Beförderungspreis

Flottenfahrzeuge müssen im Rahmen der Ein- und Aussteuerung von einem Abhol- zu einem Zielort gebracht werden – eine Aufgabe, die äußerst selten vom Fuhrparkmanager selbst durchgeführt wird. Wenn auch der Fahrende seinen neuen Dienstwagen nicht selbst im Werk des Herstellers oder bei einem Autohaus abholt, übernehmen Dienstleister diese Logistikarbeit. Flottenmanagement wirft in diesem Artikel einen Blick auf das Thema.

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Für die Überführung von Fahrzeugen jeglicher Art gibt es spezialisierte Unternehmen mit geschulten Mitarbeitern, durch deren Service das Fuhrparkmanagement von einer zeitund ressourcenaufwendigen Arbeit entlastet wird. Der Transport kann dabei auf eigener oder fremder Achse durch einen Autotransporter erfolgen, ein Unterschied, der gerade bei E-Autos von Relevanz ist. Während die Beförderung von Fahrzeugen mit Verbrennungsmotor längst zur Routine gehört und vollkommen unproblematisch ist, sieht es bei batterieangetriebenen Fahrzeugen anders aus: Durch die Einschränkung der Reichweite bei der teils langen Überführungsfahrt stellt die Beförderung per Eigenachse eine kleine Herausforderung dar. Hierfür ist eine besondere Planung nötig, da das Automobil für die Fahrt und auch die anschließende Übergabe möglichst voll geladen sein sollte. Folgende Fragen sollten dafür vorher beantwortet werden: Wo befinden sich Ladesäulen auf dem Weg, die angesteuert werden können? Wie lange dauert das Nachladen? Und welche unterschiedlichen Bezahlsysteme sind an den Ladepunkten vorhanden? „E-Fahrzeuge und Wasserstofffahrzeuge sind in der Hinsicht eine Herausforderung, dass man bei der Tourenplanung bedenken muss, dass ein flächendeckendes Ladeinfrastrukturbeziehungsweise Tankstellennetz unter Umständen nicht vorliegt“, erklärt Björn Glaßmacher, Senior Produktmanager Logistics bei PS Team, und führt weiter aus: „Trotz des mittlerweile hohen Anteils an E-Fahrzeugen in den geschäftlichen und Leasingflotten ist der Umgang vieler Fahrer mit der Beladung und Reichweitenplanung immer noch ‚Neuland‘, das heißt, hier bedarf es in der Disposition neben einem Umdenken und Unterstützung in der Fahrerplanung auch gezielter Schulungskonzepte für die Vielzahl von Fahrern und Partnern. Das Neuland betrifft auch die Weiterbelastung der Beladungskosten, da trotz Nutzung von Fuel+Charge-Karten die tatsächlichen Kosten/Gebühren meist deutlich verzögert im Vergleich zur gewöhnlichen Betankung ersichtlich sind und bereitgestellt werden.“ Wenn man allerdings diese Punkte beachtet und die Tour entsprechend plant, ist auch die erfolgreiche Überführung eines Elektrofahrzeugs kein größeres Hindernis, allein die Lieferzeit ist durch das zwischenzeitliche Laden etwas länger als bei Verbrennern.

Wer jetzt denkt, der Transport auf fremder Achse mache bei E-Autos mehr Sinn, sollte beachten, dass die schwere Batterie zu einem höheren Eigengewicht im Vergleich zu Verbrennern führt. Es müssen also nicht nur wie gewöhnlich die Maße der Fahrzeuge berücksichtigt werden, sondern auch die Gewichtszunahme ist bei der Planung einzukalkulieren. Außerdem sollte die Batterie vor der Beförderung ausreichend geladen sein und es sollte gewährleistet werden, dass diese sich während der Fahrt nicht entlädt. Nichts dürfte aufwendiger und lästiger sein, als ein nicht fahrbares Fahrzeug vom Lkw bewegen zu müssen.

