„Mehr als nur eine Brückentechnologie“
<p> Schwerpunktinterview mit Dennis Lindroth, Leiter Flotte & Green Mobility bei Mitsubishi Motors Deutschland</p>

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Flottenmanagement: Das letzte Flottenmanagement- Schwerpunktinterview mit Mitsubishi fand 2017 statt. Was hat sich in dieser Zeit bei Mitsubishi verändert? Welche Entwicklung hat insbesondere das Flottengeschäft genommen
Dennis Lindroth: Wir haben uns in den vergangenen Jahren positiv entwickelt, wenn man bedenkt, dass das echte Flottengeschäft bekanntermaßen kein kurzfristiges, sondern eher ein langfristiges Geschäft ist. Dabei wollen wir keine Zulassungen um jeden Preis generieren, sondern setzen auf Nachhaltigkeit und Kontinuität. Dies verdeutlichen auch unsere Zahlen aus dem Jahr 2018, in dem wir uns um sechs Prozent gegenüber 2017 steigern konnten. Im Jahr 2019 legten wir bis Mai einen rasanten Anstieg um 76,6 Prozent im Vergleich zu 2018 hin. Dieses enorme Wachstum hat seinen Grund sicherlich unter anderem in der 0,5-Prozent-Regelung bei der Versteuerung des geldwerten Vorteils eines BEV/PHEV-Dienstwagens. Außerdem ist das Fahrzeug sofort lieferbar, was im direkten Kundengespräch ein zusätzliches gutes Argument ist. Aber auch der erneute Gewinn des J.D. Power Awards für Kundenzufriedenheit und die öffentliche Diskussion rund um die Elektromobilität haben für eine positive Gesamtentwicklung der Marke Mitsubishi Motors auf dem Flottenmarkt geführt.
Flottenmanagement: Seit März gibt es den Eclipse Cross auch mit einer Dieselmotorisierung. Welche Rolle nimmt der Antrieb ein und wie wird er angenommen
Dennis Lindroth: Es gibt nach wie vor viele Kunden, die eine Dieselmotorisierung wünschen, besonders in der Flotte – für diese Kunden lohnt sich aufgrund der hohen Laufleistung ein Diesel auch wirtschaftlich. Daher haben wir von Anfang an geplant, den Eclipse Cross mit Dieselmotorisierung auszustatten. Das Fahrzeug wird sehr gut von unseren Kunden angenommen. Seit Einführung im Januar dieses Jahres haben wir mehr als 700 Fahrzeuge des Coupé-SUV verkauft.
Flottenmanagement: Fest in Ihrer Markenidentität verankert sind die Themen Allrad und Geländetauglichkeit. Fahrzeuge wie der Pajero oder der Lancer Evolution sind im Rallyesport lange Zeit das Maß aller Dinge gewesen. Wie wichtig sind diese Attribute für Ihre Kunden? Lässt sich dies auch an Verkaufszahlen der einzelnen Modelle festmachen

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Dennis Lindroth: Hier hat sich in den letzten Jahren viel getan. Lange Zeit war der Allradantrieb im gewerblichen Bereich eher unbeliebt. Dies hatte zwei Gründe: Zum einen waren SUV häufig von der Car-Policy vieler Unternehmen ausgeschlossen und zum anderen stufte man den Allradantrieb aufgrund des höheren Kraftstoffverbrauchs als zu teuer ein. Doch mittlerweile wird das Thema Allrad in Verbindung mit dem SUV-Boom und damit auch das Thema Sicherheit immer wichtiger.
Flottenmanagement: Neben den SUV-Modellen und dem Pick-up findet sich auch mit dem Space Star ein Kleinwagen im Angebot von Mitsubishi. Für welche Flotten ist dieses Modell interessant
Dennis Lindroth: Aufgrund des guten Preis-Leistungs-Verhältnisses verkaufen wir inzwischen konstant mehr als 20.000 Modelle des Space Star pro Jahr, auch wenn das Fahrzeug bereits einige Jahre auf dem Markt ist. Speziell im gewerblichen Bereich punkten wir bei Lieferund Pflegediensten sowie karitativen Einrichtungen. Vor allem im städtischen Umfeld spielt der Kleinwagen seine Stärken aus.
