Digitalisierung, Elektromobilität und Renaissance des eigenen Autos

<p>Warum Leasing auch weiterhin ein verlässlicher Investitionspartner der Unternehmen ist und auf welche Trends sich die Leasingbranche im Jahr 2021 einstellt, legt Dr. Claudia Conen, Hauptgeschäftsführerin des Bundesverbandes Deutscher Leasing-Unternehmen e. V. (BDL), in ihrem Gastbeitrag dar.</p>

Digitalisierung, Elektromobilität und Renaissance des eigenen Autos
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Digitalisierung, Elektromobilität und Renaissance des eigenen Autos
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Das globale Krisenjahr 2020 liegt hinter uns. Die Pandemie mit ihren wirtschaftlichen Auswirkungen ist jedoch noch nicht überwunden. Die Leasingwirtschaft ist bisher verhältnismäßig stabil durch die Krise gekommen. Dafür haben die vertrauensvolle Zusammenarbeit mit den Refinanzierungspartnern und die gute Partnerschaft von Leasinggesellschaften und Kunden gesorgt. Die Pandemie und das „new normal“ haben Gesellschaft und Wirtschaft nachhaltig geprägt. Wie nachhaltig, wird sich noch zeigen. Für viele Entwicklungen wird es jedoch keine Rückkehr zu Vor-Corona-Zeiten geben. Die Auswirkungen der Pandemie haben die Digitalisierung geradezu befeuert, aber auch das Auto, vor allem das Elektrofahrzeug, könnte gestärkt aus der Krise hervorgehen.

Die Wirtschaft befand sich 2020 weltweit in einer Ausnahmesituation. Deutschland verzeichnete die stärkste Rezession in der Nachkriegsgeschichte und auch die nächsten Monate des neuen Jahres werden hart. Ökonomen erwarten erst für den Sommer eine kräftige Erholung. Die Ausrüstungsinvestitionen sind im vergangenen Jahr um rund 12 Prozent zurückgegangen. Dies spiegelt sich in der Leasing-Neugeschäftsentwicklung wider: Die Branche verzeichnete einen Rückgang des Mobilien-Neugeschäfts in den ersten drei Quartalen 2020 von 12 Prozent. Beim Pkw-Leasing entwickelte sich das Neugeschäft nach Anschaffungswerten 9 Prozent schlechter als im Vorjahr, nach Stückzahlen sogar um minus 19 Prozent. Die Neuzulassungszahlen des Kraftfahrt- Bundesamtes (KBA) zeigen, dass von Januar bis September 2020 gut 23 Prozent weniger Pkws zugelassen wurden als im Vorjahreszeitraum. Leasing wurde während des konjunkturellen Einbruchs verstärkt genutzt, wenn Unternehmen überhaupt in neue Fahrzeuge investiert haben. Die Attraktivität des Fahrzeugleasings ist daher ungebrochen.

Krise hat Digitalisierung befeuert 
Die Corona-Krise hat einige Megatrends beschleunigt, darunter die Digitalisierung. Nicht nur Meetings, Seminare oder Veranstaltungen werden auch künftig digital angeboten werden oder als Hybrid-Format stattfinden. Ebenso wird die Customer Journey weiter digitalisiert werden, Kunden werden digitale Vertriebskanäle selbstverständlicher nutzen als bisher. Die Krise hat aber auch den Finger in die Wunde gelegt und aufgezeigt, wo Unternehmen digitalen Nachholbedarf haben. Um markt- und wettbewerbsfähig zu bleiben, musste und muss weiterhin in moderne und leistungsfähige Hard- und Software investiert werden. Leasing kann hier unterstützen, die notwendigen Investitionen zu realisieren. Eine Marktstudie der Kantar GmbH hat gezeigt, dass Unternehmen primär Leasing nutzen, wenn sie Investitionen in Digitalisierung fremdfinanzieren.

