Revolution an der Zapfsäule?
<p> Wie so viele Bereiche des Fuhrparklebens, so wurde auch das Tanken durch die Digitalisierung revolutioniert. Quasi in Echtzeit erhält der Fuhrparkleiter einen Einblick in die Verbräuche der Fahrzeuge. Doch der Digitalisierungsprozess ist in Sachen Tankmanagement noch nicht am Ende: Digitales Bezahlen wird die Zukunft bestimmen und den Tankprozess vereinfachen.</p>

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Digitale Tankkarte
In Zeiten, in denen fast alles mit einer App gesteuert werden kann, verwundert es vielleicht ein bisschen, dass man beim Tanken des Flottenfahrzeugs noch immer auf eine physische Tankkarte setzt. Doch die Tage der kleinen Plastikkarte scheinen gezählt. Die großen Tankkartenanbieter und Mineralölkonzerne bieten zunehmend auch alternative Bezahlmethoden an. Für viele liegt in den kontaktlosen digitalen Bezahlvorgängen die Zukunft. So schildert Josef Grünberger, Leiter Marketing und Tankstellen der Deutschen AVIA Mineralöl-GmbH: „In Anlehnung an die generell überzeugenden Vorteile kontaktloser Kartenzahlungen ordnen wir auch zukünftig den mobilen Formen des digitalen Bezahlens wie ‚Wallet‘ und ‚Mobile Payment‘ (indoor und outdoor) mittelfristig einen sehr hohen Stellenwert zu.“ Gleichzeitig prognostiziert der Tankkartenexperte aber auch eine längere Übergangsphase: „Bezogen auf den Tankkartenbereich erwarten wir aber aufgrund differenzierter Kundenbedürfnisse eine längere Phase der Parallelität von physischen Tankkarten und digitalen beziehungsweise mobilen Applikationen. Dementsprechend arbeitet die Deutsche AVIA sowohl an einem mittelfristigen Angebot einer digitalen AVIACARD als auch am Angebot einer Mobile Payment Funktion.“
Bei der DKV wird die digitale Tankkarte in Kürze Realität werden. Gegenüber Flottenmanagement konnte Sven Mehringer, Geschäftsführer Fuel/ Energy und Vehicle Service bei DKV Euro Service, berichten, dass DKV Euro Service und das Mineralölunternehmen Q1 Energie AG gemeinsam eine digitale Tankkarte entwickelt haben, die kurz vor der Marktreife stehe und eine Abrechnungsmöglichkeit via Smartphone (Bluetooth) biete. „Wir sind ein markenunabhängiger Partner. Daher muss unser Zahlungsmittel bei allen Partnern einsetzbar sein“, erklärt Mehringer. Dabei solle vor allem der Kunde profitieren. So sei beispielsweise beim Einsatz der App keine PIN mehr nötig. Doch auch Mehringer sieht bei allen Vorteilen noch längst nicht das endgültige Aus für die Tankkarte aus Plastik. So verfüge nicht jeder Fahrer über ein (Dienst-)Smartphone und beispielsweise in einem Rettungsfahrzeug mit ständig wechselnden Fahrern sei es bis dato immer noch einfacher, wenn eine Plastikkarte mit den Fahrzeugpapieren weitergegeben werde. „Wir haben bei allen Überlegungen die Customer Journey im Blick. Denn die Payment-Lösung muss aus Kundensicht akzeptiert werden und dem Kunden weiterhelfen“, weiß Mehringer.
Erste Erfahrungen mit einem App-Bezahlsystem hat auch Bernard Roodenrijs, European Fleet Director, BP Europa SE, bereits gesammelt. „Ein zentraler Baustein der digitalen Transformation unserer internationalen Muttergesellschaft BP ist die Smartphone-App ‚BPme‘, die 2018 in Großbritannien eingeführt wurde. Sie zeigt, wie wir uns in Zukunft die Interaktion mit unseren Kunden vorstellen. Eine wichtige Funktion von BPme ist, Kraftstoff bezahlen zu können, ohne das Auto verlassen zu müssen – das macht den gesamten Tankstopp einfacher, schneller und bequemer. Die Einführung dieser und anderer Smartphone-Anwendungen in anderen Märkten wird derzeit vorbereitet.“
Alternative Antriebe
Neben den Veränderungen durch die Digitalisierung zwingen auch die auf kommenden alternativen Antriebe die Mineralölgesellschaften zum Umdenken. Über eine Tankkarte, ob digital oder physisch, können mittlerweile nicht mehr nur Diesel oder Benzin abgerechnet werden (siehe Tabelle). Erdgas, Wasserstoff und Strom gehören zunehmend ins Sortiment von Tankstellen. Doch gerade Stromtanken könnte die Strukturen von Tankstellen verändern. Das Tanken an Ladesäulen dauert länger und geschieht idealerweise am Parkplatz und ist daher eher dezentral, wohingegen das Tanken konventioneller Kraftstoffe, aber auch von Alternativen wie Wasserstoff oder Erdgas an klassischen Tankstellen funktioniert. Doch auch hier spielen die großen Player im Tankkartenmarkt bereits kräftig mit. So hat Shell kürzlich den Ladesäulenspezialisten NewMotion erworben, wodurch Besitzer der Shell Card an rund 100.000 Ladesäulen in ganz Europa tanken können. Doch damit nicht genug, wie Rainer Klöpfer, Geschäftsführer euroShell Deutschland GmbH & Co. KG, schildert: „Damit eine flächendeckende Infrastruktur gewährleistet ist, muss das Ladenetz weiter zügig ausgebaut werden. Aus diesem Grund sind wir als Shell auch Teil des IONITY Projekts. Dabei geht es darum, bis 2020 europaweit 400 Schnellladestationen an Autobahnen einzurichten. Fast ein Viertel davon an Shell Stationen.“
Natürlich hängt die Entwicklung des Tankstellen- und Tankkartengeschäfts auch stark davon ab, welcher alternative Antrieb sich letztlich flächendeckend durchsetzen wird. Beispielsweise könnte Erdgas in Form von LNG (Liquid Natural Gas) eine kleine Renaissance an der Zapfsäule erleben. Das flüssige Erdgas soll verstärkt im Nutzfahrzeug- und Lkw-Bereich als Dieselersatz zum Einsatz kommen. Derzeit fördert der Staat die Anschaffung solcher LNG-Lkw mit 12.000 Euro pro Fahrzeug. Die Mineralölgesellschaften haben bereits darauf reagiert. So kündigt Maren Schenk, Produktund Marketingmanagerin Tankkarten, TOTAL Deutschland GmbH, an: „Auch LNG spielt für TOTAL eine zunehmend wichtige Rolle. Dementsprechend gibt es ein europaweites Programm zum Aufbau eines LNG-Tankstellennetzwerks. In Kürze werden wir in Deutschland unsere erste LNG-Tankstelle eröffnen, weitere sind bereits in Planung.“

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