Drei Mal 60
<p> Audis Oberklasse A8 gibt es in drei verschiedenen 60er-Ausführungen – als konventionellen V8-Benziner, als V8-Diesel und als Benzin-Hybriden mit sechs Zylindern. Flottenmanagement hat letzterem einmal auf den Zahn gefühlt.</p>

PDF Download
Verwirren Sie die neuen Audi-Modellbezeichnungen? Okay, wir klären auf: Die Zahlen stecken den Leistungsbereich des Fahrzeugs ab und treffen keine Aussage mehr zum Hubraum. Ein A8 60 hat also keinesfalls unter 400 PS – egal, ob es sich um Diesel, Benziner oder Hybriden handelt – die Zylinderzahl spielt ebenfalls keine Rolle. Unser 60 TFSI e – das „e“ steht für die Elektrokomponente – leistet 449 PS, Not leidet man also nicht. Im Falle der hier besprochenen Variante lautet die komplette Modellbezeichnung A8 L 60 TFSI e – bedeutet also maximalen Komfort und Luxus, vor allem im Fond. Denn der Oberklässler aus Ingolstadt mit langem Radstand misst satte 5,30 Längenmeter, bietet in der zweiten Reihe neben unfassbar viel Beinfreiheit auch noch einzelne Sessel sowie eine eigene Bedieneinheit, doch dazu später mehr. Der gestreckte Radstand tut den Proportionen des A8 jedenfalls gut, so dass die Langversion selbst aus ästhetischen Erwägungen heraus gewählt werden könnte. Unhandlicher als die Standard-Variante ist sie in der Praxis kaum, denn deutlich über fünf Meter misst auch die.
Aber primär möchte Flottenmanagement zunächst herausfinden, wie der Plug-in-Hybrid aus der Fahrerperspektive wirkt. Dazu muss man wissen: Wer sich die Hörner bereits abgestoßen hat oder zumindest im Alltag nicht permanent den Drang verspürt, die volle Leistung abzurufen, kommt mit dem Elektropart recht gut hin. Klar, rund 14 kWh Akkukapazität sind nicht die Welt, aber sogar ein Audi A8 dürfte im realen Leben nicht jeden Tag auf die Langstrecke gehen, und für 30 Kilometer in der Praxis reicht es ganz locker. Außerdem kommt selbst ein 2,4 Tonnen schwerer Luxusliner mit 136 PS (so viel bietet die E-Maschine) und 350 Nm E-Drehmoment zurecht. Der säuselnde Motor schiebt die Limousine beflissen voran, und man hat ohnehin andere Erwartungen, weiß man doch, dass es sich nur um ein – wenn man so will – „Nebenaggregat“ handelt. Es ist ja nicht so, als würde man häufig Vollgas fahren. Geht es auf die schnelle Piste oder einsame Landstraßen, sieht die Sache anders aus. Und jetzt folgt die eigentliche Überraschung.
Denn beim Plug-in-Hybriden schwingt immer so ein ökologischer Gedanke mit, ob nun die „60“ (wir haben ja gelernt, das heißt über 400 PS) auf dem Heckdeckel klebt oder nicht. Wer das rechte Pedal tiefer drückt, erlebt den surrenden A8 plötzlich mit Schmackes davonstürmen. Dann entwickelt der drei Liter große Sechszylinder ein sportives Murmeln, und die virtuelle Anzeigenadel fliegt über die hochaufgelöste, elektronische Tachoskala. Spätestens jetzt wird klar, dass die angegebenen 449 PS keine reinen Papierwerte sind, der A8 hat tatsächlich Muskeln und kann es diesbezüglich auch mit seinem achtzylindrigen Benziner-Pendant aufnehmen. Dennoch vollziehen sich die Beschleunigungsorgien betont leise und komfortabel, es ist mehr das sonore Knurren, das der Sechszylinder aushaucht, niemals kehliges Schreien – auch nicht jenseits der 5.000 Touren. Passt auch zum luftgefederten Chassis, das den Ingolstädter sanft über Bodenwellen schweben lässt – hier tut der überbordende Radstand von 3,13 Metern sein Übriges. Apropos, wir müssen ja noch den Sitztest im Fond machen.
Vergessen sie Infotainment, der A8 kann ohnehin alles – von Display bis zum Abwinken über Smartphone-Integration bis zum WLAN-Hotspot. Ach ja, Display – im Fond auf den beiden separaten Fauteuils gibt es auf der exponierten Mittelkonsole genug zum Touchen, sei es die Klimaregelung, Steuerung des Ambientelichts oder sonst etwas. Natürlich lassen sich die üppig gepolsterten Ledersessel auch elektrisch so zurechtrücken, wie man es gerne hätte. Und Beinfreiheit der Extraklasse ist auch inklusive. Soll man sich in diesem A8 wirklich chauffieren lassen? Vielleicht im Stau oder generell im städtischen Bereich, weil auf Autobahn und Landstraße macht der Power-PHEV-Strang mit seinem kaum enden wollenden Druck einfach zu viel Spaß. Spaß macht der Audi freilich auch beim Anblick der überaus wertig anmutenden Materialverarbeitung – beim Testwagen gefällt die wohlkomponierte Mischung aus dunklem Holz und hochglänzendem Klavierlack.
Mächtig Erfindergeist haben die Sicherheitsentwickler übrigens gezeigt und dabei auch Herz für eine immer häufiger im Straßenverkehr vorkommende Spezies bewiesen: die Radfahrer. So sind sämtliche Türöffner „by wire“ angebunden und verhindern das versehentliche Öffnen, falls im falschen Moment ein lautloses Zweirad angeschossen kommt – nämlich wenn man am Straßenrand parkend impulsmäßig zügig aus dem Auto hasten möchte. Was die Sicherheit angeht, da ist der starke A8 recht üppig bestückt – ganz ohne Griff in die Kiste der Sonderausstattungen. Keine Diskussionen – der Luxusliner kann selbsttätig beschleunigen und bremsen, hilft aktiv nach, wenn man einmal unverhofft einem Hindernis ausweichen muss. Auch wenn der Fahrer trotz Gegenverkehrs abbiegen möchte, stoppt das Fahrzeug per Computer. Interessant auch, dass der Audi Effizienztipps in der Lage zu geben ist: Naht eine Stelle, an der man ohnehin wird bremsen müssen, gibt das Gaspedal einen zarten Impuls, man möge es doch lupfen in Verbindung mit einem grünen Symbol.

