Klein, aber fein

Kleinwagen bieten viel mehr, als ihre kompakten Abmessungen vermuten lassen. In Sachen Komfort und Ausstattung lässt hier kein Hersteller etwas anbrennen. Doch günstig war gestern, ein vernünftig ausgestatteter Kleinwagen knackt schnell die 20.000-Euro-Marke. Im 131. Kostenvergleich von Flottenmanagement schauen wir uns unter anderem die Leasingraten kleiner Fünftürer mit reinem Benzinantrieb näher an und präsentieren einen überraschenden Gewinner.

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Überraschung für Dacia: Im ersten Halbjahr 2024 war der kleine Sandero das in der EU und in Großbritannien meist verkaufte Auto. Der langjährige Bestseller VW Golf fährt auf Platz zwei hinterher. Doch verallgemeinern lässt sich das nicht. In den Fuhrparks deutscher Unternehmen fristen Kleinwagen eher ein Nischendasein. Für den Firmenalltag von Außendienstmitarbeitern sind sie meist zu klein. Und für budgetgetriebene Unternehmen wie Pflegedienste, die im Grunde nur ein günstiges Ein-Personen-Fortbewegungsmittel für die Stadt benötigen, sind sie oft zu groß und zu teuer. Was bleibt also? Ein Job als Springer im Fahrzeugpool, als Miniflitzer auf dem Flughafenvorfeld oder als Zweitwagen für Pendler, die sich morgens ins Büro „stauen“.

Doch damit tut man dieser Fahrzeugklasse unrecht. Denn die Bezeichnung „klein“ passt schon lange nicht mehr. Kleinwagen haben die magische Viermetermarke geknackt, ein VW Polo von heute ist geräumiger als der VW Golf von früher.

Wer allerdings Kleinwagen mit kleinem Preis gleichsetzt, liegt daneben. Ein Modell unter 20.000 Euro zu finden, ist schwierig. Laut ADAC kostete 2014 das durchschnittliche Modell mit Verbrenner noch rund 10.950 Euro netto. Heute liegt der Durchschnittspreis eines solchen Kleinwagens bei knapp unter 19.000 Euro, also 73 Prozent höher. Zuletzt trieben die hohe Inflation und der Wegfall günstiger Basismodelle die Preise. Mussten Käufer 2014 rund 60 Prozent eines durchschnittlichen Jahres-Nettoarbeitseinkommens für einen Neuwagen dieser Kategorie bezahlen, so sind es heute fast 78 Prozent. Noch stärker belasten kleine elektrische Autos das Fuhrparkbudget. Im Schnitt kosten die Stromer 24.750 Euro netto, also knapp 5.750 Euro mehr als ein Verbrennermodell.

Hohe Preise, weniger Auswahl
„Schuld“ an den hohen Preisen haben sicher auch die Kunden, die in ihrem Miniflitzer nicht auf die Annehmlichkeiten größerer Modelle verzichten wollen. Aber Head-up-Display, Lederausstattung, Klimaautomatik, Navigation, Soundsystem und vieles mehr gibt es eben nicht umsonst. Auch das Sammelsurium an Fahrassistenten, das mittlerweile auch in diesem Segment angeboten wird, treibt die Kosten. Viele der elektronischen Helfer verbauen die Hersteller allerdings nicht ganz freiwillig. Denn der Gesetzgeber unterscheidet nicht zwischen Minicar und Luxuslimousine. Und so müssen seit diesem Jahr auch kleine Autos mit aktivem Spurhalter, intelligentem Geschwindigkeitsassistenten, Blackbox oder Warnsystem fürs Rückwärtsfahren ausgerüstet werden. Mit der Folge, dass der eine oder andere Fuhrparkverantwortliche kräftig schlucken muss, wenn er einen Opel Corsa oder VW Polo konfiguriert.

Die Hersteller steuern gegen den Kostendruck, indem sie ihr Angebot straffen. Statt seitenlanger Aufpreislisten gibt es meist nur noch zwei, drei Ausstattungslinien. Das vereinfacht die Produktion und senkt die Kosten.

