegen öffentlich-rechtliche Ansprüche nach dem Umweltschadengesetz absichert. Je nach Bedarfssituation des Kunden kann auch eine Fahrerschutzversicherung sinnvoll sein. Schließlich: Auch wenn der Strafrechtsschutz für Flottenleiter nicht vorgeschrieben ist, ist dieser aufgrund der vielen Verantwortlichkeiten und daraus resultierender Haftungsansprüche durchaus empfehlenswert. Bei speziellen Fahrzeuggruppen wie Leasingfahrzeugen gibt es weitere Möglichkeiten der Absicherung, wie Thorsten Krüger, Geschäftsführer der Volkswagen Versicherungsdienst GmbH, weiß: „Die Kfz-Haftpflichtversicherung ist natürlich auch für Unternehmen Pflicht. Beim Leasing kommt dann noch die GAP-Versicherung dazu, die im Fall eines Totalschadens oder Diebstahls die mögliche Differenz zwischen Wiederbeschaffungswert und Ablösesumme ausgleicht.“

Selbstbeteiligung
Fuhrparkverantwortliche werden diese Fragen durchaus kennen: Ab welcher Schadenhöhe sollen Schäden am Dienstwagen über die Versicherung laufen und wann ist es besser, die Kosten selbst zu tragen, um höhere Prämien zu vermeiden? Sollten kleinere Schäden bei der Firma verbleiben, während Großschäden beim Versicherer landen? Eine pauschale Antwort auf diese Fragen zu finden ist schwierig, da eine Höherstufung von vielen Faktoren abhängt, die von Flotte zu Flotte unterschiedlich sein können. Auch die äußeren Umstände sind zu berücksichtigen: Je größer ein Unternehmen, desto größer natürlich die Möglichkeit zur Selbstübernahme bis hin zur gänzlichen Eigentragung. Dr. Tönnjes Eller, Head of Underwriting Motor Germany HDI Global SE, zeigt eine Möglichkeit auf: „Wir bieten unseren Kunden eine Vielzahl von Selbstbeteiligungen in der Kfz-Kaskoversicherung an. So kann der Kunde selbst entscheiden, ab welcher Schadenhöhe er eine Versicherungsleistung erhalten möchte. Wir bieten zur Entlastung der Flottenbetreiber auch die Schadenregulierung innerhalb der Selbstbeteiligung über unseren FlottenSchadenService an. Dabei steuern wir den Schadenprozess, dessen Kostenentwicklung sonst durch Abschleppfirmen, Werkstätten und Mietwagen bestimmt wird.“ Zu beachten sind auf jeden Fall eventuelle Anzeigepflichten im Schadenfall, die in den Versicherungsbedingungen vorgeschrieben sind. Da die Auswirkungen und Kosten eines Schadens leider nicht immer sofort festzustellen sind, wird empfohlen, ein Schadenereignis erst einmal zu melden und nach der Auskunft über eine mögliche Umstufung eine Entscheidung zu fällen und den Schaden möglicherweise zurückzukaufen. Ein kleiner Parkrempler, der die Sensoren des Fahrzeugs beschädigt hat und in der Reparatur doch wesentlich teurer wird als gedacht, ist eben keine Seltenheit mehr. Auch an dieser Stelle hilft ein durchdachtes Konzept, die Kosten niedrig zu halten.

Transparenz und Digitalisierung
Umfassende Reports und digitale Tools bieten einen guten Überblick und zeigen alle relevanten Daten an, die der Flottenleiter durchsuchen, verwalten und verschicken kann. Dazu gehören etwa Fuhrpark- oder Einzelschadenlisten sowie Schadenauswertungen mit Informationen wie Datum, Ort, Hergang, Beschädigung, Dienstleistungsumfang, Bearbeitungsstand, Bildmaterial und Rechnungsdokumente. Bestehende Verträge können natürlich auch in einem Online-Serviceportal, welches alle digitalen Lösungen für ein effektives Fuhrparkmanagement bietet, eingesehen werden. So auch bei Alphabet Deutschland, wie Christoph Wibbeke, Leiter Operations, erläutert: „Wir bieten unseren Kunden neben der persönlichen Beratung eine Vielzahl von digitalen Lösungen für ein optimales und effizientes Management. Einen wichtigen Rahmen bildet das 360 Fleet Portal, das alle unsere webbasierten Services bündelt. Es beinhaltet neben dem Alphabet Fleet Reporting, unserem Reportingtool, auch das Alphabet Schadencockpit. Hierbei handelt es sich um ein digitales Tool für das optimale Schadenmanagement. Mit Echtzeitinformationen zum Bearbeitungsstand, einer Übersicht über alle Einzelschäden und Analysemöglichkeiten zu Schadendaten behalten Fuhrparkverantwortliche so den kompletten Überblick über die gesamte Flotte und in jedem einzelnen Schadenfall. Somit sind das Monitoring und Controlling von Schäden einfach und unkompliziert. Über die Alphabet App lassen sich Schäden zudem rund um die Uhr schnell übermitteln, wenn keine sofortige Hilfe benötigt wird.“

