Nachhaltige Mobilität muss das Ziel sein. ECSM-Zertifizierung ist ein wichtiger Schritt
<p>Der Weg in Richtung Mobilitätswandel führt über nachhaltiges Handeln. Das ist in vielen Unternehmen ein Thema – und die spielen im Konzert der Akteure eine der wichtigsten Rollen, verantworten sie doch die Mehrzahl der Fahrzeug- Neuzulassungen. Mit der Europäischen Zertifizierung für nachhaltige Unternehmensmobilität (ECSM für European Certification Of Sustainable Mobility) ist ein großer Schritt getan.</p>

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Die ECSM ist als Investition in die Zukunft zu verstehen, die Unternehmen vielfältige Optionen bereitstellt. Eines ist klar – alle Unternehmen müssen sich auf den Weg machen, denn Nachhaltigkeit muss flächendeckend und ernsthaft umgesetzt werden. Nur dann erreichen wir etwas und nur so kann eine Mobilitätswende gelingen. Auch klar ist, dass nicht nur der automobile Fuhrpark, sondern die betriebliche Mobilität als Ganzes dabei einbezogen werden muss. Dazu brauchen wir keine Sonntagsreden – vor allem nicht von Politiker:innen oder Vorstandsvorsitzenden, die anschließend mit dem Privatjet zum Mittagessen nach Hause fliegen. Wir brauchen Vorbilder. Unternehmen, die vorangehen und zeigen, dass eine Unternehmensstrategie und ein ernsthafter Umsetzungswillen dahinterstecken. Keine Lippenbekenntnisse, um Shitstorms zu vermeiden. Kein Greenwashing, keine Nebelkerzen und Corporate Blabla, keine Augenwischerei. Unternehmen, die erkennen, dass es sich hier nicht um eine Nice-to-have-Aktion oder PR-Kampagne handelt, sondern um zukunftsweisende Entscheidungen, die wichtig sind für unsere Gesellschaft und erfolgskritisch für das Unternehmen. Die schonungslos auch eigene Schwächen akzeptieren, aufdecken und abstellen.
Erste Zertifizierung erfolgreich Die Carglass GmbH ist nun das erste Unternehmen, das mithilfe der ECSM-Zertifizierung die betriebliche Mobilität langfristig verändern will. 2017 hat das Unternehmen seine langjährigen Corporate-Social-Responsibility-Aktivitäten in einer CSR-Strategie zusammengeführt und 2019 seine „Roadmap 2025“ mit konkreten Zielen verabschiedet und veröffentlicht. Ziel ist unter anderem die Reduzierung von CO2-Emissionen. Ein Ansatz hierzu soll das kundenfreundliche Angebot moderner Ersatzmobilität sein, die das Unternehmen seit 2021 in den 370 Service-Centern mit insgesamt 121 Elektrofahrzeugen auf die Straße bringt. Im Jahr 2022 sollen zahlreiche weitere Fahrzeuge durch E-Fahrzeuge ersetzt werden und rund 30 Prozent der hauseigenen Flotte bis 2025 mit alternativen Antrieben unterwegs sein. Bereits 2019 wies Carglass nachhaltige Mobilität nach. „Eine erste Zertifizierung durch den Bundesverband Fuhrparkmanagement erfolgte bereits 2019 mit einem Umweltaudit. Für uns war die ECSM-Zertifizierung auf europäischer Ebene der logische nächste Schritt. Denn wir sind nach wie vor ambitioniert und möchten die Verbesserung der Unternehmensmobilität hin zu mehr Nachhaltigkeit fördern“, sagt Oliver Benz, Senior Experte Mobility Management & Sustainable Supply Chain Management der Carglass GmbH.
Hinzu kommt eine ganzheitliche Weiterentwicklung des Fuhrparks unter durchgängiger Berücksichtigung der Total Cost of Ownership (TCO) sowie die Digitalisierung der Fuhrparkprozesse. Hinsichtlich der Mitarbeitenden mit Firmenwagenanspruch soll die Nutzung alternativer Mobilitätskonzepte angeregt werden. Carglass hat das Angebot des Fuhrparkverbands genutzt und erfolgreich den ECSM-Zertifizierungsprozess durchlaufen. Damit ist das Unternehmen der erste Absolvent, der das europäische Zertifikat durch den Fuhrparkverband erhalten hat. Entwickelt mit den Mitgliedsverbänden der Fleet And Mobility Management Federation Europe (FMFE) bietet die Zertifizierung eine Unterstützung für Unternehmen, die die Verbesserung der Mobilität hin zu mehr Nachhaltigkeit fördern möchten.
Handlungsempfehlungen und konkrete Maßnahmen
Die Zertifizierung unter Begleitung von Experten des Fuhrparkverbandes erfolgt in drei Schritten. Nach dem Auftrag zur Begleitung und zur Zertifizierung ist die Ist-Analyse angesiedelt, die den aktuellen Zustand eines Unternehmens beschreibt. Alle wichtigen Informationen zur Unternehmensmobilität werden gesammelt, die Ziele definiert und ein Verbesserungsprogramm erarbeitet. Ein Handlungsfeld ist beispielsweise die betriebliche Mobilitätsstrategie. Mit der Einführung einer nachhaltigen Mobilitätspolitik, der globalen Messung der erzeugten Emissionen und der Förderung der alternativen Mobilität. Im Handlungsfeld Unternehmensflotte geht es um angemessene Flotten-Dimensionierung, die Suche nach Energieeffizienz und Ausbildungsprogramme. Beim Thema Mitarbeitermobilität um die Änderung der Mobilitätsgewohnheiten sowie um effizientere und sichere Mobilität. Und im Bereich der Kunden und Lieferanten geht es um die Parameter zur Nachhaltigkeit, die definiert und eingehalten werden. Die abschließende Implementierungsphase setzt die zuvor festgelegten Maßnahmen um. Danach ist der Zertifizierungsprozess aber nicht etwa abgeschlossen. Er sieht eine mehrjährige Betreuung und Kontrolle vor, die die langfristige Veränderung und Verbesserung des Unternehmens in vielerlei Hinsicht zum Ziel haben. In Abständen von einem Jahr werden in einem Evaluationsprozess die Maßnahmen überprüft und gegebenenfalls angepasst.
Der ECSM-Ergebnisbericht zeigt den Unternehmen auf, was sie richtig machen und in welchen Punkten Verbesserungsbedarf besteht. So auch bei der Carglass GmbH. „Die Auszeichnung ist für uns die Bestätigung, dass wir auf dem richtigen Weg sind, viele Ziele schon erreicht haben, Emissionen reduzieren und Kosten einsparen konnten, und bringt sowohl extern als auch intern sehr positive Resonanz. In den Bereichen Mobilitätsstrategie, Kunden und Lieferanten sowie unserem Fuhrpark konnten wir erneut eine durchgängig gute bis sehr gute Bewertung erreichen“, resümiert Benz. Gleichzeitig ist aber auch klar, dass sich noch vieles auf dem Weg in die Nachhaltigkeit ändern kann. Benz dazu: „Im Bereich Pendlermobilität konnten wir im Rahmen der Zertifizierung noch Entwicklungspotenziale erkennen. Maßnahmen wie Fahrsicherheitstrainings, Ökofahrtrainings werden zukünftig weiter ausgerollt. Darüber hinaus werden wir Möglichkeiten für eine nachhaltige Pendlermobilität mit Fahrrädern, Pedelecs, ÖPNV, Fahrgemeinschaften et cetera untersuchen, um zielgerichtete Optimierungsmaßnahmen in Angriff zu nehmen.“