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Unterm Strich bleibt aber wenig Marge für die Hersteller, die sich deshalb immer häufiger aus diesem Segment zurückziehen. Ford Fiesta, Nissan Micra, Kia Rio und etliche andere Modelle haben bereits das Zeitliche gesegnet. Gab es laut ADAC 2014 noch 80 Kleinwagen mit Verbrennungsmotor, so sind es heute nur noch 55. Das macht die Entscheidung für Flottenverantwortliche dennoch nicht einfacher, denn parallel ist das Angebot an kleinen E-Autos in den letzten zehn Jahren von acht auf aktuell 22 gestiegen.

Trotzdem: Aus Kostengründen setzen die meisten Unternehmen in dieser Fahrzeugklasse noch auf den Verbrenner. Genauer: auf den Benziner. Der Diesel ist wegen der teuren Abgasnachbereitung in diesem Segment komplett ausgestorben. Der Verbrauchsvorteil des Selbstzünders stand beim Kleinwagen in keinem vernünftigen Verhältnis zu den Mehrkosten. Macht nichts, denn die häufig eingesetzten Dreizylindermotoren mit rund einem Liter Hubraum sind auch sehr sparsam. Wer seinen Gasfuß zügelt, kommt im Alltag mit fünf Litern aus.

Autogas oder Hybrid statt Diesel
Wer seinen Flottenverbrauch noch weiter senkt, kann auf Autogas umsteigen. Allerdings werden momentan nur Dacia Sandero oder Renault Clio zu kleinen Aufpreisen als LPG-Versionen angeboten. Das Angebot ist attraktiv, denn ein Liter Autogas kostet je nach Region nur zwischen 90 Cent und 1,05 Euro brutto. Zwar verbraucht der Wagen wegen der geringeren Energiedichte von Gas rund 30 Prozent mehr als mit Benzin, trotzdem fährt man mit LPG deutlich billiger. Da zudem der normale Tank erhalten bleibt, steigt die Reichweite des Autos. 1.000 Kilometer ohne nachzutanken sind durchaus machbar.

Honda, Mazda und Toyota setzen zum Spritsparen dagegen auf den Hybridmotor. Dabei kombiniert Honda im Jazz einen 90 kW starken E-Motor mit einem 107-PS-Benziner, was eine Systemleistung von 122 PS ergibt. Nach WLTP verbraucht der kleine Honda nur 4,5 Liter und überschreitet mit 102 g CO2 die magische 100-Gramm-Grenze nur minimal. Nur 3,8 Liter (87 g CO2) verbraucht der Toyota Yaris Hybrid, den es wahlweise mit 116 oder 130 PS Leistung gibt. Der schwächere Motor treibt auch den Mazda 2 an, der nur ein umgelabelter Yaris im minimal geänderten Mazda-Look ist. Wirklich günstig ist keines der drei Modelle. Mazda verlangt für den 2er Hybrid 21.000 Euro, der Honda startet bei 22.650 Euro und für den Toyota sind 21.430 beziehungsweise 26.800 Euro fällig.

Billiger wird es, wenn man sich statt für japanische für chinesische Technik entscheidet. Der brandneue MG3 kostet nur 16.800 Euro. Dafür gibt es jede Menge Ausstattung und Leistung satt. Die im Getriebe untergebrachte E-Maschine des MG3 mobilisiert 136 PS und ist mit einem 102 PS starken Turbo-Benziner gekoppelt. Zusammen kommt das Duo auf eine Systemleistung von 194 PS.

Full-Service-Leasing ab 165 Euro pro Monat
Unser Vergleich der Leasingraten konzentriert sich aber auf die im Fuhrpark am häufigsten gefahrenen Benziner der 100-PS-Klasse, mit Modellen wie Opel Corsa, VW Polo, Škoda Fabia und Co. Vorgabe: Schaltgetriebe und eine dienstwagenrelevante Ausstattung, unter anderem mit Klimaanlage, Navigation, Sitzheizung vorn und Einparkhilfe hinten.

