Strom sparen oder Stromautos kaufen?

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Klassische Zielkonflikte gibt es häufiger. Bei der Reifenentwicklung ist das meist eine Mischung aus Bremsweg, Kraftstoffverbrauch, Rollgeräuschen und Kilometerleistung. Jetzt haben wir etwas Ähnliches offenbar auch im Energiesektor.
Die Abkehr vom klassischen Verbrenner in der Europäischen Union bis 2035 ist politisch gesetzt und schon jetzt steigen die Zulassungszahlen für batterieelektrische Autos, einerseits, auch dank der – demnächst übrigens für Unternehmen wegfallenden üppigen – Förderung. Durch den Ukraine-Krieg und durch die damit verbundenen Sanktionen fehlt aber voraussichtlich viel Gas für Heizung, Stromerzeugung und Industrieprodukte und damit wird andererseits der Strom potenziell knapp im Winter. Für Öl hingegen gibt es genügend alternative Lieferquellen, bei Benzin und Diesel ist also nicht mit Verknappung zu rechnen. Gleichwohl benötigt der Diesel heutzutage nicht nur Öl, sondern eben auch AdBlue, für welches wiederum Gas zur Herstellung benötigt wird. Zielkonflikte also, wohin man schaut.
Einerseits sollen wir also nun mit Stromern statt mit Verbrennern fahren, andererseits jedoch möglichst nicht so viel Warmwasser verbrauchen. Denn das Wasser wird häufig per Strom im Durchlauferhitzer aufgeheizt. Elektrisch Autofahren statt heißes Baden also.
Bei der ganzen Diskussion wird allerdings oft eines vergessen: Wir sind gerade in der „heißen“ (oder vielleicht diesen Winter dann eher kalten) Phase der Umstellung. Die langfristige Strategie weg vom Verbrenner macht schon Sinn und hätte wahrscheinlich auch recht gut funktioniert. Der Ukraine-Krieg kam schlicht unvorhergesehen „dazwischen“ und hat die fein austarierten Umstellungskonzepte empfindlich gestört.
Andererseits jammern wir noch immer auf sehr hohem Niveau: Seien wir doch einfach froh, dass wir in Deutschland leben und nicht in der Ukraine oder in Russland, und sparen wir uns das ein oder andere Grad mehr, ohnehin angesagt bei den aktuellen Preisen. Auch damit die Industrie zumindest weitgehend weiterproduzieren kann und wir genügend Dünger auf dem Feld und AdBlue im Tank haben – bis wir dereinst alle elektrisch fahren. Und hoffen wir, dass wir nicht noch einen weiteren harten Pandemiewinter mit entsprechenden zusätzlichen Restriktionen obendrauf bekommen.

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Ralph Wuttke
Chefredakteur

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