Kommunal Spezial Besonderheiten beim Fuhrparkmanagement

Kommunen, Behörden und kommunalnahe Unternehmen wie Stadtwerke, Wohnungsbaugesellschaften oder Krankenhäuser haben spezifische Anforderungen an Fahrzeugund Einsatzart ihrer Flotte. Dazu kommen besondere Genehmigungsverfahren und Budgetrestriktionen – ganz abgesehen von den für alle geltenden komplexen Aufgaben.

Kommunal Spezial Besonderheiten beim Fuhrparkmanagement
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Kommunal Spezial Besonderheiten beim Fuhrparkmanagement
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Für kommunale Fuhrparkbetreiber spielen darüber hinaus die Themen Qualifizierung, Ausschreibungsverfahren und Emissionseinsparungen eine wichtige Rolle im Fuhrparkmanagement. Denn die kommunalen Fuhrparks haben einen öffentlichen Auftrag und sind besonders gehalten, sich Nachhaltigkeit auf die Fahnen zu schreiben. Für viele Kommunen ist es allerdings durch begrenzte Mittel schwierig, die notwendige Transformation zu einem übergeordneten, nachhaltigen Mobilitätsmanagement anzugehen. Bei klammen Kassen steht das Thema Kostensenkung erst mal ganz oben auf der Agenda von Kommunen. Ein wichtiges Thema ist deswegen das Zusammenspiel von Wirtschaftlichkeit und Ökologie.

Ansonsten finden sich viele Aufgaben genauso in privatwirtschaftlichen Unternehmen. Die wesentlichen Besonderheiten des kommunalen Fuhrparkmanagements liegen unter anderem in den organisatorischen und rechtlichen Rahmenbedingungen, dem außergewöhnlichen Fahrzeugmix und sich daraus ergebenden Gefährdungsbeurteilungen.

Organisation – Probleme des Alltags
Ein Diskussionspunkt bei den Verantwortlichen ist immer wieder die Stellung des Fuhrparks in den kommunalen Betrieben. Die Fahrzeuge sind nicht nur sehr unterschiedlich, sie sind außerdem in verschiedensten Fachbereichen eingesetzt und es gibt eine strikte Trennung von Personalverantwortlichen für die Fahrer:innen, Einsatzdisposition und technische Halterhaftung bei einem „irgendwo“ zugeordneten Fuhrparkverantwortlichen. Die Koordination des Fahrzeugeinsatzes obliegt den Fachämtern. Diese Dezentralisierung und eine komplexe Ressourcenverteilung sind nicht immer leicht zu managen und nachvollziehbar. Das alles lädt dazu ein, einen dringend notwendigen übergeordneten Blick auf die gesamtbetriebliche Mobilität eher zu vernachlässigen. Aber das wäre auch für kommunale Betriebe angesagt.

Was viele nicht ahnen: Sehr oft setzt die Abteilung Fuhrparkmanagement Ratsbeschlüsse um, denn Verwaltung und Kommunalpolitik sind eng verzahnt. Das bedeutet, die/der Fuhrparkmanager:in kann viele Dinge nicht allein entscheiden. Da kommen Beschlüsse über Art und Menge der Fahrzeuge, die angeschafft oder repariert werden sollen, schon mal über die Stadtverordnetenversammlung oder den Magistrat. Und da kann es passieren, dass beispielsweise die Reparatur eines Baggers beschlossen wird, ohne dass darauf geachtet wurde, ob ein Neukauf zu diesem Zeitpunkt nicht sinnvoller wäre. Und sollte bei einer anstehenden Neuinvestition ein Hersteller eine beherrschende Stellung im Markt haben, stellt sich auch das aus der Perspektive des Vergaberechts als hochproblematisch dar. Die kommunalen Rahmenbedingungen sind weit weg von der unternehmerischen Wirtschaft. Schauen wir uns wenige ausgewählte Aspekte an.

Fahrzeuge: vom gepanzerten Fahrzeug bis zum Wasserwerfer
Das Fuhrparkmanagement von kommunalen Fuhrparks ist vor allem durch die vielen Spezialoder Sonderfahrzeuge mit und ohne Sonderrechte im Straßenverkehr geprägt, was Auswahlverfahren und Ausschreibungen nicht einfacher macht. So findet man bei der Polizei einer Großstadt vom Dienstfahrrad über Einsatzfahrzeuge mit Blaulicht, zivil gehaltene Pkw jeder Fahrzeugklasse und die gepanzerte Limousine für Staatsgäste, bis hin zum gepanzerten Wasserwerfer eine so breite Palette von Fahrzeugtypen, die sich die Verantwortlichen in privatwirtschaftlichen Unternehmen gar nicht vorstellen können. Auch unterscheiden sich Nutzungs- und Betriebsdauer sowie die Remarketing-Möglichkeiten. Eines der Hauptprobleme in kommunalen Flotten ist die Langfristigkeit der Anschaffungen. So ist ein Müllauto beispielsweise in der Regel mehr als zehn Jahre im Dienst. Es ist jedoch schwer abzuschätzen, ob das Fahrzeug innerhalb dieser Laufzeit den Ansprüchen in Sachen Antrieb und Ausstattung überhaupt gewachsen ist. Eine gute Organisation und Verwaltung sind daher entscheidend, um die Fahrzeuge effizient managen zu können.

