Hat sich der User-Chooser überlebt?
In unserer globalisierten Welt ist betriebliche Mobilität mehr als nur die Fortbewegung von A nach B. Für Unternehmen ist sie erfolgskritisch und auch individuell ist sie ein entscheidender Faktor für die Lebensqualität und die Umweltauswirkungen unserer Gesellschaft. Es ist klar, dass der Weg zu einer nachhaltigeren Zukunft über die Optimierung der Mitarbeitendenmobilität und Pendlerströme führt. Ist ein Schlüssel dazu das Ende der User-Chooser-Konzepte bei Car-Policies?

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Wer den Begriff „User-Chooser“ hört, denkt in erster Linie wahrscheinlich ausschließlich an Dienstwagennutzende, die sich nach ihren Wünschen ein Fahrzeug auswählen und zusammenstellen dürfen und hierbei häufig Extras wählen, um – wie böse Zungen behaupten – fahrbare Weihnachtsbäume zu erhalten, die im Wettbewerb um „Wer hat den schöneren Baum?“ mithalten können. Frei nach der Devise „Ich habe etwas, das du nicht hast“. In der Regel zahlt dabei die Firma festgelegte Ausstattungen bei Fahrzeugen und diverse Sonderausstattungen können auf eigene Kosten hinzugebucht werden. Und wenn wir ehrlich sind, meist läuft dies nach dem Motto: je größer und schöner, umso besser.
User-Chooser nicht mehr zeitgemäß
So gesehen passt „Der Nutzer wählt aus“ nicht mehr in unsere Zeit. Warum? Lange galt die Möglichkeit, Fahrzeugkonfigurationen durch individuelle Komponenten erweiterbar zu machen, als Aspekt der Motivation. Ob dadurch tatsächlich eine besondere Motivation der Mitarbeitenden gegeben ist, sollte aber kritisch hinterfragt werden. Für viele ist ein Firmenwagen so selbstverständlich, dass kein zusätzlicher Motivationseffekt erwartbar ist. Und wenn, dann ist dies nur von kurzer Dauer, da es völlig normal ist, umfangreich ausgestattete Firmenwagen zu erhalten. Außerdem haben Vorgaben des Unternehmens und Standardisierung sowohl ökologische als auch ökonomische Vorteile. Das Unternehmen kann gemäß seiner hoffentlich existierenden Nachhaltigkeitsstrategie oder einem aus den Ergebnissen der ECSM (Europäische Zertifizierung für nachhaltige Unternehmensmobilität) abgeleiteten Fahrplan die angebotenen Modelle right- und downsizen.
Je weniger Sonderwünsche es gibt, desto reibungsloser wird auch ein Terminplan bis zur Auslieferung eingehalten werden können. Einige Verantwortliche scheuen sich, weil sie eine große Gegenwehr erwarten. „In Zeiten des Fachkräftemangels können wir es uns nicht leisten, gegen die Wünsche der Kolleginnen und Kollegen zu agieren“, hört man da raus. Natürlich müssen die Menschen mitgenommen und überzeugt werden. Das geht aber wesentlich einfacher, wenn die Rahmenbedingungen und der Nutzen klar sind.
Mehr als nur Fahrzeuge
Die traditionelle Vorstellung vom „User-Chooser“ im Unternehmenskontext dreht sich derzeit also ausschließlich um Firmenwagen und Fahrzeugflotten. Aber genauso, wie Unternehmen sich nicht nur um Fuhrparks kümmern und ein ganzheitliches Mobilitätsmanagement angesagt ist, müssen wir auch hier den Begriff „User-Chooser“ ersetzen. Die Nutzenden sollen ja weiterhin Wahlmöglichkeiten haben. Es muss nur zu einem System zur individuellen Auswahl von Mobilitätsoptionen ausgebaut werden. Also weit mehr sein, als nur eine Möglichkeit, ein bestimmtes Auto oder Sonderausstattungen auszuwählen. Aus dem „Dienstwagen-User-Chooser“ wird der „Mobility-Chooser“, unter Umständen ausgestattet mit einem Mobilitätsbudget. Wenn wir uns alle darauf einigen könnten, dann wäre das ein revolutionärer Ansatz, der dazu beitragen kann, die Pendler- und Mitarbeitendenmobilität in Unternehmen und Gemeinschaften nachhaltiger zu gestalten.
Die Menschen wollen die Mobilitätswende und der zukünftige User-Chooser wird nicht auf seine 360 PS pochen, sondern auch Alternativen in Betracht ziehen, die die individuellen Mobilitätsbedürfnisse von Mitarbeitenden berücksichtigt. Mobilität ist vielfältig und die Bedürfnisse der Menschen sind unterschiedlich.

