Mehr als nur Alternativen
Interview mit Tobias Krumnikl (Abteilungsleiter Flotten- und Gebrauchtwagenstrategie) bei der Hyundai Motor Deutschland GmbH

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Flottenmanagement: Herr Krumnikl, zuletzt hatten wir Anfang 2021 Gelegenheit, mit Ihnen im Rahmen eines Interviews vor Ort zu sprechen. Wie hat sich das Großkundengeschäft bei Hyundai seitdem entwickelt? Welche Ziele haben Sie sich für 2024 gesetzt
Tobias Krumnikl: Wenn wir einmal auf die Gesamtneuzulassungen schauen, dann konnten wir für 2021, wo wir zuletzt miteinander gesprochen haben, rund 106.600 Einheiten für die Marke Hyundai verzeichnen. Im folgenden Jahr ist die Zahl der Hyundai-Neuzulassungen etwas gesunken, auf etwas mehr als 105.000 Einheiten, was aber noch immer sehr stabil ist. 2023 konnten wir die Menge unserer Neuzulassungen dann wieder um 1,2 Prozent steigern auf fast 106.400, was einem Marktanteil von 3,7 Prozent entspricht. Wenn wir hierbei die außergewöhnlichen Umstände, die den Markt beeinflusst haben und noch immer beeinflussen, mitberücksichtigen, dann sind dies für uns sehr gute Ergebnisse. Dabei ist das Flottengeschäft ein wichtiger Treiber dieser Entwicklung und wir können uns darüber freuen, dass Hyundai mittlerweile die stärkste asiatische Marke in Deutschland ist. Auch bei den alternativen Antrieben hat Hyundai seine führende Position bestätigt. Fast zwei Drittel aller Neuzulassungen der Marke waren mit einem alternativen Antrieb ausgerüstet, was umgerechnet einem Marktanteil von 5,0 Prozent entspricht. Bei den rein elektrischen Modellen ist der Marktanteil durch die gute Verkaufsperformance von KONA Elektro, IONIQ 5 und 6 sogar auf 5,5 Prozent angestiegen. Der KONA sowie der IONIQ 5 zählen auch bei den Flottenkunden zu den beliebtesten Modellen der Marke Hyundai. Der TUCSON vervollständigt die Top drei unserer Flottentopseller.
Wenn wir über Ziele reden wollen, dann kommen wir auch hier an dem KONA Elektro nicht vorbei: Mit der zweiten Auflage wollen wir natürlich sowohl bei kleinen als auch großen Gewerbekunden an den Erfolg des ersten Modells anknüpfen. Daher freut uns umso mehr, dass wir jüngst die Übergabe des 500. KONA Elektro an Coca-Cola verkünden konnten. Dort haben wir mit der ersten Generation des KONA Elektro angefangen und sind nun auf das Folgemodell umgeschwenkt. Genauso wichtig ist, dass die Dienstwagennutzer sehr happy mit dem Fahrzeug sind und wir uns einig sind, dass wir die 500 auch noch steigern wollen. Auch die IONIQ-Modelle sind für uns sehr wichtig und es freut uns umso mehr, dass der IONIQ 6 bei seiner Einführung im vergangenen Jahr sehr gut gestartet ist, auch im Flottenbereich. Aber neben diesen elektrischen Alternativen schätzen unsere Kunden auch die Modelle mit herkömmlichen Antrieben und freuen sich daher über unser breit gefächertes Portfolio. Das zeigte sich auch mit der Einführung des STARIA, der im Van-Segment eine hohe Beliebtheit genießt und seine Vorteile beispielsweise im Taxi-Geschäft und als Shuttle voll ausspielen kann. Umso erfreulicher ist, dass wir ab Herbst eine Vollhybrid-Variante des STARIA anbieten können. Für 2024 steht für uns daher im Fokus, dass wir dieses breite Modell- und Antriebsportfolio beim Kunden ausspielen. Dies ganz gleich, ob es sich um den kleinen Gewerbetreibenden handelt oder den Konzern. Dafür werden wir uns gemeinsam mit unserem Handelsnetz auch immer weiter professionalisieren, um unseren Kunden mit Rat und Tat bei allen Fragen zur Seite zu stehen, insbesondere hinsichtlich alternativer Antriebe.
