Rechtssicher kontrolliert

<p>Der Markt der Anbieter elektronischer Führerscheinkontrollsysteme wächst stetig. Das zeigt den Bedarf an Entlastung bei kritischen Compliance-Aufgaben der Flottenverwaltung. Die Produktmerkmale der Systeme variieren teilweise und bieten somit für unterschiedliche Anforderungen passende Lösungen. Eine Marktübersicht.</p>

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Als vor 15 Jahren das erste elektronische Führerscheinkontrollsystem in Deutschland auf den Markt kam, galt die Technik mit Siegel auf dem Führerschein, das vor ein Lesegerät gehalten wurde, als revolutionär. Denn die Einhaltung der Halterpflicht, mindestens zweimal jährlich die Fahrerlaubnis der Nutzer der unternehmenseigenen Fahrzeuge zu kontrollieren, stellt Fuhrparkverantwortliche regelmäßig vor logistische Herausforderungen mit hohem Aufwand. Und je größer der Fuhrpark, umso mehr Kapazität bindet die Kontrolle. Elektronische Systeme dagegen funktionierten dezentral, weitestgehend automatisiert und unter Umständen sogar personenunabhängig sowie absolut rechtssicher.

Mit fortschreitender Entwicklung und Technik konnte die Führerscheinkontrolle auch über digitale Endgeräte erfolgen. Das hat für eine Vielzahl von Anbietern und Systemen den Markt bereitet, die um die Gunst der Flotten werben und teilweise unterschiedliche Varianten im Angebot haben (siehe Tabelle), sodass sie damit die verschiedenen Bedürfnisse innerhalb einer Flotte bedienen können. Die Kooperation mit Leasinggesellschaften und weiteren Partnern, die die Dienstleistung Führerscheinkontrolle in ihr FullService-Angebot übernommen haben, sorgt für zusätzliche Verbreitung der Dienstleistung. Erik Sprenger, Leiter Vertrieb bei der LapID Service GmbH, fasst die Vorteile zusammen: „Mit einer einfachen und rechtssicheren Lösung ist die Kontrolle via Smartphone innerhalb weniger Sekunden von unterwegs und zu Hause möglich. Insbesondere in der aktuellen PandemieZeit ist die Methode ideal, da die Kontrolle kontaktlos und sicher erfolgen kann. Grundsätzlich eignet sich die Kontrolle via Smartphone für jede Art von Fuhrpark. Stehen den Fahrern jedoch keine Smartphones zur Verfügung, eignet sich die Führerscheinkontrolle mit einem Siegel. Dabei können Fahrer ihren Führerschein bequem an öffentlichen Prüfstationen oder über hausinterne Prüfstationen kontrollieren. Vorteilhaft ist diese Methode auch dann, wenn die Fahrer über ausländische oder über alte rosafarbene oder graue Papierführerscheine verfügen.“

Dass die Prüfung übers Smartphone sich durchsetzt, liegt unter anderem an der orts-, zeit- und personenunabhängigen Kontrollmöglichkeit. Einer der Pioniere, Richard Gandlau, Geschäftsführer der zum 1.7. in DriversCheck GmbH umbenannten Wollnik & Gandlau Systems GmbH, hat diese Entwicklung vorangetrieben: „Die Möglichkeiten moderner Smartphones nehmen eine Schlüsselrolle in der modernen Fuhrparkverwaltung ein. Seit nunmehr sieben Jahren sind wir der führende Anbieter einer rein Smartphone basierten Führerscheinkontrolle. Dabei besticht insbesondere die räumliche sowie zeitliche Flexibilität unserer Lösung – der zeitintensive Weg zum Fuhrparkmanager oder zu der Prüfstation entfällt. Das wissen auch unsere Kunden zu schätzen. Wir sind der Überzeugung, dass Flexibilität die Grundlage einer modernen Fuhrparkverwaltung bildet und digital gestützte Prozesse im Fuhrpark der Zukunft weiterhin an Bedeutung gewinnen werden.“ Auch vor dem Hintergrund von sich verbreitenden Sharing-Modellen oder Fahrzeugpool-Lösungen und der nach wie vor bestehenden Halterhaftung ist es logistisch sehr praktisch, wenn das Siegel auf dem Führerschein mittels einer App gescannt und geprüft wird. Allerdings ist die Rechtssicherheit erst dann gegeben, wenn die (mindes-tens erstmalige) Sichtkontrolle durch einen unabhängigen Dritten erfolgt ist, bei der spezielle Echtheitsmerkmale der Fahrerlaubnis geprüft werden.

