Mobilitätsbudgets als Zukunftsweiser
<p>Unternehmen müssen und wollen nachhaltiger agieren sowie auf Effizienz, Kostenreduktion und Flexibilität achten. Ökonomische und ökologische Aspekte der betrieblichen Mobilität müssen beachtet und intelligent gemanagt werden. Dabei ist es wichtig, vor allem das Thema Mitarbeitermobilität in den Fokus zu nehmen.</p>

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In diesem Zusammenhang gewinnen Mobilitätsbudgets immer stärker an Bedeutung – in der Umsetzung hapert es aber noch. Alle reden über Mobilitätsbudgets, wollen sie verstärkt einsetzen. Doch es herrschen auch noch viel Unwissen und großes Erstaunen, wenn die Umsetzung erfolgt ist und die Nutzung durch die Mitarbeitenden zu wünschen übrig lässt. Es reicht eben nicht, ein gutes Softwaretool zur Verfügung zu stellen. Mitarbeitende müssen mitgenommen und der Bedarf muss genauer analysiert und auf die Bedürfnisse abgestimmt werden.
Worum es geht
Den Mitarbeiter:innen steht ein Budget zur Verfügung, welches auf verschiedene Transportmittel aufgeteilt werden kann, wie beispielsweise ein Dienstfahrrad, das Deutschlandticket beziehungsweise generell die Nutzung des öffentlichen Personennahverkehrs (ÖPNV) oder Carsharing. So haben Mitarbeitende nicht nur die Möglichkeit, das für sie passende Mobilitätsmittel auszuwählen, Unternehmen können die Mitarbeitermobilität gleichzeitig auch nachhaltiger gestalten. Denn das Ziel des Mobilitätsbudgets ist es, die Umweltbelastung zu reduzieren, indem alternative und umweltfreundlichere Transportmittel gefördert werden.
Auch wenn das Mobilitätsbudget in der Theorie gut klingt, scheuen sich dennoch viele Unternehmen vor der Einführung. Eine Befragung des Bundesverbands Betriebliche Mobilität e. V. (BBM) im Rahmen des neuen Verbandsnetzwerks Future Mobility hat gezeigt, dass bei 25 Prozent der befragten Unternehmen bereits ein Mobilitätsbudget eingeführt wurde beziehungsweise die Einführung in Planung ist. Bezogen auf die gesamte Fuhrparkbranche fällt die Zahl natürlich geringer aus. Das zeigt, dass sich mit dem Thema auseinandergesetzt wird, aber noch Handlungsbedarf besteht, damit das Mobilitätsbudget breitere Akzeptanz findet.
In vielen Fällen ist die Hemmschwelle zur Einführung des Mobilitätsbudgets sehr hoch. Das liegt vor allem daran, dass Unternehmen Bedenken hinsichtlich des personellen und finanziellen Aufwands haben. Die zahlreichen lohnsteuerlichen Vorschriften für die Besteuerung der verschiedenen Mobilitätsleistungen sowie der hohe Verwaltungsaufwand für die Personalabteilung stellen aus Sicht vieler Unternehmen ein großes Problem dar. Hinzu kommt, dass einige Unternehmen das Mobilitätsbudget zwar bereits eingeführt haben, es aber von den Mitarbeitenden nicht genutzt wird. Das liegt daran, dass kein Bedarf besteht beziehungsweise es keine Nutzungsmöglichkeiten gibt. Wenn die meisten Mitarbeiter:innen beispielsweise auf dem Land wohnen, die Anbindung an den ÖPNV nicht gegeben ist und der Weg mit dem Fahrrad nicht möglich ist, dann macht die Einführung eines Mobilitätsbudgets wenig Sinn.
Strategische Einführung eines Mobilitätsbudgets
Deswegen ist es zwingend notwendig, vor der Einführung – ja sogar noch vor der Planung – den Mobilitätsbedarf der Mitarbeitenden abzufragen. Eine Übersicht über die benötigten Mobilitätsformen kann die Einführung des Mobilitätsbudgets erleichtern. In einem nächsten Schritt müssen sich Unternehmen mit der Frage auseinandersetzen, wie das Mobilitätsbudget eingeführt werden kann – entweder durch das Unternehmen selbst oder indem das Thema outgesourct wird und sich ein externer Dienstleister um die Abwicklung kümmert. Das kann den Vorteil mit sich bringen, dass kein zusätzlicher Verwaltungsaufwand entsteht und das erforderliche Know-how zu Steuerfragen und Ähnlichem bereits vorhanden ist. Außerdem bieten viele Dienstleister die Möglichkeit, die Plattform für das Mobilitätsbudget direkt in das bestehende HR-Tool des Unternehmens zu integrieren. Entscheiden sich Unternehmen für die Zusammenarbeit mit einem Mobilitätsbudgetanbieter, sollte außerdem darauf geachtet werden, dass der Datenschutz gewahrt wird. Dazu ist beispielsweise eine Verschlüsselung der Daten notwendig sowie die regelmäßige Überprüfung von Sicherheitsvorkehrungen.