Flottenmanagement: Der aktuelle Mitsubishi Outlander Plug-in Hybrid wurde im Herbst 2018 in den Markt eingeführt. Was macht das Fahrzeug im Boom-Segment der SUV besonders
Dennis Lindroth: Schon die Benzinerversion des Outlander verkauft sich gut. Mit der Markteinführung des Outlander Plug-in Hybrid 2014 verschob sich der Schwerpunkt bei den Verkaufszahlen in Richtung der Hybridversion. Im Herbst 2018 verstärkte sich dieser Effekt nochmals durch die Einführung des komplett überarbeiteten MY19. Bis heute ist er mit mehr als 200.000 Einheiten der weltweit am meisten verkaufte Plug-in-Hybrid-SUV. Und auf Deutschland bezogen ist der Outlander Marktführer bei den Plug-in-Hybriden. Er ist zudem das einzige Plugin- Modell auf dem Markt, das sich auch über den Verbrennungsmotor aufladen lässt. Das heißt, der Akku kann, auch während der elektrischen Fahrt, über den Benzinmotor aufgeladen werden. Dies geschieht genauso schnell wie an einer 50-kW-Schnellladesäule. Für uns ist der Plug-in Hybrid mehr als nur eine Brückentechnologie auf dem Weg zu einer rein elektrischen automobilen Zukunft. Wir gehen davon aus, dass uns diese Antriebsart noch Jahre begleiten wird. Ideal ist dieser Antrieb vor allem für Pendler, die weniger als 100 Kilometer am Tag zurücklegen und dennoch nicht die Flexibilität missen möchten, auch mal eine Langstrecke zurücklegen zu können. Für Vielfahrer, die sehr häufig weite Strecken fahren müssen, empfehlen wir immer noch den Verbrenner.
Flottenmanagement: Welche Möglichkeiten bietet die bidirektionale Ladefähigkeit des Outlander Plug-in Hybrid? Ist dies eine Technologie für die Zukunft
Dennis Lindroth: Die Bidirektionalität ist einer der größten Vorteile gegenüber vergleichbaren Modellen anderer Hersteller. Wir können Kunden bedienen, die ein ganzheitliches System aus eigener Stromgewinnung, beispielsweise über Solarpanels auf dem Hausdach, flexiblem Energiemanagement und grüner Mobilität anstreben. Im ersten Schritt wird dies die Integration des Fahrzeugs in ein Haus sein (V2H – vehicle2home). Hierzu läuft gerade ein ausgedehnter Feldtest bei unseren Händlern. Im zweiten Schritt wird auch das öffentliche Stromnetz mit eingebunden (V2G – vehicle2grid). Das heißt, der Outlander Plug-in Hybrid könnte dann Strom nicht mehr nur dem Hausverbrauch zur Verfügung stellen, sondern auch an das öffentliche Stromnetz abgeben, um so etwaige Lastspitzen zu kappen. In der Zukunft werden sicherlich weitestgehend alle BEV/PHEV bidirektional sein und so als mobiler Speicher dienen und den gestiegenen Energiebedarf lokal stillen. Dies ist nicht nur für Privatkunden oder modern eingestellte Dienstwagenfahrer interessant, sondern auch für Unternehmen. So haben wir einen Flottenkunden, die Jopp-Gruppe, die sich vor fünf Jahren mehrere Mitsubishi EVs gekauft hat, um diese in ein eigens entwickeltes bidirektionales System zu integrieren. Die Fahrzeugakkus werden als Pufferspeicher verwendet, um Lastspitzen abzufangen. Bislang sind die bidirektionalen Ladestationen nur Prototypen. Wir gehen aber davon aus, Ende 2019 in Serie gehen zu können. Zudem verfügt unser Outlander Plug-in Hybrid über zwei Schuko-Steckdosen, mit denen maximal bis 1.500 Watt entnommen werden können. So lassen sich Elektrogeräte immer und überall betreiben.
Flottenmanagement: Was verbirgt sich hinter Ihrem Green-Mobility-Ansatz? Welche Rolle spielen alternative Antriebe bei Mitsubishi? Was kann man hier in den nächsten Jahren von Ihnen erwarten
Dennis Lindroth: Green Mobility ist weit mehr als nur ein Ansatz. 2014 haben wir unsere Green-Mobility-Strategie gestartet. Green Mobility bedeutet, dass sich der Kunde neben dem BEV/PHEV noch mit vielen anderen Themen beschäftigt. Ob es der Strom, die Ladeinfrastruktur, Photovoltaik, Blockheizkraftwerk, Brennstoffzelle, Batteriespeicher ist – hat der Kunde diesbezüglich Fragen, so kann der Händler (das Green Mobility Center) dem Kunden direkt weiterhelfen oder aber an einen unserer Kooperationspartner verweisen. Dies gilt natürlich auch für Bestandskunden, also Kunden, die bereits einen Plug-in-Hybrid besitzen.
