Was ist der Wagen noch wert?

Beim Fahrzeugleasing stößt man unweigerlich auf den Begriff „Restwert“. Doch was ist eigentlich der Restwert eines Fahrzeugs? Und welche Rolle nimmt dieser bei der Kalkulation der Leasingrate ein? Flottenmanagement gibt einen Einblick in die Thematik Restwert.

Was ist der Wagen noch wert?

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Grundsätzlich beschreibt der Begriff „Restwert“ den errechneten Gebrauchtwagenpreis eines Fahrzeugs am Ende des Leasingzeitraums. Obwohl der Wiederverkauf des Fahrzeugs für den Leasingnehmer nicht zur Debatte steht, da das Fahrzeug nach Ablauf der Leasingzeit an die Leasinggesellschaft zurückgegeben wird, hat der Restwert einen entscheidenden Einfluss auf die monatliche Rate. In der Regel wird der Restwert zu Beginn des Leasings festgelegt und die Differenz zwischen Kaufpreis und Restwert wird dann mithilfe der monatlichen Leasingrate abbezahlt. Je höher der Restwert veranschlagt wird, desto niedriger fällt die monatliche Leasingrate aus.

„Der zu erwartende Restwert eines Fahrzeugs spielt eine zentrale Rolle in der Leasingkalkulation. Er repräsentiert den geschätzten Wert des Fahrzeugs am Ende der Leasinglaufzeit und beeinflusst maßgeblich die Höhe der monatlichen Leasingraten. Faktoren, die bei der Berechnung des Restwerts berücksichtigt werden, sind unter anderem Marke und Modell des Fahrzeugs, Laufleistung, Ausstattung, Zustand, Markttrends, Wartungshistorie und mögliche Schäden“, erläutert Thomas Löschmann, Direktor Vertrieb Deutschland der akf servicelease GmbH. Insbesondere die Ausstattung des Fahrzeugs, damit sind auch auf den ersten Blick teuer erscheinende Sonderausstattungen gemeint, können sich positiv auf den Restwert auswirken. „So wird sich ein Fahrzeug mit Metalliclack am Ende der Leasingzeit beispielsweise schneller verkaufen als eines ohne diese Lackierung. Elemente wie Klimaanlage, Navigationsgerät und Sitzheizung sind außerdem heutzutage für alle Fahrzeugklassen kaum entbehrlich. Gerade in oberen Fahrzeugklassen wirken sich zusätzliche Elemente wie Ledersitze, Automatikschaltung und LED- oder Xenon-Beleuchtung positiv auf den Restwert aus. Eine optimale Mischung aus komfortabler Ausstattung und der Einhaltung der Car-Policy des jeweiligen Unternehmens bietet dem Leasingnehmer Planungssicherheit für seine monatlichen Ausgaben“, wie Eva Rothe, Commercial Director bei Arval Deutschland, zu verstehen gibt.

Somit kann man zusammenfassen, dass renommierte Marken und klassische Modelle mit einer standardisierten Ausstattung immer höhere Restwerte erzielen als exotische oder extravagante Fahrzeuge und Designs. Ein solides handelsübliches Fahrzeug, das sich am Ende leicht weiterverkaufen lässt, hat in der Regel einen besseren Restwert und kann somit zu besseren Leasingkonditionen angeboten werden als ausgefallene Modelle. Im Fahrzeugleasing unterscheidet man aufgrund des Restwerts zwei gebräuchliche Leasingarten: Kilometerleasing und Restwertleasing. „Im Gegensatz zum Restwertleasing bietet Kilometerleasing Fuhrparkbetreibern mehr Sicherheit und Planbarkeit, da eventuelle Mehrkosten auf selbst beeinflussbare Faktoren wie Laufleistung und Schäden reduziert sind. Für den Leasinggeber spielt die Restwertsetzung in diesem Fall hingegen eine entscheidende Rolle. Einflussfaktoren bei der Setzung sind hier Forecasts spezialisierter Unternehmen, aber auch die eigene Analyse der aktuellen Gebrauchtwagensituation auf dem Markt, die Entwicklung der Antriebsformen, die Entwicklung der Neuwagen-Nachlässe und nicht zuletzt der internen Remarketing-Erfahrung“, erklärt Marcus Hoffmann, Transformation Manager Germany bei Leasys.