Die Digitalisierung hat nicht zuletzt in der Corona-Pandemie einen Extraschub bekommen. Damit hat sich die Schwelle, rein digitale Anwendungen bis hin zu videogestützten Varianten zu nutzen, weiter gesenkt. Weitere Produkte wie videobasierte Anwendungen finden leichter Interessenten. „Für unsere Fahreranwendung, fleet iD mobil, haben wir eine videobasierte Lösung zur Führerscheinkontrolle entwickelt, die ohne App-Installation auskommt und bei aller Flexibilität des Smartphones sehr gut für die Datensicherheit ist“, beschreibt René Roeder, Geschäftsführer der fleet innovation GmbH, die neueste Entwicklung seines Unternehmens.

Apropos Datensicherheit, diese stellt für deutsche Fuhrparks ein hohes Gut dar und orientiert sich an hohen Standards. Hier gibt es eine Vielzahl von Maßnahmen: So werden zum Beispiel Datenschutzbeauftragten und spezielle Teams, die die Einhaltung der rechtlichen und sicherheitstechnischen Anforderungen und Einflüsse auf die Systeme überprüfen, eingebunden. Daneben setzen die Anbieter auf sichere Netzwerke mit sicheren Kommunikationsmethoden und Verschlüsselung nach den neuesten Industriestandards und Server in zertifizierten Rechenzentren in Deutschland. Regelmäßig auf aktuelle Datenschutzstandards, aber auch Betrugsmuster geschulte Mitarbeiter gehören ebenso zu den Sicherheitsmaßnahmen. Dennoch gibt es Kunden, die die Aufbewahrung sensibler Fahrerdaten lieber in den eigenen Händen sehen, wie Patrizia Opitz, Marketing Manager KEMAS, weiß: „Es wird weiterhin eine große Anzahl von Kunden geben, die ausschließlich Intranet-Lösungen wünschen. Diese sind keine ,für sich stehenden‘ Lösungen, haben aber Gründe in Firmenstruktur, Datenschutz und Folgekostenbetrachtung.“

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Aber auch an die Manipulationssicherheit der Systeme werden hohe Ansprüche gestellt. Zunächst wurden sämtliche Labels und Siegel gemäß den behördlichen Anforderungen zur Aufbringung auf dem Ausweisdokument entwickelt. Manipulationssicherheit ist ebenfalls bei allen Systemen laut Aussage der Unternehmen gewährleistet. Je nach System sind dies unterschiedliche Herangehensweisen: RFID-Labels werden bei Ablösung zerstört, Daten können nur durch Abfotografieren hochgeladen werden, werden direkt auf dem Endgerät verarbeitet oder Videos werden nicht aus dem Speicher hochgeladen. Hannes Behacker, Managing Director, edding Tech Solutions GmbH, erläutert für das Produkt easycheck das Verfahren: „Die revisionssichere und patentierte Technologie setzt auf ein transparentes Klebelabel, das einmalig auf alle Arten von Führerscheinen aufgebracht werden kann. Die farblose Spezialtinte des Labels ist Träger eines individuellen Digitalcodes, der dann in Kombination mit einem Smartphone-Display auslesbar ist. easycheck besitzt eine Unbedenklichkeitserklärung des Bundesministeriums für Verkehr und digitale Infrastruktur und eignet sich für Gelegenheits- und Poolfahrer.“

Einen Ausblick auf die Entwicklung der Systeme und den Markt geben die Hersteller ebenfalls: Die Vernetzung der Fahrzeuge und damit auch der Systeme und Dienstleistungen wird zunehmen. Digitale All-in-one-Lösungen stehen im Fokus der Kunden, über die nicht nur die Führerscheinkontrolle, sondern Compliance-Funktionen wie UVV-Fahrzeugkontrollen und -unterweisungen umsetzbar sind. Oder sie werden mit anderen Lösungsansätzen wie bei Webfleet Solutions weiterentwickelt zu Komplettlösungen, die Funktionen wie Fahrzeugortung, umfassende Reportings, Auftragsmanagement, Analyse des Fahrerverhaltens, elektronisches Fahrtenbuch sowie viele weitere enthalten, die zudem Schnittstellen zu externen Anwendungen ermöglichen und sich nahtlos in bestehende Softwarelösungen integrieren lassen.

Elektronische Führerscheinkontrollsysteme erleichtern die rechtskonforme Arbeit des Fuhrparkmanagements ungemein. Die Notwendigkeit eines Prüfsystems steigt mit der Größe der Flotte, weiß Andreas Schneider, CoFounder und Managing Director der Vimcar GmbH, und empfiehlt jedem Fuhrparkleiter ein Prüfsystem, da dieses auch im Schadensfall die durchgeführten Kontrollen leichter nachweisen lässt. Auf die jeweiligen Vorlieben der Unternehmen gehen unterschiedliche Systeme unter anderem bei den Anwendungen, bei der Kostenstruktur und bei den datenschutzrechtlichen Anforderungen ein.

 

 

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