Vorerst bitte durchhalten!
<p>Auch wenn die COVID-19-Pandemie in den letzten Monaten nicht mehr ganz oben auf der Tagesordnung stand, so bleiben die Auswirkungen doch markant. Hinzu kommen die Ukrainekrise sowie die damit zusammenhängende Energieverteuerung – genug Faktoren offenbar, um den Automarkt weiter einzubremsen. Und die Materialknappheit besteht sowieso weiterhin. Dennoch gibt es selbst in der Krise unter vielen Verlierern auch den einen oder anderen Gewinner. Wie sich die einzelnen Hersteller in den letzten sechs Monaten geschlagen haben, erläutert Flottenmanagement in seiner Halbjahresbilanz.</p>

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Es läuft in diesen Tagen nicht rund für die meisten Autohersteller. Die Gründe sind vielfältig – Kaufzurückhaltung aus Angst vor explodierenden Energiekosten, Materialmangel oder auch drastisch steigende Leasingraten. Fast elf Prozent ließ der Gesamtmarkt Federn im Zeitraum von Januar bis Juni 2022 verglichen mit dem ersten Halbjahr des letzten Jahres. Dabei entwickelte sich der Markt wellenförmig, denn im ersten Halbjahr 2021 legte er wieder signifikant zu im Vergleich zu 2020 (knapp 15 Prozent) – kein Wunder, die Pandemie nahm Anfang 2020 an Fahrt auf. Die globalen Verwerfungen haben offenbar einen langen Atem, schließlich dürfte die Lieferketten-Problematik noch immer eine Folge von Covid sein – in China beispielsweise wird mit der Pandemie weit weniger lasch umgegangen als in anderen Teilen der Welt und so mussten dort lange Zeit Frachtschiffe mit gefragten Materialien in den Häfen bleiben. Hinzu kommt dann noch der Krieg in der Ukraine.
Eine Marke ist in ganz besonderem Maße von Auslieferungsproblemen geplagt: Volkswagen. Die Wolfsburger mussten im ersten Halbjahr 2022 einen Absatzrückgang von knapp 19 Prozent verdauen – und damit mehr als jeder andere deutsche Hersteller abgesehen von Smart (knapp 39 Prozent). Allerdings verkauft Smart seine Modelle nur noch ab und wird sich mit dem rein elektrischen Modell #1 in Kürze völlig neu aufstellen. Dennoch macht Volkswagen die meisten Zulassungen sowohl im Gesamtmarkt (224.136 ausgelieferte Exemplare) als auch in der Flotte (74.396 Auslieferungen). Freilich gab es Marken, deren Rückgang der Zulassungszahlen gewaltiger war als jener von Volkswagen – doch nicht immer sind die Gründe gleich. Die Autokäufe lassen beispielsweise nach, wenn der Hersteller keine neuen Modelle mehr im Portfolio führt – dann schrumpft schlicht das Interesse der Kunden. Das trifft für Volkswagen aber nicht zu, denn der Konzern ist gut aufgestellt mit frischen Modellen wie die der gesamten ID-Palette inklusive des neuen Bulli, der in Kürze vorgestellt wird. Volkswagen hat derzeit daher eher ein teporäres Lieferdenn ein Verkaufsproblem.
Deutsche Hersteller
Fast alle deutschen Hersteller mussten im ersten Halbjahr dieses Jahres Federn lassen – sowohl im Gesamtals auch im Flottenmarkt. Erneut fällt allerdings auf, dass der Flottenmarkt robuster zu sein scheint als der Privatkundenmarkt. Bei Ford und Opel ist diese Diskrepanz besonders groß. Ford verzeichnet unter den deutschen Marken den geringsten Rückgang in der Flotte mit nur anderthalb Prozent. Im Gesamtmarkt müssen die Kölner immerhin gut zehn Prozent Einbußen hinnehmen. Opel lässt in der Flotte rund neun Prozent weniger Autos zu als ein Jahr zuvor im Zeitraum von Januar bis Juni, was aber nicht so schlecht ist im Vergleich zum Gesamtmarkt (minus 16,3 Prozent). Porsche verbucht im Gesamtmarkt als einziger deutscher Autohersteller ein Plus von rund 3,2 Prozent, muss allerdings in der Flotte Federn lassen (minus zwei Prozent).
Importmarken
Bei den Importmarken ergibt sich ein gemischtes Bild, wenngleich die Zeichen auch hier auf Rückgang stehen. Immerhin können sechs Marken durchweg Positives vermelden. Das dickste Zulassungsplus in den ersten sechs Monaten dieses Jahres verglichen mit dem Vorjahr, nämlich von über 143 Prozent im Gesamtmarkt, verzeichnet Polestar – wenngleich mengenmäßig auf kleiner Flamme (plus 1.342 Autos). Die neue schwedische Marke macht sich allerdings auch in der Flotte, wo das Zulassungsplus immerhin noch 77 Prozent beträgt. Maserati legt im gleichen Zeitraum im Gesamtmarkt um 22 Prozent zu und steigert den Absatz in der Flotte um immerhin elf Prozent. Allerdings ist der Hersteller mit 147 gewerblichen Zulassungen in den ersten sechs Monaten dieses Jahres eher exklusiv unterwegs. Richtig Volumen dagegen macht Kia und legt im Gesamtmarkt ein sattes Plus von 18,7 Prozent hin. In der Flotte gibt Kia sogar überproportional Gas und steigert seinen Absatz um 21,8 Prozent. Damit konnten die Koreaner im ersten Halbjahr dieses Jahres 6.842 Fahrzeuge im gewerblichen Umfeld absetzen. Auch Mitsubishi hält sich ran und steigert den Absatz im Gesamtmarkt um 12,4 Prozent – in der Flotte geht es immerhin um knapp 12,8 Prozent nach oben, wenngleich das Volumen in den gewerblichen Zulassungen mit 2.074 Einheiten im ersten Halbjahr eher gering ausfällt. Auch Mitsubishi profitiert davon, gut bevorratet und entsprechend lieferfähig zu sein. Toyota steigert im gefragten Zeitraum um 9,3 Prozent (Gesamtmarkt) und legt auch in der Flotte immerhin um knapp 0,3 Prozent zu. Das ist nicht die Welt, aber immerhin kein Minus. Außerdem sind knapp 25 Prozent der Toyota-Neuzulassungen gewerblich, was auch die Bedeutung dieses Kundensegments in der Marke verdeutlicht. Auch Jeep geht aufrecht durch die Krise und steigert seine Verkäufe im Gesamtmarkt in einem rückläufigen Umfeld um 6,3 Prozent. In der Flotte konnte Jeep mit knapp 56 Prozent im ersten Halbjahr dieses Jahres seinen Absatz sogar erheblich steigern.
Einige Marken konnten vor allem in der Flotte profitieren, mussten aber im Gesamtmarkt Federn lassen. So erging es beispielsweise Hyundai, deren Verkäufe um 25 Prozent im gewerblichen Segment zulegten. Im Gesamtmarkt betrug der Rückgang im ersten Halbjahr 2022 gegenüber dem Vorjahr immerhin 2,5 Prozent. Dagegen mussten die Marken Cupra und Seat schon einen stärkeren Rückgang verkraften (rund 14,2 Prozent) – allerdings legten die Spanier in der Flotte um beachtliche 35 Prozent zu. Fiats Verkäufe im gewerblichen Segment nahmen von Januar bis Juni 2022 noch deutlicher an Fahrt auf im Vergleich zum Vorjahr – nämlich um 57,2 Prozent. Allerdings musste die Marke im Gesamtmarkt einen Rückgang von über 15 Prozent verkraften. Auch der kleine, aber feine Premiumhersteller Alfa Romeo konnte seinen Absatz in der Flotte um immerhin 10,7 Prozent steigern, während die Italiener im Gesamtmarkt knapp 8,8 Prozent verloren. Etwas Belebung könnte bei Alfa einsetzen, weil mit dem Tonale jüngst endlich ein komplett neu entwickeltes Modell an den Start ging – so etwas goutieren potenzielle Interessenten. Tesla als reine Elektroautomarke konnte seinen Absatz im rückläufigen Gesamtmarkt um 32,6 Prozent steigern und in der Flotte im- merhin um 17,6 Prozent zulegen.