Flottenmanagement: Bis 2030 plant die Hyundai Motor Group (HMG), elf neue Elektrofahrzeuge der Marke Hyundai auf den Markt zu bringen. Darüber hinaus hat sich HMG dem Ziel verschrieben, bis 2045 weltweit CO2-neutral zu arbeiten. Können Sie einmal kurz die Nachhaltigkeitsstrategie des Konzerns erläutern und welche Bedeutung die Submarke IONIQ hierbei einnimmt
Tobias Krumnikl: Wir haben uns gewisse Schritte zur Selbstverpflichtung auferlegt, um das Ziel der CO2-Neutralität bis 2045 weltweit zu erreichen. Für Deutschland heißt das beispielsweise, dass wir bereits im Jahr 2026 alle Modellreihen auch mit alternativen Antrieben anbieten wollen. 2035 wollen wir ausschließlich emissionsfreie Fahrzeuge in Europa verkaufen und diese Ziele mit der weltweiten Klimaneutralität im Jahr 2045 vervollständigen. Innerhalb dieser Strategie ist die elektrische Submarke IONIQ ein integraler Bestandteil, die uns bei der Umsetzung dieser Zielsetzung auch modellseitig unterstützen wird. Mit dem IONIQ 7, einem großen SUV, steht auch der dritte Vertreter der Modellfamilie bereits in den Startlöchern. Gleichzeitig hat auch Michael Cole (Anm. d. Red.: Michael Cole ist Präsident und CEO von Hyundai Motor Europe) in einem Statement nochmals bekräftigt, dass wir auch in Segmenten unterhalb des IONIQ 5 rein elektrische Modelle anbieten werden.

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Flottenmanagement: Im Frühjahr wurde bekannt gegeben, dass der TUCSON ein umfassendes Facelift für seine vierte Generation erhält. Können Sie ein paar Details zum aufgefrischten TUCSON verraten? Welche Überarbeitungen sind auch für den Dienstwagennutzer interessant
Tobias Krumnikl: Beim neuen TUCSON sprechen wir gerne von einem Facelift von innen nach außen. Denn wenn man sich in das Fahrzeug reinsetzt, wirkt es aufgrund des neu gestalteten Innenraums mit der eleganten, scheinbar schwebenden Mittelkonsole sowie den beiden großen Panoramadisplays im Curved Design wie eine neue Modellgeneration. Bei der Weiterentwicklung haben wir den Fokus zudem auf die Themen Komfort und Konnektivität gelegt: So verfügt der neue TUCSON über eine kabellose Smartphone-Integration, ein erweitertes Angebot an Smart-Sense-Assistenzsystemen und ist dank Over-the-air-Updates immer auf dem neuesten Stand. Außen punktet er mit seiner geschärften Optik mit neuen Stoßfängern, größeren Tagfahrleuchten und den neuen optionalen Matrix-LED-Scheinwerfern, die für beste Straßenausleuchtung sorgen, ohne andere Verkehrsteilnehmer zu blenden. Nicht zu vergessen: Auch bieten wir wieder eine Dieselvariante an, was sicher den einen oder anderen Vielfahrer freuen wird.
Flottenmanagement: Auch der BAYON sowie die i30-Baureihe rollen im Sommer aufgefrischt zu den Händlern. Welche Bedeutung kommt den Kompaktreihen im Gewerbekundenbereich zu? Worauf wurde bei den Facelifts besonderer Wert gelegt
Tobias Krumnikl: Der i30 spielt mit seinen rund 10 Prozent Anteil im Flottenbereich eine deutlich größere Rolle als der BAYON. Der BAYON hatte es bisher etwas schwerer, da er von der Größe zwischen i20 und KONA platziert ist. Mit dem neuen KONA, der nun etwas größer ist als sein Vorgänger, geben wir dem BAYON Gelegenheit, seinen Platz in diesem Segment zu finden. Erste Erfolge konnten wir schon anhand der Nachfrage bestätigen. Der i30 wie auch BAYON profitieren vor allem im Bereich Konnektivität und Komfort von den Facelifts. So können diese beispielsweise over-the-air aktualisiert werden. Gleichzeitig haben aber auch Interieur sowie Exterieur eine Auffrischung erhalten und es gibt neue Farben.