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Zur Einführung des Mobilitätsbudgets ist es weiterhin notwendig, die Mitarbeitenden von Anfang an daran teilhaben zu lassen. Nicht nur, damit der Bedarf abgefragt wird, sondern auch, damit von Anfang an Akzeptanz geschaffen wird. Denn die Einführung eines Mobilitätsbudgets erfordert häufig eine Veränderung der Gewohnheiten und Arbeitsweisen der Mitarbeitenden. Daher ist es wichtig, diese in den Prozess einzubinden und sie ausreichend zu informieren. Wie so häufig ist es auch hier so, dass das beste Konzept nichts bringt, wenn die Mitarbeiter:innen es nicht annehmen.
Vorteile des Mobilitätsbudgets
In jedem Fall sollten sich Unternehmen mit dem Mobilitätsbudget als möglicher Maßnahme für die Transformation der Mitarbeitermobilität auseinandersetzen. Damit verbunden sind nämlich nicht nur steuerliche Vorteile sowie die nachhaltige Verbesserung der Unternehmensmobilität, auch das Image des Unternehmens kann sich erheblich verbessern. Viele Arbeitnehmende – insbesondere in der jüngeren Generation – würden das Mobilitätsbudget einem Dienstwagen vorziehen. Attraktiv ist vor allem, dass auch die Nutzung alternativer Transportmittel gefördert wird. Das begeistert nicht nur viele Beschäftigte, sondern fördert auch das Image des Unternehmens in der Öffentlichkeit. Das Mobilitätsbudget kann deshalb in jedem Fall ein wichtiger Wettbewerbsfaktor im Kampf um neue Mitarbeitende werden. Für Arbeitnehmende ergibt sich durch das Mobilitätsbudget vor allem der Anreiz für nachhaltiges Mobilitätsverhalten und die Flexibilität bezüglich der Mobilität steigt. Außerdem bedeutet der Umstieg auf Alternativen zum Pkw auch weniger Stau und keine Parkplatzsuche. Zudem sind Mobilitätsbudgets insbesondere auch für Personen ohne Führerschein interessant. Mobilitätsbudgets können aber auch maßgeblich zu einem verbesserten Betriebsklima und zur Gleichberechtigung beitragen. Während Dienstwagen meist nur Führungskräften, leitenden Angestellten oder Vertriebsmitarbeiter:innen zur Verfügung stehen, können im Rahmen eines kleineren monatlichen Fixbetrages auch Mitarbeitende davon profitieren, die bislang keine Dienstwagenberechtigung hatten. Je nach Unternehmen gibt es sogar eine Auszahlung des nicht genutzten Budgets beziehungsweise Zuschüsse zu Kita-Plätzen, zusätzliche Urlaubstage oder andere Prämien.
In jedem Fall bedeuten Mobilitätsbudgets eine Veränderung des klassischen Fuhrparks im Hinblick auf Größe und Zusammensetzung der Flotte, aber auch in Bezug auf die Kostenund Verwaltungsstruktur. Wie bei allen Aspekten der Nachhaltigkeit entscheiden auch hier die individuelle Situation und die Mobilitätsanforderungen eines Unternehmens, ob die Umsetzung eines Mobilitätsbudgets überhaupt Sinn macht. In jedem Fall müssen Mobilitätsbudgets für die zukünftige betriebliche Mobilität im Blick behalten werden, denn es wird und muss sich noch einiges ändern. Eins ist aber klar: Mobilitätsbudgets sind bei richtiger Anwendung effizient, flexibel, klimaschonend und entsprechen in vielerlei Hinsicht dem neuen alltäglichen Mobilitätsverhalten vieler Menschen.
AUTOR
AXEL SCHÄFER ist seit 2010 Geschäftsführer des von ihm mit initiierten und mit gegründeten Bundesverbandes Betriebliche Mobilität e. V. (vormals Bundesverband Fuhrparkmanagement e. V.) und Sprecher der FMFE Fleet and Mobility Management Federation Europe. Der diplomierte Finanzierungs- und Leasingwirt (VWA) ist seit 1992 als Autor, Trainer/Fachreferent in Deutschland, Österreich und der Schweiz tätig. Seine Kernkompetenz liegt in den Bereichen Mobilitäts-, Fuhrparkmanagement und Leasing. Er publiziert zu den Themen regelmäßig Beiträge in Büchern, Fachmagazinen und ist immer wieder Redner bei Vorträgen im Rahmen verschiedener Events, Seminare und Workshops.
Das Thema Mobilitätsbudget ist eine wichtige Stellschraube im Rahmen der nachhaltigen betrieblichen Mobilität. Doch häufig scheuen sich Unternehmen vor der Einführung aufgrund der steuerlichen Besonderheiten oder des administrativen Aufwands. Lösungen zum Thema Mobilitätsbudget sowie weitere Themen der Mobilität der Zukunft und Know-how bietet die Nationale Konferenz für betriebliche Mobilität, die der Bundesverband Betriebliche Mobilität gemeinsam mit zahlreichen Netzwerkpartnern veranstaltet. Am 22. und 23. November dürfen sich die Teilnehmenden in München auf spannende Impulsvorträge, Panel-Talks und Workshops zu sämtlichen Themen rund um die betriebliche Mobilität einschließlich Elektromobilität freuen. Die Konferenz wird durch die Parlamentarische Staatssekretärin beim Bundesminister für Digitales und Verkehr, Daniela Kluckert, MdB, eröffnet – nur eines der diesjährigen Highlights. Wer jetzt noch nicht dabei ist, sollte die Konferenz auf keinen Fall verpassen. Weitere Informationen unter https://www.nationale-konferenz-mobilitaet.de/.

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