Die Digitalisierung bietet neben einem besseren Überblick noch weitere zahlreiche Vorteile. Die Senkung von Verwaltungskosten durch schlankere Prozesse ist sicherlich einer davon. Dazu ermöglichen volldigitale Schadenprozesse eine automatisierte Dokumentierung der Fuhrparkdaten des Kunden und digitale Kommunikationswege erleichtern den Austausch von Informationen. Zudem kann die Schadenmeldung digital erfolgen: „Seit Mitte dieses Jahres bieten wir unseren Kunden einen noch schnelleren und kostengünstigeren Schadenmanagementprozess dank künstlicher Intelligenz. Der digitale Schadenprozess, in dem neben der Schadenabwicklung auch die Schadenkalkulation erfolgt, wird nun über eine neue Schnittstelle optimal ergänzt. Dabei verarbeitet die KI die Schadenbilder und erstellt automatisierte, höchst genaue Reparaturkostenkalkulationen. Unabhängige Schadengutachter und Versicherungen sind über die Schnittstelle angebunden. Auch die Fahrer profitieren von einer einfacheren und schnelleren Schadenabwicklung“, erklärt Florian Modler, Geschäftsführer der AFC Risk GmbH.

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Die Abwicklung eines Schadens
Der Prozess der Schadenabwicklung ist so einfach wie möglich für den Kunden gestaltet, damit eine schnelle Bearbeitung des Schadens erfolgen kann. Der Ablauf umfasst dabei grundlegend die Schritte Schadenanzeige, Klärung des Sachverhalts und Einleitung der Schadenregulierung. Dr. Stefan Koch, Geschäftsführer LeasePlan Deutschland, führt dazu aus: „Wenn ein Unternehmen den Versicherungsservice an uns ausgelagert hat, umfasst dies automatisch den Schadenservice. Wir als Fuhrparkmanagementexperte übernehmen alles – von der Schadenaufnahme rund um die Uhr bis zur Kommunikation mit dem Versicherer. Ist ein Dienstwagen nicht mehr fahrbereit, beauftragen wir einen Abschleppdienst zur nächsten Partnerwerkstatt. In diesem Fall kümmern wir uns auch um einen Ersatzwagen für die Dauer der Reparatur. Zur Optimierung der Fuhrparkkosten haben wir mit unseren Karosseriewerkstätten unseres Partnernetzes Unfallreparatur besonders günstige Konditionen verhandelt.“ Eine schnelle Kontaktaufnahme und Meldung des Schadens sind entscheidend, am besten innerhalb der ersten 24 Stunden nach Eintritt. Die Meldung kann digital über eine Online-Schadenmeldung, per E-Mail oder App erfolgen. Versicherer verfügen aber auch über eine Notruf-Hotline, um einen Ansprechpartner zu erreichen. Dr. Tönnjes Eller fasst prägnant zusammen: „Der Fahrer beziehungsweise der Fuhrparkleiter muss lediglich den Schaden melden – am einfachsten telefonisch –, alle weiteren notwendigen Schritte übernehmen wir.“

Ausblick und Entwicklungen
Das Thema Elektromobilität beschäftigt natürlich auch die Versicherer, die in diesem Bereich spezielle Lösungen anbieten, wie Florian Weiß ausführt: „Immer mehr Betriebe wandeln ihre Flotte um und setzen vermehrt auf Elektro-Firmenwagen. Der Umstieg spart nicht nur CO2-Emissionen, sondern auch Geld. Unternehmen profitieren von niedrigeren Verbrauchskosten und langfristigen Steuervorteilen. Die Allianz bietet auch im Firmenbereich mit der Kraftfahrversicherung eine spezielle Deckung für Elektround Hybridfahrzeuge, die mit Zusatzbausteinen wie dem Schutzbrief oder WerkstattBonus ergänzt werden kann. So gibt es auch eine Neupreisentschädigung bei reinen Akkuschäden von bis zu 24 Monaten.“ Dazu kommen noch andere Zusatzleistungen wie eine Allgefahrendeckung für den Akku, der etwa die Hälfte des Fahrzeugwerts ausmacht, und Versicherungslösungen für Ladekabel und auch Ladesäulen auf dem Firmengelände, die so etwa vor Vandalismus oder falscher Benutzung geschützt werden können. Doch auch die vermehrt nachgefragten alternativen Mobilitätslösungen sind in den Fokus der Anbieter gerückt, sodass diese auch in diesem Bereich ihre Produkte anbieten. Thorsten Krüger meint hierzu: „Unserer Meinung nach hat die EntwicklungdesMobilitätsangebotsimmensen Einfluss auf den Versicherungsmarkt und deren Portfolios. Die Haltedauer und die Stückzahlen der Fahrzeuge verändern sich mit einer entsprechenden Auswirkung auf den Schadenbedarf. Hinzu kommen weitere zu versichernde Assets wie Diensträder, E-Bikes oder E-Scooter. Zusätzlich ist ein Trend zu beobachten, dass häufiger nicht mehr der Nutzer selbst, sondern ein zwischengeschalteter Mobilitätsdienstleister der Versicherungsnehmer ist. Darüber hinaus wird das Thema autonomes Fahren ebenfalls Einfluss auf zukünftige Versicherungsangebote haben.“

Fazit
Die korrekte Absicherung von Fahrzeugschäden hat einen erheblichen Einfluss auf den Fuhrpark. Es ist also durchaus sinnvoll, über die obligatorische Haftpflichtversicherung hinaus abgesichert zu sein. Eine individuelle Beratung und ein maßgeschneidertes Konzept sind dann entscheidend, damit eine umfassende Versicherungslösung die Wirtschaftlichkeit des Fuhrparks gewährleistet.

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