Sauberer durch komprimiertes Gas
<p> Ende Juni luden der Volkswagen Konzern und Industriepartner aus den Bereichen Gasversorgung, Netz- und Tankstellenbetrieb zu den dritten CNG Mobility Days nach Berlin. Im Fokus der Veranstaltung standen die augenblickliche Situation und die Zukunft von komprimiertem Erdgas (Compressed Natural Gas, kurz CNG). Auch Flottenmanagement wohnte dem Treffen in der Hauptstadt bei.</p>

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Oftmals wird bei der Dekarbonisierung des Verkehrs die Elektromobilität als einzige Lösung in den Fokus gestellt. Jedoch wird hierbei eine bestens bekannte Alternative vergessen: Erdgas. Denn im Vergleich zu Benzin- und Dieselmotoren entstehen bei der Verbrennung von CNG deutlich weniger Schadstoffe: So reduzieren sich die Kohlenstoffdioxid-(CO2-)Emissionen im Vergleich zu Benzin um rund 25 Prozent. Gleichzeitig werden deutlich weniger Kohlenmonoxid (CO) und Stickoxide (NOX) emittiert. Nicht zu vergessen ist der Anteil an Ruß oder Feinstaub, der bei einem Erdgasantrieb minimal ist.
Neben den Vorteilen in Bezug auf die Umweltbelastung gibt es noch weitere Vorzüge, die sich auch für den Nutzer bezahlt machen. So ist der Energiegehalt von CNG im Vergleich zu Benzin und Diesel höher. Das heißt, dass die Verbräuche geringer sind. Zieht man in der Betrachtung auch die niedrigeren Kraftstoffkosten hinzu, ergibt sich eine deutliche Ersparnis: Bei einem durchschnittlichen Abgabepreis von 1,10 Euro pro Kilogramm (entspricht einem Benzinpreis von 70 Cent pro Liter) und einem Durchschnittsverbrauch von sechs Liter Benzin in einem Mittelklasse- Fahrzeug sowie einer Fahrleistung von 20.000 Kilometern beläuft sich die Ersparnis auf etwa 750 Euro pro Jahr. Hinzu kommt die geringere Kfz-Steuer, die sich aufgrund des niedrigeren CO2-Ausstoßes ergibt.
Doch warum wird der Erdgasantrieb noch nicht als sauberere Alternative zu den herkömmlichen Verbrennungsmotoren in der breiten Öffentlichkeit wahrgenommen? Ein wichtiger Punkt sind die Mehrkosten bei der Anschaffung: Diese liegen bei einem werkseitig ausgelieferten Pkw zwischen 1.500 und 3.500 Euro. Diese Mehrkosten, die der Ersparnis bei den Verbräuchen gegenüberstehen, amortisieren sich jedoch erst in mehreren Jahren. Daneben ist Erdgas, wie der Name schon sagt, ein fossiler Brennstoff. Im Vergleich zu Benzin oder Diesel kann Erdgas aber viel einfacher synthetisch oder aus Reststoffen, beispielsweise als Biogas aus Abwasser oder landwirtschaftlicher Produktion, gewonnen werden. Dadurch verbessert sich die Umweltbilanz noch einmal deutlich. Besonders, wenn bei der Gasgewinnung regenerativ erzeugter Strom zum Einsatz kommt. Damit schlägt Erdgas eine Brücke zwischen fossilen Kraftstoffen und Elektromobilität, wobei im Vergleich zum Elektrofahrzeug viele Hemmnisse wie die fehlende Infrastruktur oder die Verfügbarkeit dieser Fahrzeuge nicht gegeben sind.
Mit den CNG Mobility Days wollen der Volkswagen Konzern und seine Marken zeigen, welches Potenzial in dieser alternativen Technologie steckt. Hierfür standen aus dem ohnehin reichhaltigen Produktangebot von 19 Konzernmodellen zahlreiche Testwagen zur Verfügung, um eben auch denjenigen, die vorher noch kein Erdgasfahrzeug gefahren sind, ein erstes Fahrerlebnis zu verschaffen. Gleichzeitig präsentierte man mehrere Neuvorstellungen sowie ein Versuchsfahrzeug eines Erdgas-Plug-in-Hybrids. Damit zeigte der Konzern, dass CNG auch in Zukunft eine wichtige Rolle für Volkswagen spielen wird, und bekräftigte das Statement von Herbert Diess, Vorstandsvorsitzender der Volkswagen AG: „Beim Gasantrieb sind wir Weltmarktführer und besser aufgestellt als der Wettbewerb. Auch diese Technologie werden wir weiter ausbauen und verbessern.“
Eine Neuvorstellung lieferte Škoda mit dem Scala G-Tec, der dank seiner drei CNG-Tanks nach vorläufigen Messungen eine Reichweite von rund 410 Kilometern im reinen Erdgasmodus verspricht. In Kombination mit dem neun Liter großen Benzintank beträgt die Gesamtreichweite rund 630 Kilometer. Der Marktstart der neuen Variante des tschechischen Kompaktklässlers soll im vierten Quartal 2019 erfolgen. Dies ist dann neben dem Octavia G-Tec das zweite Modell mit Erdgasantrieb im Škoda-Angebot. Bei der Marke Volkswagen entschied man sich hingegen im Vergleich zu den alten CNG-Modellen, den Benzintank deutlich zu verkleinern und eine zusätzliche CNG-Flasche in die Fahrzeuge einzubauen. Dadurch soll zum einen dem Wunsch vieler Kunden nach größerer Reichweite im Erdgasbetrieb nachgekommen werden und zum anderen sollen die Vorteile des Erdgasantriebs besser ausgespielt werden. Ein Novum präsentierte SEAT mit dem Arona 1.0 TGI: Erstmals wurde die CNG-Technologie in einem SUV verbaut und damit in dem am schnellsten wachsenden Fahrzeugsegment. Dass der alternative Antrieb sich bei den Fahrleistungen nicht hinter herkömmlichen Verbrennern verstecken muss, unterstreichen die neuen 2.0-TFSI-Motoren in den Audi-g-tron-Modellen, die kürzlich mit dem „International Engine of the Year“-Award in der Kategorie von 150 bis 250 PS ausgezeichnet wurden.