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Topseller
Bei den Topsellern in der Flotte lässt sich traditionell nicht ganz so viel Bewegung verzeichnen. An der Spitze tummeln sich in der Regel die beiden Wolfsburger Passat und Golf – Ersterer hält sich auf Platz eins und führt das Ranking mindestens seit der letzten Wertung an. Interessant ist, dass sich der ID.3 als einziges deutsches Elektroauto nicht in der Gesamtwertung der Flotten-Topseller halten konnte. Damit sei festgehalten, dass sich batterieelektrische Autos im gewerblichen Bereich zumindest in der Masse noch nicht durchsetzen. Das wird allerdings eher auf die akuten Lieferschwierigkeiten Volkswagens zurückgehen. Jedoch ist auch Tesla hier nicht mehr vertreten. Der traditionelle Import-Schlager in der Flotte, der Škoda Octavia, schafft es noch auf den respektablen vierten Platz. Allerdings gehört Škoda ja zu einem deutschen Konzern und gilt nur so halb als Importeur. Respekt also dem Newcomer Fiat 500 und Gratulation zum Einstieg in die Top 30 der Flottenmodelle – immerhin ergattert er einen beachtlichen 14. Platz. Neu in den Top 30 sind außerdem der Cupra Formentor, die Mercedes V-Klasse sowie der Opel Mokka.
Topseller der Importeure
Betrachtet man die Topseller der Importeure, sind die Elektroautos plötzlich wieder da. Škoda Enyaq, Tesla Model 3, Model Y, Renault ZOE und Hyundai Ioniq5 konnten im letzten Halbjahr 2022 immerhin stattliche 10.730 Flottenverkäufe auf sich vereinnahmen. Von einem schnellen Trend hin zur Elektromobilität in der Flotte kann aber noch keine Rede sein, zumal allein die Top 10 der Importmodelle in der Flotte im gleichen Zeitraum über 50.000 Verkäufe ausmachten.
Im Vergleich zur gesamten Topseller-Wertung in der Flotte ist im Ranking der gewerblich zugelassenen Importmodelle durchaus mehr Bewegung. Gleich sieben Newcomer verzeichnet die Tabelle nämlich, darunter auch das Elektroauto Tesla Model Y (Platz 16). Ebenfalls beliebt war dieses Halbjahr der Hyundai Tucson mit dem betont europäischen Design (Platz 18). Der dritte Neueinsteiger ist ebenfalls ein Hyundai – und ausschließlich mit batterieelektrischem Antrieb zu haben. Die Rede ist vom Ioniq5, der auf Platz 24 landete. Gefragt auch in der Flotte: Der Mitsubishi Space Star mit 1.345 verkauften Exemplaren – und damit auf Platz 26. Auch neu, und zwar auf Platz 27, ist der Toyota C-HR, der sich im ersten Halbjahr dieses Jahres immerhin 1.281 Malim echten Gewerbe verkaufte. Last, but not least bekommt auch der französische Peugeot 208 seinen verdienten Platz 28 im Ranking der meistverkauften gewerblichen Importmodelle.

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