Eigenes Auto attraktiver denn je 
Andere Trends wie die All-inclusive-Mobilität oder die Sharing Economy erlebten durch die Corona- Pandemie „Rückschläge“. Denn individuelle Transportmittel bedeuteten für die Menschen gleichzeitig Infektionsschutz. Repräsentative Befragungen des DLR-Instituts für Verkehrsforschung im vergangenen Jahr zeigen, dass der öffentliche Nah- und Fernverkehr an Akzeptanz verloren hat. Die Befragten wollen auch langfristig Busse und Bahnen weniger nutzen als vor der Krise. Dagegen ist das eigene Fahrzeug attraktiver denn je. Ein Drittel der autofreien Haushalte vermisst ein eigenes Auto und beabsichtigt laut aktuellem internationalem EY Mobility Consumer Index, sich in den nächsten sechs Monaten einen eigenen Wagen anzuschaffen. Stark vertreten sind dabei die sogenannten Millennials, die jungen Leute zwischen Mitte 20 und Ende 30, die bisher verstärkt auf Carsharing oder Ridesharing-Services setzten. Ein Potenzial für Leasing, denn Nutzung statt Eigentum ist für diese Zielgruppe schon selbstverständlich. Und ein „eigenes Auto“ bedeutet für die Befragten, ein Fahrzeug zur eigenen, alleinigen Nutzung zur Verfügung zu haben, nicht zwingend das Eigentum daran.

Zulassungsboom bei E-Autos 
Das Auto könnte daher gestärkt aus der Krise hervorgehen. Dies betrifft vor allem Elektrofahrzeuge. 2020 war für die Automobilindustrie ein Game Changer, der auf Sicht das Ende des Verbrenners eingeläutet hat. Aufgrund der Prämie der Bundesregierung erleben elektrisch angetriebene Autos in Deutschland geradezu einen Boom: Im vergangenen Jahr legte die Anzahl der elektrisch betriebenen Fahrzeuge um über 200 Prozent zu. 13,5 Prozent der 2020 neu zugelassenen Pkw verfügen laut KBA über einen elektrischen Antrieb (batterieelektrisch, Plug-in, Brennstoffzelle). Dies entspricht knapp 400.000 Fahrzeugen. Dieser Trend wird sich weiter fortsetzen. Der EU-weit vorgeschriebene Flottenschnitt von 95 Gramm CO2-Ausstoß pro Hersteller lässt sich mit einem hohen Anteil an E-Automodellen leichter einhalten. Zahlreiche neue Modelle werden daher auf den Markt kommen. Manko bleibt jedoch die Infrastruktur. Der flächendeckende Ausbau der Ladeinfrastruktur muss daher dringend vorangetrieben werden. Bei der Einrichtung von Ladesäulen für Firmenflotten auf dem Betriebsgelände können Leasinggesellschaften Unternehmen unterstützen.

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Leasing befördert Elektromobilität 
Leasing und vor allem Kilometer-Leasing sind für Fuhrparkmanager seit Langem eine attraktive Investitionsform. Mehr als jedes zweite Unternehmen in Deutschland hat seine Flotten mittels Leasing finanziert. Leasing ist traditionell eine Finanzierungsform, die die Einführung innovativer Technologien in die Märkte unterstützt, dies gilt besonders für die Elektromobilität. Die Kalkulierbarkeit der Kosten, die Rückgabe des gebrauchten Fahrzeugs am Ende des Leasingvertrags, ohne sich um die weitere Vermarktung kümmern zu müssen, und nicht zuletzt ergänzende Serviceangebote zur Nutzung geben für Flottenbetreiber den Ausschlag, sich für Leasing zu entscheiden. Besonders bei E-Autos überzeugt der Vorteil der Rückgabe der gebrauchten Fahrzeuge.