Weiterhin weist Pawel Byglewski, Geschäftsführer Autotransporte bei BLG Logistics, auf die juristische Lage beim Transport hin: „Bei der Beförderung von E-Fahrzeugen beachten wir selbstverständlich alle gesetzlichen Vorgaben sowie Vorschriften und Anweisungen der Autohersteller. Unbeschädigte Serienfahrzeuge sind von den Vorschriften der Gefahrgutverordnung freigestellt und werden als normale Fahrzeuge transportiert. Intakte Fahrzeuge stellen bei den Transporten also keine besondere Herausforderung dar. Das BLG-Team ist dazu auf alle Eventualitäten gut vorbereitet. So stehen beispielsweise auf dem AutoTerminal Bremerhaven fünf Quarantäneplätze für kritische Hochvolt-Fahrzeuge zur Verfügung.“

Zusätzliche Services
Überführer bieten außerdem rund um die eigentliche Überführung zusätzliche Dienstleistungen an. Das umfassende Portfolio unterstützt Flottenverantwortliche bei allen Prozessen im Rahmen der Einsteuerung. Dazu gehören beispielsweise Services wie eine Erstinspektion, die Zulassung inklusive Kennzeichen und Plaketten, die treuhänderische Verwahrung der Fahrzeugdokumente oder die Verwaltung der Ersatzschlüssel. Auch Einbauten von Telematikoder Sicherheitssystemen oder Umrüstungen, etwa bei Spezialfahrzeugen oder Reifen, sind möglich. Felix Müller, Geschäftsführer von ONLOGIST, macht auf zusätzliche nützliche Angebote aufmerksam: „Bei den Haustürlieferungen sind natürlich Zusatzdienstleistungen wie Volltanken/ Vollladen und Waschen und Saugen kurz vor Lieferung des Fahrzeugs sehr beliebt. Zeitgleich macht der Fahrdienst vorab einen Übergabetermin mit dem Kunden aus und führt auf Wunsch eine kurze Einweisung in das Fahrzeug durch. Auch Auto- und Campervermieter freuen sich regelmäßig über ein vollgetanktes/vollgeladenes und sauberes Fahrzeug, das sie direkt nach Ankunft in der Station vermieten können.“ Hinzu kommt die durchaus beliebte Expressüberführung, da der flexible und kurzfristige Transport von Fahrzeugen aller Art in bestimmten Situationen äußerst nützlich sein kann. Dieser findet stellenweise innerhalb von 24 bis 48 Stunden nach Auftragseingang in das gesamte Bundesgebiet statt.

Doch auch während der Laufzeit der Fahrzeuge können Überführungsunternehmen hilfreich sein. So gibt Björn Glaßmacher zu verstehen: „Als ganzheitlicher Prozessdienstleister im Mobilitätssektor begleitet PS Team die Fahrzeuge über den gesamten Lebenszyklus hinweg. Vom Briefdruck für die Hersteller über die Zulassung inklusive der Beantragung der THG-Quote für E-Fahrzeuge sorgen wir dafür, dass die Fahrzeuge auf die Straße kommen. Nach der Überführung übernehmen wir unter anderem das Strafzettelmanagement für die Flotten oder auch die Bestandsprüfungen für die finanzierenden Banken. Wenn das Fahrzeug aus der Flotte ausgesteuert wird, übernehmen wir die Abmeldung und unterstützen bei den Remarketing-Prozessen.“

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Nach der Laufzeit wird nicht nur die Überführung übernommen, auch der Dokumentenfluss wird geregelt. Zu weiteren Leistungen bei der Aussteuerung gehören Azin Rücker zufolge, Teamleiterin Re-Marketing & Mobilitätsanbieter bei BLG Logistics, „die professionelle Bebilderung von Gebrauchtwagen, Teil- und Vollaufbereitungen (technisch wie optisch), Inspektionen sowie HU/AU in Zusammenarbeit mit Partnern und Batterietests für Elektrofahrzeuge. Diese große Bandbreite unserer Dienstleistungen ermöglicht den Flottenbetreibern verschiedene Verwendungen der Gebrauchtwagen. Sie können ihre Fahrzeuge entweder restwertoptimiert vermarkten oder sogar mehrfach in Flotten einsteuern. Stichworte: Mehrfachzyklen und 2nd Lifecycle. Wir stellen vermehrt fest, dass insbesondere der 2nd Lifecycle mit zunehmender Elektrifizierung der Flotten an Bedeutung gewinnt.“