Wie üblich ermitteln wir die Full-Service-Leasingraten über den Online-Konfigurator von Sixt, da das Unternehmen die meisten Modelle anbietet. Doch auch bei Sixt sind nicht alle Hersteller vertreten, weshalb beispielsweise Honda Jazz, Mazda 2 oder Mini in der Übersicht fehlen. Das Ergebnis des Vergleichs überrascht.

Wer vermutet, dass das vom Kaufpreis günstigste Modell von Sixt auch mit den günstigsten Leasingraten angeboten wird, der irrt. Das Rennen macht also nicht der netto nur 11.806 Euro teure Dacia Sandero Expression, sondern der Swift Comfort+, für den Suzuki fast 6.000 Euro mehr aufruft. Der knuffige Japaner ist bei Sixt mit Full-Service-Leasingraten zwischen 165 (10.000 km/Jahr) und 350 Euro (50.000 km/Jahr) zu bekommen. Sein großer Vorteil ist seine kurze Aufpreisliste. Oder anders gesagt: Der kleine Swift ist standardmäßig so gut ausgestattet, das kaum Wünsche offen bleiben.

Die Übersicht zeigt zudem, dass die nicht nur im Flottenbetrieb relativ exotischen Modelle Mitsubishi Colt oder DS3 im Leasing sehr teuer sind, obwohl sie vom Kaufpreis gar nicht so sehr aus dem Rahmen fallen. Das dürfte an der schwierigen Vermarktung und dem damit verbundenen Restwertrisiko liegen, was sich die Leasinggesellschaft eben bezahlen lässt. Auch die Raten des Audi A1 sind überdurchschnittlich teuer. Das Modell ist bereits seit 2018 auf dem Markt und fährt seinem Lebensende entgegen. Mit entsprechend höherem Wertverfall. Und die Bestseller Opel Corsa, VW Polo und Škoda Fabia? Ihre Leasingraten liegen alle im Rahmen, mit kleinen Kostenvorteilen für den Škoda. An den Suzuki kommen sie allerdings nicht heran.

And the winner is ...
Suzuki Swift 1.2 Dualjet Hybrid

 

So haben wir gewertet

Der Flottenmanagement-Kostenvergleich setzt sich aus fünf Hauptkriterien – den Kosten über Laufzeit und -leistung, den technischen Daten, den flottenrelevanten Daten, der Ausstattung und den einmaligen Kosten beim Kauf – zusammen. Dabei erhalten die jeweils drei günstigsten Modelle eine grüne Markierung und die drei teuersten eine rote Markierung. Ebenfalls werden flottenrelevante Fakten wie die Dichte des Servicenetzes und die Garantiezeiten grün beziehungsweise rot markiert und dementsprechend bewertet. Die technischen Daten eines jeden Modells werden unter den Gesichtspunkten des Durchschnittsverbrauchs in l/100 km laut WLTP-Fahrzyklus, des CO2-Ausstoßes in g/km, der Reichweite in km sowie der Ladungsdaten – Kofferraumvolumen in l, maximales Laderaumvolumen in l und Zuladung in kg – beurteilt und entweder mit Grün für die drei Bestwerte beziehungsweise Rot für die drei schlechtesten Werte gekennzeichnet. Zusätzlich erhalten segmentspezifische technische Daten, wie beispielsweise die Anhängelast gebremst bei Premium-SUV, eine entsprechende Grün-Rot-Bewertung. Zudem erhalten Modelle, welche die Vergleichsmotorleistung stark unterschreiten oder zum Zeitpunkt der Datenerhebung noch nicht die Abgasnorm Euro 6d-ISC-FCM erfüllen, eine Negativbewertung. Eine positive Bewertung erfolgt dementsprechend bei einer deutlich höheren Motorleistung oder wenn die ab September 2024 verbindliche Abgasnorm Euro 6e bereits erfüllt wird.

Daneben wird eine besonders lange Laufzeit der Fahrzeuggarantie mit einem Pluspunkt respektive einer grünen Markierung hervorgehoben. Falls Elemente der dienstwagenrelevanten Ausstattung nicht lieferbar sind, werden diese rot gekennzeichnet und dementsprechend gewertet. Eine grüne Kennzeichnung im Bereich Ausstattung kann aufgrund einer hohen Anzahl an serienmäßig verbauten dienstwagenrelevanten Ausstattungselementen beziehungsweise einer Mehrwertausstattung erzielt werden, ebenso erfolgt eine Negativwertung bei einer geringen Anzahl.