Aktuelles Magazin
Ausgabe 2/2020

Sonderausgabe Elektro
Das neue Jahresspecial Elektromobilität.
Sie ahnen es schon – im letzten Kapitel geht es natürlich um Preise. Und auch wenn der lange und starke A8 bereits ausgezeichnet ausstaffiert wurde – um die Finanzierung eines 92.100 Euro netto teuren Vehikels zu stemmen, braucht es schon den entsprechenden monetären Hintergrund. Dennoch bleibt erwähnenswert, dass man die Sonderausstattungen eigentlich getrost links liegenlassen kann, denn sogar dicke Brocken wie Matrix-LED-Licht, ein äußerst umfangreiches Navi, schlüsselloses Schließsystem oder ein Tempomat, der wirklich alles kann, sind immer am Start. Okay, der Kreuzungsassistent (1.218 Euro netto) muss noch her – dann wird auch das seitliche Fahrzeugumfeld geprüft, um noch gezielter Notbremseingriffe vornehmen zu können. Und die durchgehende Konsole plus Einzelsitze hinten haben einfach Coolnessfaktor – kosten in einem umfangreichen Paket aber auch stolze 5.710 Euro netto. Dafür sind die Polster jedoch aktiv belüftet, und man kann sich auf einer langen Fahrt mal so richtig durchkneten lassen. Wer kann so etwas schon in seinem Auto

Aktuelles Magazin
Ausgabe 2/2020

Sonderausgabe Elektro
Das neue Jahresspecial Elektromobilität.
Der nächste „Flotte!
Der Branchentreff" 2026
0 Kommentare
Zeichenbegrenzung: 0/2000