Betriebliche Mobilität: Mikromobilität einbinden
In Anbetracht des wachsenden Umweltbewusstseins und der Dringlichkeit, den CO2-Ausstoß zu verringern, gewinnen nachhaltige Mobilitätslösungen für Unternehmen zunehmend an Bedeutung. Eine vielversprechende Strategie ist die Einbindung von Mikromobilitätslösungen in betriebliche Mobilitätskonzepte.

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Obwohl nicht alle Leichtfahrzeuge für den Einsatz im Betrieb geeignet sind, kann Mikromobilität dennoch erheblich zur nachhaltigen Mobilität und zum Unternehmenserfolg beitragen. Der Verkehrssektor ist eine der Hauptquellen globaler CO2-Emissionen, weshalb der Umstieg auf umweltfreundlichere Transportmittel bedeutendes Potenzial birgt. Fahrzeuge wie E-Bikes und Lastenräder bieten zahlreiche Vorteile, darunter die Senkung des CO2-Fußabdrucks, Kosteneinsparungen sowie die Unterstützung einer modernen und umweltfreundlichen Unternehmensphilosophie.
Beitrag der Mikromobilität zur Nachhaltigkeit
Emissionsfreie Fahrzeuge sind besonders auf Kurzstrecken von Vorteil, die häufig in städtischen Gebieten oder zwischen Unternehmensstandorten zurückgelegt werden. Diese Fahrzeuge können konventionelle Verbrenner ersetzen, die bei kurzen Fahrten hohe Emissionen verursachen. Auf diese Weise lassen sich CO2-Emissionen effektiv reduzieren.
Mikromobilitätsfahrzeuge benötigen im Vergleich zu herkömmlichen Autos weniger Energie in der Produktion und im Unterhalt. Zudem beanspruchen sie auf der Straße weniger Platz und tragen somit zur Entlastung des Verkehrs in städtischen Gebieten bei. Darüber hinaus fördern Fahrräder und E-Bikes die Gesundheit der Mitarbeiter, was sich positiv auf deren Wohlbefinden und Motivation auswirkt und gleichzeitig die Krankheitsausfälle verringert.
Integration in betriebliche Mobilitätsstrategien
Die Einführung von Mikromobilität in die Mobilitätsstrategie eines Unternehmens erfordert sorgfältige Planung. Zunächst sollte eine umfassende Analyse der Mobilitätsbedürfnisse der Mitarbeiter erfolgen. E-Bikes und Lastenräder eignen sich beispielsweise gut für Lieferdienste oder den internen Transport von Material, während E-Scooter und Fahrräder ideal für kurze Wege zwischen Standorten oder für den täglichen Pendelverkehr der Mitarbeiter sind. Eine enge Abstimmung mit den Mitarbeitern sowie Umfragen zu deren Mobilitätsbedürfnissen helfen dabei, geeignete Lösungen zu finden.
Die Schaffung einer passenden Infrastruktur ist entscheidend für den Erfolg der Mikromobilität. Unternehmen sollten sicherstellen, dass sichere Abstellplätze, Lademöglichkeiten für E-Fahrzeuge sowie gut ausgebaute Wege vorhanden sind. Die Verfügbarkeit und Qualität dieser Infrastruktur sowohl innerhalb als auch außerhalb des Unternehmens müssen bewertet und gegebenenfalls optimiert werden. Der Einsatz von nachhaltigen Energien, wie Solarenergie für Ladestationen, kann die Umweltstrategie zusätzlich unterstützen.

