Gute Gründer
<p>Mobilität hat längst nicht mehr nur etwas mit dem persönlich zugewiesenen Dienstwagen zu tun. Das wissen auch die Leasing- und Fuhrparkmanagementgesellschaften und reagieren mit neuen, digital ausgerichteten Strukturen und Services auf veränderte Kundenbedarfe. Einfache Beschaffungslösungen gehören dazu, aber auch digitalisierte Verwaltungsprozesse. Häufig greifen die Dienstleister dabei auf die Unterstützung von Start-ups zurück. Wir haben geschaut, wer wo im Vorder- oder Hintergrund mitwirkt.</p>

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Eine Studie der Unternehmensberatung Roland Berger und der creditshelf Aktiengesellschaft hat ergeben, dass sich kleine und mittelständische Unternehmen (KMU) alternativen Finanzierungsanbietern beispielsweise Herstellern, digitalen Vermittlungsplattformen oder alternativen (Direkt-) Kreditgebern zuwenden. Bessere Konditionen, unkompliziertere Prozesse und das Versprechen individuellerer Angebote werden als Gründe für die Abkehr von klassischen Bankkrediten genannt. Auch der Umstand, dass die Digitalisierung durch die Corona-Pandemie einen Extra-Schub erhalten hat, macht eine schnelle Reaktion der Partner notwendig. Analogien zur Leasingbranche gibt es natürlich, aber ob es bei dieser ähnliche Auswirkungen auf Kundenseite gibt, dazu existieren keine offiziellen Informationen. Bei beiden Finanzierungsarten bleibt der Anspruch, sich einfach und transparent über Möglichkeiten und Angebote informieren zu können. Dreh- und Angelpunkt dieser Entwicklungen seien innovative Software, Apps sowie mobile Anwendungen, die von kreativen, unkonventionellen IT-Start-ups entwickelt werden, beschrieb schon 2017 der Bundesverband Deutscher Leasing-Unternehmen e. V. (BDL) die digitale Aufbruchstimmung: „Das digitale Zeitalter zwingt jedes Unternehmen, sein Geschäftsmodell, die Kommunikation mit Kunden und Zulieferern, seine Arbeitsabläufe, die Art des Zusammenarbeitens, letztlich seine Unternehmenskultur zu überprüfen und den neuen Bedingungen anzupassen.“
Im Leasinggeschäft ging der Wandel hin zu di- gitalisierten Prozessen bereits mit dem stärker werdenden Einfluss von New Mobility, Elektromobilität und ihrer Ladeinfrastruktur sowie Sharing-Konzepten einher. Der aktuelle Durchbruch der Auto-Abo-Modelle, die nach Ansicht vieler Experten auch künftig eine Säule der Unterneh- mensmobilität darstellen werden, konnte nur erfolgreich verlaufen aufgrund von digitalen Prozessen, die mobil und ortsungebunden funktionieren. Diese Prozesse fordert auch die Klientel ein, die schnelle, unbürokratische und transparente An- gebotskonzepte bevorzugt. Die Rund-um-die-Uhr-Erreichbarkeit gehört für sie genauso dazu, wie Produkte und Vertragsdetails in Echtzeit über das Smartphone abzurufen. Unter anderem geht es um Mobilität, die zeitnah verfügbar ist und nach einer bestimmten Laufzeit auch wieder verändert werden kann. Um diese Klientel mit attraktiven Angeboten bedienen zu können, müssen sich Anbieter technologisch auf dem neuesten Stand bewegen. Die Unterstützung durch agile Spezialisten, häufig Start-ups, bietet sich dabei an.
Konzerne suchen den intensiven Austausch mit Start-ups über eigene Programme, Wettbewerbe und Ideenschmieden, die nicht selten in Beteiligungen an vielversprechenden Start-ups münden. Ein aktuelles Beispiel aus dem Volkswagen Konzern ist die Übernahme des Business-Travel-Start-ups Voya im Jahr 2020. „Durch die daraus entstandene Kooperation bieten wir unseren Kunden seit Kurzem das digitale Dienstreisemanagement-Tool ‚VW FS | Business Travel‘ an. Voya bringt das Know-how und die digitalen, kundenorientierten Prozesse und Systeme für Dienstreisen mit. Wir haben einen großen Kundenstamm mit der entsprechenden Nachfrage. Beides ist eine Win-win-Situation“, berichtet Armin Villinger, Generalbevollmächtigter und Leiter Vertrieb Deutschland der Volkswagen Leasing GmbH.