Insbesondere die Planbarkeit von Kosten ist für das Gros der Unternehmen mit eigenem Fuhrpark von entscheidender Bedeutung. Daher zeichnet sich bereits seit Jahren ein klarer Trend zum Kilometerleasing ab. Oftmals werden hierzu weitere Servicekomponenten dazugebucht, sodass es zum sogenannten Full-Service-Leasing kommt. Zudem erfordern Restwertprognosen eine Menge Erfahrung und Know-how, wie Dr. Claudia Conen, Hauptgeschäftsführerin des Bundesverbandes Deutscher Leasing-Unternehmen e. V. (BDL), ausführt: „Restwertprognosen müssen eine Vielzahl von Faktoren berücksichtigen. Dazu gehören natürlich technologische Entwicklungen, Markttrends, regulatorische Änderungen und allgemeine wirtschaftliche Bedingungen. Die zunehmende Elektrifizierung und Digitalisierung verstärkt diese Dynamik und erfordert eine fortlaufende Anpassung und Überprüfung der Bewertungsmodelle. Leasingunternehmen sind Experten für die von ihnen verleasten Güter. Und sie sind darin erfahren, innovative Technologien in die Märkte einzuführen und zu verbreiten. Das hat die Branche in den vergangenen Jahrzehnten seit ihrer Gründung in Deutschland immer wieder bewiesen. Denn auch die vergangenen 60 Jahre waren von Transformation und innovativen Technologien geprägt: angefangen mit Gütern wie Großcomputern über die Druckumstellung auf Fotound Lichtsatz bis hin zu Großgeräten der Medizintechnik. Heute sind es unter anderem Elektrofahrzeuge, die verstärkt mittels Leasing auf die Straßen gebracht werden. Neue Produktzyklen gehören daher für Leasinggesellschaften zum Alltag von Restwertprognosen.“

Die fortlaufende Anpassung und Überprüfung der Bewertungsmodelle ist insbesondere im Bereich des Elektrofahrzeugleasings zu erkennen: Während noch vor Jahren die Leasingraten für Elektrofahrzeuge sehr hoch angesetzt wurden, auch aufgrund der fehlenden Erfahrungswerte mit dieser neuen Technologie, reduzierten sich diese Raten insbesondere in den vergangenen zwei Jahren. Teilweise waren batterieelektrische Modelle zu ähnlichen Konditionen wie ihre Varianten mit Verbrennungsmotor erhältlich. Dies lag auch an dem Umstand, dass durch Umweltbonus und Innovationsprämie erstmals nennenswerte Zahlen von Elektrofahrzeugen in Deutschland verkauft wurden. Mit dem Wegfall der Zuschüsse tauchen gleich mehrere Probleme auf: Die Leasingnehmer oder Erstbesitzer wollen ihre Wagen losschlagen, doch auf dem Gebrauchtwagenmarkt herrscht große Unsicherheit über das Potenzial elektrischer Gebrauchter. Nach Meinung des Gebrauchtwagen-Experten Gerald Puhl von der Fahrzeugbörse „heycar“ ist dies sogar ein Umstand, der bestehen bleibt und damit auch den Neuwagenmarkt der E-Autos bedroht, wie im STERN-Artikel „Elektroauto-Krise – darum will niemand gebrauchte Stromer kaufen“ (online erschienen am 8. April 2024) zu lesen ist.

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Demnach kam es aufgrund der COVID-19-Pandemie auch zu Störungen in den Lieferketten und daher zu Problemen bei der Versorgung mit Halbleitern. Dies hatte zur Folge, dass es bei Neufahrzeugen zu langen Lieferzeiten kam und gleichzeitig die Nachfrage nach Gebrauchtwagen stieg. Als Resultat dieser Entwicklung sind die Preise für Gebrauchtwagen in die Höhe geschnellt. Inzwischen kann man von einer Knappheit beim Fahrzeugangebot – egal ob neu oder alt – nicht mehr sprechen. Den größer werdenden Markt an gebrauchten E-Fahrzeugen bezeichnet Puhl als Herausforderung: „E-Fahrzeuge kommen nun gebraucht zurück in den Markt. Und die große Frage ist, welchen Wert sie noch besitzen.“ Das liegt unter anderem daran, dass bei den Elektrofahrzeugen die Gesetze der Preisbildung noch nicht genau bekannt sind, da ein wesentlicher Anteil an den Fahrzeugkosten auf die Fahrbatterie entfallen. Gebrauchtwagenkunden fragen sich zurecht, wie belastbar der Akku noch nach zwei, drei oder vier Jahren ist. Gleichzeitig werden Neufahrzeuge stark rabattiert und sind technisch fortschrittlicher als die Modelle, die gebraucht angeboten werden. „Aktuell sehen wir,dassesnureinesehrgeringeNachfragenach gebrauchten Elektrofahrzeugen gibt. Daher erwarten wir hier in Zukunft Preissenkungen“, erläutert der Experte des Gebrauchtwagenportals.

