Muuuuh!

<p>Nein, das ist kein fehlgeleiteter Beitrag, der eigentlich für ein Landwirtschafts- Magazin bestimmt ist. Dann vielleicht ein Auszug aus der Werbung für ein Milchprodukt? Wieder falsch, und auch das Rechtschreibprogramm hat nicht versagt … Zur Beruhigung: Der Autor dieser Zeilen ist auch nicht von Sinnen, wenngleich das in diesen Zeiten nicht so abwegig ist.</p>

Muuuuh!
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Hand aufs Herz: Blickt man mal auf die vergangene und zukünftige Entwicklung der Kosten für das Autofahren, fühlt man sich doch so richtig gemolken. Beim Kauf fängt es an, geht über Kfz-Steuer, Kraftstoff, Versicherung, Werkstatt, Prüfgebühren, Instandsetzung und endet nicht unbedingt beim Wertverlust. Der Kreis schließt sich und startet wieder beim Neuwagenkauf. Ein Blick in den VDA-Autokostenindex bestätigt hier eine erste Vorahnung. Zwar liegt der Index für 2020 insgesamt bei 105,8 und damit nur minimal über dem zum Vergleich herangezogenen Verbraucherpreisindex mit 105,3. Sieht man sich aber die Einzelposten genauer an, dann werden die Kostentreiber schnell ersichtlich:

Wartung und Reparatur von Fahrzeugen: 114,0
Neue Pkw: 106,9
Diesel: 108,4
Fahrschule, Kfz-Untersuchung, Kfz-Steuer: 106,1

Spontan bestätigen kann jeder die Entwicklung der Kosten für Wartung und Reparatur. Um bei der Wartung die eklatanten Unterschiede im Vergleich zu anderen Ländern zu sehen, sollte man sich zum Beispiel die Angaben zu den Inspektionskosten für die Dauertestfahrzeuge der US-Autozeitschrift „MotorTrend“ ansehen. Dort werden Kosten für Ölservice/Inspektion mit einem Bruchteil dessen angegeben, was hierzulande aufgerufen wird. „Jaja, man kann das ja so nicht vergleichen, weil die Leistungsumfänge unterschiedlich sind und manche Hersteller die Inspektionen bis zu einer Fahrleistung von 60.000 Meilen beim Neuwagenkauf gratis mit dazugeben“, werden Kritiker nun wieder sagen. Sind die Umfänge tatsächlich so unterschiedlich oder die Wartungsintervalle kürzer? Nun, zumindest Letzteres trifft zum Teil zu. Dennoch sind die Unterschiede zum Teil derart hoch, dass man für die Kosten einer Inspektion hierzulande dort locker drei Wartungen bekommt. Kein Wunder also, wenn der durchschnittliche Fahrzeugnutzer irgendwann aus Kostengründen die Wartung vernachlässigt (getreu der Frage „Lassen Sie Ihr Auto regelmäßig warten?“ und der dazu passenden Antwort – „Warum? Auf wen?“).

Die Reparaturkosten zeigen ein ähnliches Bild, wobei man hier nicht über die Grenzen blicken muss. Ein Stundensatz für einen Kfz-Meister von teilweise über 130 Euro (zuzüglich Mehrwertsteuer!) sagt eigentlich schon alles. Auf Tagessatzbasis umgerechnet kann nun jeder Einkäufer selbst vergleichen, welche Dienst- und Beratungsleistungen hierfür eingekauft werden können. Heftig wird es dann bei Blechschäden. Spätestens beim Blick auf die Rechnung bekommt der Privatwagennutzer dann erste Brustschmerzen.

Bemerkenswert ist zum Beispiel auch die Dieselpreisentwicklung, da die Preise seit Beginn der Corona-Krise deutlich gesunken sind und dies die Statistik entsprechend aufhübschen dürfte. Über die erfolgte Weitergabe der Mehrwertsteuersenkung an den Endverbraucher darf hier heftig spekuliert werden, zumal die Kraftstoffpreise hierzulande ohnehin schlichtweg intransparent sind (siehe Flottenmanagement 1/2020: „Jo-Jo- Effekt“). Hier kommt der nächste Kracher im kommenden Jahr: die CO2-Abgabe auf Kraftstoffe. Da diese Steuer kurzerhand noch VOR der Einführung erhöht wurde (!) und mit der Einführung die Mehrwertsteuererhöhung, die dann ganz sicher weitergegeben wird, greift, kann man sich auf tatsächliche Preissteigerungen von 10 bis 12 Cent pro Liter einstellen. Auch beim Posten Kfz-Untersuchung und Kfz-Steuer dürfte, würde man ihn individuell betrachten, Deutschland im Vergleich mit anderen Ländern deutlich schlechter abschneiden. 

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Beleuchtet alle Aspekte der batteriebetriebenen Mobilität im Unternehmen

Die Kosten für Kfz-Untersuchungen oder auch TÜV-Gebühren sind sukzessive gestiegen und heute weit vom Niveau zur Zeit der Euro-Einführung entfernt. O.k., Fahrzeuge sind komplexer geworden, was natürlich einen erweiterten Prüfvorgang erfordert. Ob allerdings das alleinige Auslesen des Fehlerspeichers derartige Kostensteigerungen rechtfertigt, das sei mal dahingestellt.

Ein Blick zurück ins Jahr 1999: Hier kostete die TÜV-Gebühr vor der Gebührenerhöhung im Dezember des Jahres noch 70,70 D-Mark oder 36,16 Euro. Anno 2007 waren die Kosten bereits bei 43,50 Euro. Die AU kam da noch mit 32,70 Euro für Benziner hinzu (beides dann noch zuzüglich des vollen Mehrwertsteuersatzes). Aktuell liegen die TÜV-Gebühren (Beispiel TÜV Nord Berlin, Stand September 2020) bei 77,00 Euro zuzüglich HU für 37,10 Euro. Das sind die Tücken der Statistik. 

In der nächsten Ausgabe blicken wir genauer auf die Kfz-Steuer. Und keine Sorge, wenn Sie nach dem Lesen dieses Beitrags ein Ziehen in der Brust verspüren, dann droht nicht gleich vor lauter Aufregung ein Infarkt. Die Symptome lassen sich ganz einfach mit dem Lesen der Überschrift erklären.

 

AUTOR

Peter Insam ist seit nunmehr 28 Jahren im Einkauf für Betriebsmittel und Investitionsgüter unterwegs, von denen er seit 25 Jahren die Geschicke verschiedener nationaler und internationaler Fuhrparks gelenkt hat. Heute ist er als Head of Corporate Procurement und zwischenzeitlich auch als Prokurist unter anderem für die knapp 700 Firmenfahrzeuge der Hays AG verantwortlich. Zuvor war er rund zehn Jahre für den Einkauf von Betriebsmitteln und Investitionsgütern für den Medizintechnik-Hersteller Maquet GmbH in Rastatt tätig. Hierzu gehörte auch die Leitung des Fuhrparks mit 350 Fahrzeugen am Standort Rastatt. Darüber hinaus sammelte er zahlreiche Erfahrungen im Rahmen von Auslandsaufenthalten in Frankreich und Australien.

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