Die Ergebnisse aus einer strategischen Überprü- fung des Geschäftsmodells bei der Arval Deutsch- land GmbH im Jahr 2019 bestätigen, dass sich die Kundenerwartungen in Bezug auf Mobilität grundlegend geändert haben und deren Einfluss auf die Umwelt einen zunehmend hohen Stellenwert genießt. Um diesen neuen Anforderungen gerecht werden zu können, hat Arval im Oktober 2020 die neue Strategie „Arval Beyond“ ausgerollt. Darin spielt das Angebot nachhaltiger Mobilität wie E-Bike-Leasing, Carsharing, Mikromobilitätslösungen und „Mobility as a Service“-Anwendungen genauso eine Rolle wie einen Beitrag zu sichereren Straßen zu leisten. Arval nutzt dazu unter ande- rem „ProDrive Learning“, ein voll digitales Online-Tool, das die Nutzer auf spielerische Art sensibilisiert, Unfälle zu vermeiden, Sprit zu sparen und gleichzeitig die Umwelt zu schonen. Eine Kooperation mit „ClimateSeed“ können Kunden zur CO2-Kompensation nutzen. Wesentlich bei „Arval Beyond“ ist der Aufbau eines vereinfachten und stark vernetzten Mobilitätsangebots, aber auch, strategische Partnerschaften einzugehen, um das Mobilitätsangebot zu erweitern.
Die Deutsche Leasing AG hat die vent.io GmbH als Digital Innovation Unit der Gruppe im Frühjahr 2021 ausgegründet. „Der Auftrag, mit dem wir im Jahr 2017 gestartet sind und der heute unseren Alltag bestimmt, ist die Entwicklung neuer digitaler Geschäftsmodelle abseits des klassischen Kerngeschäfts. Abseits bedeutet dabei nicht total weit weg, sondern alles, was an das Kerngeschäft angebunden werden kann“, erläutert Leiter Sven Siering. Er spricht dabei im Blog von fintechcube.com „von der Erweiterung heutiger Wertschöpfungsketten“. Aus dem Kundenfeedback weiß er, dass Preistransparenz und Vergleichbarkeit ein wichtiger Punkt sind. Doch vor der Umsetzung müssten erst einige Fragen angegangen werden, zum Beispiel: Wie standardisiert man eine Branche mit so unterschiedlichen und teilweise individualisierten Angeboten wie der Leasingbranche? Bei individuellen und größeren Investitionen sieht er das weiterhin als Herausforderung. Im Projekt „MachineHero“ hat vent.io das erste Geschäftsmodell, das die oben beschriebenen Erwartungen erfüllen soll, umgesetzt. Es befindet sich jetzt im Abschluss der MVP-Phase (Minimum Viable Product, also die erste, minimal funktionsfähige Version eines Produktes). Es handelt sich um eine Gebrauchtmaschinen-Plattform für Baumaschinen, die alles aus einer Hand anbieten soll: von der Vermittlung der Maschine über die Finanzierung bis hin zum Transport an den entsprechend gewünschten Zielort. Neu ist dabei, dass alles auf ein- und derselben Plattform stattfindet. Die Themen Finanzierung und Handel seien im B2B-Bereich heute noch gar nicht so verwoben, fügt Siering an. Darüber hinaus gibt es ein weiteres Feature, das im B2B kein Standard ist: „Die Verhandlung des Preises wird heute immer noch im stillen Kämmerlein bei Händlern betrieben. Vent.io hat es sich zur Aufgabe gemacht, das Ganze transparent im Internet abzubilden“, so der Digitalexperte.

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Der Blick über den Tellerrand ist unabdingbar, um mit dem Kunden zu gehen. Die Corona-Pandemie hat gezeigt, dass Prozesswege sich abkürzen lassen, um technologisch und in der Kundengunst nicht abgehängt zu werden. Aber auch: Wer sich frühzeitig Gedanken gemacht hat, profitiert jetzt stärker.

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