Der ist wirklich grün
<p> Audi stellt seine sportlichen S-Modelle in der Mittelklasse auf Diesel um – ein kluger Schachzug, um CO2 einzusparen. Leidet die Sportlichkeit unter dieser Maßnahme? Mitnichten.</p>

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Wer sich einem unter leichter Last anfahrenden Audi SQ5 nähert, wird überrascht sein. Steckt da etwa ein Achtzylinder-Benziner unter der Motorhaube? Nein, keinesfalls, auch wenn es so klingt. Die Ingolstädter haben mal wieder in die Trickkiste gegriffen und einen feinen Klang kreiert, um den Selbstzünder noch attraktiver zu machen – Operation gelungen, in der Praxis könnte man die Triebwerke leicht verwechseln. In Wirklichkeit handelt es sich beim sportlichsten aller Q5 um einen drei Liter großen Sechszylinder-Diesel – aber einen mit imposanten Leistungsdaten. Nicht weniger als 347 PS wüten da unter der Motorhaube, und das Aggregat baut ein bäriges Drehmoment-Plateau von 700 Nm auf, abrufbar zwischen 2.500 und 3.100 Touren. Wichtig zu wissen ist außerdem, dass die Ingenieure der Maschine die Anfahrschwäche quasi komplett wegtrainiert haben. Der SQ5 verfügt über ein 48 Volt-Bordnetz, das genug Power für einen elektrischen Verdichter bereithält, der exakt dann boostet, wenn noch nicht genug Abgasstrom für den klassischen Turbo bereitsteht.
Es gibt zudem zahlreiche weitere Maßnahmen, um den Verbrenner möglichst ökologisch zu machen. Ein Riemen-Startergenerator greift ihm unter die Arme, wenn er betriebsungünstig läuft. Dabei handelt es sich um einen „überstarken“ Anlasser, der ein ansehnliches Drehmoment auf die Kurbelwelle geben kann. Beim Motorstart erkennt man ihn, weil das klassische Startgeräusch des „Orgelns“ quasi enthält – der Motor „ploppt“ einfach an. Der Riemenstarter ist so kräftig, dass er den Verbrenner mit rasanter Drehzahl blitzschnell hochzieht. Nur beim Kaltstart bemüht der SQ5 einen konventionellen Ritzelstarter, um einem Durchdrehen des Riemens vorzubeugen, falls das Auto beispielsweise bei feuchter Nacht draußen verbracht hat. Das klingt jetzt alles sehr theoretisch, also heißt es: ab hinter das Steuer!
Zunächst bewegt sich der SQ5 unauffällig durch den Straßenverkehr, der Dieselmotor läuft kultiviert und hebt seine Stimme kaum. Ob er übrigens nach V8 klingen soll oder nicht, kann man in den umfangreichen Einstellungen wählen. An der Ampel lässt sich kurz checken, ob die Anfahrschwäche wirklich fehlt. Gaspedal schnell niederdrücken und ja, er fährt verzögerungsfrei an. Richtig Spaßfaktor freilich kommt dazu, wenn das Ortsausgangsschild in Sichtweite rückt. Dann darf das rechte Pedal dem Bodenblech endlich ein bisschen näherkommen. Und dann treibt der V6 das obligatorisch mit aktivem Allrad ausgerüstete Mittelklasse-SUV wuchtig nach vorn. Nicht nur das Durchbeschleunigen ist imposant, auch der Durchzug im großen Gang der Wandlerautomatik hat sich gewaschen. Dieser Audi rangiert auf dem Level veritabler Sportwagen, überhaupt keine Frage. Da hinten ist die Autobahn-Auffahrt, biegen wir mal eben ab. Straße frei, wie schlägt sich der S-Audi jenseits von Richtgeschwindigkeit? Zumindest marschiert er satt durch und erreicht sein Höchsttempo zügig. Ein paar Zahlen an dieser Stelle: Lediglich 5,1 Sekunden sollen dem Oberbayern genügen, um 100 km/h zu erreichen – die Maximalgeschwindigkeit endet bei abgeregelten 250 Sachen.
Doch die Stärke des SQ5 liegt freilich nicht nur im Tempo, sondern auch im überdurchschnittlich hohen Fahrkomfort. Seine Sitzanlage ist wie gemacht für lange Strecken, es gibt frei Haus eine pneumatisch einstellbare Lendenwirbelstütze sowie eine integrierte Massagefunktion, über die sich geschundene Rücken bei ausgedehnten Touren freuen. Optional liegt der SQ5 auf Luftbälgen – gut für Nutzer, die häufig mit unterschiedlicher Beladung unterwegs sind, weil das Fahrverhalten durch den Niveauausgleich konstant bleibt. Außerdem gibt es in diesem Kontext die Funktion, das Heck zwecks leichterer Beladung abzusenken. Überhaupt ist das SUV nicht um praktische Lösungen verlegen – so lässt sich die Rücksitzbank längs verschieben, um entweder mehr Raum im Gepäckabteil zu schaffen oder die grundsätzlich nicht gerade mickrige Beinfreiheit im Fond zu erhöhen. So oder so – langstreckentauglich ist der 4x4 auch in der zweiten durch und durch. Im Kofferraum findet man Mulden und diverse Netze für cleveres Lademanagement.
Stark ist dieser Audi außerdem in puncto Infotainment: Technikfans freuen sich über das gut zur Hand liegende Touchpad, auf dem man beispielsweise das Navigationsziel auch schreiben kann wie in ein Notizbuch – mit ein bisschen Übung gelingt das tatsächlich flink, denn während der Fahrt ist die virtuelle Tastatur aus Sicherheitsgründen abgeschaltet. Dass das Kombinstrument komplett aus Displayfläche besteht (420 Euro netto), ist ja mittlerweile eingebürgert. Dennoch muss betont werden, dass die verschiedenen Konfigurationen bei Audi ziemlich intuitiv angesteuert werden können. Learning bei doing geht hier binnen weniger Minuten – selbst Markenneulinge dürften wunderbar zurechtkommen. Ansonsten präsentiert sich das Cockpit aufgeräumt und markentypisch bestens verarbeitet. Dass hier nichts klappert oder knarzt, erwartet der Kunde und trifft auch zu. Matt gebürstete Alu-Dekors speziell für den SQ5 passen architektonisch zum sportiven Charakter des Topmodells. Ein Head-up-Display (823 Euro netto) steht selbstredend ebenso zur Verfügung.

