Gross und breit
<p>In den letzten Jahren ist der Pkw- Reifen immer größer und breiter geworden, wie eine Studie von Check24 veranschaulichen konnte. Derzeit liegt der Durchschnitt in Deutschland bei 16,5 Zoll im Querschnitt und 212,6 Millimeter in der Breite. Doch diese eher optischen Veränderungen sind nicht die einzigen Trends auf dem Reifenmarkt. Vor allem in Bezug auf die Unternehmensmobilität gibt es einige Entwicklungen. Daher wollten wir von den Teilnehmern der aktuellen Flottenmanagement- Onlineumfrage wissen, wie das Räder- und Reifenmanagement in ihren Fuhrparks geregelt ist.</p>

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Das Thema Räder und Reifen tangiert jeden Dienstwagenfahrer und Flottenmanager, denn ohne passende Pneus am Fahrzeug gehts einfach nicht. Dennoch sprach das Thema der Onlineumfrage scheinbar weniger Teilnehmer an als in den Jahren zuvor. Hinsichtlich der Teilnehmerstruktur lässt sich feststellen, dass Flottenmanager mit Fuhrparks über 100 Fahrzeugen mit 47 Prozent doch sehr stark repräsentiert sind. Für diese Großflotten stellt das Reifenmanagement hinsichtlich der Kosten, der Logistik und der Administration natürlich deutlich größere Herausforderungen als für kleinere Flotten mit wenigen Fahrzeugen. Das Reifenmanagement ist nicht einfach skalierbar wie andere Verwaltungsaufgaben im Fuhrparkbereich. Für die Aussagekraft der Umfrage ist die starke Beteiligung von Großflottenmanagern jedenfalls positiv zu bewerten. Denn zum einen dürften sich die Flottenmanager von großen Fuhrparks mit dem Thema intensiver auseinandergesetzt haben und zum anderen stehen die Antworten der Teilnehmer für eine signifikant hohe Anzahl an Reifen im Flottengeschäft.
Trotz Krise, Lockdown und Kontaktbeschränkungen – der saisonale Reifenwechsel im Frühling dieses Jahres lief (fast) normal ab, sofern er denn nötig gewesen ist. Denn der Ganzjahresreifen wird auch im gewerblichen Fuhrpark immer beliebter. Doch dazu später mehr. In unserer Umfrage haben wir drei Nutzergruppen unterschieden: die User-Chooser-Flotte, den Servicefuhrpark und die Transporter-Fuhrparks. Wenn man das jeweils wichtigste Kriterium bei der Reifenauswahl innerhalb der jeweiligen Flottengattung betrachtet, wird deutlich, warum diese Dreiteilung nötig ist. So gibt es in User-Chooser-Flotten häufig gar keine Einschränkungen bei der Reifenwahl (21 Prozent, Grafik 1). Wenn es doch Einschränkungen gibt, dann durch den Leasingvertrag (16 Prozent) oder die Vorgaben weiterer Dienstleister (9 Prozent). Erst an dritter Stelle steht der Reifen- und Felgenpreis als Kriterium bei der Reifenwahl (16 beziehungsweise 12 Prozent). Gänzlich anders sieht das in der Serviceflotte aus. Auch hier geht es um Pkw-Bereifung und dennoch bestimmt hier der Preis ganz klar den Kauf (Grafik 2), genauer gesagt das Preis-Leistungs-Verhältnis. Denn neben den 31 Prozent, die den Reifenpreis als Kaufkriterium angaben, haben 29 Prozent auch die Reifenmarke als entscheidend angegeben. A-Brands und das damit verbundene Qualitätsversprechen sind also, trotz aller Preissensibilität, beliebt in den Serviceflotten. Einschränkungen durch Vorgaben von Dienstleistern oder Leasingverträge spielen eine eher untergeordnete Rolle bei der Reifenwahl. Wer auch Transporter in seiner Flotte verwaltet, gewichtet die Kaufkriterien in Sachen Bereifung ähnlich wie Pkw-Service- Flotten (Grafik 3). Auch hier sind der Kaufpreis (21 Prozent) und die Qualität der A-Brands (26 Prozent) entscheidend. Die Markenqualität spielt im harten Arbeitsalltag von Transportern anscheinend noch eine größere Rolle als bei den Pkw. Im Vergleich zu den User-Chooser-Flotten sind bei Service- und Transporterflotten auch Umwelt- und Sicherheitskriterien gemäß den EU-Reifenlabels eine Entscheidungshilfe. So geben 14 Prozent bei den Serviceflotten an, Mindestkriterien anhand der Labels formuliert zu haben. Bei den Transportern sind es sogar 17 Prozent. In Zukunft könnte das EU-Label eine noch größere Rolle bei der Kaufentscheidung einnehmen, da das seit 2012 verpflichtende Label voraussichtlich ab dem 1. Mai 2021 genauere Vorgaben zur Reifenkennzeichnung beinhalten wird (siehe dazu auch S. 60).
