Im Zeichen der betrieblichen Mobilität

Zum zweiten Mal hat der Bundesverband Betriebliche Mobilität e. V. (kurz: BBM) zur „Nationalen Konferenz für Betriebliche Mobilität“ (kurz: NaKoBeMo) eingeladen. Rund 250 Fuhrparkentscheider und Verantwortliche für Unternehmensmobilität folgten Ende November des vergangenen Jahres der Einladung nach München. Mit einem umfassenden Programm aus Vorträgen, Paneldiskussionen, Erfahrungsberichten und Workshops wurden tiefe Einblicke in die Entwicklungen im Bereich der betrieblichen Mobilität geboten. Auch Flottenmanagement ließ sich die zweitägige Konferenz nicht entgehen.

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Über Jahrzehnte hinweg war die betriebliche Mobilität vor allem von Firmenwagen dominiert, spätestens mit der COVID-19-Pandemie gerieten auch andere Verkehrsmittel in den Fokus: Seien es Diensträder, Bahntickets, Fahrgemeinschaften oder der öffentliche Personennahverkehr (ÖPNV), die Mobilität in Unternehmen ist heute so facettenreich wie nie zuvor. Doch für den BBM stand bei der zweitägigen Veranstaltung nicht nur im Fokus, den Teilnehmern einen Einblick in den Istzustand der betrieblichen Mobilität zu geben, sondern sich damit auseinanderzusetzen, wie die Mitarbeitermobilität der Zukunft aussehen könnte. Und man kann sagen: Es ist einiges in Bewegung. Neue Services wie das Mobilitätsbudget oder datenbasierte Mobilitätsplattformen prägen heute ebenso das Bild wie immer nachhaltiger werdende Fortbewegungsmittel. Themen wie Dekarbonisierung und die damit einhergehende Priorisierung nachhaltiger Mobilität sind nicht nur im Zuge der EU-Richtlinie zur Nachhaltigkeitsberichterstattung (Corporate Sustainability Reporting Directive, 2022/2464/EU) für viele große Unternehmen seit Anfang dieses Jahres relevant, sondern finden vielfach bereits Anwendung in der betrieblichen Mobilität.

„Wir merken, dass der Druck auf Unternehmen größer wird. Rechtliche Bestimmungen erfordern ein nachhaltiges Handeln und die Veränderung der Mitarbeitermobilität. Entsprechende Mobilitätsangebote zu schaffen, wird im Wettbewerb um Fachkräfte immer relevanter. Es gilt, Mobilitätserfordernisse und -bedarfe unter Beachtung ökologischer und ökonomischer Aspekte zu steuern und zu entwickeln. Mit diesen Themen befasst sich die zweite nationale Konferenz für betriebliche Mobilität, um Unternehmen bei den Veränderungen zu unterstützen und Impulse zu schaffen“, beschreibt BBM-Geschäftsführer Axel Schäfer die Intention hinter der zweitägigen Konferenz im Vorfeld. Insbesondere im Feld der Unternehmensmobilität ist die Art und Weise, wie Firmen Mitarbeitern Angebote zur Mobilität zur Verfügung stellen, von entscheidender Bedeutung: Denn sie beeinflussen maßgeblich, wie Angestellte auch neben ihrer Arbeit unterwegs sind und ob dies nachhaltig ist oder nicht. Damit spielen Unternehmen und ihre Ambitionen im Bereich der betrieblichen Mobilität eine bedeutende Rolle bei der Mobilitätswende. Und das nicht nur, weil mehr als ein Drittel der Neuzulassungen in Deutschland gewerblich sind, sondern weil innovative Mobilitätskonzepte über Fahrzeuge hinausgehen und auch die Mitarbeitenden- und Pendlermobilität positiv beeinflussen werden, wie die Parlamentarische Staatssekretärin im Bundesministerium für Digitales und Verkehr (BMDV) Daniela Kluckert, MdB, in ihrer Eröffnungskeynote erklärt.

Die Parlamentarische Staatssekretärin bekennt sich in dem nachfolgenden Panelgespräch auch klar zur Elektromobilität: „Durch den konsequenten Umstieg auf klimaneutrale Antriebe leisten Unternehmen einen signifikanten Beitrag zur Dekarbonisierung des Verkehrs und zum Schutz unseres Klimas“, so Kluckert. Jedoch sieht sie auch Handlungsbedarf und möchte Unternehmen durch steuerliche Vereinfachungen sowie neue Prioritäten bei Förderprogrammen unterstützen. An bestehenden Anreizen beispielsweise für Dienstwagen solle nicht gerüttelt werden, die Unternehmen spielten eine zu wichtige Rolle, wenn es darum gehe, Ressourcen schonend und effizient einzusetzen. Dass Handlungsbedarf besteht, ergab auch die Studie „BBM Mobility Survey“, die der Bundesverband in Zusammenarbeit mit der GLS Mobility GmbH aufgesetzt hat, und deren Ergebnisse Dirk Kannacher, Vorstand der GLS Bank, im Rahmen der Konferenz vorstellte. Die Auswertung der Studie zeigt, dass der Pkw sowohl beim Pendeln als auch bei Dienstreisen das dominierende Verkehrsmittel ist und Alternativen zu diesem attraktiver werden müssen. Daher sei auch die Politik gefragt, denn ein Ausbau des ÖPNV und der Ladeinfrastruktur für Elektrofahrzeuge mit klarem Fokus auf Funktionalität für gewerbliche Mobilitätsbedarfe ist erforderlich. So ist die Mehrzahl der Befragten unzufrieden mit den Maßnahmen der aktuellen Bundesregierung im Bereich Verkehr, um die Klimaziele zu erreichen. 82 Prozent der Studienteilnehmer sprechen sich für den Ausbau des ÖPNV aus, denn ohne verbesserte Angebote in diesem Sektor würde eine Mobilitätswende nicht gelingen. Außerdem appellieren die Studienherausgeber an die Politik, die Grundlagen zur Nutzung von Elektrofahrzeugen für Unternehmen dringend zu verbessern. Denn die Ladeinfrastruktur müsse unter Berücksichtigung des gewerblichen Mobilitätsbedarfs geplant und ausgebaut werden, um Unternehmen bei der zügigen Einführung der Elektromobilität auch bei Transportern und Lkw zu unterstützen.