Flottenmanagement: Für Aufsehen in der Fachwelt sorgte die Entwicklung des IONIQ 5 N. Was macht das erste vollelektrische Hochleistungsmodell so besonders? Welche Technologien aus Technologieträgern schafften es schlussendlich in Serie? Wie unterscheidet sich dieser vom IONIQ 5 Facelift? Welche Kundenklientel soll mit dem IONIQ 5 N angesprochen werden
Tobias Krumnikl: Der Autokauf hatte schon immer etwas mit Emotionen zu tun. Beim IONIQ 5 N verbinden wir unser Knowhow aus der Entwicklung von Elektroautos mit Technologien aus dem Motorsport sowie dem entsprechenden Fahrerlebnis. Mit einem Performance-Antriebsstrang, der von zwei leistungsstarken Elektromotoren angetrieben wird, wollen wir ein Höchstmaß an Direktheit, Kontrollierbarkeit und Fahrspaß bieten – sowohl im Alltag als auch auf der Rennstrecke. Hierfür produzieren zwei Elektromotoren 609 PS, die sich auf Knopfdruck über den N Grin Boost vorübergehend auf 650 PS sowie ein Drehmoment von 770 Nm steigern lassen. Nicht nur die Motorleistung unterscheidet sich beim IONIQ 5 N und IONIQ 5, sondern wir haben an verschiedenen Stellschrauben bei Aerodynamik, Fahrwerk, Hard- sowie Software gedreht und spezielle elektronische Eingriffsmöglichkeiten integriert, um der N-Variante die Agilität zu verleihen, die Kunden von unseren Hochleistungsmodellen erwarten. Für ein emotionales Fahrerlebnis im Alltag sorgen das integrierte N e-Shift, welches ein Gefühl der Kontrolle über die Kraftentfaltung vermittelt und das Schaltgefühl eines Verbrennungsmotors simuliert, sowie der N Active Sound+, welcher einen realistischen Schaltsound generiert, der dem Fahrer mehr Rückmeldung gibt und damit auch eine präzisere Kontrolle des dynamischen Fahrverhaltens. Dass der IONIQ 5 N selbst im Stand Emotionen weckt, haben wir nicht zuletzt auch auf „Flotte! Der Branchentreff“ bewiesen, wo er meiner Meinung nach eines der meist fotografierten Fahrzeuge war. Das Interesse ist auf jeden Fall da und er wird gerade dort, wo der User-Chooser relativ frei in seiner Wahl ist und ein Faible für solche Art von Fahrzeugen hat, oder im höheren Management seine Käufer finden, auch gerade aufgrund der sehr attraktiven Preispositionierung im Vergleich zum Wettbewerb. Wobei wir gerade bei Gewerbekunden eher von der Leasingvariante ausgehen. Nicht zuletzt möchte ich erwähnen, dass der IONIQ 5 N bei all dem Motorsport-Feeling dennoch voll alltagstauglich ist. Eine Batterieladung reicht für bis zu 448 Kilometer nach WLTP-Norm und die 800-Volt-Technologie unserer Electric-Global Modular Platform (kurz: E-GMP) vermag die 84 kWh große Batterie unseres Hochleistungsmodells in nur 18 Minuten von 10 auf 80 Prozent zu laden. Ebenso wie beim IONIQ 5 lassen sich Smartphones kabellos mit dem Bordsystem verbinden und Echtzeitinformationen über Bluelink-Connect abrufen. Die navigationsbasierte adaptive Geschwindigkeitsregelanlage, eine 360-Grad-Kamera und ein Parkassistent mit Fernbedienung gehören ebenso zum Lieferumfang wie die Smart-Sense-Systeme, die den Fahrer in einer Vielzahl unterschiedlicher Situationen unterstützen und auf Gefahren aufmerksam machen.
Flottenmanagement: Die Batterieleistung spielt beim Kauf beziehungsweise Verkauf eines gebrauchten Elektrofahrzeugs eine entscheidende Rolle. Welche Möglichkeiten bietet Hyundai an, um für mehr Transparenz beim Kauf gebrauchter Elektroautos zu sorgen? Was verbirgt sich in diesem Zusammenhang hinter dem Gebrauchtwagenprogramm „Hyundai Promise – Geprüfte Gebrauchtwagen“
Tobias Krumnikl: 2019 haben wir unsere Gebrauchtwagenmarke europaweit eingeführt und dabei immer im Fokus gehabt, dem Kunden mehr Sicherheit und Transparenz beim Kauf eines gebrauchten Fahrzeugs zu geben, ganz unabhängig von der Antriebstechnologie. Beim Thema Elektromobilität können wir bereits auf einiges an Know-how zurückgreifen und wissen daher auch, welche Bedeutung der Leistungsfähigkeit der Batterie hier zukommt. Daher bieten wir bereits seit 2021 das sogenannte Batteriezustandszertifikat an. Mittlerweile können Kunden bei 289 Vertragspartnern unser Angebot von „Hyundai Promise – Geprüfte Gebrauchtwagen“ in Anspruch nehmen. Seit Anfang Mai kooperieren wir zudem mit der Firma AVILOO, die einen Schnelltest anbietet, der innerhalb weniger Minuten die Funktionsfähigkeit der Antriebsbatterie ermittelt und einen Score ausgibt. Auch sind wir eine exklusive Partnerschaft mit mobile.de eingegangen, was Kunden ermöglicht, auf mobile.de Fahrzeuge mit Batteriezustandszertifikat direkt per Klick in den Filterkriterien zu suchen. Dies alles soll dazu beitragen, die Skepsis gegenüber gebrauchten Elektrofahrzeugen abzubauen. Nicht zuletzt verfügen unsere elektrischen Modelle über acht Jahre Garantie auf Fahrzeug und Batterie sowie acht Jahre Mobilitätsgarantie. Und wenn das nicht reicht, bieten wir auch im Gebrauchtwagenbereich noch einmal die Möglichkeit an, die Garantien zu verlängern.