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Neben den Produkten stand eben auch die umweltschonende Gewinnung von CNG im Fokus der Veranstaltung, dies verdeutlichten auch die Worte von Stephen Neumann, Volkswagen Konzernbeauftragter CNG-Mobilität: „Eine noch bessere CO2-Bilanz ergibt sich durch das Betanken mit Biomethan oder e-Gas. Biomethan wird aus organischen Reststoffen gewonnen, e-Gas aus überschüssigem Grünstrom (Power-to-Gas). Beide können problemlos ins Gasnetz eingespeist und fossilem Erdgas in beliebiger Menge beigemischt werden.“ In diesem Bereich engagieren sich die Marken des Volkswagen Konzerns mit ihren Industriepartnern bereits seit geraumer Zeit. Audi beispielsweise betreibt in Werlte (Emsland) seit 2013 die weltweit erste industrielle Power-to-Gas-Anlage und speist das aus Windstrom gewonnene Audi e-gas ins Erdgasnetz ein. Das Unternehmen verbiogas verwendet hingegen die landwirtschaftlichen Reststoffe Schlempe (Rückstände einer Gärflüssigkeit von Kohlenhydraten) und Stroh als Grundlage für die Erzeugung eines Biokraftstoffs. Seit 2014 betreibt das Unternehmen in Schwedt/Oder eine großtechnische Anlage zur Produktion von Biomethan aus 100 Prozent Stroh. Vier Großballen, sprich zwei Tonnen des trockenen Ausgangsmaterials, reichen aus, um den Jahreskraftstoffbedarf für einen Mittelklasse CNGPkw herzustellen.
Doch auch die Infrastruktur ist ein Thema: Zwar ist diese aufgrund der hohen Reichweiten und des oft verbauten zusätzlichen Benzintanks nicht ein ähnliches Hemmnis wie bei der Elektromobilität, jedoch ist die CNG-Tankstellendichte deutlich geringer als bei Tankstellen für herkömmliche Kraftstoffe. Damit würde natürlich auch die Akzeptanz für diese Antriebstechnologie steigen, wenn das Angebot an Tanksäulen weiter steigt. Dieser Aufgabe nimmt sich unter anderem das Total-Tochterunternehmen PitPoint an und plant, errichtet, finanziert, betreibt sowie wartet öffentliche wie auch private Tankstellen für LNG, CNG, Biomethan, Wasserstoff und Elektro-Ladepunkte. Zuletzt hatte das Unternehmen mit drei neuen Standorten in Ilmenau, Dreieich und Luckenwalde sein deutsches CNG-Tankstellennetz auf knapp 40 Standorte erweitert. Dabei arbeitet PitPoint auch eng mit Flottenkunden zusammen, um in puncto Versorgung bei der Umstellung des Fuhrparks auf den saubereren Kraftstoff keine Probleme entstehen zu lassen. Nicht zuletzt zeigt auch das Technologieunternehmen HYGEN, dass Erdgas keineswegs der Elektromobilität nachsteht, und präsentierte auf den CNG Mobility Days den GasDroid, eine „Wallbox“ für Häuser und auch kleine Unternehmen, an der CNG-Fahrzeuge ganz ähnlich wie beim Elektromobilitätspendant tanken können.

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