Dienstwagenrelevante Ausstattung im Segment der Kleinwagen:
• Rundum-Airbagschutz für Fahrer und Beifahrer 
• Aktiver Bremsassistent
• Einparkhilfe hinten
• Klimaanlage
• Lichtund Regensensor
• Navigationssystem
• Sitzheizung vorn
• Smartphone-Integration


Mehrwertausstattung im Segment der Kleinwagen: 
• Adaptiver Tempomat
• E-Call / Notrufsystem
• Klimaautomatik
• LED-Scheinwerfer
• Rückfahrkamera
• Schlüsselloses Start
• Spurhalteassistent
• Totwinkel-Assistent
• Verkehrszeichenerkennung

 

Kleine Elektroautos: Das Angebot wächst

Während die ersten kleinen Stromer wie BMW i3, Renault Zoe oder Smart Fortwo/Forfour schon wieder vom Markt verschwunden sind, kommen neue Modelle hinzu. Klassische Fünftürer im Stile des Opel Corsa Electric oder Peugeot e-208 finden sich aber kaum darunter. Die Nachfrage nach stylischen City-SUV und Crossover-Modellen wächst und die Hersteller reagieren. Vor allem der Stellantis-Konzern drückt hier auf die Tube und verbaut seinen Standardantrieb bei allen Marken. Jüngstes Beispiel ist der sportliche Alfa Romeo Junior, der mit 4,17 Länge bereits die Brücke zum kompakten SUV schlägt und auch beim Preis (ab 33.190 Euro) nach oben ausbüxt. Die gleiche Basis nutzen auch Fiat 600, Jeep Avenger oder Opel Mokka Electric, die ebenfalls alle als lifestylige SUV angelegt sind.

Das günstigste Angebot macht Citroën. Der 113 PS starke ë-C3 verzichtet auf jeglichen „Schnickschnack“; Musik und Navi beispielsweise laufen über das Smartphone. Dafür kostet der kleine Stromer auch nur 19.580 Euro. Alltagstaugliche Fahrleistungen und rund 300 Kilometer Reichweite empfehlen ihn so als preiswertes Poolfahrzeug. 2025 wollen die Franzosen sogar eine Version mit kleinerer Batterie anbieten. Angepeilter Preis: rund 16.800 Euro.

Weitere Modelle stehen bereits in den Startlöchern. Lancia etwa lässt den Ypsilon wieder aufleben, natürlich ebenfalls mit der Standardtechnik aus dem Stellantis-Regal. Was für den 4,08 Meter kurzen Wagen heißt: 54 kWh großer Akku, 156 PS Leistung. In Italien ist er bereits zu Preisen ab 24.000 Euro brutto zu bekommen. Bei uns startet er Anfang 2025.

Schon im Herbst dieses Jahr schickt Renault die Neuauflage des R5 in die Flotten. Der in Rekordzeit von nur drei Jahren entwickelte R5 E-Tech soll um die 21.000 Euro kosten und mit seinem 52-kWh-Akku 400 Kilometer schaffen. Und auch die sportliche Schwestermarke Alpine bringt Ende 2024 einen Stromer heraus, wahlweise 180 oder 218 PS stark. Die Franzosen bezeichnen ihren 3,99 Meter langen A290 als „elektrische Wiedergeburt des Renault 5 Turbo“, was angesichts der 6,4 Sekunden von null auf 100 km/h durchaus plausibel ist.

Und wann reagiert VW? In Wolfsburg dauert bekanntlich alles etwas länger. Aber oft wird es dann auch besser als bei der Konkurrenz. Die Eckdaten des für Ende 2025 angekündigten ID. 2all klingen jedenfalls schon mal vielversprechend: kompakte Abmessungen wie ein Polo, aber innen Platz wie im Golf, 490 Liter Stauraum, 450 Kilometer Reichweite für 21.000 Euro. Da dürften etliche Flottenverantwortliche gerne warten.

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