Eine für alles?

<p> Schon seit Jahren versuchen Automobilhersteller sowie Energieunternehmen zu verdeutlichen, dass f&uuml;r den Durchbruch der Elektromobilit&auml;t auch ein Umdenken erforderlich ist. Dennoch h&auml;lt sich die Reichweitenangst bei vielen Menschen hartn&auml;ckig. Nicht zuletzt zeigt auch die Politik mit Vorst&ouml;&szlig;en zu einem &uuml;berdimensionierten Ausbau der E-Ladeinfrastruktur, dass diese Angst wohl erst ein Ende hat, wenn an jeder Ecke eine freie Ladestation zu finden ist. Doch wie ist die Situation zurzeit? Flottenmanagement zeigt Ihnen, wie das Laden eines Elektro-Dienstwagens unterwegs funktioniert.</p>

Eine für alles?

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Die Automobilbranche steckt in einem schwierigen Umbruch, der Erfolg der E-Mobilität ist für sie von entscheidender Bedeutung: „Damit Deutschland auch weiterhin führende Automobilnation bleibt, müssen Politik und Industrie Hand in Hand an der schnellen Verbreitung von Elektrofahrzeugen arbeiten“, heißt es im „Masterplan Ladeinfrastruktur“ der Bundesregierung, welcher Anfang November bei einem Spitzentreffen im Kanzleramt von Politik und Automobilindustrie erarbeitet wurde. Für alle scheint klar, dass ein flächendeckendes Netz von Ladepunkten eine wichtige Voraussetzung für den Durchbruch der E-Autos auf dem Massenmarkt ist. Doch wie viele öffentliche Ladepunkte sind nötig? Volkswagen geht von 80.000 bis 100.000 öffentlichen Ladepunkten bis Ende 2021 aus. Dafür müsse auch die Bearbeitung der Anträge, neue Ladepunkte einzurichten, deutlich beschleunigt werden – derzeit dauere dies im Schnitt acht Monate. Nach Angaben des Bundesverbands der Energie- und Wasserwirtschaft e. V. (BDEW) gab es Ende Juli deutschlandweit mehr als 20.500 (teil-)öffentlich zugängliche Stationen – das waren knapp 52 Prozent mehr als vor einem Jahr.

Für diejenigen, die bereits ein Elektrofahrzeug ihr Eigen nennen oder sich mit dem Gedanken anfreunden könnten, gibt es ein reichhaltiges Portfolio an Ladeinfrastruktur für Zuhause und am Arbeitsplatz (S. 86). Laut BDEW finden etwa 85 Prozent der Ladevorgänge dort statt. Doch auch unterwegs lässt sich schon heute bequem laden, dafür sorgt vor allem die Energiewirtschaft, welche drei Viertel aller öffentlichen Ladepunkte betreibt. Die Bezahlung ist in den letzten Jahren deutlich einfacher geworden, denn seit November 2017 gilt für jede neue Ladesäule in der Öffentlichkeit, dass das Fahrzeug einfach und spontan aufzuladen sein muss (Ladesäulenverordnung und ihre Ergänzung im Jahr 2017). Dieses einfache Laden und Bezahlen ist so auch ohne längerfristigen Fahrstromvertrag an allen neuen Ladesäulen spontan und unabhängig vom Betreiber möglich („diskriminierungsfreies Laden“). Die Bezahlung ist immer mindestens über eine der folgenden vier Varianten direkt vor Ort möglich: entweder ohne Authentifizierung und dann 1. kostenlos oder 2. bargeldbasiert oder aber mit einer Authentifizierung an der Ladesäule bargeldlos über 3. ein kartenbasiertes (beispielsweise EC- oder Kreditkarte) oder 4. ein webbasiertes Zahlungsverfahren wie eine App. Die Möglichkeit, vertragsbasiert zu laden und zu zahlen, besteht auch weiterhin.

Energieversorger
E.ON bietet beispielsweise mit E.ON Drive Easy die Möglichkeit, über eine Ladekarte oder die E.ON Drive App an über 6.000 Ladepunkten in Deutschland zu einem Festpreis-Tarif zu laden. Die EWE Stromtankkarte ermöglicht laut eigenen Angaben den Zugang zum flächendeckendsten Ladesäulennetz im Nordwesten Deutschlands. Gleichzeitig kann die Stromtankkarte auch in der App Punktladung von EWE registriert und der Ladevorgang per App gestartet werden. Mithilfe der EnBW mobility+ App soll nicht nur ganz bequem die nächste freie E-Tankstelle in der Nähe gefunden werden, sondern auch ganz einfach der Ladevorgang gestartet und damit bezahlt werden können – und das laut EnBW im dichtesten Ladenetz in Deutschland, Österreich und der Schweiz mit Zugang zu über 30.000 Ladepunkten. Vattenfall bewirbt bei der InCharge Ladekarte neben dem Zugang zu allen öffentlichen Ladestationen des InCharge-Ladenetzwerks auch die Abrechnung der Ladevorgänge bei den Kooperationspartnern ladenetz.de und Stromnetz Hamburg GmbH zu Konditionen der InCharge Ladekarte.