Doch welche Reifen werden überhaupt nachgefragt? In den letzten Jahren hat sich ein Trend zum Ganzjahresreifen herauskristallisiert. Gerade Service- und Transporterflotten greifen aufgrund der angesprochenen Preissensibilität gerne auf Allwetterreifen zurück. Das bestätigen auch die Marktzahlen des Bundesverbands Reifenhandel und Vulkaniseur-Handwerk e. V. (BRV) für 2019. Demnach lag die Stückzahl an Transporterreifen im vergangenen Jahr bei 3,74 Millionen Pneus und ging damit im Vergleich zum Vorjahr nur leicht um 0,8 Prozent zurück. Der Absatz von Ganzjahresreifen stieg in dieser Produktgruppe um weitere 6,2 Prozent, ihr Marktanteil liegt damit bei 31 Prozent. Doch auch im Pkw-Segment sind die Alleskönner derzeit auf der Gewinnerseite. So stieg, laut BRV, der Anteil der Ganzjahresreifen in dieser Produktgruppe um etwa drei Prozentpunkte auf jetzt 20 Prozent (Winterreifen: 47 Prozent, Sommerreifen: 33 Prozent). Diese Entwicklung geht prinzipiell zulasten der Saisonspezialisten.
Für diese Entwicklung allein den Kostenfaktor bezogen auf Kauf, Wechsel und Einlagerung von saisonalen Reifen verantwortlich zu machen, greift zu kurz. Zum einen sorgt die Klimaerwärmung vielerorts für schneefreie und wärmere Winter. Zum anderen scheinen die Hersteller von Ganzjahresreifen die technischen Hürden bei der Lösung der Zielkonflikte immer besser in den Griff zu bekommen (siehe auch S. 66). Anders sind auch die guten Testergebnisse vieler Fachmagazine und die guten EU-Labelwerte nicht zu erklären. Für viele Flottenmanager jedenfalls bieten diese Einschätzungen eine Orientierungshilfe. Mehr als 40 Prozent informieren sich in Zeitschriften und Fachmagazinen über das Thema Reifen (Grafik 4). Das Reifenlabel bietet immerhin in 21 Prozent der Fälle eine Informationsquelle. Auch beim Reifenservice verlassen sich die meisten Fuhrparkmanager auf externe Expertise. So findet der Reifenwechsel nur in zehn Prozent der Fälle in einer eigenen Werkstatt statt (Grafik 5) und 19 Prozent lagern die Reifen selbst ein (Grafik 6). Dies hängt natürlich auch immer mit der Branche und den Kapazitäten des Unternehmens zusammen.
Der eingangs beschriebene Trend zu großen und breiten Reifen spricht eigentlich gegen das preisgetriebene Geschäft mit den Pneus. Auch Umweltaspekte und Sicherheit spielen eine entscheidende Rolle, wie die Ergebnisse der Onlineumfrage zeigen konnten. Insbesondere in Service- und Transporterflotten ist die Reifenwahl daher eine Preis-Leistungs-Entscheidung. Bei den User-Choosern spielen optische Gesichtspunkte eine stärkere Rolle.

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