Somit war bereits zum Auftakt der NaKoBeMo in München die Intention der Konferenz klar zu erkennen: Wohin geht es mit der betrieblichen Mobilität und wie kann man sie gestalten? Denn Unternehmensmobilität beschränkt sich längst nicht mehr auf das Auto. Dies erfordert auch von den Verantwortlichen ein Umdenken und vor allem Engagement, wenn es um die Umgestaltung der betrieblichen Mobilität geht. „Wir sprechen hier über Mobilität und nicht über Automobilität“, so Marc-Oliver Prinzing, Vorstandsvorsitzender des BBM, in seinem Vortrag „Von der Car-Policy zur Mobility-Policy“. Es gehe darum, die gesamte Mobilität in den Blick zu nehmen und eine Art Handlungsrahmen für die Mitarbeiter zu definieren. Dabei sei die Mobility-Policy nicht die Entsprechung zur Car-Policy und dies müsse auch kommuniziert werden, erläuterte Prinzing. Unterstützung dafür kommt auch aus der Technik: So gab Prof. Dr. Andreas Helferich von der International School of Management (ISM) in Stuttgart einen Einblick in Mobilitätsdatenplattformen sowie datenbasierte Services und verdeutlichte, wie beispielsweise die gesammelten Daten verschiedener Unternehmen genutzt werden können, um daraus Mobilitätsanwendungen entstehen zu lassen.

Chancen, aber auch Herausforderungen im ÖPNV waren ein zentraler Bereich der NaKoBeMo in München. Daher verwundert es nicht, dass diese am zweiten Tag in Paneldiskussionen und Vorträgen thematisiert wurden. So diskutierten beispielsweise Alexander Möller (Geschäftsführer ÖPNV beim Verband Deutscher Verkehrsunternehmen (VDV)), Ina Ley (Office-Managerin bei der MISUMI Europa GmbH), Britta Cornelius (Mobility-as-a-Service-Expertin bei der Telekom Mobility Solutions) und Stephan Tschierschwitz (Bereichsleiter Mobilitätslösungen bei der Schwarz Mobility Solutions) über das Potenzial des Deutschlandtickets. Während der Geschäftsführer ÖPNV beim VDV vor allem über den Nutzen dieser Tickets sprach, um Emissionen im Pendler- und Reiseverkehr zu senken, stellte Ina Ley Nachbesserungsbedarfe in puncto Mitnahme von weiteren Personen sowie bei der Infrastruktur fest. Britta Cornelius betitelte die unklare zukünftige Finanzierung des Deutschlandtickets sogar als unternehmerisches Risiko. Für den Bereichsleiter Mobilitätslösungen bei der Schwarz Mobility Solutions, der seine Erfahrungen abseits des Firmenwagens auf Plattformen wie LinkedIn mit vielen Tausend Followern teilt, zeichnet insbesondere die Vernetzung verschiedener Formen des Individualverkehrs und des ÖPNV die Mobilitätswende aus. Im Best-Practice-Beispiel der ARVAL Deutschland GmbH „War of Talents: Welche Rolle spielt die betriebliche Mobilität bei der Steigerung der Arbeitgeberattraktivität und Mitarbeiterbindung?“ stellten Florian Seitz (Consultant Strategischer Fuhrpark) und Nils John (Mobility Manager) heraus, dass die Mobilität ein wichtiger Aspekt der Mitarbeitergewinnung und -bindung im Unternehmen ist und auch zukünftig bleiben wird. Je mehr Mobilitätsservices angeboten würden, desto zufriedener seien Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter und das trotz des Trends in Richtung Homeoffice. Dennoch führe im Pendleralltag oftmals kein Weg am Auto vorbei. Dies bestätigen auch die Zahlen von Michael Gergen, Senior Customer Services Specialist bei Dataforce: In seinem Impulsvortrag „Trends und Tendenzen beim betrieblichen Mobilitätsmanagement – Insights aus der aktuellen Studie“ zeigte er die sehr starke Position des Flottenbereichs bei den Pkw-Neuzulassungen auf, jedoch nicht ohne die zunehmend alternativen Mobilitätsangebote in der Unternehmensmobilität erwähnt zu lassen.

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Unterm Strich bot die NaKoBeMo in München eine Vielzahl von Impulsen zu den Dauerbrennern wie Elektromobilität, Mobilitätsmanagement und CO2-Reporting. Gleichzeitig widmete sich die Konferenz auch eher neueren Themen wie Mobilitätsdatenbanken und Mobilitätsbudgets, die es zwar schon länger gibt, aber die gerade erst so richtig im Kommen sind. Bei wem nun Interesse geweckt wurde, der sollte sich den 19. und 20. November 2024 vormerken. Dann findet in Mainz die nächste NaKoBeMo statt. Anmeldung sowie weitere Informationen zur Konferenz: www.nationale-konferenz-mobilitaet.de

 

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