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Schaffung eines europäischen Standards
ECSM bietet sich für Unternehmen auch vor allem aufgrund der internationalen Ausrichtung an. Durch das europäische Netzwerk der FMFE wurde ein internationaler Standard geschaffen, der dennoch die Besonderheiten der einzelnen Länder berücksichtigt. Durch die Nutzung einer einheitlichen Vorgehensweise können davon insbesondere europaweit agierende Unternehmen profitieren. Durch die Begleitung von Experten kann das Zertifikat als ein Prozess mit dem Ziel einer langfristigen Veränderung der Unternehmensmobilität betrachtet werden. „Wir verstehen die Zertifizierung nicht als Momentaufnahme, sondern als Ausgangspunkt für den kontinuierlichen Verbesserungsprozess. Gemeinsam mit dem Fuhrparkverband werden wir in den kommenden vier Jahren weiter an zukunftsweisenden und flexiblen Mobilitätsmodellen für Carglass arbeiten“, unterstreicht Benz. In Abstimmung mit dem Unternehmen werden die Maßnahmen regelmäßig überprüft und die Handlungsempfehlungen bei Bedarf angepasst. Das alles hat auch einen internen Effekt. Die Zertifizierung trifft in der Regel auf sehr positive interne Resonanz und ist zugleich Ansporn, das Thema weiterzuverfolgen, neue Ideen zu entwickeln und die Mobilität von morgen zu gestalten. Das hat Effekte auf die Motivation der Mitarbeitenden und auch auf die Identifikation mit dem Arbeitgeber. Denn das Unternehmen zeigt soziale Verantwortung. Wer für sein Unternehmen an diesem Weg gefallen finden könnte, der kann vom Know-how und Netzwerk des Fuhrparkverbands profitieren und weitere Informationen erhalten und/oder gerne ein Informationsgespräch führen.
AUTOR
AXEL SCHÄFER ist seit 2010 Geschäftsführer des von ihm mit initiierten und mit gegründeten Bundesverbandes Fuhrparkmanagement e. V. und Sprecher der FMFE Fleet And Mobility Management Federation Europe. Zuvor war er viele Jahre erfolgreich im Vertrieb bei führenden Leasinggesellschaften tätig, bevor er sich 1991 selbstständig machte. Der diplomierte Finanzierungs- und Leasingwirt (VWA) ist seit 1992 als Autor, Trainer/Fachreferent in Deutschland, Österreich und der Schweiz tätig. Seine Kernkompetenz liegt nach wie vor in Fuhrparkmanagement und Leasing. Von 1992 bis 2012 war er Autor und Herausgeber des Praxishandbuchs Fuhrparkmanagement, aktuell gibt er das Fuhrparkcockpit für Mitglieder des Fuhrparkverbandes heraus, eine digitale Know-how-Sammlung, die umfangreiches Fuhrparkwissen bereitstellt.

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