Phasen mit hoher Innovationsgeschwindigkeit erschweren die Restwertprognose: „Technologiesprünge bei batterieelektrischen Fahrzeugen haben Einfluss auf die Restwertkalkulation. Da sich die Technologie in diesem Bereich schnell weiterentwickelt, werden regelmäßig Neuerungen in Bezug auf Batterieleistung, Reichweite und Fahrassistenzsysteme et cetera eingeführt. Diese Innovationssprünge können die Vermarktung älterer Modelle auf dem Gebrauchtwagenmarkt und damit deren Restwerte beeinflussen. Was aber nicht bedeutet, dass es für E-Autos der ‚vorherigen‘ Generation keine Interessenten gibt. Nutzerinteressen hängen von den Nutzungsgewohnheiten, aber auch von der Verfügbarkeit der Ladeinfrastruktur ab. Gebrauchte E-Autos können zum Beispiel attraktiv sein als Zweitwagen, als Stadtauto oder bei Fahrern, für die die Ladezeit weniger relevant ist, die aber umweltfreundlich fahren wollen, jedoch die Anschaffungskosten eines Neuwagens scheuen. Und mit dem Ausbau der Lademöglichkeiten werden die praktischen Hürden vor E-Fahrzeugen abgebaut“, wie die Hauptgeschäftsführerin des BDL zu verstehen gibt.
Auch die Volkswagen Leasing GmbH hält einen funktionierenden Markt für gebrauchte Elektrofahrzeuge für unentbehrlich und verfolgt einen eigenen Ansatz, um mehr Sicherheit bei der Restwertprognose für Elektrofahrzeuge zu generieren: „Wir halten den Gebrauchtwagenmarkt für E-Fahrzeuge entscheidend dafür, dass sich die Elektromobilität auch in der Breite – insbesondere bei Privatkunden – durchsetzt. Allerdings muss sich der Gebrauchtwagenmarkt für E-Fahrzeuge erst entwickeln. Über unser Vehicle Lifetime Modell werden wir zukünftig E-Fahrzeuge möglichst lange im eigenen Portfolio halten, um Kunden ein attraktives Gebrauchtwagenleasing anzubieten. Dieser Ansatz wird weiteres Vertrauen in gebrauchte E-Fahrzeuge schaffen. Darüber hinaus garantieren die Marken des Volkswagen Konzerns, dass bei korrektem Gebrauch die nutzbare Kapazität der Batterie eines fabrikneuen batterieelektrisch betriebenen Fahrzeugs 70 Prozent nicht unterschreitet. Die Garantie gilt für acht Jahre oder bis zu 160.000 Kilometer. In Kombination mit dem bereits angesprochenen Gebrauchtwagenleasing schafft dies weiteres Vertrauen, da sich Kunden von dem Vermarktungsrisiko befreien“, erklärt Armin Villinger, Sprecher der Geschäftsführung der Volkswagen Leasing GmbH.

Fazit
Der prognostizierte Restwert eines Fahrzeugs am Ende des Leasingzeitraums ist ein Indikator dafür, wie sich die Nachfrage des Modells auf dem Gebrauchtwagenmarkt gestaltet. „Die Situation im Gebrauchtwagenmarkt hat sich in den letzten Monaten sehr schnell und drastisch verändert. In der Zeit der Corona-Pandemie beziehungsweise des Halbleitermangels gab es eine hohe Nachfrage, aber wenig Fahrzeuge im Markt, was zu sehr hohen Gebrauchtwagenpreisen geführt hat. Aktuell gibt es ein hohes Fahrzeugangebot bei geringer Nachfrage (getrieben durch die bekannten Krisen in Verbindung mit hohen Zinsen), was zu deutlich fallenden Gebrauchtwagenpreisen führt“, so Majk Strika, Managing Director der Holman GmbH.

Um die Risiken für die Kalkulation des Restwerts aufgrund von Nachfrageschwankungen im Gebrauchtwagenmarkt einzudämmen, setzen viele Leasingunternehmen auf eigene Gebrauchtwagenportale: „Die eigene Vermarktung der Fahrzeuge schließt letztlich den Kreis, welcher mit dem Leasingvertrag und der daraus resultierenden Fahrzeugbestellung begonnen hat. Als Leasinggeber führen wir alle Informationen zusammen, wie die Laufzeit, die gefahrenen Kilometer, welche Ausstattung gewählt wurde oder welche Schäden gegebenenfalls vorhanden sind. Damit können wir dem Gebrauchtwagenmarkt schnell umfassende Informationen zur Verfügung stellen, was unser Angebot attraktiv macht und sich in höheren Vermarktungsergebnissen widerspiegelt, die wiederum in höhere Restwerte und günstigere Leasingraten für unsere Kunden münden“, wie Sebastian Lantelme, Chief Operating Officer bei der Athlon Germany GmbH, abschließend zu verstehen gibt.

 

 

 

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