Flottenmanagement: Das Bundeswirtschaftsministerium hat kürzlich die Kaufprämie für Elektroautos bis Ende 2020 verlängert. Ist der Weg der Bundesregierung in Ihren Augen der Richtige, um die Pkw-Mobilität grüner zu gestalten
Dennis Lindroth: Grundsätzlich gilt für die Elektromobilität das altbekannte Henne-Ei-Problem: Muss erst die Infrastruktur geschaffen werden oder die Modellvielfalt zunehmen? Wir sind jedoch von dieser Problematik etwas befreit, weil unser Plug-in-Hybrid auch ohne dichtes Ladesäulennetz funktioniert. Die Verlängerung des Umweltbonus war zwingend notwendig, auch wenn wir uns eine Verdopplung gewünscht hätten, wie sie von einigen in der Politik diskutiert wurde. Das heißt Verdopplung des Bundesanteils von 1.500 Euro auf 3.000 Euro, denn wir haben den Herstelleranteil seit Einführung des Umweltbonus bereits von 1.500 Euro auf 6.500 Euro vervielfacht. Ein weiterer positiver Anreiz der Regierung ist die Einführung der 0,5-Prozent-Regelung für die Versteuerung des geldwerten Vorteils bei Elektro-Dienstwagen. Der Effekt dieser Regelung spiegelt sich deutlich in der gestiegenen Nachfrage nach unserem Plug-in-Hybrid wider.
Flottenmanagement: Neben den Fahrzeugen an sich ist für Flotten das Servicenetz sehr wichtig. Wie sind Sie hier in Deutschland aufgestellt
Dennis Lindroth: Wir verfügen sowohl über ein flächendeckendes Händler- als auch Servicenetz. Zu den rund 460 Verkaufsstandorten kommen nochmals etwa 150 Servicestützpunkte hinzu, sodass in Summe mehr als 600 Stützpunkte zur Verfügung stehen. Von den Verkaufsstandorten sind auch über 90 Prozent Green Mobility Center. Ebenso sind fast alle Servicestützpunkte in der Lage, Elektrofahrzeuge zu warten und zu reparieren.
Flottenmanagement: Welche Leasing- und Finanzierungsangebote können Sie Flottenkunden anbieten? Haben Sie Angebote für bestimmte Branchen
Dennis Lindroth: Neben den klassischen Kreditangeboten bieten wir auch alle möglichen Varianten im Leasing an. Ob Finanzleasing, Full-Service-, Kilometer- oder Restwertleasing, alles ist möglich. Wir richten uns hier ganz nach den Wünschen des Kunden. In der Vergangenheit haben wir einen deutlichen Schwerpunkt auf Kauf- und Finanzierungsmodelle gelegt. Das klassische Full-Service-Leasing, wie es in der Flotte häufig nachgefragt wird, bauen wir gerade auf. Seit Ende des letzten Jahres haben wir – neben unserer Partnerbank, der MKG-Bank – eine Kooperation mit der Santander Consumer Leasing. Mithilfe dieser Kooperation können wir auch das Full-Service-Leasing für unsere Fahrzeugmodelle anbieten.
Flottenmanagement: Welche Ziele haben Sie sich mittelfristig mit Mitsubishi gesetzt? In welche Richtung wird sich die Marke entwickeln
Dennis Lindroth: Unser Ziel ist weiterhin, unsere Potenziale im Flottengeschäft zu nutzen und unsere Zulassungen in einem gesunden Maß zu steigern. Mit den Erfahrungen von reinen BEV und PHEV bei Mitsubishi Motors sind die Weichen für eine erfolgreiche Zukunft bereits gestellt. Einen ersten Eindruck zeigte der diesjährige Genfer Automobil-Salon. Dort stellten wir die neueste Version unseres Kompakt-SUV, den ASX, vor. Ebenfalls neu kommt der L200, der Pick-up wurde Ende 2018 in Bangkok präsentiert. Beide Modelle werden zukünftig das Markengesicht Dynamic Shield tragen.

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