Rohstoff, komm wieder
<p>Mit der massenhaften Elektrifizierung des Fahrzeugparks kommen auch massenweise Akkus in die Welt, mit denen am Ende ihrer Lebenszeit etwas passieren muss – Recycling tut not.</p>

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Das Elektroauto produziert lokal keine Emissionen, soweit gut und richtig. Allerdings ist es auch nicht per se umweltfreundlich – um es umweltfreundlich zu machen, bedarf es einiger Kraftanstrengung. Nicht nur, dass auch bei der Batterieherstellung Nachhaltigkeit anzustreben ist – Recycling tut not und lässt sich prinzipiell schnell umsetzen.
Batterie-Recycling macht in mehreren Stufen Sinn – demnach können im Zuge ihrer Lebenszeit schlechter performende Batterien beispielsweise in anderen Bereichen eingesetzt werden.
Hamburger Hafen als Pionier für nachhaltiges Akku-Management
So werden auch im Industriebereich Stromspeicher benötigt, die man beispielsweise aus zusammengeschalteten Traktionsbatterien aus dem Personenwagenbereich bilden kann. Der ADAC weist darauf hin, dass ausrangierte Akkus in einem zweiten Leben noch zehn bis zwölf Jahre überleben könnten. Verschiedene aktive Projekte zeigen, dass dies durchaus funktioniert.
Bereits im Jahr 2016 startete der Hamburger Hafen zusammen mit den Zulieferern Bosch und Vattenfall das Entwicklungsprojekt „Battery 2nd Life“. Hier dienen gebrauchte Batterien aus Elektroautos als Strompuffer, und die sind essenziell, um bei Stromschwankungen im Rahmen von regenerativer Produktion (Windüberschuss beispielsweise) das Netz stabil zu halten. Auch in der Hafen-City kommt ein solcher Speicher zum Einsatz.
Mit ausrangierten Autobatterien wird in verschiedener Weise verfahren
Batterie-Recycling wird auch für die Autohersteller ein immer größeres Thema. Daher ist beispielsweise der Volkswagen Konzern hier stark engagiert. In erster Linie geht es darum, die wertvollen, unter teils schwierigen Bedingungen hergestellten Rohstoffe zurückzugewinnen, um auf diese Weise Ressourcen zu schonen. Für die Wolfsburger ist das Thema nicht neu, sie forschen bereits seit zehn Jahren daran, Rohstoffe wie Kobalt, Lithium, Mangan und Nickel zurückzugewinnen.

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Eine Mehrfachnutzung dieser Stoffe birgt gleich mehrere Vorteile. Die CO2-Bilanz ist besser als bei der Neugewinnung, das Recycling spart Kosten – und außerdem handelt es sich um endliche Ressourcen.
Bevor sich entscheidet, was mit den ausrangierten Akkus geschieht, wird zunächst geprüft, wie leistungsfähig diese noch sind. Dann erfolgt entweder der Einsatz irgendwo als Pufferbatterie – oder die Akkus werden geschreddert. Nachdem das daraus hervorgehende Pulver getrocknet ist, lassen sich die chemischen Elemente trennen und können sofort wieder für die Neuproduktion von Batterien eingesetzt werden.
Diese mechanischen Verfahren erreichen eine höhere Recycling- Quote als beispielsweise thermische. So können über 90 statt nur rund 75 Prozent der begehrten Stoffe zurückgewonnen werden.
Batterie-Recycling muss noch viel effizienter werden
Nicht nur Volkswagen, sondern auch andere große Autohersteller wie Mercedes, der Hyundai- oder Renault-Konzern und überhaupt alle namhaften Autoproduzenten recyceln ihre Batterien – am Ende auch, um die Kosten übersichtlich zu halten.
Doch neben der Wiedergewinnung von seltenen Rohstoffen ist es essenziell, die Batterietechnik so zu entwickeln, dass kritische Materialien gar nicht mehr oder zumindest deutlich seltener eingesetzt werden. So wird der Kobaltanteil in den nächsten Jahren bereits drastisch zurückgehen.
Innovative Recycling-Konzepte tun not
Doch auch beim Recycling selbst besteht noch viel Potenzial zur Effizienzsteigerung. Mobile Schredder wären eine Lösung, die Sammellogistik zu vereinfachen – hieran krankt es häufig noch. Der Grund dafür sind nicht zuletzt auch reformbedürftige Richtlinien. Wenn das Gewicht der zu transportierenden Batterien 333 Kilogramm überschreitet, wird der Transportaufwand unverhältnismäßig hoch. Wenn eine Batterie als defekt deklariert wird (passiert häufig auch zu Unrecht), muss sie als spezielles Gefahrgut transportiert werden, was die logistische Anstrengung wiederum nach oben treibt.
Ein Beitrag zur Effizienz könnten mobile Recycling-Container sein, mit deren Hilfe der Wiedergewinnungsprozess schon vor Ort bei den Sammelstellen startet: Die Stromspeicher werden zerkleinert und deren Elektrolyt wird abgezogen. Unter diesen Umständen ist der Weitertransport auch unter vereinfachten Auflagen möglich.
Auch bei der Akku-Aufbereitung spielt Datenschutz eine Rolle
Und auch wenn die Hersteller künftig immer häufiger selbst das Recycling in die Hand nehmen – eine Vernetzung verschiedener beteiligter Unternehmen untereinander ist unabdingbar, um die Prozesse effizient zu halten. So sind Parameter wie Batteriealter, Ladestand und Leistungsfähigkeit wichtig, um zu wissen, wie mit dem jeweiligen Akku umzugehen ist. Auch Kenntnis über die Anzahl der durchgeführten Ladezyklen oder Informationen über etwaige elektrische Fehler sollten die Empfänger der Batterien idealerweise erhalten.
Doch das Teilen von Daten ist ein sensibles Thema, bei dem die Autohersteller extrem vorsichtig sind. Allerdings stehen sowohl die Erforschung von Akkus als auch das mit dem technischen Stand der Batterien einhergehende Recycling gerade erst am Anfang. Hier dürfte sich in den nächsten Jahren extrem viel tun. Handlungsbedarf besteht indes auch bei der Recycling-Richtlinie für Batterien, die vorschreibt, dass die Hälfte des Stromspeichers (auf Basis des Gewichts) recycelt werden muss. Hier sind aber die kritischen Rohstoffe gar nicht abgedeckt, da allein Gehäuse und Peripherie schon 50 Prozent der Masse bilden.
Der Hunger nach Fahrzeugakkus wird drastisch steigen
Mitunter macht es auch Sinn, die Batterien zu reparieren. Dieses auf den Namen „Remanufacturing“ hörende Verfahren sieht vor, einzelne Bauteile der Batterie auszutauschen, um sie wieder voll funktionstüchtig zu machen.
Grundsätzlich dürfte der Hunger nach schwierig zugänglichen Ressourcen in den nächsten Jahren steigen – die Elektromobilität kommt schließlich mit Wucht. Schön wäre, wenn die Recycling-Rate dann irgendwann glatte hundert Prozent erreichen würde.

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