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Auch die Ein- und Unterweisung im Rahmen der UVV ist durch die vielen Spezialfahrzeuge komplexer und die spezialisierten sachkundigen Fachleute sind seltener, die das umsetzen können. Wussten Sie beispielsweise, dass Müllfahrzeuge seit Inkrafttreten der Unfallverhütungsvorschrift „Müllbeseitigung“ im Grunde nur in Ausnahmefällen rückwärtsfahren dürfen? Eine Frage der Gefährdungsbeurteilung, in der die Ausnahmen dann genau festgelegt werden. Die Gefährdungsbeurteilung ist regelmäßig zu überprüfen und die Wirksamkeit der Maßnahmen zu dokumentieren.

Alternative Antriebe und Nachhaltigkeit
Eine weitere Herausforderung für kommunale Fuhrparks stellt die Nachhaltigkeit und die damit verbundenen rechtlichen Vorgaben dar. Umweltfreundliche Transportlösungen und Maßnahmen, wie ein geringerer CO2-Ausstoß oder alternative Antriebsarten, stehen dabei immer mehr im Mittelpunkt. Durch die Gesetzgebung und die „Clean Vehicles Directive“(CVD) gibt es zum Teil ganz konkrete Vorgaben: Bis 2026 müssen beispielsweise in Deutschland 65 Prozent der neu zugelassenen Busse mit alternativen Antriebsformen ausgestattet sein, dazu gehören Gas, Wasserstoff oder Strom. Mehr als ein Drittel der bestellten Pkw und Nutzfahrzeuge müssen sogenannte Null-Emissions-Fahrzeuge sein – und zwar bis 2026. Daher ist es für kommunale Fuhrparkverantwortliche unumgänglich, sich mit anderen, nachhaltigeren Antriebsarten auseinanderzusetzen.

Elektrofahrzeuge sind in kommunalen Fuhrparks besonders interessant, da die Mitarbeitenden in der Regel Kurzstrecken zu bewältigen haben – der reale Mobilitätsbedarf kann Stromer aber auch ausgrenzen. Wenn die Polizei beispielsweise observiert oder verfolgt, hat sie wenig Möglichkeiten, sich zum Laden mal auszuklinken. Dieser Einsatz kann maximal mit Hybridfahrzeugen erfolgreich umgesetzt werden. Für das Ordnungsamt oder den Bauhof mag es wieder anders aussehen. Allerdings steht nicht für alle Fahrzeugarten ein Elektroantrieb bereit oder ist sinnvoll. Die Fragen liegen auf dem Tisch: Ist der entsprechende Nutzen für die notwendige Mobilität der Kommune vorhanden und kann die Investition überhaupt gestemmt werden? Die hohen Kosten sind generell ein Problem, dem die Kommunen gegenüberstehen. Auch in Bezug auf die Wartungsund Reparaturkosten kommt viel auf die Kommunen zu.

Kommunen haben Vorreiterrolle
Der Staat forciert ganz deutlich die Elektromobilität. Die Elektrifizierung ist folglich insbesondere in den Kommunen im vollen Gange. Wenn die Kommunen effektiv in Elektromobilität investieren und den kommunalen Fuhrpark nachhaltiger aufstellen, können sie ihrer Position als Vorbild für nachhaltige Mobilität und E-Fahrzeugen gerecht werden. Doch dazu sind strategisch durchdachte Investitionen erforderlich und vor allem gehört organisatorisch dazu, den Weg vom Fuhrparkzum übergreifenden Mobilitätsmanagement anzutreten.

 

Beispiel Nachhaltigkeit:
Die kommunalen Müllentsorgungsbetriebe sind dort gefordert, denn Großkehrmaschinen zur Straßenreinigung verbrauchen circa 86 Liter, ein Müllfahrzeug derzeit durchschnittlich rund 70 Liter Diesel pro 100 Kilometer im reinen Sammelbetrieb. So sind im letzten Jahr die ersten Elektro-Müllfahrzeuge an den Start gegangen, zum Beispiel in Hamburg. Erst mal im Testbetrieb. Die inklusive Ladung bis zu 27 Tonnen schweren Fahrzeuge brauchen nicht nur besonders leistungsfähige Batterien, sondern auch entsprechende Schnellladestationen.

 

Fachtag „Kommunales Fuhrparkmanagement“ auf „Flotte! Der Branchentreff“ 2024
Spezielle Themenschwerpunkte für Entscheider aus Kommunen und kommunalnahen Unternehmen stehen auf der Agenda der „Flotte!“ in Düsseldorf 2024. Auf der Bühne 2 können die Messebesucher am zweiten Messetag, dem 21.3.2024, Vorträge zu wichtigen Themen rund um das kommunale Fuhrparkmanagement verfolgen und sich mit den erfahrenen Referentinnen und Referenten austauschen.

 

AUTOR

AXEL SCHÄFER ist seit 2010 Geschäftsführer des von ihm mitinitiierten und mitgegründeten Bundesverbandes Betriebliche Mobilität e. V. (vormals Bundesverband Fuhrparkmanagement e. V.) und Sprecher der FMFE Fleet and Mobility Management
Federation Europe. Der diplomierte Finanzierungs- und Leasingwirt (VWA) ist seit 1992 als Autor, Trainer/ Fachreferent in Deutschland, Österreich und der Schweiz tätig. Seine Kernkompetenz liegt in den Bereichen Mobilitäts-, Fuhrparkmanagement und Leasing. Er publiziert zu den Themen regelmäßig Beiträge in Büchern, Fachmagazinen und ist immer wieder Redner bei Vorträgen im Rahmen verschiedener Events, Seminare und Workshops.

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