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Die Verwaltung einer Mikromobilitätsflotte erfordert spezialisierte Lösungen. Digitale Plattformen können zur Echtzeitüberwachung der Verfügbarkeit, Nutzung und Wartung eingesetzt werden. Solche Systeme ermöglichen eine effiziente Nutzung der Fahrzeuge, verlängern deren Lebensdauer und reduzieren Kosten.
Mikromobilität sollte nicht isoliert betrachtet werden, sondern in ein intermodales Konzept integriert werden. Dabei können Mitarbeiter verschiedene Verkehrsmittel kombinieren – zum Beispiel mit dem E-Bike zur Bahn und anschließend mit einem Carsharing-Fahrzeug weiterfahren. Dies erhöht die Flexibilität und verringert die Abhängigkeit von eigenen oder konventionellen Dienstfahrzeugen.
Arbeitssicherheit im Fokus
Ein zentrales Thema bei der Nutzung von Mikromobilität ist die Arbeitssicherheit. Insbesondere in städtischen Gebieten müssen Mitarbeiter umfassend im Umgang mit den Fahrzeugen geschult werden. Unternehmen sollten Sicherheitstrainings und regelmäßige Wartungen anbieten, um Unfällen vorzubeugen. Bei der Nutzung von E-Scootern muss der Fuhrparkoder Mobilitätsverantwortliche Schulungen durchführen und über die rechtlichen Rahmenbedingungen informieren.
Zudem gelten für Elektrokleinstfahrzeuge die Straßenverkehrsordnung sowie die Unfallverhütungsvorschriften. Mitarbeiter sollten auf angemessene Kleidung, Helme und passendes Schuhwerk achten. Ein weiterer wichtiger Aspekt ist die Halterhaftung: Fahrer und Halter sind in der Regel unterschiedliche Personen, sodass Fahrer im Falle eines Unfalls selbst haften.
Vor einigen Jahren haben wir als Bundesverband Betriebliche Mobilität ein Nutzungsverbot für E-Scooter ausgesprochen, da kurz nach ihrer Zulassung die Unfallzahlen stiegen und wir weitere Regelungen für notwendig hielten. Daher konnten wir diese Fahrzeuge nicht empfehlen.
Herausforderungen und Lösungsansätze
Trotz der zahlreichen Vorteile gibt es auch Herausforderungen. Die Umstellung auf neue Mobilitätsformen erfordert ein Umdenken sowohl bei den Mitarbeitern als auch in der Führungsetage. Eine offene Kommunikation über die Vorteile und die Einbindung der Mitarbeiter in den Entscheidungsprozess sind entscheidend. Pilotprojekte und Testphasen können den Einstieg erleichtern und Bedenken ausräumen.
Finanzielle Aspekte spielen ebenfalls eine wichtige Rolle, da die Einführung von Mikromobilitätslösungen zunächst Investitionen erfordert. Diese sollten jedoch als Teil einer langfristigen Einsparstrategie betrachtet werden, da E-Bikes und E-Scooter geringere Betriebskosten verursachen und steuerliche Vorteile bieten. Zudem können Förderprogramme der Regierung oder lokaler Stellen die Anfangsinvestitionen reduzieren.
Abschließend ist es unerlässlich, die geltenden rechtlichen Rahmenbedingungen im Auge zu behalten. In vielen Städten existieren strenge Vorschriften für die Nutzung von Mikromobilitätslösungen, weshalb Unternehmen sich frühzeitig mit den lokalen Gesetzen vertraut machen und gegebenenfalls Sondergenehmigungen einholen sollten.
Mikromobilität als Schlüssel zur nachhaltigen Mobilitätsstrategie
Betriebliche Mikromobilität ist mehr als nur ein vorübergehender Trend. Sie bietet Unternehmen die Chance, ihre Mobilitätsstrategien nachhaltig zu gestalten. Neben der Reduzierung von Emissionen und Betriebskosten fördert sie eine moderne, flexible und umweltbewusste Unternehmenskultur. Geschäftsführer, Nachhaltigkeitsbeauftragte und Fuhrparkmanager, die Mikromobilität in ihre Konzepte integrieren, tragen aktiv zu den Klimazielen ihres Unternehmens bei und steigern dessen Attraktivität für Mitarbeiter und Kunden.
Die Zukunft der Mobilität ist leicht, elektrisch und umweltfreundlich – die betriebliche Mikromobilität weist den Weg dorthin.
Zusammenfassung der wesentlichen Klassen:
• Fahrräder/Pedelecs: Fahrzeuge ohne Motor oder mit Unterstützung bis 25 km/h, keine Zulassungspflicht.
• S-Pedelecs/Leichtkrafträder: elektrisch unterstützte Fahrzeuge bis 45 km/h, Zulassungspflicht.
• Elektrokleinstfahrzeuge: Dazu gehören E-Scooter, Segways und andere Fahrzeuge bis 20 km/h, Zulassung und Versicherung erforderlich.
• Leichtkraftfahrzeuge: einschließlich motorisierter Lastenräder oder kleiner Elektrofahrzeuge bis 45 km/h, Führerschein und Versicherung erforderlich.
• Monowheels/Hoverboards: Elektrokleinstfahrzeuge, deren Nutzung im öffentlichen Raum je nach Land stark eingeschränkt sein kann.
AUTOR
MARC-OLIVER PRINZING ist seit 2010 Vorstandsvorsitzender des von ihm mitinitiierten und mitgegründeten Bundesverbandes Betriebliche Mobilität e. V. (vormals Bundesverband Fuhrparkmanagement e. V.). Kernaufgabe des Verbandes ist, die fachlichen, betriebswirtschaftlichen und rechtlichen Belange und Interessen der Mitglieder zu vertreten. Der Verband ist mit 650 Mitgliedsunternehmen das größte Netzwerk rund um Themen der betrieblichen Mitarbeitendenmobilität.

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