Zwischen Brauchtum und Goldstrand

Mit dem Firmenwagen zum Kunden nach Bulgarien fahren? Warum nicht? Die Route ist gut ausgebaut, die Einreise problemlos. Wer das Elektroauto für die 1.750 Kilometer nach Sofia nimmt, sollte allerdings gut vorplanen.

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„Diebstähle aus offenen Autos, bei denen der Fahrer wegen einer Panne abgelenkt war.“ „Teure Autos mit ausländischen Kennzeichen als Ziel von Dieben.“ „Gefahr von Diebstahl selbst auf bewachten Parkplätzen.“ Die Reiseinformationen des Auswärtigen Amtes über Bulgarien lesen sich wie Warnungen vor einem extrem gefährlichen Land. Nun gut, die Balkanrepublik steht nicht ganz oben auf der Liste von Geschäftsreisenden, die ihre Kunden mit dem Auto besuchen. Von Frankfurt in die bulgarische Hauptstadt Sofia sind es gut 1.700 Kilometer. Bis an die bei Touristen beliebten Goldstrände an der Schwarzmeerküste muss man sogar weitere 300 Kilometer abspulen. Ein weiter entferntes Ziel innerhalb der EU könnte man also kaum wählen. Doch die wunderschöne Schwarzmeerküste lockt Touristen aus aller Welt und auch das gesamte Land hat viel zu bieten. Da ist die junge, quirlige Hauptstadt Sofia mit hippen Bars, ihren romantischen Altstadtgassen und der beeindruckenden Kathedrale. Und wer Ruhe sucht, findet verträumte Bergdörfer, unberührte Gebirge und viel Natur.

Viele Urlauber zieht es zudem wegen des niedrigen Preisniveaus nach Bulgarien. Das Benzin kostet nur 1,30 Euro/Liter und Hotels oder Restaurants sind wesentlich günstiger als hierzulande. Das Bier gibt es für einen Euro, ein Hauptgericht im Restaurant kostet selten mehr als sieben Euro und eine Nacht im Fünfsternehotel im Zentrum von Sofia ist schon für 150 Euro zu bekommen. Auf dem Land muss man für ein vernünftiges Doppelzimmer kaum mehr als 60 Euro bezahlen. Außerdem lohnt sich die lange Fahrt schon wegen der Anreise. Österreich, Slowenien, Kroatien und Serbien locken mit attraktiven Zwischenzielen, Städte wie Maribor, Zagreb oder Belgrad bieten sich zumindest für einen Übernachtungsstopp an. Aus Mittel- und Norddeutschland empfiehlt sich alternativ die Route über Tschechien, die Slowakei und Ungarn mit möglichen Stopps in Bratislava oder Budapest. Wer es eilig hat, kann die lange Reise problemlos in zwei Tagen schaffen. Der früher berühmt-berüchtigte Autoput samt Pferdefuhrwerken, Schafherden und Fußgängern wurde längst durch eine moderne Autobahn mit elektronischer Maut ersetzt.

Selbst genügend Schnelllader für E-Autos finden sich, zumindest bis zur serbischen Grenze. Die restliche Strecke sollte man allerdings sorgfältig planen. Gängige Ladeapps wie die von EnBW oder Shell behandeln alles östlich der kroatisch-serbischen Grenze als Niemandsland. Laderoutenplaner, etwa vom ADAC, weisen zwar vereinzelte Ladepunkte auf. Doch über 22 kW kommen die wenigsten Anschlüsse. Und die Gefahr, mit leerem Akku vor einer defekten Säule zu stranden, ist in solchen Ländern ziemlich hoch. Am besten fährt man mit der Ladeapp von Tesla. Die Marke hat ihr Netz mittlerweile auch für Fremdfahrzeuge geöffnet und zumindest bis nach Sofia finden sich entlang der Hauptroute genügend Supercharger. Ansonsten hat sich die Infrastruktur in Bulgarien aber in den letzten Jahren deutlich verbessert. Vor allem der EU-Beitritt 2004 brachte das Land voran. Autobahnen wurden ausgebaut, das Straßennetz wurde verbessert und auch in den Tourismus wurde kräftig investiert. Die Mitgliedschaft in der EU kurbelte zudem die Wirtschaft an. Laut dem Ost-Ausschuss der Deutschen Wirtschaft belief sich der deutsch-bulgarische Handel im vergangenen Jahr auf 11,8 Milliarden Euro. Bulgarien belegt zwar nur den 42. Rang in der Liste der Außenhandelspartner, ist aber nach Rumänien und Slowenien das drittwichtigste Partnerland der deutschen Wirtschaft in Südosteuropa. Der Großteil der deutschen Exporte entfällt auf Maschinen, chemische Erzeugnisse und Kraftwagenteile. Demgegenüber exportierten bulgarische Unternehmen vor allem elektrotechnische Erzeugnisse, Nichteisenmetalle, Rohstoffe und Textilien nach Deutschland.

Seit April 2024 ist Bulgarien zudem Mitglied im Schengen-Raum. Damit entfallen Kontrollen an den Luft- und Seebinnengrenzen. Autofahrer müssen allerdings weiterhin Wartezeiten an den Grenzen einkalkulieren, denn die schnellste Route führt immer durch den Nicht-EU-Staat Serbien. Und wer die nördliche Strecke wählt, muss speziell zur Urlaubszeit mit langen Staus an der Grenze zwischen Ungarn und Serbien rechnen. Lichtpflicht, Telefonieren nur mit Freisprecheinrichtung, Warnwesten – die Verkehrsregeln ähneln denen in Deutschland. Allerdings herrschen strenge Tempolimits. Auf Landstraßen sind nur 90 km/h erlaubt, auf Autobahnen darf man 130 km/h schnell fahren. Kontrollen sind die Regel und Raser werden zur Kasse gebeten. Wobei die Strafen immer überwiesen und nie an die Verkehrspolizisten bezahlt werden. Da viele Flüchtlinge Bulgarien als Transitland nutzen, sollte man keine Anhalter mitnehmen. Ansonsten besteht die Gefahr, als Schleuser verdächtigt zu werden.

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