Flottenmanagement: Ein erfolgreiches Flottengeschäft ist heute nicht allein von der Modellpalette abhängig. Es gehören ebenso Aufbau und Pflege von Beziehungen zu Flottenkunden dazu wie ein ausgetüfteltes Rahmenprogramm in den Bereichen Full-Service-Leasing, Garantiebedingungen und Finanzdienstleistungen. Was bietet Hyundai hier von Haus aus im Einzelnen an
Tobias Krumnikl: Gerade im Großkundenbereich ist das Thema Leasing sehr prominent und dementsprechend sind auch die Services in diesem Bereich enorm wichtig. Hier arbeiten wir mit zwei Partnern zusammen: Die Hyundai Capital Bank Europe (kurz: HCBE), die seit 2017 unter der Marke Hyundai Finance tätig ist, und die Allane Mobility Group, die aus dem Investment in die SIXT Leasing hervorgegangen ist und mittlerweile nach außen unter dem Namen Hyundai Leasing agiert. Das Full-Service-Leasing, wie ich es mal nennen möchte, bieten wir derzeit direkt über unseren Partner, die Allane Mobility Group, an. Und gerade die Expertise, die SIXT Leasing eingebracht hat, ist ein enormer Vorteil: So betreut die Captive-Sparte von Allane beispielsweise das reguläre Handelsgeschäft. Daneben gibt es die Großkundenabteilung, die sogenannte Allane Fleet Sparte, wo wir sukzessive die Zusammenarbeit mit unserem Außendienst erweitern, um neue Kundengruppen zu akquirieren und maßgeschneiderte Lösungen anbieten zu können. Da wir gerade auch über den Außendienst sprechen, ist zu sagen, dass wir derzeit über drei Kollegen im Außendienst verfügen, die als sogenannte Distriktleiter Gewerbekunden in den drei Vertriebsregionen unterwegs sind und dort insbesondere den Handel bei gewerblichen Themen unterstützen. Das sind unter anderem auch die 70 sogenannten Fleet Business Center, also unsere Händler mit Hauptfokus Gewerbekunden. Daneben haben wir einen Key-Accounter Flotte, der bundesweit insbesondere die Themen externe Leasinggesellschaften sowie Verbände und Rentals und Großkunden, die bundesweit dezentral aufgestellt sind, betreut.
Flottenmanagement: In den letzten Jahren wird bei Unternehmen sowie Dienstwagennutzern der Ruf nach mehr Flexibilität, aber auch nach digitalen Angeboten immer lauter. Was bietet Hyundai in diesen Bereichen und wohin geht der Weg aus Ihrer Sicht in Zukunft
Tobias Krumnikl: Tatsächlich haben wir schon viel gemacht, wenn es um das Thema Digitalisierung geht: So haben wir beispielsweise bereits vor der COVID-19-Pandemie einen Online-Showroom implementiert, der uns natürlich gerade während der Pandemie enorm geholfen hat, als beispielsweise die Autohäuser geschlossen bleiben mussten. Daneben fokussieren wir bei unseren Modellen das Thema Konnektivität. Das heißt auf der einen Seite, dass der Kunde für Updates nicht mehr in den Service muss, sondern diese ganz einfach over-the-air erhält. Und auf der anderen Seite, dass wir über den Telematikdienst Bluelink personalisierte Dienstleistungen anbieten können. Welche Bedeutung dieses Thema für uns schlussendlich hat, zeigt sich auch in der Neugründung der Hyundai Connected Mobility, welche neben Connected-Car-Services und datengesteuerten Diensten auch das Thema Mobilitätsdienst fokussiert und uns unterstützt, unser Angebotsportfolio hier weiter auszubauen. Darunter fungiert dann auch das Hyundai gebrandete Auto-Abo, welches wir bereits vor Jahren sowohl digital als auch im Handel ausgerollt haben.

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