Digitalisierung
Die Möglichkeiten der Logistiker sind somit fest umrissen. Aber was können Kunden tun, damit die Überführung schnell und effizient vonstattengeht? Ein Stichwort ist hier Kommunikation: Informationen zu Abholorten oder Anlieferplätzen sowie möglichst komplette Daten zu Fahrzeugen sind immer förderlich. Darauf weist auch Felix Müller hin: „Hilfreich sind klare Ansagen wie die Benennung des Ansprechpartners vor Ort und die Definition eindeutiger Abhol- und Lieferfenster. Zudem sollte die Erreichbarkeit bei Rückfragen gewährleistet sein. Weiterhin ist die Nutzung von API sinnvoll, um keine Zeit bei der Erstellung von Aufträgen zu verlieren.“ Hier begegnet man wieder dem allgegenwärtigen Trend der Digitalisierung, die Fahrzeuglogistik bildet dabei keine Ausnahme. Auch wenn die Überführung selbst natürlich physisch bleibt, lassen sich Logistikprozesse zum Beispiel durch Schnittstellen zwischen den jeweiligen Systemen vereinfachen und beschleunigen, was Zeit und Kosten spart. Beauftragungen können automatisch erstellt und somit Fehler in der Kommunikation vermieden werden, was eine schnellere Abwicklung mit weniger Aufwand zur Folge hat. Felix Müller führt weiter aus: „Wir haben eine cloudbasierte Software und haben vor knapp zehn Jahren damit angefangen, die Prozesse im Bereich der Fahrzeugüberführungen zu digitalisieren. Dabei spielen große Themen, wie beispielsweise unsere API für die Auftraggeber oder unsere App für die angeschlossenen Fahrdienste und Carmover, eine Rolle. Über die API können die Systeme unserer Kunden automatisch mit der ONLOGIST-Software kommunizieren. Mit der App können die Fahrdienste und Carmover unterwegs arbeiten und zum Beispiel alle Protokolle digital erstellen und nach Abschluss direkt zur Verfügung stellen. Aber auch kleinere digitale Features, wie ein Terminfindungstool, werden von uns regelmäßig entwickelt.“

Zum Aspekt der Digitalisierung gehören auch Telematiksysteme, welche den Anlieferungszeitpunkt prognostizieren, oder der elektronische Frachtbrief (eCMR) sowie digitale Übergabeprotokolle, die der weiteren Beschleunigung und Vereinfachung der Prozesse dienen. Auch ein digitaler Marktplatz für Überführungen steht für Flottenkunden bereit: „Natürlich wird auch das Thema Überführungen trotz physischer Dienstleistungserbringung immer digitaler. So können unsere Kunden beispielsweise auf unserer digitalen Überführungsplattform driviva eigenständig Touren mit entsprechenden Qualifikationskriterien einstellen. Die selbstständigen Fahrer auf dem Portal bewerben sich mit ihrem Preisangebot um die Überführung. So können wir auf driviva den gesamten Beauftragungsprozess vom Angebot bis zur Abrechnung digital für beide beteiligten Parteien begleiten“, sagt Björn Glaßmacher.

Fazit
Logistikunternehmen führen nicht nur den Transport jeglicher Fahrzeuge mit unterschiedlichen Antriebsarten aus, sie bieten auch zusätzliche Services rund um die Ein- und Aussteuerung. Neuerungen, vor allem im Bereich der Digitalisierung, werden aufgegriffen oder entwickelt und helfen, den ganzen Prozess zu verbessern. Die Aufgabe der Überführung wird damit möglichst zeit- und kostenschonend übernommen und die Fuhrparkleiter können sich auf ihre Kernaufgaben konzentrieren.

 

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