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Falls der Fahrer seinen Blick doch mal von der Straße wendet, unterstützen zahlreiche Sicherheitsfeatures, dass es gut ausgeht. So besitzt jeder Q5 diverse autonome Bremsfunktionen; erweiterte Fahrerassistenz erfordert allerdings Aufpreise. Empfehlenswert ist das netto 680 Euro teure Package mit Spurwechsel-Alarm und Querverkehrwarner – hier wird allerdings nicht nur gewarnt, wenn man trotz fließendem Verkehr weiter rückwärts rollt, um auf eine belebte Straße zu gelangen, sondern auch gebremst. Außerdem meldet die Anlage, wenn man die Tür trotz heranfahrender Radfahrer öffnen möchte. Langstrecken-Nutzer sollten zum „Assistenzpaket Tour“ (1.378 Euro netto) greifen, das neben diversen Unterstützungsfeatures auch den so geschätzten adaptiven Tempomat bietet, der sich insbesondere bei zähfließendem Verkehr auszahlt. Da der Regler das Fahrzeug bis zum Stand herunterbremst, muss man sich im Stopand- Go nicht um die Längsführung kümmern – Beine und Füße können sich erholen, nur das Lenkrad muss im Griff bleiben und der Blick selbstverständlich auf der Straße. Die Preise für den SQ5 starten übrigens ab 57.899 Euro netto.

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