Roaming-Plattformen
Viele Fahrzeughersteller, Ladeinfrastruktur- und Energieanbieter vernetzen sich zudem untereinander auf sogenannten Roaming-Plattformen. Sie tauschen miteinander Daten aus und schaffen auf diese Weise flächendeckende Ladenetzwerke über die Landesgrenzen hinweg. Für den Fahrer wird dadurch einfaches und anbieterübergreifendes Laden und Bezahlen möglich (eRoaming): So ermöglicht beispielsweise Plugsurfing über einen Ladeschlüssel (oder eine Ladekarte) und die kostenlose App den Zugang zu mehr als 130.000 Ladepunkten in ganz Europa. Ein ähnlich dichtes Netzwerk bietet NewMotion über Ladekarte und App an – mehr als 125.000 öffentliche Ladestationen sind auch hier eine Ansage. Das Ladenetzwerk von Hubject ist in 28 Länder aktiv. - Durch ein Netz von 600 B2BPartnern sind über diese eRoaming-Plattform mehr als 200.000 Ladestationen zugänglich. Aber auch rein deutsche Netzwerke gibt es: Eines ist ladenetz.de von der smartlab Innovationsgesellschaft mbH, worüber beispielsweise der Zugang zu den Ladestationen von über 200 kommunalen Energieversorgern, den ladenetz.de-Businesspartnern und externen Roaming- Partnern ermöglicht wird. Über die TankE-App beziehungsweise die TankE-RFID-Karte ist ein weiteres deutsches Netzwerk zugänglich – über 920 Ladepunkte bundesweit (Stand: November 2019).

Mobilitätsdienstleister
Wie bereits in unserer Tankkarten-Übersicht (S. 78) aufgezeigt, lassen sich über die meisten Tankkarten auch Ladevorgänge abrechnen. So ermöglicht die Shell Card beispielsweise den Zugriff auf das Ladenetzwerk von NewMotion, welches übrigens zur Shell Group gehört. Das gleiche Netzwerk nutzt auch die Total Card. Volkswagen Financial Services setzt bei der Charge&Fuel Card auf ein Ladenetzwerk mit rund 19.000 Ladepunkten in ganz Deutschland. Deutschlandweit etwa 13.000 öffentliche Ladestationen sowie über 14.000 weitere E-Tankstellen im europäischen Ausland stehen mittels RFID-Chip auf der DKV Card +Charge zur Verfügung. Neben den Tankkartenanbietern bietet eine Vielzahl weiterer Mobilitätsdienstleister einen Zugang zu Ladenetzwerken an: Die DB Strom-Ladekarte kann beispielsweise auch an anderen Ladestationen des Ladeverbunds DB Energie genutzt werden. ADAC e-Charge setzt hingegen auf das Ladenetzwerk der EnBW und deren Roaming-Partner. An mehr als 56.000 Ladepunkten in ganz Europa kann mit GET CHARGE der Telekom zu einheitlichen Tarifen geladen werden. Die Kosten der Kilowattstunde unterscheiden sich lediglich hinsichtlich bevorzugter und sonstiger Ladestellen; für das Laden im Ausland gilt ein Preis pro Land. sunhill technologies ermöglicht über den Service Charge, der in der E-Charging App und in dem SMS-Bezahlsystem von chargeIT integriert ist, die registrierungsfreie Bezahlung an mehr als 2.000 Ladepunkten von Stromnetz Hamburg, chargeIT und weiteren Partnern.

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Fazit
Die Reichweitenangst bei der Elektromobilität ist unbegründet. Hierzulande muss kein Dienstwagennutzer fürchten, mit seinem Stromer auf halber Strecke liegen zu bleiben, allein die Umstellung auf diese Antriebsform muss auch im Kopf geschehen. Das Angebot an Elektrofahrzeugen wie auch der nötigen Ladeinfrastruktur hält für nahezu jeden Bedarf das passgenaue Produkt bereit: Seien es die zuvor beschriebenen Ladenetzwerke oder das Angebot der Automobilhersteller für das Laden unterwegs. Selbst ein Joint Venture verschiedener Automobilhersteller für den Aufbau und den Betrieb eines leistungsfähigen Schnellladestation-Netzwerks ist seit dem Start von IONITY keine Fiktion mehr. Dennoch darf der Ausbau öffentlicher Ladeinfrastruktur nicht stoppen, denn mehr E-Fahrzeuge benötigen auch mehr Ladepunkte.

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