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Nachhaltigkeit fördern – Mobilitäts-Cafeteriasystem
Mit dem Mobility-Chooser-System, wie wir es definieren, können Mitarbeitende aus einer breiten Palette von Mobilitätsoptionen wählen. Dies umfasst nicht nur Firmenwagen, sondern auch öffentliche Verkehrsmittel, Fahrräder, Carsharing, Fahrgemeinschaften und mehr – wie ein Mobilitätsbudget dies auch bietet. Die Mitarbeitenden haben die Kontrolle über ihre Mobilität und können die für sie effizienteste, kostengünstigste und nachhaltigste Option auswählen.
Denn Nachhaltigkeit ist heute ein zentrales Anliegen. Der neue Mobility-Chooser unterstützt dieses Ziel auf mehrere Arten:
• Umweltfreundliche Optionen: Mitarbeitende können umweltfreundliche Optionen wie öffentliche Verkehrsmittel oder Fahrradnutzung wählen, um ihren CO2-Fußabdruck zu reduzieren.
• Reduzierung der Fahrzeugflotte: Unternehmen können ihre Fahrzeugflotten verkleinern, da nicht alle Mitarbeitenden ein eigenes Firmenauto benötigen. Dies reduziert den Ressourcenverbrauch und die Betriebskosten.
• Echtzeitdaten zur Verbesserung: Mobility-Chooser-Systeme sammeln Daten zur Mobilitätsnutzung. Diese Daten können genutzt werden, um Verkehrsflüsse zu optimieren und nachhaltige Mobilitätsoptionen weiter zu fördern.
• Kosteneffizienz und Mitarbeiterzufriedenheit: Kosteneinsparungen und Mitarbeiterzufriedenheit gehen Hand in Hand. Der Mobility-Chooser ermöglicht es Unternehmen, ihre Mobilitätskosten zu kontrollieren, da nur die tatsächlich genutzten Dienstleistungen bezahlt werden. Gleichzeitig steigert er die Zufriedenheit der Mitarbeitenden, da diese die Wahl haben und ihre Mobilität an ihre Bedürfnisse anpassen können.
Die Zukunft der Mitarbeitendenmobilität
Der neue Mobility-Chooser steht im Mittelpunkt einer echten Bewegung in der Mobilitätswende. Das ist mehr als nur ein technologischer Fortschritt. Es ist ein Paradigmenwechsel in der Art und Weise, wie wir Mobilität betrachten. Er ermöglicht es Unternehmen und Gemeinschaften, nachhaltige Mobilität zu fördern, Kosten zu senken und die Zufriedenheit der Mitarbeitenden zu steigern.
Der Mobilitätsverband möchte damit den alten Dienstwagen-User-Chooser abschaffen und sieht die neue Art des Mobility-Choosers als Schlüssel zur Gestaltung einer besseren und nachhaltigeren Zukunft der Mitarbeitendenmobilität. Er ist die Brücke zwischen individuellen Bedürfnissen, Unternehmenszielen und Umweltschutz. Es ist Zeit, diesen revolutionären Ansatz zu nutzen und die Pendler- und Mitarbeitendenmobilität zu transformieren. Auf eine nachhaltige, flexible Zukunft.
AUTOR
AXEL SCHÄFER ist seit 2010 Geschäftsführer des von ihm mitinitiierten und mitgegründeten Bundesverbandes Betriebliche Mobilität e. V. (vormals Bundesverband Fuhrparkmanagement e. V.) und Sprecher der FMFE Fleet and Mobility Management Federation Europe. Der diplomierte Finanzierungs- und Leasingwirt (VWA) ist seit 1992 als Autor, Trainer/ Fachreferent in Deutschland, Österreich und der Schweiz tätig. Seine Kernkompetenz liegt in den Bereichen Mobilitäts-, Fuhrparkmanagement und Leasing. Er publiziert zu den Themen regelmäßig Beiträge in Büchern, Fachmagazinen und ist immer wieder Redner bei Vorträgen im Rahmen verschiedener Events, Seminare und Workshops.

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