Mobilitätslösungen der Zukunft 
Wie nachhaltig die Renaissance des eigenen Fahrzeugs ist, gehört zu den spannenden Fragen der nächsten Jahre. Wird es in den Großstädten und Ballungszentren nach dem Ende der Pandemie zu einer Rückkehr des Vor-Corona-Mobilitätverhaltens kommen? Wo befindet sich das eigene Büro, das man erreichen will? Vor Corona nutzten vor allem Privatkunden verstärkt E-Scooter, Carsharing oder Ridesharing-Dienste. Teilweise hatten auch Flottenbetreiber ihren Fahrzeugpool aus Kostengründen abgebaut, weil sie auf Carsharing-Angebote zurückgreifen konnten. Vereinzelt hatten Unternehmen sogar begonnen, ihren Mobilitätsbedarf ganzheitlich zu betrachten: Es ging um den Einkauf von Kilometern, unabhängig davon, ob mit Bahn, Flugzeug oder mit dem Auto zurückgelegt. Leasinggesellschaften beobachten diesen Trend und arbeiten an eigenen Mobilitätslösungen, wenngleich dafür in der Breite vor der Pandemie noch keine wesentliche Ausweitung auf den gewerblichen Bereich zu sehen war. Eine Ausnahme stellen Dienstfahrräder dar, die vor allem als E-Bikes seit einigen Jahren erfolgreich im Leasing angeboten werden und durch die Pandemie weiter an Attraktivität gewonnen haben. Die Leasinggesellschaften haben sich hier schnell auf die neue Nachfrage eingestellt und spezielle Leasingmodelle entwickelt.

Nachhaltigkeit und Klimaschutz 
Die Megathemen Nachhaltigkeit und Kreislaufwirtschaft haben schon in den vergangenen Jahren Gesetzgeber, Aufsicht und Wirtschaft erreicht. Bereits gestartete Transformationsprozesse der Unternehmen setzen sich 2021 weiter fort. Immer mehr Unternehmen verschreiben sich dem klimaneutralen Wirtschaften, Geschäftsmodelle und Produkte werden auf ihre Nachhaltigkeit hin überprüft, Folgen daraus für die Leasingbranche abgeleitet. Nachhaltigkeit und Klimaschutz sind Herausforderung und Chance zugleich, Investitionen in umweltfreundlichere und innovative Technologien sind der Schlüssel. Laut EU-Kommission müssen jährlich europaweit zusätzlich 180 Milliarden Euro investiert werden, um die Energie- und Klimaziele der EU zu erreichen. Die Leasingwirtschaft wird den Wandel zu einer nachhaltigen Wirtschaft in Deutschland aktiv mitgestalten. Mit ihrer Expertise realisieren die Leasinggesellschaften einen großen Teil der notwendigen Investitionen in moderne, umweltfreundlichere Technologien. Dies meint nicht nur Investitionen in erneuerbare Energieanlagen, sondern auch in emissionsärmere Maschinen oder Produktionsanlagen mit verbesserter Energiebilanz und in Elektromobilität. Nicht zuletzt spielt das Geschäftsmodell Leasing eine Schlüsselrolle für eine erfolgreiche Kreislaufwirtschaft. Die Leasingwirtschaft wird daher auch künftig als verlässlicher Investitionspartner für Unternehmen gebraucht. Gerade beim Wiederanlaufen der Wirtschaft ist Leasing nicht zuletzt durch seine Liquiditätsschonung und Flexibilität die gefragte Investitionsform für Unternehmen.

 

AUTORIN

Dr. Claudia Conen ist seit 2020 Hauptgeschäftsführerin des BDL, zuvor leitete sie den Bereich „Fördergeschäft und Finanzierung“ beim Bundesverband Öffentlicher Banken. In dieser Funktion betreute sie die Mittelstandsfinanzierung. Ihre berufliche Laufbahn begann die promovierte Wirtschaftsjuristin als Referentin eines Europaabgeordneten, bevor sie als Transaction Lawyer im Bereich Bank- und Kapitalmarktrecht zu einer internationalen Wirtschaftskanzlei wechselte. In der KfW Bankengruppe war die gebürtige Erfurterin anschließend im Vorstandsstab für Europaangelegenheiten und Finanzmarktregulierung tätig. Dr. Conen ist Mitglied im Präsidium der überparteilichen Europa-Union Deutschland und Sprecherin der AG Europäische Wirtschaftspolitik. Zudem vertritt sie die Europa-Union im ZDF-Fernsehrat.

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